Vorspeisenplatte | |
Speisen Die Kaltmamsell
erzählt sich was. Speisen Speisen (Archiv) Speisen (die Anfänge) Rezepte Köche |
29.2.2004 12:04 PM CET
Jens Five
1. Welche typische Eigenschaft deines Sternzeichens trifft auf dich absolut nicht zu?
2. Welche (deiner Meinung nach) typische Eigenschaft deiner Generation trifft auf dich absolut nicht zu?
3. Welche Eigenschaft, von denen andere sagen, das sei „typisch du“ findest du völlig unzutreffend?
4. Welche Eigenschaft hättest du gerne?
5. Auf welche deiner typischen Eigenschaften würdest du gerne sofort verzichten? von und für Jens Scholz
28.2.2004 9:44 AM CET
28.2.2004 8:56 AM CET
Antike Perry-Mason-Cover
27.2.2004 8:52 AM CET
Ich brech die Herzen der stolzesten Fraun...
"Sie sind immer so hilfreich: Darf ich bei Ihnen einen kleinen Kreuzschlitzschraubenzieher vermuten?" Ab Montag lagere ich mein exquisites und starkstromtaugliches Schraubenzieher-Set in der Echtleder-Rollmappe von Hoffmann in meinem Büro ein. Für zu Hause habe ich ja dann immer noch den großen Werkzeugkasten, den mein Elektriker-Papa mir zum Auszug aus dem Elternhaus gefüllt und geschenkt hat.
27.2.2004 7:59 AM CET
Mode marginal
Das SZ-Magazin kam heute in einer Männer-Sonderausgabe und setzte endlich den Diskussionen um die Kernfragen männlichen Kleidungsstils ein Ende.
DRÜCKT DAS HANDY IN DER RÖHRE
SEI EIN HIPSTER IN DER MASSE
EIN BLEICHES DÜNNES SKATER-BEIN
DAS DANDYTUM ZERSTÖRT IST GLEICH
ES IST JA SO, DASS BEIM JURIST
DU BIST NICHT MEHR DER JÜNGSTE STENZ,
EIN SPIEGEL IST DEM MANN VON STIL (Jedesmal wenn ich kurz davor bin, die Genialität des SZ-Magazins in den beiden ersten Jahren als verloren aufzugeben, kommt irgendwo ein Lichtlein her.)
26.2.2004 4:31 PM CET
Franzosen
Französische nationale Gepflogenheiten kann ich einfach überhaupt nicht einschätzen. Ist es einfach nur typisch französisch, dass der puschlige französische Praktikant des Direktorats mich jedesmal strahlend aber mit einer Verbeugung grüßt, die dem guten deutschen „Diener“ gleichkommt?
26.2.2004 2:33 PM CET
August
Hingabe und Freude an der Sache stecken in jedem Detail. Das Lokal liegt im Augsburger Domviertel an der schmalen aber viel befahrenen Frauentorstraße. Die gläserne Front, das eingeschossige Gebäude und die Schlichtheit des Raumes schauen ganz danach aus, als sei das mal ein kleiner Supermarkt gewesen. An den hohen Wänden hängt Großformatiges in Öl, immer mal wieder etwas Anderes. In der Mitte des Raumes steht ein riesiger Holztisch, auf dem die Bedienungen das selbst gebackene Brot schneiden und am späteren Abend den Käse auslegen. Letztes Jahr war das Restaurant einige Wochen geschlossen, ein Schild kündigte an „Der August steigt aufs Dach!“. So wird seit vergangenem Juli bei schönem Wetter auf der neuen Dachterrasse serviert.
In zwei vergangenen Jahren gab es sommers die Aktion „Essen im Gewächshaus“: Für ein paar Wochen zog das August in ein Gewächshaus des befreundeten Biogärtners um, gelegen in einem Augsburger Vorort. Der Gärtner empfing die Gäste des Abends (mit Anmeldung und verhältnismäßig festem Beginn) und führte sie erst mal ein bisschen durchs Gelände: durch uralte Gewächshäuser, in denen wir Kürbisblüten und Babygurken naschen durften, Bächlein entlang zu den Versuchsfeldern, auf denen alte Gemüsesorten nachgezüchtet werden. Gestern hatte die Karte zum Aschermittwoch das Motto „Erde und Himmel“. Meist gibt es im August ohnehin nur feste Menüs, zwei zur Auswahl und mit vier bis sechs Gängen, deren Preis zwischen 45 und 70 Euro liegt. Gestern sah das so aus:
Als „Gruß aus der Küche“ gab es erst mal:
Dann ging das eigentliche Menü los: Dazu erst mal als Aperitif ein Glas Cremant, der eine schöne Sherry-Note hatte, dann eine Flasche weißen Bordeaux. Beim Wein verlasse ich mich am liebsten auf die Empfehlung der Oberkellnerin: Die zierliche und eher schüchterne Frau sorgt zusammen mit einer wechselnden weiteren Kellnerin an ihrer Seite für Service, wie ich ihn am liebsten habe: sehr aufmerksam und kompetent, aber fast unsichtbar.
25.2.2004 7:53 AM CET
Die Risiken von Textbausteinen
Guten Tag! Fehlt bloß noch das Ausrufezeichen nach den "Neuigkeiten".
