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Die Kaltmamsell
erzählt sich was.

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31.1.2004 6:55 PM CET
Also doch!

"From the people who brought you banking"
International Jewish Conspiracy

via Search for Love


31.1.2004 4:08 PM CET
Macht

Völlig unterschätzt wird die Macht, die Lebensgefährten von Lehrern haben. Denn: Lehrer arbeiten zuhause, und das gerne zu Zeiten, wenn andere Leute Feierabend oder Wochenende haben. Dadurch kriegen die Partner automatisch einiges von ihrer Arbeit mit. Und wenn sie dann noch ihren Job mit Leidenschaft machen, umso mehr.

Mein Mitbewohner unterrichtet Deutsch und Englisch. In Deutsch war ich von Anfang an (vor acht Jahren) beteiligt. Angefangen hat es, glaube ich, damit, dass er mir immer wieder zwei oder drei Schulaufgaben-Aufsätze hingelegt hat: „Lies die doch mal und sag mir, welchen du für besser hältst.“ Damit bat er um Unterstützung bei der Benotung. Weil ich ein Gewissen habe, fragte ich nach, was er denn mit diesen Aufsätzen abfragte. Und brach damit eine Diskussion über die Lehrinhalte des bayerischen gymnasialen Deutschunterrichts vom Zaun, weil ja wohl jeder in seiner Schulzeit Deutschnoten als gottgegeben und angeboren gesehen hat. Das Ende vom Lied: Ich habe ihm geglaubt, dass er tatsächlich Lernstoff mit Aufsätzen abfragt, er sieht seither den Sinn, grundsätzliche Schwächen (Rechtschreibung, Grammatik, Ausdrucksweise) nicht einfach hinzunehmen – weil das ja Lehrstoff der Grundschule ist -, sondern schwachen Schülern zumindest Übungen zu empfehlen.

Immer noch als besonderes Privileg empfinde ich es, wenn ich beim Lesen der Aufsätze Fehler finde: „Dann streich es doch gleich selbst an,“ sagt er. Und ganz aufgeregt tue ich es. Mit Rot.

Einfluss nehme ich auch auf die Themenwahl bei Schulaufgaben. Schließlich bin ich zertifizierte Literaturwissenschaftlerin und ausgebildete Journalistin und Texterin – das sollte mich qualifizieren, ahäm. Mitbewohner zieht mich zu Brainstormings heran, legt mir Listen mit seinen Ideen vor und lässt mich auswählen. Allerdings vertue ich mich dabei regelmäßig, was das Interesse von Schülern angeht. Immer wieder werde ich Opfer meiner Illusion, Schüler würden spannende Aufsatzthemen bervorzugen. Tun sie nicht, sie bevorzugen Aufsatzthemen, die ihnen das Gefühle geben, sie könnten damit eine gute Note bekommen. Letzthin ging es um eine Schulaufgabe zu Goethes Faust in einer 12. Leistungskursklasse. Nach einem Wochenende mit Diskussionen und Recherchen einigten wir uns auf diese Themen:
1. In welcher Weise erfüllt Faust I die Forderungen, die im „Vorspiel auf dem Theater“ an ein Stück gestellt werden?
2. Welche Rolle spielt Mephisto in Faust I?
3. Faustisches Streben – Glück oder Fluch für den Menschen?
4. Hamlet, Romeo und Julia, Ein Sommernachtstraum und andere Stücke von Shakespeare werden immer wieder verfilmt. Warum hat es Ihrer Meinung nach in den letzten 40 Jahren keine Faust-Filmfassung gegeben? (Ein tschechischer Faust-Trickfilm von 1994 ist eine sehr freie Adaption verschiedener Faust-Quellen.)

Das erste Thema konnten die Schüler textimmanent behandeln, das zweite hatten sie bereits im Unterricht angerissen, das dritte ist ein Klassiker, und das vierte – so dachte ich – war so richtig spannend, inklusive selbst nachdenken.
Wie mein Mitbewohner prognostiziert hatte, nahm kein einziger Schüler das Film-Thema.

Die letzten beiden Wochenenden durfte ich dann wieder bei der Beurteilung der Aufsätze mitreden. Es gab einige Diskussionen.

Belohnung genug ist, wenn einer der Aufsätze mit dem hinreißenden Satz endet:
„Hat Goethe hier wirklich ins Fettnäpchen der Kritiker gelangt?“


31.1.2004 2:57 PM CET
Friday Five

You have just won one million dollars:

1. Who do you call first?
Meine Mutter. Es ist zum Haareraufen, aber wie auch immer mein Verhältnis zu meiner Mutter verläuft ist: Wenn es um ganz Großes geht, fällt als erstes sie mir ein.

2. What is the first thing you buy for yourself?
Ich gehe zu einer Schneiderin und lasse mir einen dreiteiligen Anzug machen.

3. What is the first thing you buy for someone else?
Flugtickets für einen gemeinsamen Spanien-Urlaub mit Freunden.

4. Do you give any away? If yes, to whom?
Brutal gesagt: Eine Million Dollar ist nicht besonders viel. Leben kann man zum Beispiel nicht davon (also von den Zinsen). Ich würde mir ausrechnen, wie lange ich beruflich pausieren kann um meine Dissertation abzuschließen. Wenn es für länger als zwei Jahre reicht, kriegt den Rest Amnesty International.

5. Do you invest any? If so, how?
Mit dem dem Konzept des Investierens tue ich mich hart. Es nervt mich so ungeheuer, wenn ich meine Energie auf Geld-Überlegungen verwenden muss, dass ich es bereits als besondere Leistung ansehe, dass ich eine altersversorgende Dingsbums-Versicherung abgeschlossen habe. Und das auch nur, weil mein Arbeitgeber mir ein bezuschusstes Sondermodell angeboten hat, bei dem ich einfach nur unterschreiben musste.
Ein paar Aktien meines Arbeitgebers wären nett. Allerdings nicht als Investition, also um damit zu handeln oder auch nur der Rendite wegen, sondern weil mir das Gefühl gefallen würde, dass mir ein Stückchen des Unternehmens gehört.

via Friday Five


29.1.2004 3:39 PM CET
Noch dümmer als ich

The customer's house appeared to be in the middle of nowhere: there was nothing but barren land for miles in all directions. As he approached the house, he noticed a ring of cows, dogs, chickens, and pigs running loose and circling the house making an awful noise.
As he approached the house, he noticed a dead, half eaten animal near the front of the house. Later, he learned, whenever the customer needed to feed his dogs, he would step outside and shoot a calf.

aus Computer Stupidities

Ich weiß, dass es mich endgültig zu einem schlechten Menschen macht. Aber von dieser Art von Geschichten kann ich einfach nicht genug kriegen. Dabei verstehe ich selbst von Computern nicht mal genug, um die Programming-Geschichten zu kapieren.


29.1.2004 12:59 PM CET
Moment

„Ich nehm ihn!“
„Nein, hab ihn!“
„Nimm Du ihn!“
„Schnell, ich krieg...“!
„Ich hab...!

7.-Klasslerinnen bei sich näherndem Volleyball.
Das hektische Wirbeln der Schneeflöcklein erinnert mich sehr daran.


29.1.2004 7:45 AM CET
Ein Lied

Dreiunsiebzehn Mäuse
fingen Läuse.
Da kam die Katz,
die Katz miaut.
Da blieb den dreiundsiebzehn,
den dreiundsiebzehn das Herz stehn.
Da war'n sie noch viel läuser,
die Mäuser, die Mäuser.

(Text: Ellis Kaut. Melodie: Hans Clarin?)


28.1.2004 9:18 AM CET
Ist er zu langsam, bist du zu schnell

Wenn die Übertragungsrate so gering ist, dass ich immer mehrere Jobs gleichzeitig mache:
Klick auf einen Link, und während der Minute, die die Website zum Aufbau braucht, eine halbe Seite ausgedruckten Brief redigiert. Oder zwei Seiten Pressespiegel-pdf gelesen.
Anfrage bei Google, und bis zur Anzeige des Ergebnisses ein Telefonat geführt. Selbst die Verwendung der „Back“-Funktion beschleunigt nichts.

Dazu die große Versuchung, drei Browserfenster gleichzeitig offen zu haben, um gestaffelt recherchieren zu können. Leider weiß ich, dass das nur weiter ins Verderben führt.

Visionen von Pixeln in allen Farben, die sich mit einer Machete den Weg durch die Leitung bahnen, links und rechts griesliges Rauschen zerstückelnd. Das Bedürfnis, jedes endlich auftauchende Element einer Website mit Handschlag zu begrüßen.


