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19.5.2004 8:03 AM CET
Was mich Frau bewegt
Letztes Wochende im Fernsehen: Die bezaubernde Michelle Hunziker als Laudatorin auf dem Weg zur Verleihung der „Goldenen Feder“, bei der Alice Schwarzer mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet wird. Ein ZDF-Journalist fragt sie für eine Boulevard-Sendung auf dem roten Teppich, ob sie schon mal EMMA gelesen habe. Die Hunziger strahlt in die Kamera (aus dem Gedächtnis zitiert): „Emma? Äh, ich komm direkt aus Italien, ich weiß nicht...“ Neuer Anlauf: Wie sie zu Feminismus stehe. „Nein, ich kann damit eher nichts, denn ich finde es schon gut dazu zu stehen, dass ich eine Frau bin.“ (Jetzt bitte keine Scherze über die Intelligenz der Dame: Sie ist erfolgreich und ein Idol.) Da erst fiel bei mir der Groschen: Diese junge, schöne Generation sieht Feminismus als Gegensatz zum Frausein! Nicht etwa als Kampf gegen die Haltung, Frauen seien minderwertig. Verdammich! Andererseits ist diese Definition ja historisch. Wurde nicht bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit vorgeblich wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen, dass den Frauen durch intellektuelle Tätigkeiten buchstäblich die Eierstöcke vertrocknen? Damals nämlich, als erstmals Frauen Einlass in Universitäten begehrten. Heute zeigen Statistiken, dass in Deutschland Akademikerinnen die niedrigste Gebär-Rate von allen Gesellschaftsschichten haben. Aha! Hat schon mal jemand den Feuchtigkeitsgehalt ihrer Eierstöcke geprüft?
Im lesenswerten Eintrag der deutschen Wikipedia heißt es sogar: Es gibt ja sogar eine starke Variante des Feminismus, die die völlige Andersartigkeit von Frauen als „natürlich“ betont. Bei biologistischer Argumentation bekomme ich Auschlag - selbst meine forsche Mutter erklärte es für „natürlich“, dass Männer bis ins hohe Alter junge Parterinnen haben: Schließlich seien Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig. (Sie konnte mir allerdings nicht erklären, warum Frauen dann die Menopause um mehr als zwei Jahre überleben und - huch! - sogar eine insgesamt höhere Lebenserwartung als Männer haben.) Durch diese Betrachtungsweise werden Rollenklischees und Vorurteile zementiert. Im Wikipedia-Eintrag taucht im Zusammenhang mit biologistischem Feminismus der Begriff „Geschlechterrassismus“ auf, den ich mir künftig einzusetzen vorgenommen habe. Was enthält also der Feminismus, von dem ich mich angezogen fühle, und den ich lebe?
- Sich durch Rollenerwartungen nicht einschränken zu lassen.
- Sich nicht vorschreiben zu lassen, was eine „echte“ Frau ist.
- Frausein nicht zur bestimmenden Komponente meines Lebens zu machen. Es auch mal beseite schieben zu können und locker zu nehmen.
- Männern ihre Rolle nicht vorschreiben. Und nicht definieren, was ein „echter“ Mann ist. Wie’s der Zufall will, stolpere ich bei Mosaikum über die Geschichte von David Reimer, einem Jungen, der als Mädchen aufgezogen wurde, weil er bei einer Operation als Baby seinen Penis verloren hat. Und der daran zerbrach. Das bedeutet was.
Kommentare: 27 Kommentare Hallo Kaltmamsell Meiner Meinung nach verlangen "Feministinen" nur, dass sie ihre Charaktereigenschaften in der gleichen Weise ausleben dürfen wie Männer. Eigentlich müste es so was auch umgekehrt geben (wie nennt sich eigentlich die maskuline Version von Feminismus?) da auch Männer in ihren Charakterwesen diskriminiert werden, übrigens meist von Frauen, die sie dann als "Waschlappen" bezeichnen. Von Mädchen wird "SJ"-Verhalten verlangt, von Jungen dagegen das "SP"-Verhalten. Allerdings ist die Verbreitung von "SJ"- und "SP"-Charaktere mit jeweils etwa 45% an der Weltbevölkerung nicht Geschlechtsspezifisch festgelegt. Das hat nichts mit "typisch Mädchen" oder "typisch Junge" zu tun. Wenn Dir "SP" oder "SJ" (es gibt auch noch "NT" - wie ich es einer bin - und "NF") nichts sagen, dann schaue mal hier: http://keirsey.com Den Test gibt es auch auf deutsch: http://keirsey.com/german.html Es ist kein esoterischer Quatsch und Du lernst echt was über Menschen. Du z.B. scheinst ein ISTP (Crafter) zu sein. Hier steht Deine Charakterbeschreibung: http://keirsey.com/personality/spit.html Mache doch mal den Test und lass mich wissen, obe es stimmt ;-) Tom
Sein'S mir nicht bös: Dieser Test (der mich an die elisabethanischen vier Humoren erinnert) bietet mir nur Auswahlmöglichkeiten, die mir alle nicht entsprechen. Da mag ich schon lieber Quizilla, da hat's wenigstens Bilder.
gibt es probleme im taka-tukaland?
ich mach mir die welt, es grüßt die negerprinzessin.