24.2.2004 10:53 AM CET
Mit Genuss und Belehrung gelesen
Willi Winkler ist einer der SZ-Schreiber, von denen ich alles lese. Die Geschichte über Fredl Fesl auf der heutigen Seite 3 der Süddeutschen Zeitung kommt in mein Archiv von vorbildichen Zeitungsartikeln, Abteilung Features. Allein der Aufbau: Die Geschichte hat einen Anfang, einen Mittelteil, ein Ende - scheint banal, ist aber selten. Sie tritt ihrem Gegenstand offen und mit Wohlwollen entgegen, will erzählen und informiert dabei. Mit Genuss und Belehrung gelesen. Sofort muss ich aber auch an die Geschichten denken, die nie eine Chance hatten, weil sie tot redigiert wurden. Letzten Mittwoch stand ebenfalls auf der Seite 3 der SZ ein Artikel über den englischen Koch Jamie Oliver, die vermutlich ursprünglich gut war - Einstieg und Schluss lassen es erahnen. Doch alles dazwischen stinkt nach Kürzungen, Kürzungen Kürzungen - bis das Resultat nur noch dazu dient, das Viertel unter der Hauptreportage zu zu machen. Ganz schade. Kann man lernen, gute Zeitungsartikel zu schreiben? Versucht überhaupt jemand, das dem Nachwuchs beizubringen? Was man im Journalistik-Studium lernt, weiß ich nicht. Selbst habe ich mit 19 ein Volontariat bei einer kleinen Tageszeitung angefangen und einfach losgelegt. (Ich hatte derart wenig Ahnung vom Alltag in einer Zeitungsredaktion, dass ich mir in den Monaten davor glaubte Schreibmaschineschreiben beibringen zu müssen - vergeblich. An meinem ersten Arbeitstag war ich bodenlos erleichtert, als ich sah, wie so richtig erwachsene Redakteure mit zwei Fingern auf ihre Tastaturen einhämmerten.) Journalistikstudenten begegnete ich nur bei ihren Praktika in der Redaktion. Sie schwankten fast immer zwischen Melancholie und Überheblichkeit, weil sie keinen besseren, also prestigeträchtigeren Praktikumsplatz bekommen hatten, und konnten dem Charme einer Popelredaktion nichts abgewinnen. Die wenigsten davon waren nach vier Semestern Studium in der Lage, auch nur für die simpelsten Meldungen Überschriften zu machen. Einen Teil meines Volontariats verbrachte ich dann auch noch in einer Kleinststadt mit Uni inklusive Journalistik-Lehrstuhl. Mehrfach erlebte ich Journalistik-Studenten, die uns Käsblatt-Redakteure panisch um Unterstützung bei ihren Recherchen baten: „Ich muss den Artikel schon in ZWEI WOCHEN abgeben!!!“ (Die Kriegsgeschichten der Tagesaktualität hebe ich mir für einen sentimentalen Anfall auf.) Ich glaube nicht, dass man mir im Volontariat ausdrücklich Schreiben beibrachte, aber ich weiß, dass sich zu dieser Zeit mein Sprachgefühl entwickelte. Redigieren schult sehr - allerdings wohl nur bei entsprechender Begabung. Mich trieb dieses Sprachgefühl letztendlich in die Arme der Literaturwissenschaft. Der Schule wird es zumindest sehr schwer gemacht, gutes Schreiben zu lehren. Denn Noten gibt es auf Schulaufgaben-Texte, die zu vorgeschriebenem Zeitpunkt und in begrenzter Zeit zu fertigen sind. Die jungen Leute müssen ihr Können also unter Voraussetzungen beweisen, unter denen sonst nur Agenturmeldungen oder tagesaktuelle Berichte entstehen. Verlangt aber werden die Qualitäten eines Essays, über den man sinniert, dessen Gedankengang Tage der Entstehung braucht, mindestens eine Nacht Ruhen, dann Wiederlesen und Überarbeiten. Von Lokalredakteuren höre ich übrigens in letzter Zeit, dass die Schreibfertigkeiten freier Mitarbeiter besser werden. Eine Erklärung könnte die weite Verbreitung von häuslichen PCs sein: Die Leute schreiben mehr und haben dadurch schlichtweg mehr Übung.
22.2.2004 4:14 PM CET
Schwimmen
- Brustschwimmen gehört immer noch zu den Bewegungsformen, die mich nicht zu ermüden scheinen. Ich bin gut 1.600 Meter zu Brust spazieren geschwommen, und habe – wie schon früher – nur deshalb aufgehört, weil mir langweilig wurde. - Der 50er-Jahre Badeanzug (siehe Foto), original und doch fabrikneu bei Ebay ersteigert, taugt halbwegs zum Schwimmen. Ich hatte ihn eigentlich vergangenen August für den Strand von Brighton gekauft, mir meinen original südenglischen Sonnenbrand dann aber doch lieber auf einem Deckchair und beim Wandern geholt. Angesichts des Low-Tech-Materials hatte ich befürchtet, dass mir das Ding nach Kontakt mit Wasser zentnerschwer um die Knie baumeln würde. - Schwimmbrillen sind auf meinen Augenhöhlen entweder nicht wasserdicht, oder ich muss sie so eng schnüren, dass ich davon Kopfweh bekomme. Ich entschied mich heute für Kopfweh und rote Augenringe.
