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3.12.2003 8:22 AM CET
Sticheln gegen Akupunktur
Da seien wir den deutschen Krankenkassen aber mal dankbar: Beim Versuch, die Wirksamkeit von Akupunktur wissenschaftlich zu beweisen, um auch damit Geld zu machen, haben sie ein kolossales Eigentor geschossen. Die Wissenschaftsseite der heutigen Süddeutschen Zeitung (gefällt mir übrigens sehr gut, dass es statt des wöchentlichen Wissenschaftsteils jetzt tägliche Einzelseiten gibt) vermeldet: "Studien zur Wirksamkeit der alternativen Behandlungsmethode nicht aussagekräftig“.
Die Kernaussagen: Aber klar kennt jeder Einzelfälle, in denen Akupunktur anscheinend gewirkt hat. Einzelfälle sind aber kein nachprüfbarer Beweis für einen kausalen Zusammenhang (mir hat ja auch schon mal gegen meine Nackenverspannung geholfen, Bachs Brandenburgische Konzerte zu hören). Es ist der Wettbewerbsdruck, der Krankenkassen und Ärzte dazu bringt, Akupunktur anzubieten, nicht die Wirksamkeit. Das Misstrauen gegen Wissenschaft und damit auch gegen wissenschaftlich basierte Medizin ist in dieser unserer Gesellschaft groß. Populäre Blätter von Bild bis Frau im Spiegel propagieren Akupunktur, Frauenzeitschriften und anti-aufklärerisch eingestellte Romantiker dito. Dabei ist das gesamte Gebiet der so genannten alternativen Heilmethoden in erster Linie ein riesiger Markt, mit dem sich ein mords Geschäft machen lässt. Vor allem weil es sich ja auf den ersten Blick gegen die bösen, nur kommerziell ausgerichteten Pharmaunternehmen richtet. Lesen Sie in der nächsten Folge: Die Wirksamkeit von Homöopathie ist bereits seit vielen Jahren widerlegt.
Kommentare: 16 Kommentare
Ach ja, und eben entdecke ich, dass sich auch das Ärzteblatt für die PR-Kampagne der Krankenkassen hat einspannen lassen:
Ich bin mir jetzt nicht sicher, was dein Beitrag jetzt aussagt, d.h. wie du dich zu Akupunktur stellst. Mein Hintergrund ist ein recht wissenschaftlicher - allerdings habe ich selbst feststellen müssen, daß Alternativmedizin in vielen Fällen hilft (auch Homöopathie, insbesondere bei Babies und Kindern, die nicht rational erfassen können, was da grade vor sich geht). Ich sehe letztlich nicht ein, warum die Kassen Therapieformen nicht bezahlen dürfen, die nachweislich geholfen haben. Statt dessen werden chemisch-pharmazeutische Therapien geführt, die im Hinblick auf Neben- und Wechselwirkungen fast nicht greifbar sind - und nebenbei auch häufig jede Menge Geld kosten. Daß die Kassen in der momentanen politisch-wirtschaftlichen Situation mehr an den wirtschaftlichen Erfolg denken kann ich ihnen schon fast nicht verdenken.
Oh, ich dachte, es sei klar, dass ich gegen alle Therapieformen bin, die nicht wissenschaftlich nachprüfbar sind. Bei Akupunktur hat sich ergeben, dass kein Unterschied zu Nadelstichen nach irgendwohin besteht: Funktioniert also nicht.
Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast... Bei der Akkupunktur gebe ich Deiner Schlussfolgerung aber nicht recht. Das einzige, was gemäss Deinen Argumenten bewiesen ist, ist, dass es nicht drauf an kommt, wo gestochen wird. Oder wie ist das mit dem Ingenieur, dem Physiker und dem Mathematiker, die durch Schottland reisen und ein schwarzes Schaf sehen? Der Ingenieur: In Schottland sind die Schafe schwarz. Der Physiker: Dieses Schaf ist schwarz. Der Mathematiker: Dieses Schaf ist mindestens auf einer Seite schwarz...
Deswegen finde ich ja so schön, dass die Süddeutsche die Untersuchung von einem Statistiker auseinandernehmen hat lassen. Nicht von einem Mediziner oder Apotheker. Sie haben einfach nur die Methode verrissen und damit allen Aussagen den Boden entzogen.