(nicht) "natürlich" ist eines der hahnebüchendsten Urteile -zu was auch immer- und schleppt meistens den ganzen Bedeutungskram von "widernatürlich" über "das" Leben und dessen Schutz wenn nicht gar -born unbegriffen mit sich rum, will mir scheinen. Als wäre irgendwas an menschlichen Verhaltensweisen "natürlich".
Verehrte Frau Kaltmamsell, wo kann ich unterschreiben?
Wenn Dich in der Wikipedia was stört, selbst ändern! - Nicht dass ich das Klischee irgendwie stärken will, aber Frauen reden drüber, Männer machen es einfach.
Die Hunziker mag ich nicht etwa - ich erkenne die ja ohne Namenseinblendung gar nicht wieder. Nur dass ich ihre wahrscheinliche Dummheit / mangelnde Bildung nicht als Argument zählen lasse.
Und das heute, einen Tag vor Herrentag (Ost, Pendant zu Frauentag) oder Vatertag (West, Pendant zu Muttertag) - kannst du uns armen Wesen nicht diesen einen Tag gönnen, an dem wir eigentlich einmal im Jahr nicht an Frauen denken (egal ob oder mit ohne) ;-) Nimm´ Dir ein Beispiel am heutigen Streiflicht, so.
Die Hunziker zur Sprecherin einer ganzen Generation zu erklären, ist jedenfalls übertrieben.
"Ich tue mich schwer mit Filigran-Trampeln, die ihre Opferrolle zur Waffe machen." Jaja - die Deutschen nehmen es den Juden bist heute übel, dass die sich haben von ihnen vergasen lassen. "Das bedeutet was." Genau - nämlich dass Sie - mit Verlaub und sehr milde gesagt - nicht mehr alle Tassen im Schrank haben!
Señor Jerome: Wie Sie vom Feminismus in einem einzigen Zug auf das Verhältnis von Deutschen zu (deutschen?) Juden schließen! Könnten Sie mir die argumentativen Zwischenschritte nennen?
Don't feeed the trolls, liebe Frau Kaltmamsell.
Liebste Kaltmamsell, egal wieste machs, du bleibst immer die Frau. Du kennst die Situation. Aber ich bin gerne Frau. Aber ohne FemininismA wären wir nicht wo wir sind. Wir Weibsen haben es aber immer im Griff Saludo y abrazo Doc ziemlich cavaselib
Zum Punkt "...Bilanzpressekonferenz eines DAX-Unternehmens...": Frauen in Führungsrollen, die allzu unbekümmert als Frau auftreten, werden schlicht nicht ernst genommen. Eine zu helle Stimme, ein zu blumiges Parfum, ein zu weiter Ausschnitt etc. - alles, was eine Frau als sexuelles Wesen in den Vordergrund rückt, macht sie in solchen Situationen unglaubwürdig. Dabei ist es gleichgültig, ob sie der Männerriege intellektuell und kommunikativ das Wasser reichen kann oder nicht.
Madame: Nicht Feminismus - den betreffenden Absatz haben Sie überschrieben mit "Männerrollen" - und da erklären Sie uns Lesern doch erstmal, mittels welch perverser HirnAkrobatik Sie die "Männerrolle mit einer Opferrolle verknüpfen, die ihr Opfersein als Waffe benutzt". -- Achherje Trollalarm - der Papagei aus Hamburg flattert also auch hier sinnbefreit herum
Nun, vielleicht kann man sich zunächst darauf einigen, dass es hier um Rollen-Opfer und nicht um Gewalt-Opfer geht.
Und genau hier liegt der Ansatz dessen, was wir heute unter Feminismus verstehen.
Also kurz, Frau Kaltmamsell, wo hat die Frau Lyssa unterschrieben?
Es gibt ja doch ein paar Beispiele für weibliche Führungskräfte in wirklich hervorgehobenen Positionen. Die HP-Chefin Carleton S. Fiorina weiß (a) sehr gut, wie sie sich präsentieren kann und leitet (b) diesen Konzern mit allen Machtmitteln und den entsprechenden Auswirkungen überhaupt nicht anders als ein männlicher CEO. Gecko schrieb: "... alles, was eine Frau als sexuelles Wesen in den Vordergrund rückt, macht sie in solchen Situationen unglaubwürdig." Mag sein. Aber das gilt ja auch für den männlichen Manager, zumindest solange er in einem entsprechenden Alter ist. Er kann auch nicht in Kleidungsstücken zur Arbeit erscheinen, die seine Rolle als sexuelles Wesen "irgendwie in den Vordergrund rücken".