28.1.2004 7:51 AM CET
Ein Gedicht

Links ein Arm
und rechts ein Arm
macht links mal warm
und rechts mal warm.
Doch am meisten wärmeln
Pullis mit zwei Ärmeln.

(Ellis Kaut)


27.1.2004 8:29 AM CET
Newton

Schöne Sachen sind über ihn geschrieben worden in den Blogs der Nation. Aber den schönsten Nachruf hat ihm Sven K. gezeichnet:
Newton I
Newton II
Newton III
Newton IV
Newton V
Vielleicht werden's ja noch mehr?


26.1.2004 2:34 PM CET
Viva Alice

MLS (31k image)

still from Mona Lisa Smile, via IMDB

Nachdem ich dieses Interview mit Alice Schwarzer gelesen habe, dabei gelacht und geseufzt (via etc.pp.), muss es doch raus:

Wir brauchen den Feminismus. Und wir brauchen Alice. Ich unterdrücke heftig das Bedürfnis genau aufzuführen, in welchen vielen Details meine Ansichten sich von den ihren unterscheiden, denn: Im gesamten deutschsprachigen Raum kenne ich niemanden, der ihre gesellschaftliche Rolle einnehmen könnte. Und DAS ist ein Elend.

Drei Frauenfilme sind es, die mich in letzter Zeit zurück zum Grübeln über das Thema gebracht haben:
- Calendar Girls
- Down With Love
- Mona Lisa Smile.

Unabhängig von ihrer höchst unterschiedlichen Qualität haben mich diese Filme traurig gemacht: Frauen sind so gleich geblieben.
Vielleicht ist das Unwohlsein darüber der Grund für diese Häufung von Frauenfilmen?

Calendar Girls ist ein komplett verschenkter Film. Er ist in die große Falle getappt, vor der alle Filme der Marke „based on a true story“ stehen: Niemand hat sich Gedanken gemacht, was eigentlich erzählt werden soll. Wozu auch, schließlich ist es eine wahre Geschichte. Keiner der Charaktere wird als Mensch fassbar? Aber so war es doch wirklich! Nebensächliches wird für einen Lacher aufgebläht (z.B. Pubertätsschwierigkeiten eines Sohnes), Wichtiges übergangen (z.B. Umgang mit Schönheitsidealen)? Aber es ist doch eine echte Geschichte!
Dem Drehbuch hätte ein großer zeitlicher Abstand zum wahren Hintergrund sehr gut getan. Dann wäre vielleicht wirklich ein weiblicher The Full Monty draus geworden.

Down With Love führt vor, wie ein Doris-Day-Film heute ausgehen müsste (und erinnert mich sehr an das Restauration Drama The Way of the World von William Congreve).
Als Film hat mich die Geschichte sehr amüsiert (und der Soundtrack ist tatsächlich ein Juwel).
Unbenommen ist aber die Voraussetzung für den weiblichen Erfolg in dieser Welt: Blendendes superfeminines Aussehen und ein gerüttelt Maß an Tücke. Das ist seit dem Jahr 1700 nicht anders geworden.

Mona Lisa Smile ist ganz nett. (Sollte wohl ein Dead Poets Society in weiblich werden - no way.) Auch hier ist die Geschichte vorsichtshalber in einer prä-feministischen Zeit angesiedelt, 1953/54. Doch zeitlos sind auch hier die Frauenschicksale: brilliante Köpfe weiblicher Natur, die sich im Grunde nach nichts weiter als Mann, Heim, Kind, Waschmaschine sehnen.

Im Gegensatz zu Alice Schwarzer bin ich mir nicht sicher, dass „die Gesellschaft“ oder „das Patriarchat“ daran schuld ist. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich nicht einfach einen Hau habe, weil es mich so traurig macht, dass in Deutschland mehr Frauen als Männer Abitur machen und das mit den besseren Noten, dass sie aber diese bewiesenen Fähigkeiten später kaum nutzen.

Im Grunde hadere ich ja schon mit den einfachsten Prämissen, zum Beispiel dass jeder Topf ein Deckelchen sucht. Ist eine ehe-ähnliche Partnerschaft tatsächlich das Ziel jeder Frau? Oder wird uns das seit Jahrhunderten eingeredet? Da es in meinem Leben einen nicht austauschbaren Partner gibt, der meine Lebensqualität entscheidend verbessert, traue ich mich allerdings nicht mehr allzu laut zu krähen.

Und jemandem, der nicht mal den Wunsch nach einem langen Leben nachvollziehen kann, ist möglicherweise eh nicht zu trauen.


26.1.2004 12:06 PM CET
Old Economy ist ...

... wenn regelmäßig Rentner in der Pressestelle anrufen, um von ihrem Leben mit den Produkten des Unternehmens zu erzählen.


25.1.2004 9:16 AM CET
Sonntag im Januar...

Schnee (61k image)

...und hier schneit's, als wenn's Geld dafür gäbe.


24.1.2004 1:35 PM CET
München mon amour

Muenchen (60k image)

Dass ich München sehr mag, habe ich ja schon gebeichtet. Zu den Details, denen meine Zuneigung gilt, gehören auch die Zeitungskästen. So lange ich in München gearbeitet habe, war ich allein schon durch meine 15minütige Tramfahrt über die neuesten Skandale informiert: Ich las sie auf den Zeitungskästen.
Die Schlagzeile auf der Vorderseite wird wahrscheinlich von einem Redakteur erfunden, der nur dieses macht. Sie entfernt sich oft geradezu abenteuerlich vom Inhalt des Aufmachers. Die heutige Ausbeute war lediglich Durchschnitt. Kein Vergleich zum Brüller der letzten Jahre:
Atheist
Lehrer versteckte
Kruzifix 5 Jahre
auf Schrank

(Bild vom 12. Januar 2002)


23.1.2004 8:40 AM CET
Geist

Eines der schönsten Wissenschaftsbücher sind Werner Heisenbergs Erinnerungen: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Die Großen des Fachs, Planck und Einstein, Bohr und Weizsäcker, entwickeln ihre Theorien und stellen sie infrage, entwerfen Versuche und reden sie einander aus, staunen über die Natur und darüber, dass wir sie zu begreifen vermögen.
Um Skifahren geht’s auch, wenn ich mich recht entsinne.

Nett von Jan Ross, dass er mich in dem Zeit-Artikel „Was ist Bildung?“ daran erinnert hat. Und nett von Wolfgang, dass er für mich Zeit liest.

Auf Heisenberg gebracht hat mich seinerzeit mein Griechischlehrer Nusser. Wir waren sein erster Griechisch-Leistungskurs, und er begann den Unterricht immer damit, kurz inne zu halten und die vorhergegangene Stunde oder Diskussion aufzunehmen. Meist durch eine Lektüre-Empfehlung: „Da ist mir eingefallen...“ Damals begann ich, all diese Lesetipps in meinen Mitschriften aufzunehmen, als Randbemerkung, eingekringelt und mit einem dicken L versehen. Ich zehrte noch Jahre nach dem Abitur von diesen Hinweisen bei Bücherkauf und Lektüre. Auf Heisenberg kamen wir, glaube ich, als gerade die griechischen Lyriker dran waren.


23.1.2004 8:02 AM CET
Seminararbeit über Blogs

In Wien untersuchen zwei Publizistik-Studentinnen das Leben, das Universum und die Rolle, die Blogs darin spielen. Haben einen sauberen Fragebogen dazu gebastelt. Hinklicken, kreuzeln?

via Moving Target


22.1.2004 5:18 PM CET
Geschichte mit Kaltmamsell

FANDANCERHORSE (34k image)

Fan-dancing war tierisch in, bevor adrette Damen in wenig Textil sich in Bars zu Musik um Stangen räkelten. Wie auf dieser antiken Illustration zu sehen, entkleideten sich zwar auch damals die Damen, doch statt Stringtanga und Minibikini verwendeten sie riesige Fächer ("fan"), um in ähnlichen Etablissements mit ihrer Nacktheit zu kokettieren. Der Wortbestandteil "dancer" weist darauf hin, dass auch sie das zu Musik taten.


22.1.2004 8:29 AM CET
Das kommt von das

Lyssa erfindet "Dschungelcamp II - Die Blogger kommen!".
Wenn das halbwegs funktionieren soll, erwarte ich, dass ALLE vorher das Benimmbuch da unten gelesen haben.


21.1.2004 1:54 PM CET
Benehmen

Debrett1 (25k image)

Superheißer Tipp für Anglophile, die am liebsten jede kritische Distanz zur geliebten Kultur aufgeben:
John Morgan
Debrett’s New Guide to Etiquette & Modern Manners.
The Indispensable Handbook

Es lässt sich sehr leicht herausfinden, ob man an dem Werk Gefallen finden wird: Wer beim Untertitel nicht mal innerlich die Mundwinkel verzieht, braucht sich gar nicht erst mühen.