- Die Zusammensetzung der Menschen, die sich im Schwimmbecken eines Familienbades aufhalten, besteht weiterhin zu 30 Prozent aus Nichtschwimmern. Ein Drittel davon WILL nicht schwimmen und beweist durch Vorwärtskommen scheinbar ohne jede Bewegung, dass es auch in Schwimmbecken Strömung gibt. Das letzte Drittel KANN nicht schwimmen – weiß das aber nicht. Der Anblick unter Wasser (wofür trage ich schließlich eine Schwimmbrille) ist herzerweichend: Ohne Koordination schlagen und baumeln Beine im Wasser, wühlen Arme vor sich hin; ich bewundere den Mut dieser Leute, sich überhaupt vom Rand eines Beckens zu entfernen, in dem sie nicht stehen könnten. Richtig gefährlich wiederum sind die Nichtschwimmer, die Kraul als Bewegungsform wählen. - Ich hatte bereits vergessen, wie gut es sich an einem Sonntag anfühlt, bereits vor Mittag etwas erlebt zu haben.
Schwimmen konnte ich schon früh; ich habe es immer geliebt, mich im Wasser so leicht zu fühlen. Sonntagvormittags ist mein Vater oft mit meinem Bruder und mir ins Hallenbad gegangen, meine Mutter war nur manchmal dabei. (Beim Haarefönen im Keller des Hallenbades gab es immer Kakao aus dem Automaten – hmm!) Ich vergnügte mich lediglich im Wasser, während mein Vater es lieber gesehen hätte, wenn ich wie er Bahnen gezogen hätte. Am Schwimmen als Sport fand ich aber erst mit etwa 16 Jahren gefallen, ausschließlich Brust. Später als Studentin war ich viele Jahre lang mindestens zweimal die Woche beim Schwimmen; immer Donnerstag am späten Nachmittag und Sonntagmorgens, da das Schwimmbad meiner Wahl einen „Hubboden“ hatte, der nur an diesen beiden Terminen gesenkt war. Mal sehen, ob ich wieder am Schwimmen Freude finde. Uncool genug wäre es schon mal.
22.2.2004 8:46 AM CET
Sweet home, Chicago
Es ist durchaus möglich, dass ich Blues Brothers seit dem ersten Mal damals im Kino erst einmal wiedergesehen habe. Zumindest bekam ich gestern beim Fernsehen den Verdacht (John Candy hatte ich zum Beispiel völlig vergessen). Macht nichts: Ich konnte den Text trotzdem zur Hälfte mitsprechen – deutsch und englisch. Dafür hat hauptsächlich Frank gesorgt. Zwar gab es in meiner Jugend eigentlich keine Party, auf der nicht der Soundtrack gespielt wurde (neben dem Soundtrack der Rocky Horror Picture Show - ich erwähnte, dass ich praktisch uncool GEBOREN wurde?). Doch Frank war der Spezialist für Spezialkassetten: für jedes Thema und jede Gelegenheit, mit Musik – überwiegend aus Filmen – und Dialogschnipseln. Dazu gehörte mindestens eine Kassette mit zahlreichen Blues Brothers-Ausschnitten, die er mir mal aufgenommen hatte. Frank fuhr zu unseren gemeinsamen Studienzeiten einen roten Citroën 2CV, und aus der darin mit Klebeband befestigten Stereoanlage gab es für jede Strecke und Situation die passende Musik. Er schaffte es sogar, die Titelmusik von Back to the Future beim Autofahren so zu timen, dass die Hauptfanfare genau in dem Moment wieder einsetzte, in der die Ampel auf Grün schaltete. Bei einem gemeinsamen Urlaub in Spanien stellten wir fest, dass James-Bond-Soundtracks zu wirklich jeder Situation und zu jeder Landschaft passen. Frank verbrachte ein Studienjahr in den USA. Über Weihnachten und Neujahr besuchte ich ihn, und wir machten uns mit seinem Mitbewohner im Auto von Ohio auf nach Chicago. Für die letzten 90 Minuten der Fahrt hatte Frank natürlich die passende Musik zusammengestellt: Grundgerüst war der Blues Brothers-Soundtrack. Chicago ist mir in sehr guten Erinnerung geblieben: Über Franks amerikanische Freundin lernte ich eine Kunsthistorikerin kennen, die mir Architektur-Führungen gab und mir eine Digest-Besichtigung aus allen Museen verschaffte. Frank wiederum sorgte dafür, dass wir eine Vorführung im Second City sahen. Wie der Zufall es wollte, war dieser Abend für ein scheidendes Ensemble-Mitglied die Abschiedsvorstellung, es war ein wenig Party angekündigt. Und so schlurfte nach dem eigentlichen Programm ein Herr im Anzug auf die Bühne, rückwärts und den Boden kehrend. Ein Ensemlemitglied sprach ihn an, der Herr drehte sich um: James Belushi gab sich die Ehre. Ich habe mir sagen lassen, dass es noch heute kein Kostümfest unter jungen Leuten gibt, auf dem nicht mindest einmal zwei Gestalten auftauchen, die schwarze Anzüge mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte tragen, Ray-Ban-Sonnenbrillen und kleine schwarze Hüte. Das gibt mir Hoffnung.
