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12.5.2004 9:06 AM CET
Sound of Music
Seit mich Anke Gröner daran erinnert hat, gehen mir die Melodien von Sound of Music (im Moment flötet mir durchs cerebrale Akkustikzentrum „Something good“) und die Erinnerungen, die ich damit verbinde, nicht mehr aus dem Kopf.
Mit dem Film hat es nämlich eine besondere Bewandtnis. Da der Film in und um Salzburg spielt, hat sich Komponist Richard Rogers in manchen Liedern bei alpenländischen Motiven bedient. Kim war erschüttert, als ich sie darüber aufklärte, dass keines davon ein Volkslied ist, und deutsche Kinder keineswegs in der Grundschule „Edelweiß“ singen. Mir wurde klar, dass Sound of Music das Pendant zu Dinner for one ist: für uns in Deutschland der Inbegriff des Englischen, in Großbritannien völlig unbekannt. Sound of Music ist von 1965 und hat das Deutschland-Bild der englischsprachigen Welt geprägt. Dass es sich eigentlich um Österreich handelt, ist offensichtlich Nebensache. Das Eigenartige war, dass ich den Film nach meiner anfänglichen Entgeisterung innig liebte. Noch während des besagten London-Besuchs kaufte ich mir das Video. Mein eigenes Initial-Erlebnis stellte sich im Weiteren als typisch heraus. Zurück in Deutschland trieb ich meine Freunde zu einem Sound of Music-Abend zusammen. Das Resultat: hilfloses Lachen, Entgeisterung, zweifelnde oder schräge Blicke zu mir (die ich mittlerweile über die Hälfte der Lieder mitsingen konnte), wortkarger Abschied. Doch schon bei der nächsten Begegnung an der Uni baten mich zwei der Gäste um das Video. Eine der großen Liebesgeschichten der Münchener Werbeagenturgeschichte hätte wegen dieses Films beinahe kein Happy End gehabt. Jahre später setzte eine meiner Freundinnen, die sich den Film inzwischen selbst gekauft hatte, nämlich ihren frisch erliebten Kollegen vor Sound of Music. Dieser verabschiedete sich nach der Vorführung recht bald und erzählte später, er habe ernsthafte Zweifel an der Zukunft der Beziehung bekommen.
Love it or leave it: Selbst hartgesottene englische Filmjournalisten, die sich sonst auf usbekisch-französische Autorenfilme mit Untertitel konzentrieren, geben den Film als einen ihrer Lieblinge an. Hach, das waren noch die Zeiten ehrlicher Künstlichkeit. Mich verbindet eine tiefe Zuneigung zu den Musikfilmen der 30er bis 60er, von Fred Astaire bis Elvis Presley und Peter Alexander. Gerade wenn ich in die schrottigen deutschen Fernsehfilme der Gegenwart reinschaue, gerate ich immer wieder an Szenen, bei denen es mir durch den Kopf schießt: Und JETZT müssten sie anfangen zu singen.
Kommentare: 2 Kommentare Hach, Peter Alexander. "Im Weißen Rössl". Zusammen mit "Sissi" der Garant für einen guten, altmodischen Filmeabend. Aber den kann ich auch nur alleine machen. Sugar, Sugar Baby, oh, oh, Sugar, Sugar Baby ...
Wenn die Amis und Gott weiss wer noch Deutschland auf Bier, Würstl und Blackforestcake schrumpfen, empfinde ich das auch nicht wirklich treffend. Wann kommen wir nur je von dem Lederhosen-Image runter? Wenn Bayern eine eigener Staat wird? ;-)) preußische grüße.opak
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