Zwischen den Buchdeckeln liegen Schätze. Sehen wir einfach mal ins Inhaltsverzeichnis. Das Benehmen hat zwei Teile:
- Part 1 - Rites of Passage (von “Births, Baptisms and Other Ceremonies of Childhood“ über “Engagement to be Married” und “Weddings” sowie “Separation and Divorce” bis zu “Remarriage” und “Deaths, Funerals and Memorial Services”)
- Part 2 - Social Life. In diesem zweiten Teil finden sich die echten Sahnehäppchen - das ahnen wir schon angesichts des Unterkapitels “The New Relationship with Domestic Staff”.

Aber erst mal zum „Preface“:
Above all, I believe that this book will have succeeded if I show that courtesy and civility are not a matter of snobbery or class (we all know of duchesses who behave disgracefully!).
Immer noch kein Kichern? Tut mir leid, dann schalten Sie lieber weiter zu David Letterman.

Beim erwähnten Part 1 halte ich mich jetzt nicht länger auf. Allerdings finden sich darin endlich mal konkrete Angaben, wie ein Verlobungsring auszusehen hat. Oder wie eine Hochzeitsanzeige in The Times oder im Daily Telegraph idealerweise getextet ist. Oder wie sich ein männlicher Hochzeitsgast zu kleiden hat:
...it is still expected that men will wear a black morning coat (grey is somewhat less acceptable than previously), with striped or checked grey wool trousers and a waistcoat which can be either double- or single-breasted and in a plain or patterned cloth.
(Klar soweit? Dann also weiter:)
The tie can be old school or regiment, or alternatively in a heavy woven silk. Men usually make mistakes with their shoes, which should be formal black leather lace-ups polished to military perfection, not the Gucci loafers seen at certain types of London weddings.
Es folgen Details zu Hemd, Manschettenknöpfen, Hut, Handschuhen und Knopflochblumen.

Schaun wir also in Part 2, und dort beispielhaft ins Kapitel „The Country Weekend“.
Es wird eingeleitet:
At its best the country weekend probably represents a peak of Anglo-Saxon culture. At its worst it can be torture beyond compare for all concerned. Country house disaster stories are legion and only go to illustrate what social minefields they are for the unsuspecting ingénue, unprepared for the idiosyncrasies, eccentricities and arcane customs of British domestic life.

Im Grunde möchte ich am liebsten das ganze Kapitel abtippen, aber ich nehme mich zusammen und beschränke mich auf Hinweise wie:
Remember always to dress in the style of the house you are visiting
oder
It is worth bearing in mind, particularly when staying at very grown-up houses, that your suitcase might be unpacked by someone else.

Im Absatz “Country Sports” geht es auch um “Shooting”, darunter um das korrekte Benehmen, sollte sich ein Unfall ereignen:
Shooting manners expect the guilty gun to leave the party immediately (to save embarassment to the others), and if the mishap is a tragic one, unwritten rules of etiquette expect him never to shoot again. Shooting form also expects the other guns to be deeply discreet about the incident.

Selbstverständlich wird auch vom richtigen Benehmen bei der Jagd gesprochen („hunting“ genannt, NIE „fox-hunting“). Was, zum Beispiel, tut der geneigte Jäger, wenn er mit protestierenden Jagdfeinden konfrontiert ist?
Hunt saboteurs, also known as sabs, or antis, are the bane of the sport, and if you hunt, there is a good chance that you will have to deal with them. The approved manner is to treat them like any other member of the public. This is not easy, as their behaviour, which includes such anti-social acts as spitting, hurling abuse, kicking the horse, grabbing its reins, throwing stones at riders, blowing horns to confuse the hounds and spraying citronella to ruin scents, can hardly be described as in any way normal. The simplest and best approach is to ignore them completely and get on with the business of hunting the fox. Alternatively, you can just politely say: “Good morning.”

Innigste Empfehlung. Und am besten laut lesen.


21.1.2004 8:14 AM CET
Brauthormone - Theorie bestätigt

Und ich sach noch...

Eben wurde meine Theorie bestätigt, nach der Frauen mit Einsetzen der Brauthormone ihre Persönlichkeit komplett verändern.*

In diesem konkreten Fall:
Als ich die betreffende Dame vor drei Jahren kennen lernte, führte sie zwar schon seit vielen Jahren eine Ehe, war aber nicht verheiratet. Wozu auch, meinte sie damals, es laufe doch alles bestens. Diese Ansicht passte auch völlig zu ihrer sonstigen bodenständigen Persönlichkeit.

Das änderte sich vor eineinhalb Jahren völlig überraschend: Sie kam von einem Afrika-Urlaub zurück, bei dem ihr Partner ihr einen Heiratsantrag nach allen Regeln der US-amerikanischen Kunst gemacht hatte. Schon an den Rüschen um ihre Augen sah ich, dass die Brauthormone sie erwischt hatten: Sie fand nichts an der Aktion lustig oder auch nur fragwürdig. Der abhanden gekommene Humor ließ sich auch bei den anschließenden Hochzeitsvorbereitungen nicht mehr blicken: Schloss, Sahnebaiser-Kleid, Blattgold, eigens zum Anlass waren auch aus ihrem sonstigen Mecki-Haarschnitt zwölf Zentimeter Haare zum Hochstecken gezüchtet worden.

Heute, fünf Monate nach dem rauschenden Event, die unausweichliche Folge: eine E-Mail mit einem abschließenden „Liebste Grüße von mir und meinem Kind im Bauch“. Der Kreis hat sich geschlossen.

*Möglicherweise sollte man ihnen bei bestimmten Symptomen ja sogar das Wahlrecht vorübergehend entziehen?


19.1.2004 9:40 AM CET
Klarsicht

"carpe diem" nennt frank es. Ich wiederum hoffe, dass der Überdruss, den ich bei solchen Erlebnissen empfinde, weil man "all das schon nach sekunden erkennt", mit wachsendem Alter verfliegt. Und nicht zu Aggression wird.


19.1.2004 8:21 AM CET
Granta 84: Over There. How America sees the World.

Granta84 (8k image)

Die aktuelle Ausgabe Over There gibt Anworten auf die Frage, 'How much does imperious America know of the world it wants to shape?' und kehrt damit die Frage um, die das Literaturmagazin kurz nach dem 11. September stellte: What We Think of America.

20 amerikanische Autoren, darunter Studs Terkel und Paul Theroux, schreiben kurz dazu, fast alle sehr persönlich.
Überraschend dabei die Rede, die Chris Hedges, Korrespondent der New York Times, im Mai 2003 als Commencement Address im Rockford College, Illinois, hielt, denn: "During the speech students in the audience climbed the stage to disrupt him, and he was escorted out by the police before the ceremony concluded."

Am meisten bewegt hat mich der Aufsatz von Gary Shteyngart, der mit dem Satz beginnt: "When I leave America, people try to kill me."

Es kostet Anstrengung, sich in mehr als eine Sicht hineinzudenken.

(Mehr zu Granta im Archiv.)


18.1.2004 10:41 AM CET
Diätterror - die Serie (6): Die Sprache des Terrors

Folgen (1) (2) (3) (4) (5)

Sprache und Bewusstsein haben viel miteinander zu tun. Was davon zuerst da ist, wie stark der gegenseitige Einfluss ist – darüber sollen sich Linguisten kloppen (Sapir Whorf et al.).

Doch dass der Diätterror auch Sprache als mehr oder weniger subtile Waffe benutzt, das scheint mir eindeutig. Allein schon einzelne Wörter habe ich zu hassen gelernt.

Spitzenreiter ist für mich ungeschlagen
Sündigen: Selbst meine gläubige katholische Mutter hat keine Scheu, dieses Wort für jede Form von Nahrungsaufnahme zu verwenden, die nicht den eisernen Regeln der Brigitte-Diät entspricht. Dabei ist es vielleicht sogar genau das richtige Wort: Weltliche Vergehen werden ja eigentlich nur dann als sträflich angesehen, wenn sie sich direkt oder indirekt gegen jemand anderen richten. Ein Verstoß gegen die metaphysischen Gesetze der Diät MUSS fast „sündigen“ heißen.

