Vorspeisenplatte | |||||||||||
Speisen Die Kaltmamsell
erzählt sich was. Speisen Speisen (Archiv) Speisen (die Anfänge) Rezepte Köche
|
[Vorheriger Eintrag: "Gemein"] [Startseite] [Nächster Eintrag: "Nur zur Sicherheit"]
14.1.2004 4:56 PM CET
Eltern sind gefährlich
Dass Eltern und ihre Kinder so viel Zeit miteinander verbringen, ist ja wohl eine neuere Erfindung. Anfang 20. Jahrhundert? Im Zusammenhang mit wachsendem Wohlstand und Kleinbürgertum? Ich bekomme nämlich langsam den Verdacht, dass das gar nicht so gut ist. Die Geschichte unten ist durchaus Nährboden für diesen Verdacht. Wenn Menschen in ihrer Kindheit verletzt wurden, langfristig Schäden erlitten, dann erinnern sie sich später als erstes an die, die ihnen von ihren Eltern zugefügt wurden. Das sind einfach die schlimmsten. Und wenn ich mich umsehe und umhöre, auch in mir selbst, können Eltern anscheinend machen, was sie wollen: Sie machen immer etwas bei ihren Kindern kaputt. Und fast immer trotz bester Absicht. Selbst Menschen, die hauptsächlich bei Großeltern oder noch weniger verwandten Verwandten aufwuchsen, verbinden die stärksten Emotionen mit ihren leiblichen Eltern. Vor dem 20. Jahrhundert war in unserer Gesellschaft Erziehung doch nicht unbedingt Elternsache, oder? Arme Leute mussten arbeiten und hatten gar keine Zeit, sich intensiv um ihre Kinder zu kümmern. Die reichen Leute überließen die Erziehung ihrer Kinder Profis. Was, wenn das die Lösung gewesen wäre, die den Kindern die geringsten Schäden zufügte? Nur so als Idee. Eltern könnten so am wenigsten anrichten, ihre Kinder am wenigsten belasten. Denn die heutige Nähe zwischen Eltern und Kindern hat doch auch zur Folge, dass die Kinder mit den Befindlichkeiten ihrer Eltern belastet werden. Da mögen die Eltern die beste theoretische Motivation bei Aufzucht und Erziehung haben - darunter liegt ihre eigene Persönlichkeit als eigentliche Motivation. Und die wird unablässig mittransportiert. Die Mutter aus der S-Bahn schien ihr Kind zutiefst abzulehnen. So sehr, dass sie vergessen hatte, welche Fähigkeiten ein dreijähriger Mensch überhaupt hat. Das war ihr sicher gar nicht bewusst. Auf Nachfrage hätte sie vermutlich rational begründen können, warum sie ihr kleines Kind so und nicht anders behandelt. Oder die Mutter, deren dürre kleine Tochter fahrig durch eine Partygesellschaft tappt und mit leerem Blick Weingläser umwirft, Zucker weiträumig verstreut, Salat in den Parkettboden reibt - ohne dass die Mutter sie beachtet. Sie erklärt ihr Verhalten dem Nachwuchs gegenüber mit Toleranz und dem Einräumen von Freiraum. Wo sie doch einfach nur am liebsten gar keine Tochter hätte. Genau so wie eine Mutter den Diätterror, unter den sie ihre Tochter von Kleinkindbeinen an setzt, damit begründet, dass Übergewicht schlecht für die Gesundheit sei. Obwohl sie möglicherweise einfach nur eine Tochter haben will, die dem Schönheitsideal entspricht. Sollte man Kinder also möglichst von ihren Eltern fern halten?
Kommentare: 15 Kommentare Sicher, man kann vieles falsch machen, und ja, kaum ein Mensch ist gesund. Dennoch bin ich gegenteiliger Meinung. Für eine längere Antwort reicht die Zeit leider jetzt nicht (vielleicht später), der Pimpf (ca. 2,9) will mir eine Geschichte erzählen...
