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5.10.2003 12:11 PM CET
Das dritte Wiesn-Wochenende
Vielleicht haben das Oktoberfest und ich ja doch noch eine Chance.
Zum anderen war ich am Freitag dann doch dort. Das erste Mal, vor vier Jahren, musste ich, weil ein wichtiger Kunde mich eingeladen hatte. Also hatte ich damals ein Wildleder-Mieder zum Schnüren und einen riesigen Rüschenrock aus meiner 80er-Jahr-Jugend entstaubt und mich in ein Bierzelt gesetzt. Das war sehr gruslig gewesen. Denn bereits auf dem nachmittäglichen Weg zur Theresienwiese (daher "Wiesn") musste ich einem jungen Mann mit blau geschlagenem Auge ausweichen, Grüppchen und Gruppen von Menschen unter spitzen riesigen Filzhüten überholen (wann zum Teufel sind die eigentlich aufgekommen?), Pärchen mit Bierflaschen in der Hand übersehen, von Müllsprengseln in Vorgärten wegblicken.
Auf der Wiesn angekommen holte ich mir erst mal "eine Rote in der Semmel", die mir eine junge, missmutige Frau überreichte - die sich nicht mal durch mein 400-Watt Kampflächeln zum Verziehen der Miene bringen ließ. Systematisch besah ich mir Karusselle, Buden und Bahnen. "Fahrgeschäfte" faszinieren mich ja schon. Der Trend geht offensichtlich immer mehr zu chaotischen Bewegungen um mehrere Achsen.
Und dann entdeckt ich noch den "Musik-Express"! Die einzelnen Wagen sind hier fest montiert, fahren über Wellen im Kreis. Mein kleiner Bruder nannte seinerzeit diese Art Karussel "Ruck zure" (hochdeutsch ungefähr "rück näher heran") und wies auf die Kunst hin, sich als lüsterner Jüngling immer außen im Wagen zu platzieren. Denn früher oder später musste sich die nebensitzende Dame der Fliehkraft ergeben und presste sich dann an ihn. Überrascht war ich, wie viele altmodische Buden herumstanden: Büchsenwerfen, Spicker (so hießen Darts früher), Schießbuden, Geisterbahnen. Ich hätte nicht gedacht, dass sich damit Geld machen lässt. Auch vier Varietees entdeckte ich, ein Kasperltheater, eine Steilwand-Motorrad-Show. Als ich dann auch noch echten Türkischen Honig bekam (in rosa und weißen Spänen! - nicht zu verwechseln mit Türkischem Nougat), war ich fast mit dem Oktoberfest versöhnt.
Mittlerweile aber kostete es mich mehr und mehr Mühe, über die Auswirkungen übermäßigen Alkohol-Genusses bei den Wiesn-Besuchern hinweg zu sehen. Ich ging ganz schnell wieder nach Hause. Ich glaube, den nächsten Annäherungsversuch ans Oktoberfest verschiebe ich auf 2004.
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