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2.4.2004 4:19 PM CET
Hallodri
Und wieder stimuliert eine von Budnases Geschichten meine Erinnerungen. Mein Papa ist ja spanischer Einwanderer. Da er mit 18 als gelernter Elektriker nach Deutschland kam und sofort in seinem Beruf arbeitete, war es für ihn lebenswichtig, schnell Deutsch zu lernen. Anders seine spanischen Freunde, die als Hilfsarbeiter nicht unter diesem Druck standen. Bald war mein Vater der Dolmetscher der Gastarbeiter-Baracke in Nürnberg. In dieser Funktion kam er hin und wieder auch in Kontakt mit der Polizei: Wenn einer seiner Nachbarn unter Verdacht geriet etwas ausgefressen zu haben, wurde er als Übersetzer geholt. Detaillierte Geschichten über diese Zeit rückt mein Vater leider bis heute nicht raus. Und ich wüsste nicht mal das wenige da oben, wenn nicht irgendwann vor Jahren die Polizei meiner Geburtsstadt bei meinen Eltern angerufen und meinen Vater um Hilfe gebeten hätte. Die Kripo hatte ein illegales Bordell ausgehoben, in dem fast nur eingeschmuggelte Südamerikanerinnen arbeiteten. Für die Gespräche vor dem Untersuchungsrichter brauchten sie einen spanischen Dolmetscher. Als ich meinen Vater entgeistert fragte, wie die Polizei denn bitte ausgerechnet auf ihn gekommen sei, kam er mit seiner Vergangenheit als Baracken-Übersetzer rüber. Sein Arbeitgeber stellte meinen Vater für ein paar Tage frei, damit er sich um die jungen Frauen kümmern konnte. Mein Vater, ein echtes Schlitzohr, hatte einen Heidenspaß. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Untersuchungsrichter tatsächlich keinen Pieps Spanisch konnte, befleißigte er sich eher unkonventioneller Übersetzungsmethoden. Vor allem wenn es darum ging, die Mädels zum Reden zu bringen. Und wenn sich der Richter wunderte, warum die vorher verstockten Damens auf einmal redselig wurden, („was haben Sie der bitte gerade gesagt?“) war er ganz die ahnungslose Unschuld („nur was sie gefragt haben!“). Wie faustdick mein Vater, der treueste aller Ehemänner und Väter, es hinter den Ohren hat, zeigte sich auch, als er an seinen Arbeitsplatz in der Fabrik zurückkehrte. Er streute das Gerücht, er sei in Bordell-Gutscheinen entlohnt worden. Noch Wochen nach seinem Dolmetscher-Einsatz amüsierte er sich prächtig, wenn sich wieder ein Arbeitskollege unter irgend einem Vorwand an ihn anwanzte, um unweigerlich bei der Frage zu landen, ob er von diesen Gutscheine wohl einen abhaben könne?
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