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16.7.2004 8:33 AM CET
Dritttantentum

So, dann werde ich also zum dritten Mal Tante, mein kleiner Bruder gab gestern telefonisch eine weitere Schwangerschaft durch. Zumindest habe ich das über der Geräuschkulisse der beiden fröhlich lärmenden Erstsöhne (ein Jahr und drei Jahre alt) so verstanden.

Ich hoffe, dass meine aktive Tantenschaft diesmal noch weniger eingefordert wird. Beim Erstneffen insistierte mein Bruder noch ziemlich auf Bonding, beim zweiten konnte ich mich der Patenschaft grade noch entziehen (ungläubig UND keiner Kirche angehörend) und wurde dann recht wenig behelligt. Es gibt genug sonstige Verwandtschaft, die alle nützlichen Posten im Kinderdasein besetzt, meine Abwesenheit fällt da wirklich nicht auf.

Denn ich kann mit Kindern auch weiterhin nichts anfangen. Dass Eltern ungemein davon gerührt sind, dass ihr Zweieinhalbjähriger dasselbe Pixie-Buch nicht oft genug vorgelesen bekommen kann - fein, akzeptiert. Nur dass ICH mich bereits langweile, wenn ich es zum dritten Mal vorlesen muss. Dass mein Erstneffe meine blöd gemeinten Sitcom-Zitate nachplappert - ja, irgendwo putzig, so funktioniert halt Spracherwerb. Nur dass mir durch sein Imitation klar wird, wie bescheuert sie sind, diese Zitate. Und schon sehe ich mich gezwungen, in seiner Gegenwart nur noch druckreif zu sprechen.

Dass der Zweitneffe buchstäblich nicht vom Hosenbein seiner Mutter wegzukriegen ist, macht ihn halt für mich zu einem eher uninteressanten Menschen. So blondgelockt und sonnenscheinig kann niemand sein, dass ich ihn durch ausgeklügelte Tricks von seinem Lieblingsplatz weg und zu mir locke. Irgendwann wird er alt genug sein, dass wir feststellen können, ob wir uns mögen.

Aus zweiter Hand sind mir Kindergeschichten die liebsten: Wenn sie mir - in Abwesenheit der Hauptpersonen - erzählt werden.

Ziemlich schwer tue ich mir mit der Zusatzinformation zur Schwangerschaftsnachricht: "Das war eigentlich nicht geplant." Braucht der Mensch ab einem bestimmten Alter einen Auffrischungskurs in Verhütung? So wie bei Erster Hilfe?


Kommentare: 27 Kommentare

Kinder sind echt eklig.
Eine wahre Pest.
Zum Glück waren wir Emanzipierten und Aufgeklärten
schon erwachsen, als wir auf die Welt kamen.

Glücklicherweise müssen heutzutage nur diejenigen Kinder kriegen, die das auch wirklich wollen. Besser für die Kinder und die Erwachsenen.

Child free and loving it!

Wenn die kinderlosen Gutverdiener durch ausreichende Steuern und Sozialabgaben dafür sorgen, dass andere sich die Mühe der Kindererziehung auf sich nehmen, dann ist das o.k.

Theo, der sich bereits beim ersten Vorlesen von Pixie-Büchern langweilt, aber es dem Sohn nicht anmerken lässt.

Vielen Dank! Sie haben mir gerade aus der Seele geschrieben, Frau Kaltmamsell. So geht es mir auch immer. Wobei ich noch das Glück habe, dass meine Nichte, obwohl sie wirklich sehr süß ist und ich sie auch mag, ca. 2000 km von mir entfernt in einem fremden Land lebt. Quasi "far far away" ;-)

@Theo: *packt schon mal die Boxhandschuhe aus*
War Ihr erster Absatz etwa ernst gemeint?
Ich bin bewußt kinderlos und ich sehe weiß Gott nicht ein, warum ich für Familien mitzahlen soll. Wer Kinder möchte, bitte, nur zu, aber dann sorgt gefälligst auch selber für sie und liegt nicht mir auf der Tasche rum. Die meisten kinderlosen Singles haben auch so schon genug finanzielle Existenzprobleme und Zukunftsängste. *Boxhandschuhe wieder wegpackt*

Ein schönes Wochenende Frau Kaltmamsell.

@huetsche

Und wer wird Ihre Altersrente bezahlen?

"Ich bin bewußt kinderlos und ich sehe weiß Gott nicht ein, warum ich für Familien mitzahlen soll. Wer Kinder möchte, bitte, nur zu, aber dann sorgt gefälligst auch selber für sie und liegt nicht mir auf der Tasche rum."

Ich nehme an, dass sie selbstverständlich ein privates Vorsorgekonzept haben und sämtliche Rechte in Sachen Altersversorgung offiziell an diese Gemeinschaft namens Staat zurückgegeben haben?