In unserer Gegend (Dresden) ist das ja traditionell etwas anders. Auch heute noch kann jede(r) die Betreuung und Erziehung eines Kindes ab dem Alter von etwa 12 Monaten "Profis überlassen". Unser zweites Kind (2.5 Jahre) findet das sehr gut so. Das erste "Kind" ist mittlerweile in der achten Klasse und hat auch eher Vorteile aus der Kindergartenzeit gehabt. Wobei wir uns damals ziemlich engagiert haben, bis hin zu Garten- und Handwerkerarbeiten im Kinderhaus. Aber aus meiner nahen Umgebung weiss ich auch, dass der Kindergarten nicht alles ist. Da werden Kinder abgegeben, die nicht mehr bereit (oder in der Lage) sind, einen halben Kilometer zu laufen bzw. sich eine halbe Stunde zu konzentrieren -- im Vorschulalter! Auf der anderen Seite hat man auch kleine Genies dabei, die den ganzen Tag fragen und entdecken. Also ist das im übertragenen Sinne ein Spiegelbild der User des WWW oder der Erwachsenenwelt? :-)
SCNR, . Bevor jetzt eine Frage kommt: Ja, arbeitslose Mütter oder Familien, die von Sozialhilfe leben, können ihre Kinder in einen Kindergarten bringen.
Dass professionelle Kindererziehung auch nicht unbedingt zum Erfolg führen muss, siehst Du bei Prinz Charles...
Und was hattest Du bei *dieser* Mutter anderes erwartet?
Das ist mein Reden, Kaltmamsell. Frauen von Stand haben ihre Kinder nicht selbst aufgezogen, nicht mal selbst gestillt. Bürgersfrauen hatten immerhin noch das Kindermädchen und die Arbeiterfrauen gaben die Kinder zu den Grosseltern weil sie ja arbeiten mussten.
Was ist denn an Prinz Charles nicht geraten? Die Ohren haben ja wohl nichts mit Erziehung zu tun.
mal ne ander sichtweise: kann es sein, dass unsere ansichten über fehler der eltern in der erziehung nur unseren eigenen frust mit unseren eigenen eltern wiederspiegeln. nach meiner eigenen lebenserfahrung macht fast jeder zwischen 30 und 35 eine phase mit, wo er erkennt, was die eltern "falsch" gemacht haben - und das geht selten ohne emotionen ab. nun ist jeder mensch verschieden, auch ich unterscheide mich von meinen eltern. was, wenn das, was wir als "falsch" ansehen, nur einfach "anders" ist und wir den gleichen "fehler" bei unseren eigenen kindern machen? auch unsere kinder sind "anders" und werden den unterschied als "fehler" reklamieren. zugegeben, mansche menschen sind krass anders, das aber ist eine neue geschichte ;-) letztendlich ist die verarbeitung des "kindheittraumas" ein teil des erwachsenwerdens. und der versuch es bei den eigenen kindern "besser" zu machen die saat für das trauma der näcshten generation, oder?
Genau das, Tom, meinte ich. Könnte man diesen Teufelskreis nicht durchbrechen, in denen man Eltern an der Erziehung hindert?
Das ist ein tief gehender ideologischer Konflikt zwischen Sozis und Pseudochristlichen. Das fängt ja schon mit der Ganztagsschule an.
Man könnte vielleicht damit beginnen das Kindergeld in Erziehungsgeld umzubenennen. Eltern schwer nicht angepasster Kinder das Erziehungsgeld zu kürzen und bei schwerem elterlichem Fehlverhalten ein Loch in den Erziehungsausweis zu knipsen. Ausweise mit Löchern berechtigen nicht mehr zum ermässigten Eintritt und in Behörden und beim Arzt werden diese Leute geduzt. Ganz konsequent wird sich das aber sicher nur mit einer anderen Regierungsform umsetzen lassen.
