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1.1.2004 1:31 PM CET
Silvester
Mein Verhältnis zum ausgesprochen willkürlichen Jahreswechsel hat sich mit den Jahren entspannt. Lange Zeit nämlich hatte Silvester mir das Kraut gründlich ausgeschüttet, durch ein paar Ereignisse in der prägendsten Jugendphase. Da war das erste Silvester, das ich überhaupt auf einer richtigen Party mit Gleichaltrigen feierte. Ich war 15 und zum ersten Mal seit Kindertagen schwer verliebt, seit Monaten schon (davor hatte ich mich im Vorschulalter und in der 1. Klasse jeweils in einen Nachbarsbuben verliebt). Der betreffende Herr war Gast auf der Party – und knutschte erst mal mit der Gastgeberin rum!
An das Jahr danach kann ich mich nicht erinnern, auf jeden Fall war ich zur der Überzeugung gekommen, dass Silvester nie die in das Ereignis gesetzten Erwartungen erfüllen kann. Mit 18 war ich zu Silvester wieder mal unglücklich verliebt. Da ich zu der Zeit eh grade als Bedienung in einer Kneipe jobbte, meldete ich mich freiwillig zum Silvester-Einsatz. Allerdings war das wohl noch vor der Ära, in der junge Leute Silvester aushäusig feierten: Ich stand mit dem Barkeeper ein paar Stunden in der völlig leeren Kneipe bis wir beschlossen, aufzugeben und dicht zu machen. Danach kamen ein paar Jahre des aktiven Silvester-Ignorierens, bis ich langsam lockerer wurde. Ich ließ mich zumindest zu schlichten Veranstaltungen einladen. Besonders schön habe ich die Silvesternacht in Erinnerung, die ich mit Freunden am Pokertisch verbrachte. Um Mitternacht gingen wir kurz raus und stießen auf den Jahrewechsel an, anschließend wurde bis in die Morgenstunden weiter gepokert.
Und gestern? Nachmittags ging ich mit meinem Mitbewohner ins Kino (Down with Love*), abends war ich mit selbigem Mitbewohner zu einer kleinen Esserei eingeladen. Dort der Lacher des letzen Jahres: Mein Mitbewohner ist Lehrer an einem örtlichen Gymnasium. Und während ich mich mit den paar Gästen bekannt machte, hörte ich hinter mir: „Oh, hallo Sabine.“ „Äh, hallo Herr Gerner.“ Mitbewohner war auf eine Ex-Schülerin gestoßen, die die Gastgeberin mit eigener Firma bei einem Praktikum kennen gelernt hatte. Klar, früher oder später musste das ja mal passieren, aber gestern bekam ich vor lauter Kichern kaum mehr Luft. Die beiden, Ex-Lehrer und Ex-Schülerin, verzogen sich erst mal zum Rauchen auf den Balkon und vereinbarten die Umgangs-Modalitäten. *Down with Love: Ganz hinreißend wunderbar! Jeder Schwenk in ein neues Zimmer wieder eine Offenbarung an Design und Anspielungen. Geschichte und Charaktere cheesy bis zum Abwinken. Und die Klamotten! Die Drehbuch-Kapriolen! In USA ist der Film ziemlich gefloppt. Die Rezension der New York Times mag auf den Grund hinweisen: komplette Abwesenheit von Satire. Mir hat sie nicht gefehlt, und ich hoffe schwer, dass es den Soundtrack (Marc Shaiman!) bald auch in einer preisgünstigen hiesigen Version gibt.
Kommentare: 2 Kommentare Ja, Silvester war für mich auch eher ein Katastrophen-Abend, den es zu überleben galt (ist das deutsch? nach 12 Tagen Italien weiß ich das nicht mehr so genau). Trotzdem einen guten Start ins Neue Jahr.
ein wundervolles neues jahr wünsche ich dir! viele termine habe ich noch nicht im kalender, aber den flug nach münchen habe ich rot angestrichen. ick freu mir! meike
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