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3.10.2003 2:59 PM CET
Die englische Küche
Die deutsche Küche hat in England übrigens einen ähnlich schlechten Ruf wie die englische Küche in Deutschland. Jedesmal wenn jemand nach einem England-Aufenthalt die Augen verdreht und über das Essen dort herzieht, frage ich mich, was und wo die Leute bloß gegessen haben mögen. Kann natürlich sein, dass deutsche Englandbesucher all die asiatischen Restaurants nicht als englisch ansehen. Und wenn sie ausgezeichnet chinesisch oder indisch gegessen haben, diese kulinarischen Vergnügen nicht dem Urlaubsland zuordnen. Ein bisschen traurig ist allerdings der Versuch vieler junger Restaurants, Fusion Cooking anzubieten. Die Früchte-Nudeln mit Sojasoße aus dem Wok, die ich letztes Jahr in einem hippen Lokal in Brighton gegessen habe, waren zwar ganz nett. Auch der Red Kipper mit Lemon Gras. Aber so richtig aufregend ist das nicht, eher konturlos. Und wie erklären sich die Verächter des englischen Essens dann bitte den internationalen Erfolg des Naked Chef Jamie Oliver, sehr veehrt auch von der Meisterköchin? Meine ganz persönliche Aufklärungs-Mission für das englische Essen, die ich bislang hauptsächlich an meinen Gästen ausgelebt habe, setzte ich also ab sofort auch in diesem Blog fort. Unter den Rezepten findet sich seit heute der Cheese and Spinach Pancake Pie von Helene aus Poynton bei Manchester.
Kommentare: 4 Kommentare Das Hotel am Warrior Square, St. Leonards, Hastings, hatte schon bessere Tage gesehen. Die Fassade der fünf Stockwerke hohen, viktorianischen Herberge für den typisch englischen Seebadurlauber war frisch gestrichen, aber in der Empfangshalle und dem zugigen, großen Speisesaal, in dem einige wenige Gäste auf das Essen warteten, bröckelte an einigen Stellen der Putz von den Wänden. Warum nur hatte ich mich nur von der Dame an der Rezeption dazu überreden lassen, das Abendessen im Hotel einzunehmen? Waren es die Worte "varied and interesting menu", die meinen Appetit anregten? Auf der Speisekarte gab es nur ein einziges, dreigängiges Menü. Während ich noch über eine schnelle Flucht nachdachte, schwebte eine Kellnerin heran und stellte mir eine Tasse mit hellgrünem, halbflüssigem Pudding vor die Nase. Den lauwarme Brei ohne nennenswerten Eigengeschmack (laut Speisekarte handelte es sich um Erbsensuppe) ließ ich angewidert nach dem ersten Löffel stehen, während am Nachbartisch eine Dame genießerisch die Augen verdrehte und sich zu einem verzückten "delicious" hinreißen ließ. Der Hauptgang wurde aufgetischt. Auf dem Teller befanden zwei kleine, dünne Lammbratenscheiben, ein paar kleine Kartoffeln, Möhrenwürfel mit einem schon fast unnatürlichen Orangeton und knallgrüne Erbsen. "Sir, möchten Sie einen Klumpen Minzsauce oder zwei?" fragte die Bedienung. Marmor, Stein und Eisen bricht, nur dieser verdammte Lammbraten nicht. Die zähen Fleischscheiben ließen auf eine hohe Kilometerleistung des Tieres schließen. Die Kartoffeln waren glasig und trocken. Die Erbsen und Möhren bestanden vermutlich aus eßbarem, geschmacksneutralen Plastik. Der Hauptgang war, kurz gesagt, völlig ungenießbar. Die Dame am Nachbartisch leckte sich die Lippen und kreischte "superb". Der Nachtisch besand aus vertrocknetem, bröseligem Sandkuchen. Wenigstens war der Klecks Vanillesauce, der gnädig das verunglückte Backwerk abdeckte, eßbar. Die Dame am Nachbartisch erlitt einen Hustenanfall. Vielleicht lag es am Kuchenstaub, der in der Luft lag. Zur Ehrenrettung der britischen Küche sei gesagt, daß man sich heute anstrengen muß, um noch irgendwo ein solches Menü aufzutreiben. Die Zeit, in der in Großbritannien erbärmliches Essen eher die Regel als die Ausnahme war, liegt jedoch noch nicht lange zurück und die Erinnerungen an die schlechten, alten Zeiten werden wohl noch ein wenig in den Köpfen der geschockten Inselbesucher herumspuken.
*prust* Ich musste gerade sehr an Fawlty Towers denken... Oder an den Briten in Asterix als Legionär (köstlich, ist es nicht?).
Jajajajaja. Ich habe aber auch in Griechenland, in Spanien und in Italien bereits legendär schlecht gegessen. Was der Tommy aber auf jeden Fall kann: Obst importieren. Was man in englischen Supermärkten kriegt, hat weit mehr Aroma als das bunte Zeug an Tengelmanns Obsttheke.
@Kaltmamsell: Nein, nein, das war eindeutig ein "dehydrated crumble without apples". Mit Minzsauce habe ich mich nie anfreunden können, aber Matscherbsen aus der Imbissbude mag ich. PS: "Mr. Fawlty, Mr Fawlty, he put mince in it, he put bloody mince in it!" (Manuel [Andrew Sachs], Fawlty Towers, The Anniversary)
@knut: "It's not a rat! It's a hamster!"
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