nee, tut mir leid. Den "Teufelskreis" kann niemand durchbrechen. das, was ich richtig finde und ich dementsprechend meinem kind als "gutes" antue, kann (und wird) von meinem kind evtl. als "falsch" angesehen. es wird sich wehren. manchmal gleich, manchmal später. da, wo alle meinen, es ist gut gegangen, da sind die meinungen der eltern gleich oder gleichgeschaltet. diese erfahrung mache ich mit vielen menschen in meiner umgebung. kaum jemand will sein kind schädigen (mal von den irren abgesehen, die ihr kind so lange gegn die wand geschlagen haben, bis es vom tod erlöst wurde). niemand will schädigen, sondern jeder will es mindestens "gut" machen. da wir alle unterschiedlich sind ist "gut" für jeden anders. eine mutter will, das ihre tochter nicht so dick wird wie sie selber ist, ein anderer vater will seinen sohn auf die uni schicken, die er nicht besuchen darf weil wegen kein abitur. ein anderer will sein kind nicht schlagen, wie er geschlagen wurde und lässt den panz ohne grenzen aufwachsen - im prinzip alles falsch, oder? Eins geht aber trotzdem: wir können alle helfen, kinder besser zu verstehen und eltern zu helfen, kinder mehr selbstbewustsein zu vermitteln. den nur starke kinder werden starke bürger. reinreden kann aber niemand. du wirst dir in die erziehung deiner kinder auch nicht reinreden lassen. traurig, nicht wahr?
nachtrag: ich halte es für absolut und komplett wahnsinnig, die erziehung der kinder anderen menschen zu übertragen. es ist falsch. nichts geht über die verbindung einer mutter und eines vaters zu ihrem kind. und ich schreibe deutlich mutter und vater. alle anderen ansichten führen nur in richtung wahnsinn. so ihr ideologen (so es hier welche gibt) nun bäumt euch mal hübsch auf.
@Tom:
@gerhard. sehe ich das richtig? du glaubst der staat oder eine staatliche einrichtung könnte fehlerfrei erziehen und du würdest erlauben, allen abweichlern von der stattlichen methode repressalien auf zu erlegen? Das, bitte schön, ist doch das hauptproblem. es gibt verschiedene lebensansichten, die wiederum in einer methode enden, den kindern den weg in das leben zu zeigen. das kind aber hat vielleicht eine andere meinung dazu. wenn du den vielen meinungen noch eine stattlich verordnete drauflegst, was hilft das dann? Ideologien sind nicht pauschal schlecht. ich persöhnlich halte die christliche (nicht die katholische oder evangelische oder ...) lebensphilosophie für richtig. wer die ökumenische gottesvergiftung (nicht meine wort!) aussen vor lässt, findet in den lehren jesu viele dinge, die der gesellschaft sehr gut tun würden. diese lehren zu verwerfen, weil "ideologien per se schlecht sind" ist fatal. schlussfolgerung: vater und mutter haben die verantwortung über die kinder. die gesellschaft legt einen gesetzlichen rahmen fest. wird der verletzt, gibt es repressalien. ansonsten ist eine lebensrichtlinie nicht vorgeschrieben. alles ander bringt uns zwanzig jahre zurück in das jahr "1984".
Werthe Mamsell,
Es ist durchaus sehr richtig, dass Eltern ihre eigenen Probleme gerne auf ihren Nachwuchs übertragen. Als Tochter eines Sozialpädagogen weiß ich das mit bestimmter Sicherheit. Ich kenne die Diskrepanz zu gut, die entsteht, wenn Erzieher plötzlich zu Privatmenschen werden, und die Persönlichkeit nicht mehr herausgehalten werden kann. Trotzdem halte ich die Fehler der Eltern für wichtig, denn sonst würde kein Ablösungsprozess stattfinden, d.h. wir würden noch mit 40 zu Hause wohnen und uns von Mutti versorgen lassen, ohne je auf die Idee zu kommen selbständig zu werden oder gar erwachsen.
Liebe Truchsess,
|