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8.7.2004 10:48 AM CET
Von Natur aus (Fortsetzung)

Die gestrige Begebenheit ist ja nur ein Symptom dafür, welches Konzept von Natur unser westliches Miteinander beeinflusst. Selbstverständlich prägt mich die spanische Herkunft meines Vaters, allerdings in meiner Sozialisation. Hätte die Kollegin zum Beispiel gestern gefragt, ob ich Fächer gegen große Hitze besitze, hätte sie sich auf die spanische Kultur bezogen (und ich hätte ihr antworten können, dass ich einige habe, sie auch sehr schätze - allerdings in Deutschland fast nie einsetze, weil ich damit unnütz auffalle).

Ich weiß schon, warum mich immer Misstrauen ergreift, wenn jemand mit „Natur“ und „natürlich“ argumentiert. Natur und natürlich sind immer positiv besetzt und somit erhaltenswert. Deswegen wird ja auch die neue Blendamed mit Kräutern als „natürlich“ verkauft. Dabei braucht man kein Sophist zu sein, um im Handumdrehen das Zähneputzen selbst als unnatürlich zu entlarven. Wenn ich mir die weite Verbreitung von Rückenleiden ansehe, war vermutlich sogar das Aufrechtgehen unnatürlich und damit eine schlechte Idee. Ist vielleicht die Menschheit unnatürlich und Punkt?

Aber nochmal einen Schritt zurück. Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die implizit aus diesem positiven Natur-Konzept rausfallen. Die Tse-tse-Fliege zum Beispiel. Oder Viren. Obwohl es doch kaum etwas Natürlicheres gibt als eine tödliche Tropenkrankheit. Natürlich ist nur, was dem Menschen nützt?

Damit der Mensch überhaupt „unnatürlich“ handeln kann, muss er außerhalb des Systems „Natur“ stehen - oder gar darüber? Oder alles Menschliche ist schlicht Teil von Natur. Somit gäbe es nichts Unnatürliches.


Kommentare: 2 Kommentare

... und das geht ja noch weiter: Über die vermeintlich positive Natur werden dann - quasi naturgesetzlich (auch so was: Es gibt ja erkenntnistheoretisch gar keine Naturgesetze, sondern nur Modelle, die versuchen, Beobachtungen in Gesetze zu fassen) - beispielsweise Organisationsformen überhöht und der Kritik entzogen.
Dir wird es ähnlich gehen: Mir hat man in der Zeit bei Printmedien (vor allem in der Zeit bei einer Wochenzeitung) dieses grauenhafte Wort "natürlich" so lange rausredigiert, bis ich kapiert hatte, dass es Humbug ist. :-)

Die nächste Frage wäre dann Evolution oder Schöpfung, bzw. kann man etwas "Aussernatürliches" überhaupt mit "Innernatürlichen" Beobachtungen erklären.