Mit etwas Abstand kommt
Problemzonen: Wie bitte? Ein Zugereister von einem anderen Planeten, der sich ein wenig mit der menschlichen Anatomie befasst hat, würde vermutlich als erstes auf die geplagte Wirbelsäule tippen, die wohl früher oder später jedem Mitglied unserer Zivilisation Probleme bereitet. Aber nein, damit meint die Sprache des Diätterrors diejenigen Bereiche des weiblichen Körpers, der von der Natur für die Einlagerung von Fettreserven vorgesehen sind. Also Hüften, Oberschenkel, Bauch. Fitness-Studios bieten sogar eigene „Problemzonen-Gymnastik“ an – und wieder ist damit NICHT die Wirbelsäule gemeint. Wer mag, kann sich jetzt über die zugrunde liegende Definition von „Fitness“ Gedanken machen.

Von der gegenüberliegenden Seite schießt
Idealgewicht: Der Diätterror bemüht ja seit etwa einem halben Jahrhundert auch die Wissenschaft, um sein Waffenarsenal zu füllen. Die Definitionen dieses „Idealgewichts“ ändern sich fast monatlich, meist genau dann, wenn ein neues Produkt (Medikament oder Methode) sich anschickt den Markt zu erobern. Dass bei gesunden Menschen überhaupt das Gewicht zentrales Kriterium zur Einordnung der eigenen Figur sein soll, ist ohnehin medizinisch nicht haltbar (Stand 01/04).

Eine kleine Gruppe für sich bilden
pummlig, mollig, vollschlank: Gemeint ist normalerweise „dick“. Oder auch einfach nur „über dem Idealgewicht“ (s.o.). Während die ersten beiden Ausdrücke eine herablassende Verniedlichung enthalten, brauchte ich für die korrekte Deutung von „vollschlank“ bis ins Jugendalter. Davor hatte ich nämlich die erste Silbe als Verstärkung gesehen: voll schlank, also sehr schlank. Dieser Ausdruck ist allerdings meiner Beobachtung nach mit den frühen 80ern fast ausgestorben und hat nur noch in Medien wie Burda Moden überlebt.

Weil wir gerade bei Verniedlichungen sind – da wären noch
Pfündchen und Pölsterchen: Bevor ich so richtig Gift und Galle spucke – einigen wir uns einfach darauf, dass wir diese beiden nicht hören wollen.

Sie kommen ja auch gerne aus den Mündern von gestylten Verkäuferinnen, die selbst nur aus Haar und Knochen zu bestehen scheinen, und die Kleidungsstücke gerne deshalb anpreisen, weil sie
kaschieren und überspielen: Damit wird der Kundin brutal klar gemacht, dass sie ihr peinliches Äußeres möglichst zu verstecken hat. Denn ein zeltförmiges Hemd erweckt ja wohl keineswegs die Illusion, darunter befinde sich eine dünne Person; das Kleidungsstück verbirgt lediglich jede definierte Kontur. „Figurbetont“ dürfen Klamotten höchstens bis Größe 40 sein. Warum denn? Ist mein Körper denn eine Beleidigung fürs Auge anderer? Das möchte ich energisch bestreiten. Reicht ja schon, dass ich ihn selbst zum Kotzen finde.


17.1.2004 11:37 AM CET
Haare schneiden

Haare (35k image)

Nein, meine sind noch nicht dabei.

Friseurbesuche sind ganz offensichtlich ein Topos in Blogs. Fein, here it goes.

Mein Friseur ist nämlich der beste der Welt. Und möglicherweise der schönste. Dennoch ist die Welt nicht perfekt: Er heißt Dennis.

Dennis kannte ich schon, als er noch soooo lange Zöpfe hatte. Ich lernte ihn vor etwa acht Jahren kennen, als ich ihn zu dem Menschen erkor, der mir meine damals taillenlangen Haare abschneiden sollte. Das Schönste an lange Haaren ist nämlich, dass man sie abschneiden lassen und so mit einfachsten Mitteln sein Aussehen radikal verändern kann. Damals war er noch keine 20 und erzählte begeistert von seinem Hobby, wochenends mit Freunden alle Vergnügungs- und Freizeitparks der Republik zu besuchen.

Schön ist er abseits aller Konventionen. Dennis ist sehr schlank und hoch gewachsen, und er sieht mit seinen langen dunklen Haaren, seinem schmalen Gesicht, hohen Wangenknochen, seiner etwas dunkleren Haut und seiner großen Nase aus wie ein Film-Indianer der 50er Jahre. Einen sehr anziehenden Gegensatz dazu bilden die hellgrünen, tatsächlich strahlenden Augen. Dazu kommen ein sehr sympathisches und herzhaftes Lachen sowie lässig-geschmeidige Bewegungen – man muss schon, wie ich, ein abgebrühtes Weib weit jenseits der 30 sein, um sich bei seinem Anblick darauf konzentrieren zu können, dass er der gedungene Fachmann fürs eigene Haupthaar ist. Aber auch ich genieße es den angenehmen Anblick im Spiegel.
Der wirklich großen Karriere im Friseur-Biz steht wohl nur entgegen, dass Dennis eine echte Hete ist – und das macht sich halt ausgerechnet in diesem Job gar nicht gut.

Zurück zu Haaren! Dennis ist ein Kunsthandwerker. Er kommt aus der englischen Schule: Schnitt ist alles, Styling lediglich optional, und der Schnitt muss zu Haar und Typ passen. Ein Fön dient ihm zum Trocknen der Haare, nie zur Gestaltung. Für die Pokaljäger, Dauerweller und Rundbürstler seiner Zunft hat er nur Verachtung übrig. Und auf der Suche nach neuen Techniken und Ideen ist er regelmäßig in halb Europa unterwegs (auf dem Rückweg von einem Seminar in London wurde er seiner eigenen Erzählung nach mal beinahe nicht in den Flieger gelassen, weil er sein Werkzeug in Form von Scheren und Messern aller Art natürlich niemals als Gepäck aufgeben würde). All das macht ihn so gut, dass ich auch während der Zeiten, als ich in anderen Städten arbeitete, eigens zum Haareschneiden zu Dennis fuhr. Ja mei, andere fahren zum Klamottenkaufen nach Mailand.

Meine Haare wurden gestern sehr kurz. Auf seine Standardfrage: „Und, was mach’ma heute?“ antworte ich ja normalerweise immer: „Was fällt dir denn ein?“ Doch das hatte letzten Oktober zu einem sehr langweilen Schnitt geführt. Deshalb beantwortete ich Dennis’ Frage ausnahmsweise etwas konkreter: „Etwas weniger Langweiliges als letztes Mal.“ Worauf er sich verteidigte: „Na ja, da hab ich halt was Klassisches gemacht.“ Wir lernen: Langweilig heißt bei Friseuren „klassisch“.
(Apropos Sprache: Als meine Mutter mal wirklich unglücklich über das Werk ihres Stamm-Friseurs war, schleppte ich sie zu Dennis: Der besah sich nachdenklich ihren Kopf und resümmierte dann: „Hm, ich glaube ich weiß, worauf er hinaus wollte.“)

Ich bin sehr zufrieden, denn langweilig ist mein Haarschnitt jetzt sicher nicht. Er sieht ein wenig aus, als wäre ich in einen hysterischen Rasenmäher gekommen. Aber da ich sehr viele weiße Haare in meinen sonst dunkelbraunen habe, wirkt das klasse.

Auf der Gesprächskarte stand während der einstündigen Behandlung (er modelliert halt wirklich jede Strähne): Neueste Kinofilme sowie DVDs, Cocktailbars und Cocktail-Rezepte. Dieses aber erst in der zweiten halben Stunde – als perfekter Friseur erkennt Dennis auch, wenn die Kundin ihre Ruhe haben möchte.


16.1.2004 1:18 PM CET
Kantinen-Soziologie

In großen, alten Unternehmen gibt es Kantinen. Die wiederum sind ganz eigene Biotope (in diesem Fall ein Biotop mit Brauerei-Möblierung aus den 70er Jahren) mit eigenen Gesetzen. Nachdem ich seit eineinhalb Jahren regelmäßig in dieser unserer Kantine zu Mittag esse (große Salatbar!), durchschaue ich langsam ein paar dieser Regeln. Zum Beispiel gehen die Leute immer in ganz bestimmten Gruppen zum Essen - meist mit Kollegen aus der eigenen Abteilung. Diese Gruppen haben feste Sitzplätze. Man muss also nur zu einer bestimmten Zeit (die Herrschaften gehen immer um ungefähr dieselbe Zeit zum Essen) in eine bestimmte Ecke der Kantine sehen, um zum Beispiel mitzubekommen, dass jemand Urlaub hat. Als ich heute zum Beispiel früher als sonst an einem 18er-Tisch Platz nahm, an dem nur zwei hemdsärmelige Herren saßen, war ich innerhalb weniger Minuten von kräftigen Ingenieuren im Arbeitskittel eingekesselt: Ich hatte mich unwissentlich an „ihren“ Tisch gesetzt.