Letztendlich hat der Statistiker aber nur die alte Pfleger-Weisheit (hab das mal ein paar Jahre im Reha-Langensteinbach gemacht) bestätigt: Es gibt keine Garantie auf Erfolg, und zwar bei wirklich jeder Behandlungsmethode, auch die angeblich wissenschaftlich nachprüfbaren versagen so häufig wie die "nicht nachprüfbaren" Therapien.
Aber sicher: Rituale sind wichtig, jedes Hokuspokus, das den Patienten wichtig nimmt, trägt zur Heilung bei (das meine ich ernst!). Die Exfrau wäre also durch jedes andere mystische Ritual vermutlich genauso entspannt worden. Die Untersuchung der Krankenkassen hat ja auch gezeigt, dass es ganz egal ist, wo die Nadeln eingepiekst werden. Ich empfehle also bei der nächsten Migräne kostensparende Selbstbehandlung.
Da sind wir genau an der Frage, die die Statistik eben genau nicht beantworten kann:
Hm, Selbsuggestion weniger. Es ließ sich aber tatsächlich durch Doppelblindversuche nachweisen, dass ärztliche Aufmerksamkeit und die gesamte Atmosphäre der medizinischen Behandlung einen statistisch relevanten Unterschied machen. Deshalb macht mich ja Quacksalberei so wütend: Die Stimmung, die die entsprechenden Branchen gegen die so genannte Schulmedizin machen, verzögert die Heilung z.B. durch Antibiotika. Wer mit der Einstellung zum Arzt geht, dass der ihn sowieso nur übers Ohr hauen will, weil er keine "rhytmisch geschüttelten" Produkte anbietet - der ist schwerer zu heilen.
na, da besteht ja durchaus eine gewisse Gegenseitigkeit. Ich mag Ärzte, die mir verschreiben, was "mir" gut tut. Ob das Antibiotika sind oder Akupunktur oder beides zusammen. Dieses gegenseitige Niedermachen ist so lästig, hört aber meiner Beobachtung nach auch inzwischen auf. Ich sehe diese komische Statistik als ein letztes Aufbäumen zumindest der einen Seite. Die "Globolifraktion" schiesst sich bei mir auch noch regelmässig ins Abseits, aber da ist es weniger die Lobby als die fanatischen Patienten, die mich nerven.
Klar, das mag jeder, dass man ihm Zeugs verschreibt, von dem er glaubt, dass es ihm gut tut. Solange die Allgemeinheit dafür bezahlt...
was solln das fürn blöder spruch sein?
nomma kurz auf den Statistiker zurückzukommen... Es macht sehr wohl Sinn, bei Studien Statistiker zu befragen, insbesondere wenn es sich um Biometriker bzw. im biometrischen Umfeld beheimatete Statistiker handelt. Die können nämlich ganz gut beurteilen, ob die Rahmenbedinungen was taugen, lies: ob die Studie überhaupt in der Lage ist, Aussagen zu treffen oder einfach nur eine Sammlung von Daten ist, die beliebig interpretierbar sind. Ich bin prinzipiell auf deiner Seite, wenn du sagst, daß wissenschaftliche Beweise zählen sollten. Andererseits ist der menschliche Körper ein derart komplexes System (wie so ziemlich jedes biologisches), daß "Wissenschaft" hier eben häufig "Statistik" bedeutet. Oder, anders ausgedrückt: das, was wissenschaftlich nicht belegbar ist, muß nicht falsch sein. Daß Homöopathie viel Hokuspokus enthält, steht außer Frage. Ich erlebe aber die Wirksamkeit von Globuli, ob ich da jetzt dran glaube oder nicht (ganz zu schweigen davon, daß ich es mir nicht erklären kann). Stichwort Antibiotika: was ich hier so mitbekomme, was Menschen von Ärzten verordnet wird; das zieht einem die Schuhe aus. Das billigste Medikament meist, manchmal auch das des Pharmakonzerns, dessen Vertreter vor kurzem beim Arzt war. Manchmal einfach der chemisch-pharmazeutische Hammer nach dem alten Motto: "viel hilft viel".
@Jens
@Kaltmamsel
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