Andernfalls hätte ich, die ich mich bewusst für Kinder entschieden haben, jetzt ein Problem - ich müsste irgendwie dafür sorgen, dass meine Kinder aussteigen, auswandern, die deutsche Staatsbürgerschaft abgeben oder so. Damit sichergestellt ist, dass Sie später nicht auf ihrer Tasche liegen und meine Kinder nicht für Ihre Altersversorgung arbeiten müssen.

Wenn man einmal alle ökonomischen Aspekte, so wichtig sie auch sein mögen, beiseite lässt:
Sind die Neffen nicht vielleicht ganz dankbar, eine Tante zu haben, die es nicht nötig hat, sich auf ihre Kosten zu profilieren?
Und litten nicht viele von uns unter einer dieser Tanten (und Onkel!), die sich mit dem Aufschrei "ach wie süß" auf wehrlose Kinder stürzen, um mittels großem Knutsch-und Knuddelangriff ihre ausufernde Kinderliebe zu demonstrieren?

Kinder werden viel lieber in Ruhe gelassen, als sich die meisten Erwachsenen vorstellen können.
Es ist nämlich anstrengend, ständig im Mittelpunkt des Interesses zu stehen und sich dabei vorschriftsmäßig kindlich zu benehmen.
Oder finden Sie es entspannend, z.B. pausenlos bohrende Fragen stellen zu müssen?

"Kinder sind wie Fürze, die eigenen sind noch am erträglichsten" hat mal Anke Engelke gesagt. Ich kann/konnte mit fremden Kinden nie viel anfangen, bei meinem eigenen ist das ganz anders, aber für diese Erfahrung muss man erstmal ein eigenes haben.

"Und wer wird Ihre Altersrente bezahlen?", fragt einer und hier hauen sie sich auf die Schenkel und sagen" DIE Frag MUSSTE ja kommen!"

Du kannst Kinder machen wie die Karnickel, ohne Job (und es gibt halt keine) zeugst du nur noch mehr Arbeitslose. Achtung, und jetzt gut zuhören: Arbeitsplätze sichern die Rente nicht die Kinder!

Kommentarerwartung:
- Du warst selbst doch auch ein Kind. check!
- Es ist gesellschaftliche Pflicht, Kinder zu kriegen. check!
- Kinderlose sollen Kinderkrieger bezahlen. check!
- Ohne eigene Kinder keine Rente. check!
Ja wie? Ich vermisse den Angriff auf meine Weiblichkeit.

Das wäre vor 25 Jahren ein Thema gewesen. In Zeiten, in denen über 40% der Akademikerinnen keine Kinder auf die Welt setzen, ist das normal.

solange mir niemand vorschreibt, daß ich kinder doof finden muss kann ich gut damit leben, daß leute, die für kinder nichts übrig haben, auch keine bekommen (wollen).

... wobei ich es ähnlich albern finde, die jeweilige Entscheidung wie eine Monstanz vor sich her zu tragen. Einerseits.
Andererseits halte ich es auch für ok, daraus ein Politikum zu machen oder eine Schublade. Denn es ist nunmal einer der beginnenden Kernkonflikte der aufkeimenden liberalen Bürgergesellschaft. Puh, wie grundsätzlich ;-)


Ich bin (nicht ganz freiwillig) kinderlos und werde das wohl vorerst auch bleiben.

Und wo hier von Frauchens "Pflicht" gesprochen wird - ich dachte das war abgeschafft seit 1945 (thread went nazi and died and ressurected).

Mir wäre lieber, es würden mal mehr Leute da draußen ihre gesellschaftliche Pflicht zum Einhalten des Sicherheitsabstandes zwischen zwei Fahrzeugen auf der Autobahn wahrnehmen, gelle die Herren? ;-)

Die Welt ist sowieso schon zu voll. Warum sollten Menschen, die keine Kinder wollen, sich dafuer rechtfertigen muessen? Viel zu viele Menschen setzen Kinder in die Welt, die sie eigentlich nicht wollten. Das muss doch nicht sein. Ich kenne wer weiss wie viele Leute ohne Kinder, und sie machen alle einen zufriedenen Eindruck.
Das ist so eine Rheinlaender-Diskussion. Rheinlaender, vor dem Aquarium sitzend: der janze Tach mit em Kopp em Wasser - neee DAT koenndesch net. Wieso sollten denn alle lieben, was ich liebe? Und ehrlich: unter meinen zahlreichen Neffen und Nichten gibt es einige, die mir nahestehen, und auch durchaus welche, die mir gar nicht nahestehen. Die haben ihre Eltern, die brauchen mich nicht, um blind geliebt zu werden.

Meiomei, wie man sich da ereifern kann, das hat schon Stil - es gilt eben immer noch sehr wenig, zu dem sich zu äußern, was man fühlt. "Iiih, ich habe Angst vor Spinnen und möchte auch keine füttern." Ja, wie denn, ohne Spinnen würde es die Welt nicht geben. Da gäbe es auch dich nicht kleiner Gefühlsdusel. *** Aber es sind immer die gleichen Themen, die man förmlich riechen kann. Meiomei. Ich kann Kaltmamsell aus eigener Erfahrung nachfühlen, nur bin ich blöderweise vom andern Geschlecht. check!