Bestimmte Speise-Partnerschaften scheinen auch an bestimmte Tätigkeiten gebunden zu sein. Viele Jahre lang gingen ein älterer adretter Herr aus der Werbeabteilung (Grafiker) und ein langjähriger Kollege aus dem Einkauf miteinander in die Kantine. Da sie beide mittags eher weniger Appetit hatten, teilten sie sich immer eine Portion. Vor über einem Jahr ging der Grafiker in Rente und wurde durch einen jungen Mann ersetzt, dessen künstlerische Ader bereits am Ziegenbärtchen und am langen, dunklen Haupthaar erkennbar ist. Seither sehe ich den Herrn aus dem Einkauf jeden Tag mit dem neuen Grafiker in der Kantine sitzen. Ob das wohl in seinem Arbeitsvertrag steht? Allerdings ist sein Appetit ganz offensichtlich größer als der des Vorgängers: Ziegenbärtchen holt sich immer eine ganze Portion.

Kürzlich setzte ich mich zu Kollegen. Im Gespräch erzählte ich Ihnen, dass ich ja wohl künftig immer allein zum Mittagessen kommen würde, da meine sonstige Begleitung in den Mutterschutz geht. Am Nachmittag stand unvermutet einer dieser Kollegen etwas verlegen in meinem Büro: Er lud mich in aller Form ein, künftig mit ihm und seinen Kollegen aus der Abteilung zum Mittagessen zu gehen. Da war ich ja schon gerührt. Doch als er mich vorsichtig darauf hinwies, dass diese Gruppe leider eben schon immer recht früh zum Essen gehe, nämlich um 12 Uhr, und ob mir das was ausmache - da hätte ich ihn knutschen mögen.


15.1.2004 3:00 PM CET
Spannend.

Das mit dem Christkind ist ganz offensichtlich nichts geworden. Und die verantwortlichen IT-Schrauber haben sich dann wohl an Silvester um Mitternacht in Kürbisse verwandelt, weil sie es nicht geschafft haben, eine neue Server-Software zu installieren.

Das Resultat ist spannende Unterhaltung im Büroalltag. Jedes Mal, wenn der Bildschirm einfriert, wenn ein Klick auf ein Icon keine Folgen hat, wenn ein Browserfenster „Fertig“ sagt aber noch nichts zeigt - dann beginnt das große Nägelbeißen: Ist der Server wieder abgestürzt und reißt alle offenen Dateien mit sich oder haben sich lediglich die Pixel auf dem Weg zwischen meinem Rechnerlein und dem großen Server verlaufen respektive eine Brotzeitpause eingelegt?


15.1.2004 8:23 AM CET
Nur zur Sicherheit

Vielleicht ist dieser Umstand ja ganz einfach nicht bekannt in Web-Agenturen und bei Programmierern:
Immer mehr große Unternehmen lassen kein Flash durch. Das hat laut meinem IT-Obermufti hier Sicherheitsgründe. Die kann ich nicht so recht nachvollziehen, sie sind anscheinend auch umstritten - es bleibt die Tatsache, dass in diesem 75.000-Mitarbeiter-Konzern niemand Flash aus dem WWW auf den Bildschirm kriegt. Und ich weiß von noch mindestens zwei weiteren Großkonzernen, bei denen es ebenso ist.

Zur noch sichereren Sicherheit sage ich auch die Konsequenz dazu: Websites, die keine flashlose Alternative anbieten, sind nicht sichtbar. Im schlimmsten Fall ergibt das Anklicken der URL einen monochromen Bildschirm und sonst nix. Sollte dahinter eine Dienstleistung, ein Produkt oder auch nur eine kommerzielle Anschrift verborgen liegen - wir werden es nicht erfahren.

Bis vor kurzem fand ich es dennoch akzeptabel, wenn zum Beispiel Restaurants, Clubs, Cafés mit Flash spielen, haben schließlich eine andere Zielgruppe. Nur dass eine Kollegin derzeit nach einer Event-Location recherchiert (die, nochmal zur Sicherheit, der entsprechenden gastronomischen Einrichtung ein hübsches Sümmchen Geld einbringen könnte) - und sie diesen Job zähneknirschend auf den Feierabend und an den heimischen Rechner verlegen musste.


14.1.2004 4:56 PM CET
Eltern sind gefährlich

Dass Eltern und ihre Kinder so viel Zeit miteinander verbringen, ist ja wohl eine neuere Erfindung. Anfang 20. Jahrhundert? Im Zusammenhang mit wachsendem Wohlstand und Kleinbürgertum?

Ich bekomme nämlich langsam den Verdacht, dass das gar nicht so gut ist. Die Geschichte unten ist durchaus Nährboden für diesen Verdacht. Wenn Menschen in ihrer Kindheit verletzt wurden, langfristig Schäden erlitten, dann erinnern sie sich später als erstes an die, die ihnen von ihren Eltern zugefügt wurden. Das sind einfach die schlimmsten. Und wenn ich mich umsehe und umhöre, auch in mir selbst, können Eltern anscheinend machen, was sie wollen: Sie machen immer etwas bei ihren Kindern kaputt. Und fast immer trotz bester Absicht. Selbst Menschen, die hauptsächlich bei Großeltern oder noch weniger verwandten Verwandten aufwuchsen, verbinden die stärksten Emotionen mit ihren leiblichen Eltern.

Vor dem 20. Jahrhundert war in unserer Gesellschaft Erziehung doch nicht unbedingt Elternsache, oder? Arme Leute mussten arbeiten und hatten gar keine Zeit, sich intensiv um ihre Kinder zu kümmern. Die reichen Leute überließen die Erziehung ihrer Kinder Profis. Was, wenn das die Lösung gewesen wäre, die den Kindern die geringsten Schäden zufügte? Nur so als Idee.

Eltern könnten so am wenigsten anrichten, ihre Kinder am wenigsten belasten. Denn die heutige Nähe zwischen Eltern und Kindern hat doch auch zur Folge, dass die Kinder mit den Befindlichkeiten ihrer Eltern belastet werden. Da mögen die Eltern die beste theoretische Motivation bei Aufzucht und Erziehung haben - darunter liegt ihre eigene Persönlichkeit als eigentliche Motivation. Und die wird unablässig mittransportiert.

Die Mutter aus der S-Bahn schien ihr Kind zutiefst abzulehnen. So sehr, dass sie vergessen hatte, welche Fähigkeiten ein dreijähriger Mensch überhaupt hat. Das war ihr sicher gar nicht bewusst. Auf Nachfrage hätte sie vermutlich rational begründen können, warum sie ihr kleines Kind so und nicht anders behandelt.

Oder die Mutter, deren dürre kleine Tochter fahrig durch eine Partygesellschaft tappt und mit leerem Blick Weingläser umwirft, Zucker weiträumig verstreut, Salat in den Parkettboden reibt - ohne dass die Mutter sie beachtet. Sie erklärt ihr Verhalten dem Nachwuchs gegenüber mit Toleranz und dem Einräumen von Freiraum. Wo sie doch einfach nur am liebsten gar keine Tochter hätte.

Genau so wie eine Mutter den Diätterror, unter den sie ihre Tochter von Kleinkindbeinen an setzt, damit begründet, dass Übergewicht schlecht für die Gesundheit sei. Obwohl sie möglicherweise einfach nur eine Tochter haben will, die dem Schönheitsideal entspricht.

Sollte man Kinder also möglichst von ihren Eltern fern halten?


14.1.2004 8:37 AM CET
Gemein

Das Rauschen der abfahrenden S-Bahn ist eben im Tunnel verschwunden. Als letzte Spur weht ein Rest Fahrtwind an meinen Stirnfransen vorbei. Die S-Bahn, auf die ich unter dem Münchener Marienplatz warte, ist erst die übernächste. Ich verlagere das Gewicht auf das andere Bein und vertiefe mich wieder in mein Buch.

„Wenn ich dir was sage“, höre ich wenige Meter links von mir eine Frauenstimme ruhig und sachlich sagen, „dann geht das zu einem Ohr rein und zum anderen raus. Ist doch so, oder?“ Ich werde aufmerksam. „Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst aufpassen? Sieben Mal?“ Immer noch ganz ruhig und sachlich, als erklärte sie gerade die Dauer des Heimwegs.