21.2.2004 6:53 PM CET
Gelber Himmel über München
Erst als ich bei Irene davon las, glaubte ich meiner Wahrnehmung: Heute war der Himmel über München gelb. Das wäre ja noch gegangen, doch das Licht, das dadurch entstand, war einfach gruslig. Wie durch eine Brille mit gelben Gläsern. Als hätte man eine Farbglaskuppel über München gestülpt. Wie in The Day After. Mittlerweile ist das Phänomen geklärt: Sahara-Sand. Bilder und Infos gibts zum Beispiel bei der Netzeitung und beim Trierischen Volksfreund.
21.2.2004 10:22 AM CET
Geständnis
„Packungsaufschriftlektüre“ schreibt er scheinbar unschuldig.
Da scheint ja noch so ein Zwangsleser zu bloggen. Ich kenne die schriftlichen Bezeichnungen für Orangensaft in verschiedenen Sprachen, nur weil Orangensaft-Tüten regelmäßig auf Esstischen herumstehen. Das Kleingedruckte auf Video-Kassetten, türkisch-deutsche Ladenbeschilderung, Urlaubskarten an fremden Bürowänden, Warnungen und Hinweise am Wiesenrand – alles gelesen. Weswegen fremde Schriften mich in den mittleren Wahnsinn treiben können: Am schlimmsten in Griechenland, weil sich meine Augen vor meinem altphilologischen Hintergrund einbilden, das müssten sie doch lesen können. Hat mich sicher ein Drittel meines Kreta-Urlaubs gekostet.
20.2.2004 3:22 PM CET
Old Economy ist...
… wenn ein Akten-Neandertaler von mir Ex-Agentur-Fiffi eine blitzschnell recherchierte Info per E-Mail bekommt und am Telefon sagt: "Ja, haben Sie das getippt, WÄHREND Sie mit mir am Telefon gesprochen haben?!"
19.2.2004 11:30 AM CET
Antike Perry-Mason-Cover
19.2.2004 8:44 AM CET
Ideale
Die Gäste unterhielten sich nach Geschlechtern getrennt. Diesem Rollenbild folgend schlossen wir uns den Müttern an, die sich mit überfüllten Nudelsalattellern kauend und schmatzend zunächst über meine Schlüsselbeine, dann Arme, Schultern und schließlich Taille und Hüfte hermachten. Ich ließ dies ruhig über mich ergehen, garantiere aber für nichts, sollte in den kommenden Monaten irgendjemand erwähnen, daß Männer eigentlich ja gerne etwas zum Zupacken haben wollen. Die Bemerkung, daß das Auge mitessen würde und an den richtigen Stellen durchaus etwas zum Anfassen vorhanden sei, habe ich mir gespart. Ich pickte Nudelsalat und achtete darauf, daß mein von den Rundungen gehaltenes Bandeau diese betonte. So gerne ich auch lieber dies glauben würde ("Hungerhaken sind out"), sagt meine gut 36jährige Lebenserfahrung, dass Männer mehrheitlich auf Models stehen, so lange genug Busen und Po dran sind. Womit ich mir lediglich großräumig die Erlaubnis freischaufeln wollte, mich mit so einer Figur rechtschaffen scheiße zu fühlen.
18.2.2004 10:15 AM CET
Politiker, nächtens
In der Tagesschau ist regelmäßig ein deutscher Politiker zu sehen, bei dessen Anblick ich innerlich grinse: Den habe ich nämlich schon mal nackt gesehen, wenn auch undeutlich. Ich war gerade recht frisch von daheim ausgezogen und auf einer Party eingeladen. Location war das Elternhaus der Gastgeberin, ein großes Anwesen auf dem Land. Wir feierten und tanzten dort auf dem Dachboden; die Eltern hatten für den Abend das Feld geräumt und wollten erst spät nachts zurückkommen. Ich gehörte zu der Handvoll Gäste, die sich für einen Übernachtungsplatz angemeldet hatten. Mit einiger Entschuldigung wies mir die Gastgeberin das Zimmer ihrer kleinen Schwester zu, und damit deren Kinderbett. Während sie sich mit ihren eben heimgekehrten Eltern noch ein wenig unterhielt, rollte ich mich zusammen und schlief ein. Damit entging mir die Information, dass dieses Schwesterzimmer ein Durchgangszimmer war - zwischen Elternschlafzimmer und Bad.
Es war noch tiefe Nacht, als ich durch eine Bewegung im Zimmer hochschreckte: Eine Gestalt erstarrte, keine zwei Meter entfernt vom Kinderbett. Ich erkannte schemenhaft den Vater der Gastgeberin, splitternackt und ganz offensichtlich auf dem Weg ins Bad. Der Herr wurde wenige Jahre später in den Bundestag gewählt und macht dort seither Karriere.