Ich will keine Kinder, ich will lieber einen Hund.

("Die Kinder sind unser Unglück")
Tja, da sagt mir doch glatt vorgestern bei einem Gin-Tonic die coole 55-jährige Konzeptionerin, dass Sie es leider verpasst hat ein Kind zu bekommen. Irgendwie ist es nicht geschehen, sie weiss nicht wie und warum, gesteht Sie mir mit feuchten Augen. Sie, die Emanzipierte schlechthin, immer gut drauf, mit ihren zwei Männern lebend. Ich fass es nicht. Das Leben ist ein Spiel und es verlieren immer die, die kein Gefühl für sich selbst haben.
Heil Gloria

Ist es nicht *das* ideale Thema, um an einem Freitag möglichst viele Kommentare zu ernten? :-)

Schön, dass doch noch jemand was zu "nicht gelebter Weiblichkeit" gesagt hat und Kaltmamsell so ihre Checklist vollbekommt.

Oh ja, das große Bedauern. Es wartet gleich um die Ecke. Kinder garantieren natürlich, dass man eine erfüllte zweite Lebenshälfte ohne Sinnkrisen hat.

... garantieren nicht. Aber erhöhen die Chancen.

Wenn die erfüllte zweite Lebenshälfte ohne Sinnkrisen der Hauptgrund dafür sein sollte, sich fortzupflanzen, dann sollte man das aus Rücksicht auf die Kinder lieber lassen
Denn für ein Kind ist es eine schwere Last, für den Sinn und die Krisenlosigkeit des Lebens der eigenen Eltern verantwortlich zu sein.

Wenn die Eltern sich richtig in der zweiten Lebenshälfte befinden, ist der Nachwuchs ja irgendwann alt genug, so dass man sich auf beiden Seiten eine Meinung über Sinn, Krisen, Sinnkrisen [...] gebildet hat. Aus dem oben angedeuteten Grund setzt hoffentlich niemand Kinder in die Welt.

Also nachdem ich noch mal ueber Kaltmamsells Tantentum nachgedacht habe... jenseits aller gesellschaftenlichen Relevanz... habe ich einen guten Wunsch entdeckt.

Liebe Kaltmamsell, ich wuensche Dir fuer dieses Mal eine Nichte, die Dir richtig gut gefaellt und die Dich liebhat und mit der Du eine richtig gute Beziehung hast.

Ich selbst verdanke einer sehr geliebten, kinderlosen Tante sehr viel. Sie war die ideale Ergaenzung zu meinen Eltern, ihr waren ganz andere Sachen wichtig, und sie hat mich immer ernst genommen.

Jenseits aller Familienpflichten kann eine Nichten-Tanten-Beziehung fuer beide Teile sehr schoen sein. Und ich wuerde es Deiner potentiellen Nichte goennen ;-) eine intelligente Alternative zum Hosenbein ihrer Mama zu finden.

Also bitte... Erst einmal bezahlen die Kinderlosen doch Jahre bis Jahrzehnte für die meisten Familien mit. Ob es die kostenlose Mitversicherung bei der Krankenkasse für Frau und Kinder ist oder das Ehegattensplitting, die Kinderfreibeträge etc.

Außerdem setzt das "meine Kinder zahlen deine Rente" erst einmal voraus, dass sich diese Kinder zu "wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft" entwickeln, die auch einen Arbeitsplatz haben.

Und es ist doch so, wenn ich das richtig verstanden habe - Rente bekomme ich doch nicht, weil andere Leute Kinder haben, sondern nur dann wenn ich auch tüchtig und möglichst lückenlos selbst gearbeitet habe :-) Den Generationenvertrag, meine Lieben, den werden wir nicht mehr lange haben...

Lange Rede, kurzer Sinn. Jede(r) sollte das Recht auf eine eigene Meinung haben. Und wenn man nun mal mit Kindern nichts anfangen kann, so what?

Und Kinder von anderen Leuten sind sowieso etwas ganz Furchtbares :-) :-) Außerdem denke ich persönlich aus meiner Erfahrung als Ex-Kind, dass die nicht aufdringlichen Tanten die besten sind.

Grundsätzlich haben Sie Recht, besonders was die unaufdringlichen Tanten angeht, nur bitte werfen Sie das Ehegattensplitting nicht in einen Topf mit den steuerlichen Vergünstigungen, die sich durch im Haushalt lebende Kinder ergeben.
Zum einen können, soweit ich weiß, auch kinderlose Ehegatten splitten, zum anderen
stehe ich, seit ich allein erziehe, steuerlich wesentlich ungünstiger da, als zu Zeiten, in denen ich meinen Ehegatten noch ernähren und damit von der Steuer absetzen musste/konnte.
(Und anderer Leute Kinder müssen nicht zwangsläufig etwas ganz Furchtbares sein - ich kenne welche, die würde ich auf der Stelle adoptieren, ganz ehrlich!)
:-)