Ich blicke nach links. Auf der Wartebank sitzt ein ganz kleines Kind, etwa drei Jahre alt, eingemummelt in Winterkleidung, und isst friedlich eine Bratwurstsemmel mit viel Ketchup. Die Sprecherin, wohl die Mutter, wischt an der Frontseite des Anoraks herum: „Hm? Jetzt sage ich es also zum achten Mal: Pass besser auf.“

Mir schießt das Blut an die Schädeldecke. Und ich weiß nicht, ob ich gleich in Tränen ausbreche oder die Frau anbrülle, dass sie nicht so gemein sein soll.


13.1.2004 5:00 PM CET
Kulinarische Marotten

Mein Bruder hat sich als Kind jahrelang zum Geburtstag Zwetschgenkuchen gewünscht. Das war immer ein wenig kompliziert, weil er im Juni Geburtstag hat und es zu dieser Zeit noch keine Zwetschgen gibt. Also hat meine Mutter liebevoll immer im September des Vorjahres leckere Zwetschgen kuchenfertig eingefroren. Zwetschgenkuchen, nur um das klarzustellen, ist im Gegensatz zu Zwetschgendatschi rund und hat einen Boden aus Nuss-Mürbteig (nicht Hefeteig). So bekam Brüderchen also zum Geburtstag seinen Zwetschgenkuchen - von dem er erst mal Stück für Stück alle Zwetschgen entfernte („die mag ich nicht“), um dann den Boden zu genießen. Aber die Zwetschgen MUSSTEN drauf gewesen sein, sonst hätte der Boden nicht den richtigen Geschmack gehabt.

Mir geht es heute so mit Brezeln: Ich entferne immer erst mal das Salz - aber es MUSS drauf gewesen sein, damit die Brezel schmecken kann. Wenn ich einen Fisch in Salzkruste gare, esse ich das Salz ja auch nicht mit.


13.1.2004 1:28 PM CET
Bestellung: Jolesch-Konkordanz

Das fehlt noch auf dieser Welt: ein anständige Konkordanz der beiden Tante Jolesch. Ich habe mir gerade die Finger wund geblättert, bis ich die Geschichte vom Kellnerpunkt fand:

Aus akribischen Gründen wäre noch der im Café Herrenhof entstandene Begriff des „Kellnerpunktes“ zu verbuchen und zu erläutern. In einer gelehrten Diskussion, die sich in den schier undurchdringlichen Nebel abstraktester Philosopheme verstiegen hatte, äußerte einer der Teilnehmer, um keinen Zweifel daran zu lassen, daß er die kompliziert aufgebaute These eines andern für eine kindische Selbstverständlichkeit hielt:
„Mit anderen Worten - zweimal zwei ist vier.“
Der gerade servierende Kellner nickte dem Sprecher anerkennend zu:
„Da haben S’ aber wirklich recht, Herr Doktor“, sagte er.
Damit war der „Kellnerpunkt“ erreicht. Er ergab sich immer dann, wenn ein pompös überdrehtes Gespräch aus den Höhen seiner Selbstgefälligkeit zu einer entlarvend primitiven Schlußfolgerung abglitt, die sogar dem Kellner einleuchten mußte.

Eben habe ich an einer Besprechung teilgenommen, deren Tiefgang mich fortwährend genau daran erinnerte.


12.1.2004 5:04 PM CET
Echte Helden

"Ich lasse meine Nägel nicht machen. Ich kümmere mich alle drei Tage maximal zehn Minuten um meine Nägel. Ich schiebe mit einem angefeuchteten Frotteetuch vorsichtig die Nagelhäutchen zurück, feile die Nägel mit einer groben und anschließend einer feineren Feile in Form, raue dann die Oberfläche der Nägel mit einer dafür gedachten Feile auf, gehe mit einer etwas feineren Feile erneut darüber und poliere sie anschließend mit einem dafür geeigneten Leder so lange, bis sich der vom Aufrauen enstandene Staub durch die bei der Reibung des Leders entstehenden Wärme mit dem Nagel verbindet und alles zu einer wunderbar glatten glänzenden Fläche wird. Ausprobieren, ob und wie das funktioniert kann das jeder, der ein Stück Stoff eine kurze Zeit mit ein bißchen Druck über seinen Daumennagel reibt. Es wird glänzen und das sogar für einige Tage. Außerdem achte ich auf meine Ernährung und creme meine Hände mehrmals täglich ein und so bekommen sie eine Stabilität und eine schöne weiße Färbung an den Spitzen und einen schönen Mond an der Wurzel ohne daß ich irgendjemanden das machen lassen muß."

bei Marie


12.1.2004 12:06 PM CET
Job-Fragmente

- Die Verrenkungen, die ich oft unternehme, wenn ich jemanden auf einen Fehler hinweisen muss. Ich habe schon ganze Kurzgeschichten erdichtet, in die ich den Hinweis auf eine Falschmeldung / einen Tippfehler eingebaut habe. Nur um niemanden zu verletzen. Andererseits: Die Anstrengung unternehme ich nur, wenn der/die Angesprochene gute Arbeit leistet, motiviert und nützlich ist - dennoch manchmal ein wenig empfindlich reagiert.

- Zum ersten Mal Post zu den Fidschi-Inseln verschickt - cool ohne Ende.

- Telefonischer Irrläufer in sehr langsamem Englisch: „I need someone for the Middle East. I am calling from Iraq, Baghdad.” Bevor ich die einmalige Gelegenheit nutzen konnte, Information zur Lage der irakischen Nation aus erster Hand zu erlangen, hatte ich den Anrufer bereits an die richtige Stelle weiterverbunden.

- Die Sekretärinnen-Sucht in großen alten Unternehmen. Auch wenn ein Wichtig höchstselbst irgendwelche Anträge gestellt und Formulare ausgefüllt hat - er wird bei Fragen dazu NIE selbst angerufen, es MUSS ein weiblicher Unterling sein (ach ja, „Frau“ und „Unterling“ deckt sich tendeziell ohnehin). Auch wenn klar ist, dass sie von der ganzen Geschichte keine Ahnung haben kann.


11.1.2004 9:27 AM CET
They don't make them like that...

DUPLICATE_DAUGHTER (32k image)

Think pink?


10.1.2004 10:12 AM CET
Mode marginal: die Fotos

Fashion photography isn’t obligated to take readers into an elegant fantasyland, though that certainly was nice.

Genau: "The Decline of Fashion Photographie."

Nur allzu oft saß ich in den letzten Jahren kopfschüttelnd über Zeitschriften, weil ich entweder vor lauter Kreativität auf den Modebildern beim besten Willen nicht erkennen konnte, um welches Kleidungsstück es gerade ging; oder weil ich mir wünschte, man hätte lieber gleich eine Schaufensterpuppe verwendet und die Praktikantin an den Auslöser gelassen.

Wie so oft hatte ich allerdings befürchtet, als definitive Nicht-Künstlerin würde ich die Argumentation nicht nachvollziehen können. Habe mich also durchgeklickt und dabei immer erst das Beispiel angesehen, dann die kundige Analyse gelesen. Die Details wären mir nicht alle von allein aufgefallen – aber in der Beurteilung stimme ich dem Kommentar von Karen Lehrmann fast jedesmal zu. Das zwanghafte Streben nach Anti-Konventionalität führt im Endeffekt zu völliger Vereinheitlichung.

via kutter


9.1.2004 1:34 PM CET
Amsterdam - jetzt aber letzt

Spitzhaus (46k image)

Ein Bild, das ich gar nicht selbst gemacht haben kann, weil ich drauf bin.

Ich habe durchaus auch Gemeinsamkeiten zwischen Amsterdam und München festgestellt:
1. Die Amsterdamer lieben Hunde ebenso wie die Münchner. Und sie lassen sie, wie meine Lieblingsbayern, rücksichtslos die Gehwege vollscheißen.
2. Fahrradfahrer ignorieren konsequent alle Verkehrsregeln inklusive Ampeln - hier wie dort. Während der Münchener Fahrradfahrer dabei ein erheblich höheres Tempo draufhat, tritt der Amsterdamer Radler dafür in größeren Mengen auf.

Und dann gebe ich gerne einen Trick zur Finanzierung solcher Ausflüge weiter. Ich habe nämlich ein durchaus - äh - ursprüngliches Verhältnis zu Geld: Wenn ich welches habe, lebe ich davon in Saus und Braus; habe ich keines mehr, kaufe ich halt nichts. Die gute Seite an diesem Verhalten ist, dass ich praktisch nie Schulden mache. Das bedeutet aber auch, dass ich es nie fertigbringe, auf Anschaffungen zu sparen, auch nicht auf einen Urlaub. Der Ausweg war der Tipp einer Arbeitskollegin: Mein Mitbewohner und ich leeren jeden Abend die Kleingeldfächer unserer Geldbörsen in einen dekorativen Tontopf, unsere Urlaubskasse. Konsequent und immer, auch wenn es manchmal Überwindung kostet. Nicht nur haben wir dadurch immer Kleingeld zum Wechseln für die Pokerkasse parat, wir finanzieren daraus auch etwa zur Hälfte unsere Reisen. Letztes Jahr kamen, glaube ich, etwa 900 Euro Kleingeld zusammen.