17.2.2004 9:32 AM CET
SZ-Fragebogen
Die Süddeutsche Zeitung am Wochenende hat jetzt auch einen Fragebogen. Und da diese Publikation ohnehin etwas Bloggiges hat, nehm ich’s auf:
Welcher populären Disney-Figur sahen Sie als Kind ähnlich?
Sie sollen wiedergeboren werden. Wer oder was möchten Sie sein?
Was möchten Sie gerne erfinden?
Warum sollte man Latein lernen?
Welcher Droge sind Sie verfallen?
Stellen Sie sich „Hölle“ vor.
Was genießen Sie beim Essen/Trinken?
Welches Tier gefällt Ihnen?
Wem wären Sie lieber nie begegnet?
In welchem Film hätten Sie ein Star sein wollen?
Darf man seinen Partner betrügen?
Welches Kleidungsstück ziehen Sie am liebsten aus?
Sie unternehmen eine Zeitreise. Wohin und warum?
How to Make Anybody Fall in Love with You?
16.2.2004 11:45 AM CET
Der perfekte Suizid
Jeder hat meiner Meinung nach das Recht auf freie Auswahl seiner Suizid-Methode. Aber ich muss schon zugeben, dass die Herrschaften, die sich zur Rush Hour vor einen Zug oder eine U-Bahn werfen, meine Toleranz diesbezüglich arg strapazieren. Zwar weiß ich, dass deren Form des Selbstmords an Wirksamkeit kaum zu toppen ist, doch das Fehlen jeglicher Rücksicht auf andere deutet auf eine Verzweiflungstat – und ein schöner Suizid wird bitte nie in abgrundtiefer Verzweiflung begangen. Suizid als Verzweiflungstat ist eine Kurzschlusshandlung und damit eine Verschwendung von Energie – und natürlich Menschenleben. Persönlich habe ich meinen perfekten Suizid noch nicht gefunden – ich bin einfach zu anspruchsvoll. Meine Bedingungen sind: 1. Möglichst wenig Schmerzen: Ziel ist ja schließlich nicht etwa Leiden, sondern Nicht-Existenz. Damit scheiden aus: Messer und Rasierklingen, fast alle Gifte. 2. Sicher: Wir reden ja hier von einem ernsthaften Suizid, nicht etwa von einem „Schrei nach Hilfe“. Alles was ein „Selbstmordversuch“ werden könnte, fällt raus. Zum Beispiel diese dilettantischen Tablettengeschichten. 3. Keine Sauerei: Niemand soll durch das Auffinden der sterblichen (gestorbenen?) Reste traumatisiert werden. Oder sie gar wegputzen müssen. Was somit nicht geht: Schusswaffen, Springen (von Brücken / von Hochhäusern oder Türmen / vor den Zug), Erhängen in entlegenem Waldstück (hohe Sicherheit, allerdings auch lange Verwesungszeit bis Fund). 4. Organisierbar: Was nützt mir das Wissen um ein neu entdecktes Amazonas-Gift, das sicher und schmerzfrei wirkt, noch dazu praktisch nicht nachzuweisen ist – wenn ich in ein koranisches Forschungslabor am Amazonas einbrechen müsste, um ranzukommen? 5. Nicht als Suizid erkennbar: Ich weiß, hier wird’s haarsträubend anspruchsvoll. Aber der verantwortungsvolle Selbstmörder sorgt sich um die Hinterbliebenen. Er will keine Schuldgefühle verursachen, die Trauer um den Verlust so gering wie möglich halten. Außerdem ist in Krimis doch immer von diesen geldmindernden Selbstmord-Klauseln in Versicherungs-Policen die Rede. Es sollte auch klar sein, dass niemand für den Suizid instrumentalisiert werden darf. Ein tödlicher Autounfall, an dem irgend jemand anderer beteiligt ist, wäre höchst gemein. Außerdem gibt das ja wieder eine Sauerei. Da hab ich ja noch einiges vor mir. Zumal diejenigen, die das Zeug zum Vorbild hätten, per Definition keine Tipps geben können. Ach, wenn man nur lange genug wartet, löst sich das Problem ohnehin von selbst.
16.2.2004 8:02 AM CET
Filmtitel
Seit ich ihn Freitagabend gesehen habe, versuche ich ihn begeistert weiterzuempfehlen: diesen Film mit Diane Keaton und Jack Nicholson, Ihr wisst schon. Eben: Der hat einen derart bescheuerten Titel, im Englischen wie im Deutschen, dass ich ihn mir nicht merken kann. So what is it? Such is...? Some get everything? Und deutsch Mit Herz und Seele? Herz auf der Zunge? Ich bin mir sicher, es war was mit Herz.
Something's Gotta Give / Was das Herz begehrt
15.2.2004 9:10 AM CET
Ohne Spiel
14.2.2004 9:23 AM CET
Für den einen, der's kapiert
13.2.2004 4:16 PM CET
Friday Five
1. Are you superstitious?
2. What extremes have you heard of someone going to in the name of superstition?
3. Believer or not, what's your favorite superstition?
4. Do you believe in luck? If yes, do you have a lucky number/article of clothing/ritual?
5. Do you believe in astrology? Why or why not?
13.2.2004 10:18 AM CET
"Let me just give you a little tip"
In Manhattan gab's grade eine Blogger-Lesung Worst. Sex. Ever. New York geht leider weit über die Distanz hinaus, bei der ich auch nur mit dem Gedanken spiele, einen Kurztripp hinzulegen. Netterweise stellen die Beteiligten jetzt nach und nach ihre Geschichten online. Für Genuss und Belehrung (u.a. was die Befindlichkeiten dicker Frauen beim Sex betrifft) empfehle ich Uffish. Allein schon, um vielleicht das eine oder andere Valentinstrauma zu verhindern.
