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19.7.2004 8:22 AM CET
Mariella
„Ach übrigens, morgen kommt Mariella zum Spielen.“ Wenn meine Kinder Freunde einladen, dann stellen sie mich meist vor vollendete Tatsachen.
„Und damit Du’s gleich weißt: Auf meine Frage, ob Mariella denn allergisch gegen Schokolade sei, oder vielleicht Diabetikerin, schüttelte meine Tochter energisch den Kopf. „Nein nein, keins von beiden! Ihre Mutter sagt nur immer, dass sie von Schokolade zu fett wird.“
Meine Tochter weiß, was eine Allergie und auch, was ein Diabetes ist. „Süßigkeiten!“,
die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Die machen dick!“
Diesem kleinen spindeldürren Geschöpf, mit seinen erbarmungswürdigen Streichholzärmchen und – beinchen wurde wirklich der Genuss von Schokolade, Keksen und Gummibärchen verwehrt, weil es sonst Gefahr lief, augenblicklich zu dick zu werden?
„Wir essen manchmal mit den Fingern!“
Ihr Bruder zog sofort mit .Kleckern und Rumsauen ist schließlich sein Metier.
Von diesem Moment an veränderte sich das Kind.
Als sie endlich vom Stuhl geklettert und sich wieder hingesetzt hatte, strahlte sie immer noch. ...“So, jetzt bin ich satt.“ Und irgendwie hatte ich den Eindruck , dass sie das zum ersten Mal wirklich war, satt! Dann fiel ihr ein : “Wenn das Mama wüsste!”
Meine Tochter erzählte mir erst Wochen später, sie habe sie damals nur eingeladen, weil sie ihr leid tat. Es wollte keiner mehr mit ihr spielen, weil sie sich, wie sie selbst sagte, aus Angst vor irgendwelchen Bakterien, ständig die Hände wusch. Sie war zu diesem Zeitpunkt erst sieben Jahre alt.
Kommentare: 11 Kommentare
das ist ja zum weinen, was manche Leute ihren Kindern antun.
wunderschön geschrieben. danke.
Sehr schöne Geschichte. Und das arme Kind!
Das ist ja wieder typisch, diese armen Geschöpfe müssen sich an Privatschulen quälen.
Süssigkeiten machen vorallem krank. Dick machen sie auch, wenn man zuviel davon konsumiert. Und wie diese Geschichte zeigt, macht striktes Süssigkeitenverbot Kinder zu Aussenseitern. Etwas, das sie fast schwerer verkraften als die Folgen von zuviel Süssigkeiten.
On a lighter note: Folgen des Süßigkeitenverbots, eine Geschichte aus meiner Kindheit. Es waren mal zwei Jungen, die hießen Menno und Benno. Menno und Benno waren Söhne des Schulzahnarzts. Alle Kinder durften Süßigkeiten essen, den Kindern des Schulzahnarzts war es streng verboten. Damit sie das Verbot positiv sahen, versprach der Vater ihnen einen Pfennig für jedes Bonbon, das sie anschleppen. Die beiden Jungen waren nicht dumm. Zu Karneval, wenn in allen Dörfern der Umgebung Kamelle geschmissen werden, stehen sie mit großen Tüten bereit und sammeln ein, was sie nur können. Alles wird beim Vater abgeliefert. Es sind einfache, billige Bonbons, aber jedes von ihnen ist einen Pfennig wert. Der Vater zählt und zahlt. Er lobt seine Jungens. Sie werden als einzige Kinder keine Löcher in den Zähnen haben. Braver Benno, braver Menno. Menno und Benno nehmen das Geld und sagen danke schön Papa. Und dann gehen sie zu Edeka und kaufen richtig leckere Süßigkeiten davon. Die Moral von der Geschicht, quäle deine Kinder nicht. Nicht mit Fettfüttern, nicht mit Extrem-Askese.
"Quäle deine Kinder nicht." Danke Lila, besser, treffender und kürzer kann man es kaum auf den Punkt bringen.
Viele, wenn nicht alle psychosomatischen Erkrankungen
Denn Mariella hat sich ja gar nicht den Bauch mit Süßigkeiten vollgeschlagen.Es waren einfach nur
Ach du liebe Güte. Hoffentlich wurde da nicht der Grundstein für eine spätere Magersucht, Gelenkverschleiß und Rückenprobleme gelegt. Einigermaßen unbeschadet entkam ein ehemaliger Schulkamerad dem brutalen Leistungsdruck seines Vaters. Dieser ließ sich von seiner Annahme, daß sein Sohn zum Klaviervirtuosen geboren sei, erst durch die Anwendung von Gewalt abbringen. Im zarten Alter von fünf Jahren begann Olafs [*1*] Martyrium. Als Zwölfjähriger nahm er unfreiwillig an drei Tagen pro Woche Unterricht bei einer merkwürdigen, alten und strengen Schachtel, welche bereits Pension bezog, aber dennoch darauf bestand, mit "Fräulein" angeredet zu werden. Abends kontrollierte der Vater die Fortschritte seines Sprößlings, welche jedoch seinen Anforderungen oftmals nicht gerecht wurden, worauf er sich schließlich dazu durchrang, Mißtöne mittels eines eigens dazu angeschafften Rohrstocks zu ahnden. Drei Jahre später entschloß sich Olaf [*1*] zum heimlichen Muskeltraining. Seine Kräfte wuchsen. Nach einem halben Jahr Eisenstemmen legte er seinen Vater anläßlich einer schmerzhaften Brahmsschen Klaviersonate über das Knie und ließ den Rohrstock tanzen, worauf er Tage später bis zu seinem 18. Geburtstag in einem Internat verschwand. Von einem leichten Erschaudern beim Anblick eines Klaviers und einer Allergie gegen klassische Klaviermusik abgesehen, blieben keine weiteren Schäden zurück. [*1*] ... Name von der Redaktion geändert.
So ist schon vielen Kindern der Genuss großartiger Musik verhagelt worden. Eine traurige Geschichte... zumal es auch anders geht, ganz anders...ich könnte Ihnen da Geschichten erzählen... Aber Herr Budnase, die "schmerzhafte Brahmssche Sonate" - bei aller Betroffenheit, da musste ich dann doch *prust* LAUT LOSLACHEN..nee, wat isset schön *trän* :-) OT:Haben Sie vielleicht einen Tipp für mich? Also, seit gestern sitzt ein Pferd in meinem Auto. Wie bekomme ich das da wieder raus? Ich glaube es hat sich in einem der Kindersitze verklemmt - vielleicht ist es aber auch einfach nur stur und will partout nicht aussteigen? Was soll ich denn jetzt machen, Herr Budnase, kennen Sie sich mit sowas aus? ;-)
@pepa: Nicht wirklich. Ein paar Karotten könnten das Tier aus dem Wagen locken. Wie ist es denn dort hineingeraten?
@Knut Budnase:
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