Sie haben völlig Recht, Stefan, nur, dass die HP-Chefin eine der ganz wenigen Frauen in einer so hervorgehobenen Position ist, kann nicht allein daran liegen, dass die vielen anderen fähigen Frauen permanent die Kleiderordnung mißachten.
@pepa: Vielleicht hätte ich die beiden Antworten (auf den Artikel und auf "Gecko" nicht in einem Kommentar zusammenfassen sollen. Selbstverständlich ist Frau Fiorina nicht wegen ihrer Kostüme CEO des HP-Konzerns geworden, sondern weil sie (a) Macht wollte, (b) genug Ehrgeiz und Durchsetzungskraft hatte und (c) beides mit Glück und entschiedenem Zupacken verbinden konnte. Punkt (c) sollte bitte nicht vergessen werden, da Glück und die richtigen Gelegenheiten IMO immer eine Rolle spielen. Ich glaube im übrigen nicht, dass es für die Mitarbeiter einen wesentlichen Unterschied ergibt, ob auf der CEO-Position ein Mann oder eine Frau sitzt. Was die Rettungseinsätze betrifft, sollte es doch eine klare Weisungsbefugnis geben?
Fiorina musste wahrscheinlich härter arbeiten, um an die Spitze zu kommen, als die meisten Männer. Sollte man in Ihr Fortkommen investieren, auf die Gefahr hin, dass Sie dann Babypause macht und vielleicht nicht wiederkommt, und das Geld für Seminare, Trainee-Programme etc.pp. für die Katz war? Aber stimmt, sowas war ja Männerdenke; von Männern, die mit solchen Argumenten Frauen an der Karriere hindern wollen, um ihre eigene Machtposition zu sichern!?
: Was die Rettungseinsätze entschuldigung, dass ich lache - aber haben Sie denn noch nie beobachtet, wie Frauen einfach nicht wahrgenommen werden, wenn 'echte Kerle' an Bord sind? Und was den Kerlen dann einfällt, wenn Frau dann auch nur an die Weisungsbefugnis erinnert? Das Leben bietet da doch reichlich Situationen, die Hollywood sich nicht zu filmen trauen würde... *unterschreibt*
Bitte, zeigen Sie mir eine Frau, die sich ernsthaft in ihrem Beruf engagiert und die länger als unbedingt notwendig in die "Babypause" geht, oder gar nicht mehr wiederkommt!
Wie soll es da erst Frauen gehen, in deren Berufen es eine solche klare Hierarchie nicht gibt? (*In wirklichen Akutsituationen ist mir das zum Glück noch nicht passiert - will ich auch keinem geraten haben!)
Wie nett, jede Menge meiner Geschlechtsgenossen mal wieder über Dinge schreiben zu sehen, von denen sie nicht die geringste Ahnung habe.
ich werf noch'n "n" hinterher.
> (wie nennt sich eigentlich die maskuline Version von Feminismus?) Virulent.
Grüße
Gerade in Deutschland ist der sogenannte "maternalistische Feminismus" historisch besonders gut verwurzelt. Eigentlich die gesamte klassische Frauenbewegung, Helene Lange und so, hat aus der "geistigen Muetterlichkeit" der Frau ihre Autoritaet bezogen und damit die Chance wahrgenommen, in die maennliche Vorherrschaft eine Bresche zu schlagen. Dass sie uns damit auf lange Sicht einen Baerendienst erwiesen haben, konnten diese "Muetter der Frauenbewegung" nicht wissen. Mich nervt es auch total, von jungen Dingern ein kokettes "oh, ich bin doch keine Feministin!" zu hoeren. Maedels, denke ich mir dann, wo waert ihr ohne diesen Feminismus? Beim hundertsten Mustertuch? Und ich sehe auch mit Seufzen, wie viele Maenner sich gar nicht vorstellen koennen, dass Frauen immer ein bisschen mehr investieren muessen, um ernstgenommen oder respektiert zu werden. Ich habe damit auch immer echte Probleme, ich gebe es zu, gleichzeitig kompetent UND "nett" zu sein. Es sitzt mit so fest im Kopf, diese Pflicht, nett zu sein, gefaellig zu sein, anderen zu gefallen. Ich weiss, es ist Bloedsinn, und ich sollte es laengst ueberwunden haben. Aber es ist noch immer da. Ich kenne keinen Mann, der damit Probleme hat, auch mal pampig zu werden. Im Gegenteil...
Das Problem ist, dass sich dieser auf Macht basierende Führungsstil so stark, ich wage zu behaupten, in der letzten Zeit besonders stark, etabliert hat.
Ich hatte das ganz große Glück, unter einer solchen Chefin die ersten medizinischen "Gehversuche" als Assistenzärztin machen zu dürfen.
Sie war Mutter durch und durch, hatte zwei Kinder und mehrere Enkel und war lange Zeit ärztliche Direktorin der gesamten Klinik. Ich bin sehr dankbar, ein solches Vorbild haben zu dürfen!
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