12.2.2004 5:36 PM CET
Mode marginal
Cathy Horn schreibt für die New York Times über die „Matronly Aesthetic“ der neuen Kollektion von Marc Jacobs.
12.2.2004 4:24 PM CET
Geht doch
Heute zum ersten Mal geschafft, den Aufspring-Impuls zu unterdrücken und sitzen zu bleiben, als der Vorstandsvorsitzende den Raum betrat. Ich bin schließlich eine DAME!
12.2.2004 4:10 PM CET
Diätterror – die Serie (7): Poetic Justice
Es ist billig. Es ist gemein. Es ist pietätlos. Aber ich hab gestern soooooo viel gelacht.... Diät-Guru Atkins starb übergewichtig
Diät-Guru Robert Atkins hat nach Medienberichten vor seinem Tod unter Übergewicht und Herzproblemen gelitten. Atkins war im vergangenen April im Alter von 72 Jahren nach einem Sturz auf einer vereisten Straße gestorben. Zuvor habe er einen Herzinfarkt gehabt und außerdem unter einer Herzinsuffizienz und Bluthochdruck gelitten, berichtete «The Wall Street Journal» am Dienstag unter Berufung auf den Bericht des ärztlichen Leichenbeschauers.
11.2.2004 11:48 AM CET
Lob des Spießertums
Es liegt vermutlich an meinem Naturell, dass ich mich dem Spießertum schon immer recht verbunden gefühlt habe. Als meine Altersgenossen bereits so richtig wilde Sachen machten (Schule schwänzen! In Diskotheken gehen! Haschisch rauchen!), sang ich im Jugendchor und vergnügte mich mit meinen Mit-Pfadfinderinnen bei selbst gekochten afrikanischen Speisen, die wir mit den Fingern und auf dem Boden aßen (oho!). Und ich hatte nicht mal das Gefühl, irgendwas zu verpassen, wenn ich auf den Knutsch-Partys, in die selbst ich das eine oder andere Mal aus Versehen geriet, ungeknutscht übrig blieb - versunken in philosophische Diskussionen mit dem einen Burschen, den zu knutschen sich keines der Mädchen herabgelassen hatte. Noch dazu bin ich in einer Stadt groß geworden, deren Spießertum und Borniertheit bereits Künstlerinnen zu großen Dramen inspiriert hat.
Und, ZACK!, machen sich letzten Freitag die Münchener des SZ-Magazins über Leute wie mich Gedanken! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es für die coolen, trendy People ein Schock ist, wenn sie an sich oder in ihrer coolen, trendy Gesellschaftsschicht Symptome des Spießertums feststellen. Wenn man sich nicht langfristig darauf vorbereitet hat, ist es schwer damit zu leben, dass man zum Beispiel gerne früh aufsteht.
Ich selbst hatte es da immer erheblich leichter. Ausgestattet mit oben beschriebenem Naturspießertum, entdeckte ich im Lauf der Jahre am Spießerdasein immer mehr gute Seiten. Vor allem im Vergleich zur Trends settenden Schicht. In meinen Studienzeiten hörten diese Leute "Independent" und kleideten sich in England ein, will heißen in Manchester und London. War interessant anzuschauen und anzuhören (mit ein paar Meter Platz zwischen Klangquelle und Ohr). Nur dass die Herrschaften in Gesellschaft ungeheuer unnahbar und freudlos wirkten, zudem gegenüber Andersgläubigen enorm intolerant waren. Wichtig auch: Reaktionär ist was Anderes. Das impliziert Aktion und Planung. Wir Spießer aber sind dazu viel zu bequem. Neues ist schön – wenn wir neugierig genug sind und es nicht anstrengt. Aber warum nicht auch mal das Neue im Alten finden? Das Werbe- und Marketingblatt Horizont hält sich als Kolumnisten einen „Spießer Alfons“. Bezeichnenderweise ist seine Funktion, wie das Kind aus dem Märchen auf den aufgeblähten Kaiser zu deuten und „der hat ja gar nichts an!“ zu rufen. Ich gebe allerdings zu, dass ich zusätzlich die Postmoderne in meinem Gen-Code habe; mein Faible für Gummibäume und Perserteppiche mag also durchaus ironisch sein.
11.2.2004 8:02 AM CET
Kaltmamsell übt Haiku
Riesige Scheinwerfer,
10.2.2004 4:06 PM CET
Fremde Sprachen
"Oder wie die Spanier sagen: 'Bis später'." (aus eher betagtem Frauenmund auf dem Flughafen von Palma de Mallorca)
10.2.2004 9:48 AM CET
Teufelsrad
Sich verachten und hassen. Gleichzeitig aber so intelligent und reflektiert sein, dass man die Grundlosigkeit und Lächerlichkeit dieser Selbstsicht erkennt. Sich deshalb gleich noch mehr verachten.