9.1.2004 10:51 AM CET
Fußball*

Fußball geht heute komplett an mir vorbei, hat aber einen Platz in meiner persönlichen Geschichte. Dieser Platz fängt in Kleinstkindertagen an, mit einem aus Spanien eingewanderten Vater, der regelmäßig abends, also wenn er Frühschicht hatte, am Radio stand. Abends brachte nämlich der Bayerische Rundfunk Sendungen für Gastarbeiter, auch für spanische. Zu diesen Sendungen gehörte die Veröffentlichungen der Fußballergebnisse.
Das Radio, ein großes breites Einbauexemplar der Firma Grundig, stand auf Brusthöhe im Wohnzimmer-Regal. Mein Vater stützte einen Ellbogen auf das Regal darüber, die Hand zwirbelte das damals noch dichte Stirnhaar, den Kopf war aufmerksam lauschend zum Radioapparat gebeugt. Er war Anhänger von Real Madrid. Sein älterer Bruder, der Sozialist, der sogar noch kurz vor Francos Tod nach Spanien zurückkehrte, jubelte natürlich für den Arbeiterverein Atlético.

Als nächstes bleibt die Erinnerung an elend langweiligen Sportschauen hängen. Ich durfte so gut wie nicht fernsehen, also nutzte ich natürlich jede Erlaubnis. Hauptsache der Fernseher war an. Fast kann ich mich genauer an meinen Vater auf dem Sofa vor dem Fernseher erinnern, an sein Mitfiebern mit den Spielberichten, als an die Berichte selbst. Geblieben ist mir aus dieser Zeit ein gewisses Grundwissen über die Spielregeln, das ich osmotisch aufgenommen haben muss (allerdings muss ich gestehen, dass das so erworbene Wissen über Eiskunstlauf in erheblich größerem Detail die Zeit überdauert hat).

In der Frühpubertät fand ich es plötzlich cool, mich für Fußball zu interessieren. Das mag daran gelegen haben, dass ich zu dieser Zeit eine große Aversion gegen alles Mädchenhafte entwickelte. Und daran, dass die einzige Gleichaltrige im Wohnblock, Iris, sich tatsächlich und leidenschaftlich für Fußball interessierte. Es war die Zeit von Ewald Lienen, Felix Magath, Klaus Allofs, Karl-Heinz Rummenigge. Ich hatte sogar eine Klassenkameradin, Ulrike genannt „Ugga“, mit der ich mich darüber unterhalten konnte. Auch ihr Interesse war, im Gegensatz zu meinem, von echter Begeisterung motiviert. Sie schaffte es sogar, als einziges Mädchen in ihren Vorort-Fußballverein aufgenommen zu werden.

Wann hat das wohl aufgehört...? Möglicherweise mit meinem Eintritt in den Chor.

*inspiriert von Marcus Hammerschmitt


8.1.2004 4:26 PM CET
Amsterdam erfressen

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Letzte Ehre für einen ersäuften Christbaum.

Es mag Reisende geben, die sich neue Orte erwandern. Oder die mit einem dicken Reiseführer in der Hand alle erreichbaren und offiziellen Sehenswürdigkeiten abhaken, unterbrochen nur von den eigens markierten „Geheimtipps“. Andere halten soviel wie möglich mit ihrem Fotoapparat fest.

Ich wiederum eresse mir das Woanders. Als Reisevorbereitung erkundige ich mich nach typischen Gerichten und nach den dafür besten Futterstellen. Vor Ort gehört zum festen Programm ein Besuch in einem möglichst großen Supermarkt. Auf allen Wegen halte ich Augen und Nase offen für unbekannte Leckereien.

In Amsterdam verbrachte ich den ersten Abend allerdings statt schmausend gleich mal in dem hässlichsten und kleinsten Hotelzimmer, in dem ich je genächtigt habe (Keller des AMS MUSEUM - do NOT go there!). Mir war der Appetit vergangen, als ich mir bei einem ersten Spaziergang durch die nächste Nähe den Knöchel verknickt hatte und ordentlich hingefallen war (ade, schöne neue schwarze Strumpfhose).

Glücklicherweise schimmerte der gesamte Fuß am nächsten Tag lediglich in den hübschesten Violett-Tönen, ließ sich aber in ausgedienten Aerobic-Schuhen ohne Einschränkungen als Gehwerkzeug einsetzen.

Also habe ich in den vier Tagen Amsterdam zum Beispiel mehr Pommes Frites gegessen als in den drei Jahren davor (mit Majo; mein Begleiter war wagemutig genug, die offensichtlich sehr angesagte Saté-Sauce zu testen). Bei dieser Gelegenheit bewunderte ich die Automatenrestaurants, die anscheinend sogar eher von einheimischen Nachtschwärmern frequentiert werden.

Zum ersten Frühstück probierte ich gebackenen Schafskäse mit Honig und Thymian. Eine Scheibe weicher Rollenschafskäse war einfach nur mit Honig und einem Zweiglein Thymian in einem feuerfesten Förmchen in den Ofen geschoben worden. Ich war begeistert und sagte das der Bedienung auch. Dass diese mich daraufhin zweifelnd ansah erklärte sich mir später: Dieser gebackenen Schafskäse mit Honig und Thymian ist nicht etwa eine besondere Leckerei, sondern ein Standard auf jeder Amsterdamer Café-Speisekarte, so, wie in München der Salat mit gebratenen Putenstreifen.

Rijstafel gab es auch mal, allerdings konnte ich keinen großen Unterschied zu den Menüs feststellen, die ich beim Chinesen in München gerne bestelle. Na ja, vielleicht die gezuckerten gerösteten Kokosflocken im eigenen Schälchen? Oder das saure Gemüse?

Der eher kleinere Supermarkt bot in der Kühltheke eine ungeheure Auswahl vorfabrizierter Hackfleischgerichte in Semmelbröselmantel. Mitgenommen habe ich aber das Glas weiße Schokoladencreme: Wie Nutella, nur in der Geschmacksrichtung „weiße Schokolade“. Hin-rei-ßend!

Am letzten Abend stürzten wir uns ins Abenteuer. Wir hatten beim Herumlaufen Wagamama entdeckt:
Eine hell erleuchtete Halle im Erdgeschoß des Casino-Gebäudes, darin viele lange Tische mit Bänken dran, Gefängniskantinen-Ästhetik, aber mit viel schöneren Hölzern. Der angeschlagenen Schriftzug „postive eating - positive living“ treibt mich normalerweise umgehend in eine weite Flucht, aber das Ganze sah so schön anders aus, dass ich einen weiteren Blick riskierte:
a new-style noodle bar, modelled on the ramen shops that have been popular in japan for over two hundred years. ramen are chinese-style thread noodles, served in soups with various toppings, or teppan-fried. we also specialise in udon (fat white noodles) and rice dishes.

Ich bestellte
chilli chicken ramen
spicy soup and noodles with sliced, grilled chicken,
fresh chillies, red onion slices, beansprouts,
coriander, spring onions and a wedge of lime.
The soup base includes vinegar and chilli sauce.

Das Gericht kam in einer riesigen Schüssel mit Stäbchen und einem Holzlöffel. Es schmeckte ausgesprochen lecker - ich notierte im Geist alle identifizierbaren Zutaten und nahm mir fest vor, das Gericht SOFORT daheim nachzukochen. Und es machte Spaß! Der Website entnehme ich, dass es sich um eine Kette auf Expansionskurs handelt. Hoffentlich kommen die bald auch nach München.


8.1.2004 3:15 PM CET
Understatement

Na, wie denn ihre Feiertage so gewesen seien, frage ich am Telefon die Kollegin in England - und erwarte "not bad", die Standardantwort.
Als sie allerdings meint: "It was a bit mixed, actually", wird mir bereits mulmig.
"You see, my father died on Boxing Day", hatte ich dann allerdings nicht erwartet.
DAS ist englisches Understatement.


