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4.12.2003 10:04 AM CET
Ex-Freunde

A. hat es ein weiteres Mal versucht: Gestern fand ich eine Mail von ihr im Posteingang. Wie es mir denn gehe. Und dass sie mich sehr gerne mal wieder sehen möchte.
Wie macht man mit Freunden Schluss? Ich wiederum will sie nämlich nicht sehen. Nicht in dem Maß, dass ich eine Begegnung absichtlich verhindern würde. Aber für mich ist diese Freundschaft bereits seit vielen Monaten beendet. Wie die Freundschaft zu U., L., und G. Ich habe genau genommen mit einem ganzen Freundeskreis Schluss gemacht.
Eigentlich hatte ich gehofft, das würde sich dadurch erledigen, dass ich an keinem Treffen mehr teilnehme und auch sonst einfach von der Bildfläche verschwinde. Das hätte möglicherweise auch geklappt, wenn nicht mein Mitbewohner ein Teil dieses Freundeskreises wäre. Er versteht sich mit den Vieren weiterhin sehr gut und trifft sich regelmäßig mit ihnen. Dadurch bin ich wohl indirekt immer noch präsent.

Es handelt sich ja auch keineswegs um ein Zerwürfnis. Ich habe mich lediglich von diesen Menschen weg gelebt. Angefangen haben die Freundschaften zu Studienzeiten. Da war der Kreis auch erheblich größer - und nicht wirklich ein Kreis. Die Leute waren jeweils mit allen anderen einzeln befreundet. Wir trafen uns fast ausschließlich zu zweit oder zu dritt. Im ganzen Jahr gab es vielleicht drei bis vier Gelegenheiten, zu denen alle an einer Stelle versammelt waren: Partys, große Gelage, Grillen am See.

Der Großteil dieses Freundeskreises verstreute sich nach dem Studium naturgemäß über die Republik, auf andere Kontinente, in Familiengründung. Eine Folge war, dass sich der Rest eher zu offiziellen Gesamttreffen verabredete. Das spontane Bierchen starb aus. Diese Gesamttreffen langweilten mich aber immer mehr: Wie Familientreffen liefen sie nach dem immer gleichen Muster ab, bis in die Gesprächsthemen hinein.
Dazu kam, dass sich mein Leben in den vergangenen Jahren sehr verändert hat. Für dieses veränderte Leben fühlte ich mich immer mehr angefeindet. Als ich mir dessen bewusst wurde, erschreckte mich am meisten, dass mir diese Ablehnung egal war: Die Leute waren mir egal geworden. Also beschloss ich auszusteigen - auch wenn ich wusste, dass ich dadurch meinen Mitbewohner in eine unangenehme Situation bringen würde.

Aber dazu gehe ich doch nicht hin und sage: „Übrigens, ich bin ab jetzt nicht mehr Eure Freundin.“ Das macht man zur Beendung von Beziehungen. Die basieren ja meist auf einer gewissen Ausschließlichkeit und bedürfen der klaren Definition „wir sind ein Paar“ oder eben „wir sind als Paarteil verfügbar“. Freundschaften laufen halt aus. Ich will doch auch niemanden verletzen. Und ich habe überhaupt gar keine Lust auf eine Diskussion, auf Rechtfertigungen oder Erklärungen.

Das heißt ja dann wohl, dass ich die Mail von A. einfach unbeantwortet lösche, oder?


Kommentare: 5 Kommentare

interessant. (und merkwürdig)

vor zwei wochen habe ich einen sehr sehr ähnlichen beitrag geschrieben. hiess sogar genau so. (nur ist mir dann der computer abgestürzt und hat den beitrag mitgenommen)

ich habe ein ähnliches problem mit einer freundin. zwar ist die ausgangslage eine andere, aber ich stehe (vor weihnachten, weil da kommt der anruf, dass wir uns treffen sollen) auch vor der entscheidung: sag ich ihr, dass ich kein interesse mehr an einer freundschaft habe oder lasse ich das treffen über mich ergehen und melde mich dann nie wieder bei ihr?

das ganze auszusprechen hat sowas endgültiges. ich mag mich nicht mein leben lang schlecht fühlen müssen, wenn wir uns mal zufällig wo treffen.

tja.... in deinem fall würde ich also die email nicht beantworten.

Liebe Inés,

ich denke Freundschaften werden ebenso schleichend beendet wie sie beginnen. Man meldet sich nicht mehr, ruft nicht zurück, das läuft dann schon aus oder die Frequenz der Treffen nimmt drastsich ab.

Habe das selbst ein paar mal durchlebt, allerdings nicht ganz so bewusst wie Du das jetzt beschreibst. Nach Jahren juckt es einen vielleicht dann doch noch mal, die Leute zu sehen.

Frage ist noch, wie Mitbewohner damit umgeht und was er auf Nachfrage der Freunde als Erklärung liefert, so er was liefern soll, will, muss. Da sollt vielleicht nach einer Sprachregelung geforscht werden.

Grüsse aus´em verregneten Mallo

Gerhard

Nachtrag:
Antwort c) ist richtig, Mail unbeantwortet ablegen/löschen

Hallo Frau Kaltmamsell,

ging mir auch schon häufiger so. Bei zwei Leuten habe ich die Freundschaft offiziell gekündigt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht, nämlich die, dass ich die Leute so gut wie nie mehr sehe (auch durch einen Umzug erleichtert) und wenn... tja, man nickt sich zu und geht weiter.
Es ist vielleicht hart, aber mir hat die Variante mit dem klaren Schnitt besser gefallen und ich werde sie weiter praktizieren (hoffentlich nicht mehr zu oft).

Grüße
Elli

Hochverehrte Kaltmamsell,

ich stand vor Jahren vor demselben Problem. Allerdings hatten wir uns nicht einfach nur auseinandergelebt, sondern ich hatte das Gefühl, mich ganz dringend aus dem Freundeskreis lösen zu müssen, um mich wirklich weiterentwickeln zu können. Das Bild der anderen von mir war starr und engte mich zu sehr ein.
Aber wie sollte ich das erklären?
Also hab ich mich einfach totgestellt, was aufgrund der räumlichen Distanz nicht so schwierig war. Feige, ich weiß, aber für mehrere Jahre wirkungsvoll. Inzwischen ist man aber auch vor seiner eigenen Vergangenheit nicht sicher. Die Nostalgiewelle spült alle wieder an.