9.2.2004 11:26 AM CET
Gutes Buch
Yann Martel, Life of Pi Nature can put on a thrilling show. The stage is vast, the lighting is dramatic, the extras are innumerable, and the budget for special effects is absolutely unlimited. Der Pi des Buchtitels ist ein 16jähriger indischer Bursche, Sohn eines Zooverwalters, der in den 70er Jahren auf der Überfahrt nach Kanada Schiffbruch erleidet. Yann Martel schreibt seine Geschichte auf (Ecos „Natürlich, eine alte Handschrift“). Denn nach dem Schiffbruch findet sich Pi in einem Rettungsboot wieder, das er mit einem bengalischen Königstiger teilt.
Der Roman hat drei "Parts":
Der Rahmen für die Geschichte ist wunderbar subtil konstruiert, das Schiffbruch-Thema greift augenzwinkernd die Vorfahren des Genres auf, und in der oft traurigen Geschichte gibt es viel zu lachen. Eines der Highlights ist die ausführliche Anleitung, wie in dieser Situation (in einem Rettungsboot mitten im Pazifik) ein Tiger zu dressieren ist, in neun Punkten. Der erste davon lautet: Life of Pi hat 2002 den Booker Prize bekommen.
9.2.2004 8:13 AM CET
Reise-Fragmente
Seit ein paar Jahren bin ich vor allem beruflich mit Flugzeugen unterwegs. Und Urlaub mache ich anscheinend in Gegenden, die nicht in erster Linie Urlaubsziele sind. Das wurde mir bewusst, als ich vor und während des Fluges nach Mallorca von waschechten Touristen umgeben war, 85 Prozent davon ganz eindeutig im Rentenalter und aus der Kegelclub-Klasse. (Auch in Deutschland gibt es nämlich ein Klassensystem. Es ist nicht so zementiert wie in England, nicht so alt und nicht so bestimmend – aber es existiert.)
Eine gute halbe Stunde vor Abflug lümmel ich in ein Buch vertieft im Innenbereich des Münchener Flughafens. Es beugt sich eine hyperton rotblau-gesichtige Frau jenseits der 60 und mit Blumenkohl-Frisur zu mir herüber: „Entschuldigung, wissen Sie, wann’s weitergeht?“ Ich hebe fragend die Augenbrauen. „Mit dem Flieger“, (eigentlich sagt sie „Fliesche“) „nach Mallorca.“ Ich nenne ihr die Abflugzeit, die auf dem Ticket steht. „Ah ja, danke.“
Ich beginne mich gründlicher umzusehen. Rechts von mir zeigen sich biedere Rentnerinnen gegenseitig ihre geschwollenen Knöchel in Stützstrümpfen. Eine Sitzreihe weiter dreht sich ein Gespräch im Kreis. „Ist es schon zehn nach?“ „Wieso zehn nach?“ „Hat’se doch gesagt, da.“ „So?“ „Steht doch auch drauf.“ „Wo?“ „Auf dem Zettel.“ Bereits zehn Minuten vor dem Boarding-Termin (übrigens: zehn nach) stehen zwei Drittel der Passagiere vor der Theke mit der hübschen uniformierten Flughafen-Angestellten. Hinter mir, mit Unruhe in der Stimme: „Guck, die stehn schon!“ „Sollma?“ Als über Lautsprecher schließlich zum Einstieg gebeten wird, werden aber zunächst nur die hinteren Sitzreihen aufgerufen. Unruhe, Rascheln und Schieben im Menschenknäuel vor der Theke, bis die noch nicht Aufgerufenen nach hinten rücken. Und einsam bleibt ein denkwürdiger Satz zwischen den Sitzreihen zurück: „Isch bin schon so viel gefloge, da reiß isch nix ab.“ (Ach ja, Fluglinie war gexx oder Germania: In den sechs Wochen seit der Buchung wurden die Flugzeiten drei Mal verschoben, jeweils um mehrere Stunden. Nur zweimal bekam ich Bescheid. Und die Verpflegung im Flieger muss sich jeder selbst mitbringen oder dort kaufen. So billig finde ich dann 160 Euro für Mallo hin und zurück auch wieder nicht. Ich rate ab.)
6.2.2004 6:56 AM CET
Bis dann!
Ich flieg übers Wochenende nach Mallorca auf 'ne Party.
Ich muss mal kurz nach Mallorca - Gerhard hat Lamm für acht Personen auf dem Feuer.
Freitag und Montag hab ich mir frei genommen: Ich treffe mich mit ein paar Leuten von meiner liebsten Mailingliste.
Treffen sich ein Apotheker, eine Schustermeisterin, ein Ingenieur, eine Ärztin und eine Grafikerin auf einer Urlaubsinsel. Sagt die Schusterin:"....
6.2.2004 6:48 AM CET
Old Economy ist...