8.1.2004 11:30 AM CET
Das Nette

Heute erster Arbeitstag nach sehr langen Ferien. Statt einfach nur die Uhrzeit anzuzeigen, schlug der Wecker wieder um 6 Uhr Alarm. Das Nette an diesen ersten Arbeitsmorgen nach vielen Ausschlaftagen ist, dass mich das frühe Wecken komplett überrumpelt. Alles sprach dafür, dass ich aufgestanden und auf dem Klo gewesen war, Espresso gemacht und Milch erhitzt hatte. Doch ich saß bereits vor meinem Milchkaffee, als mein Hirn ansprang und zur ersten zähen Formulierung eines S C H E I S S E fähig war.


7.1.2004 2:03 PM CET
Fliegen

Die Deutsche BA bemüht sich weiterhin um den Titel als lustigste Fluglinie. Wie üblich etwa 30 Minuten nach dem Take-off und wie üblich von hinten nach vorne passierte die diensthabende Saftschubse mit ihrem Getränkekarren den Gang. Nachdem sie uns mit Gin-Tonic und Wasser versorgt hatte, schubste sie die Säfte ein Stück vor und wandte uns ihren Rücken zu. Wir fingen an zu kichern: Auf dem adretten Stewardessen-Jäckchen war ein handbeschriebenes DinA4-Blatt befestigt:
„MARRY ME!
Get free flights!“
Zehn Reihen vor uns machte ein humorloser Passagier dem Kichern ein Ende: Er wies die junge Frau auf den Zettel an ihrem Rücken hin. Sie wandte sich ruckartig um, riss ihn ab, las ihn, und stürmte nach hinten ins Personal-Kabuff - aus dem mittlerweile bereits das schallende Gelächter der Kollegen und Kolleginnen klang.


6.1.2004 11:25 PM CET
Frage zu Amsterdam

Fluegelboot (71k image)

Seht Ihr den komischen Flügel / die Flosse, die dieses Boot auf dieser Amsterdamer Gracht hat? Was zum Teufel ist das? Habe ich an einer ganzen Reihe von Booten gesehen. Anybody?


6.1.2004 7:13 PM CET
Alles über Amsterdam

Tau_grau (52k image)

Früher, also seeehr früher, hatten Reisende es prächtig: Es gab so wenige Menschen, die überhaupt rumkamen, dass man ihnen bei ihrer Rückkehr praktisch alles glaubte. Einhörner? Menschenfresser? Neunköpfige Drachen am Ende der Erde? Hey, der war dort, der muss es wissen!

Heute sind auch die Zuhörer gereist, kennen sich aus, wissen Bescheid, entlarven Übertreibungen und Lügen. Ich probier es trotzdem und veröffentliche hiermit meine eigenen neuesten Erkenntnisse über Amsterdam:
1. In Cafés liegen die angebotenen Zeitungen auf einem Tisch.
2. Alle fahren Fahrrad (mein bisheriges holländisches Lieblingswort
ist „fiets“, noch besser eigentlich „bromfiets“), selbst in ganz feinen
oder ganz schicken Klamotten.
3. Der Amsterdamer kennt kein Café-Frühstück mit Brotkorb, Wurst-
und Käseplatte, sondern bietet lediglich bereits belegtes Gebäck an.
4. Australische Speiseeis und Pralinenhersteller erobern gerade mit
einer eigenen Ladenkette den Amsterdamer Markt. (Die Pralinen sind
sehr lecker, das Eis ist eher fad.)
5. Jeder noch so kleine Buchladen führt englischsprachige Bücher.
6. Amsterdamer alte Häuser haben Baywindows wie englische Häuser,
allerdings erst ab dem ersten Obergeschoß.
7. Die verschiedenen Amsterdamer Hautfarben mischen sich nicht
(anders als z.B. in London).


2.1.2004 10:00 AM CET
Themenplan 2004 (Auszug)

Nur eine kleine Vorschau:
- Warum ich Männer so mag
- Wenn ich ich wäre / Ich an meiner Stelle
- Diätterror - das Vokabular
- Letztes Jahr auf der QE2
- Nachruf auf meine Yaya
- Gedichte verstehe ich nicht
- Der Pfeifer

nach Diktat verreist bis 7.1.


1.1.2004 1:31 PM CET
Silvester

Mein Verhältnis zum ausgesprochen willkürlichen Jahreswechsel hat sich mit den Jahren entspannt. Lange Zeit nämlich hatte Silvester mir das Kraut gründlich ausgeschüttet, durch ein paar Ereignisse in der prägendsten Jugendphase. Da war das erste Silvester, das ich überhaupt auf einer richtigen Party mit Gleichaltrigen feierte. Ich war 15 und zum ersten Mal seit Kindertagen schwer verliebt, seit Monaten schon (davor hatte ich mich im Vorschulalter und in der 1. Klasse jeweils in einen Nachbarsbuben verliebt). Der betreffende Herr war Gast auf der Party – und knutschte erst mal mit der Gastgeberin rum!
Das Jahr darauf war ich wieder auf einem Fest eingeladen. Ich hatte mich auf Party, Feiern, Glanz und Glitzer eingestellt und war entsprechend aufgebrezelt – um in einer Reihenhausküche auf der Eckbank zu landen, um mich spärliche und nicht besonders interessante Leute, die sich gegenseitig wohlig zugrunzten, wie „schön gemütlich“ sie es hätten (noch mal zum Nachrechnen: Da waren wir 16!).

An das Jahr danach kann ich mich nicht erinnern, auf jeden Fall war ich zur der Überzeugung gekommen, dass Silvester nie die in das Ereignis gesetzten Erwartungen erfüllen kann. Mit 18 war ich zu Silvester wieder mal unglücklich verliebt. Da ich zu der Zeit eh grade als Bedienung in einer Kneipe jobbte, meldete ich mich freiwillig zum Silvester-Einsatz. Allerdings war das wohl noch vor der Ära, in der junge Leute Silvester aushäusig feierten: Ich stand mit dem Barkeeper ein paar Stunden in der völlig leeren Kneipe bis wir beschlossen, aufzugeben und dicht zu machen.
Das Jahr drauf arbeitete ich schon bei der Zeitung und konnte mich in einen weit effizienteren Arbeitseinsatz flüchten: die örtlichen Silvesterbälle abklappern, Fotos auch auf der Straße machen, mit Leuten reden, eine Geschichte drüber schreiben.

Danach kamen ein paar Jahre des aktiven Silvester-Ignorierens, bis ich langsam lockerer wurde. Ich ließ mich zumindest zu schlichten Veranstaltungen einladen. Besonders schön habe ich die Silvesternacht in Erinnerung, die ich mit Freunden am Pokertisch verbrachte. Um Mitternacht gingen wir kurz raus und stießen auf den Jahrewechsel an, anschließend wurde bis in die Morgenstunden weiter gepokert.

Und gestern? Nachmittags ging ich mit meinem Mitbewohner ins Kino (Down with Love*), abends war ich mit selbigem Mitbewohner zu einer kleinen Esserei eingeladen. Dort der Lacher des letzen Jahres: Mein Mitbewohner ist Lehrer an einem örtlichen Gymnasium. Und während ich mich mit den paar Gästen bekannt machte, hörte ich hinter mir: „Oh, hallo Sabine.“ „Äh, hallo Herr Gerner.“ Mitbewohner war auf eine Ex-Schülerin gestoßen, die die Gastgeberin mit eigener Firma bei einem Praktikum kennen gelernt hatte. Klar, früher oder später musste das ja mal passieren, aber gestern bekam ich vor lauter Kichern kaum mehr Luft. Die beiden, Ex-Lehrer und Ex-Schülerin, verzogen sich erst mal zum Rauchen auf den Balkon und vereinbarten die Umgangs-Modalitäten.
Angenehme Gesellschaft machte den ganzen Abend angenehm. Gegen 3 Uhr machten wir uns zu Fuß auf den Heimweg (auf die U-Bahn hätten wir zu lange warten müssen, auf ein Taxi bestand kaum Aussicht), quer durch die verschneite Münchner Innenstadt. Das allein war schon ein zauberhafter Jahresbeginn, begleitet vom irren Geflöte und Gezwitscher der Amseln und Meisen, die das Feuerwerk komplett wuschig gemacht hatte.

*Down with Love: Ganz hinreißend wunderbar! Jeder Schwenk in ein neues Zimmer wieder eine Offenbarung an Design und Anspielungen. Geschichte und Charaktere cheesy bis zum Abwinken. Und die Klamotten! Die Drehbuch-Kapriolen! In USA ist der Film ziemlich gefloppt. Die Rezension der New York Times mag auf den Grund hinweisen: komplette Abwesenheit von Satire. Mir hat sie nicht gefehlt, und ich hoffe schwer, dass es den Soundtrack (Marc Shaiman!) bald auch in einer preisgünstigen hiesigen Version gibt.


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