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19.12.2003 12:54 PM CET
Sprachfaschismus
Mag von mir aus schon wieder eine Alterssache sein. Aber mittlerweile nerven mich Leute, die so diskutieren, erheblich mehr als der Verursacher des ` in Uschi`s Frisiersalon. Ich halte sie nämlich für korinthenkackende Sprachfaschisten. Korinthenkackend deshalb, weil sie denselben lächerlichen Eifer an den Tag legen, mit dem ihre Kollegen darauf hinweisen, dass Schwarz keine Farbe sei. Sprachfaschisten, weil sie sich durch ihre Fertigkeiten im Umgang mit der Sprache für etwas Besseres halten. Sprache ist etwas Lebendiges, Sprache verändert sich, Sprache ist nicht logisch. Über allen Rechtschreib- und Grammatikregeln steht das Postulat der Verständigung zwischen Menschen. Es ist völlig in Ordnung, wenn jemand auch bei Fremdwörtern den Plural nach deutschen Regeln bildet, zum Teufel! Wer verlangt, dass der deutsche Durchschnittsbürger (und den meinen wir Demokraten ja, GELL!) die lateinischen Deklinationsarten drauf hat, um die Mehrzahl von Status zu bilden, ist nicht ernst zu nehmen, halten zu Gnaden! Warum denn nicht Statusse? Oder Vitas? So, Visa ersetzt langsam Visum für den Singular? NA UND?! Gleichzeitig habe ich ein sehr großes Herz für verschwindende Wörter und Grammatikregeln. Ich kenne viele davon und verwende sie gerne, einfach um sie am Leben zu erhalten und um ein bisschen mit ihnen anzugeben. Mit gleich gesinnten Freunden habe ich mir schon wahre Schlachten in indirekter Rede geliefert, da hat’s vor Potentialissen und Konjunktiven nur so gekracht! (Und wir fingen nicht mal mit „Hagenbuch hat jetzt zugegeben“ an.) Dass die korrekte Pluralbildung von Fremdwörtern das armseligste (ärmstselige? da geht’s schon los) Argument für das Lernen alter Sprachen ist, ereifere ich mich an späterer Stelle noch konkreter. Und sollte ich mal wieder Gift und Galle spucken, weil ich in einem Text „CD’s“, „Problematiken“ oder „gedownloaded“ redigieren muss, will ich das da oben alles nie behauptet haben. (Meine persönliche Korinthe: Es heißt „wider besseres Wissen“. Nicht anders. Ganz bestimmt.)
Kommentare: 11 Kommentare ist es böse zu sagen, dass sehr viel Obrigkeitshörigkeit dazugehört, wenn man sich über eine Rechtschreibreform aufregt?
Ja, das ist böse.
Der Plural von Status heißt Stative. Oder?
Wenn Sie diskutieren möchten, können Sie das haben. Aber einen Faschisten lasse ich mich von Ihnen nicht nennen.
Grossmeisterin, mich darfst Du ruhig Sprachschlampe, Pseudobürgernutte oder die, die allen Worfressern dann gleich eins in die Fresse haut, nennen. Habe trotzdem heute einen Polizisten drauf hingewiesen, dass es keine Busse wegen dem Einbiegen in eine Einbahnstrasse gibt. Na fand der das aber witzig.
Phileas: "Faschismus" lt. Brockhaus (1984):
Relaja te, schreib´ ein Buch oder besser zwei, find´einen Verlag, werd´ damit Sprachschöpfer/in und schreib ruhigen Gewissen´s wie Du es magst.
Da merkt man doch, dass die Diskutanten - nicht Diskutierende! ;-) - entweder noch in der Schule sind, oder nicht lange draussen (alternativ auch Studium des Lehramts). Gottseidank entscheidet sich im normalen Leben am Plural von Status nicht, ab man in bitterer Armut leben muss oder Dank höherer Bildung Aussicht auf ein gutes Einkommen hat.
Auf lateinisch geht das auch! Frau Kaltmamsell, Grammatik ist etwas herrliches! Allein wegen des Hochgenusses, den korrekten Genitiv benutzen zu können, baue ich manchmal Sätze um. Ich kann ihnen nur beipflichten, korrekte Regelanwendung macht mir zumindest Spass, und auch das angeben kann ich nachvollziehen. Ob es nun upgedated oder geupdated heisst, ist mir relativ egal, Oder müsste man nicht sogar die Vergangenheit upgedatet bilden, also mit der deutschen Endung? Manche Dinge darf man einfach nicht so eng sehen.
Toleranz hin oder her, es ist alles eine Frage des Maßes. Beispielsweise höre ich locker zehnmal am Stück klaglos zu, wenn mir jemand sagt, das er "etwas nicht tun braucht". Ich haue mir dann im Geiste so lange auf die Ohren, bis die verkanteten Sätze doch noch irgendwie ihren Weg hinein finden. Aber beim elften Mal nehme ich mir die Freiheit, meinem Gegenüber ein freundliches "ZU!" ins Gesicht zu brüllen. Nein, mitzählen tue ich nicht wirklich.
Zu Regeln gehören auch Autoritäten. Legitimierte Autoritäten! Und legitimiert ist in einer Demokratie einzig das Volk. Nur Faschisten sprechem dem Volk die Legitimation zur Gesetzgebung ab!
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