5.2.2004 11:40 AM CET
Pfarrer, Ärzte und Lehrer
Es gibt in Deutschland drei Berufsgruppen, denen die Gesellschaft nicht verzeiht, wenn sie durch etwas anderes als selbstlosen Idealismus motiviert sind:
„Wieso hast Du eigentlich BWL studiert?“ „Na ja, ich dachte mir, damit kannst Du immer mal was anfangen...“
„War Bäcker eigentlich dein Traumberuf?“ „Ach, das war damals sauschwer überhaupt eine Lehrstelle zu kriegen, und da hat mir ein Freund von meinen Eltern bei sich in der Bäckerei was verschafft. Aber jetzt gefällt’s mir schon.“ Ganz anders aber:
„In Polen ist Pfarrer halt so ziemlich der einzige krisensichere Job.“
„Ach weißt du, ich hab am liebsten einen Schreibtisch zwischen mir und dem Patienten.“
„Nee, Aufsicht bei der Schullandheim-Fahrt mach ich nicht mehr. Eine ganze Woche weg von der Familie, und dann muss ich ja alles aus der eigenen Kasse zahlen.“ Ich glaube, deshalb hat das Ansehen dieser Berufsgruppen in den letzten Jahren auch so gelitten. Na gut, katholische Pfarrer gibt’s ja fast nicht mehr. Aber Ärzte und Lehrer werden immer schräger angeschaut. Weil sie sich immer mehr verhalten, als hätten sie einen Beruf wie jeder andere. Und schon werden sie darauf reduziert: „Der will den Patienten ja bloß das Geld aus der Tasche ziehen“, beziehungsweise „der will sich ja bloß um die Arbeit drücken“. Folgen- und Einflussreiche Tätigkeiten sind auch die von Elektrikern, Architekten oder Krankenschwestern. Wäre es nicht eine Idee, einfach auch bei Pfarrern, Ärzten und Lehrern davon auszugehen, dass es da Gute und Schlechte gibt, Faule und Fleißige, Idealisten und Realisten, Motivierte und Lahme?
4.2.2004 11:21 AM CET
Minette Walters Acid Row
Es geht um gewalttätige Unruhen in einem englischen Arme-Leute-Wohngebiet, die eines Ta-ges völlig außer Kontrolle geraten. Anlass ist das Gerücht, ein eben zugezogener Mann sei schon mal wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden.
4.2.2004 9:47 AM CET
Don Camillo und Peppone
Vor Jahren schon habe ich endlich alle Folgen Don Camillo und Peppone auf Video aufgenommen. Ich liebe sie inniglich, alle miteinander. Zum einen, weil das gemeinsame dreckige Lachen mit meinem Vater sonntags auf dem Sofa beim Gucken dieser Filme so ziemlich das engste Band ist, das uns verbindet. Zudem weil Fernandel nie besser war (habe mir in später Jugend mal die Mühe gemacht, andere Filme mit ihm aufztun). Und dann weil mir der Anblick des norditalienischen Städtchens am Po in den 50ern jedesmal das Herz zerreißt: Fast exakt so sah es in der kastilischen Heimat meines Vaters aus: arm - so arm, dass nie ein geschöntes „ärmlich“ daraus werden konnte. Und weil meine Gedanken dann zu den Männern schweifen, die nach Deutschland fuhren, um dieser Armut zu entkommen. Die man „Gastarbeiter“ nannte, um den schon damals historisch negativ besetzten Begriff „Fremdarbeiter“ zu umgehen (der in Fassbinders Katzelmacher deshalb sehr absichtlich klingt). Und in meiner Kehle sammeln sich Tränen. Assoziationsflut, ausgelöst durch dieses Foto.
3.2.2004 1:22 PM CET
Mein merkwürdigster Ferienjob
Don Dahlmann ist natürlich mal wieder nicht zu übertreffen: Vaseline-Schmelzer bei Penaten ist wirklich ein Stück Vergangenheit, das für die Nachkommen konserviert gehört. Ich bin zwar schwer versucht, mit „Aktmodell für eine lokale Künstlergruppe“ gegenzuhalten, aber erstens wäre das billig (da hätte Don ja gleich „Porneaux Filmkritiker“ nehmen können), zweitens war ich zu meiner Akt-Zeit bereits in festem Lohn und Brot, 20 Jahre alt, und der Job war hauptsächlich Teil meiner (langfristig erfolglosen) Kampagne „ich freunde mich mit meinem dicken Körper an“. Erinnernswerter ist da schon der Sommer, in dem die Redaktion, in der ich sonst die Semesterferien über Urlaubsvertretung machte, mich nicht brauchen konnte. Ich war gottsfroh, bei Audi zu landen. Mein Job als „Werkstudentin“ (keine Ahnung, warum die Ferienjobber dort bis heute so heißen) war in der Lackiererei, Qualitätssicherung. Der Arbeitsplatz lag so richtig mitten in einer der riesigen Produktionshallen. Er erinnerte ein wenig an eine Pferdebox: Ein schulterhohes Metallgestell umgab eine gut autogroße Fläche, die an einer Seite offen war. An dem Gestell waren Scheinwerfer befestigt, über die offene Seite wurden frisch lackierte Karossen eingeschoben. Der väterliche Meister (es war die Audi-Ära der grünen Meisterkittel), der sein Kabuff gleich nebenan hatte, gab mir einen weißen und einen schwarzen dicken Wachsmalstift, ein Klemmbrett mit Formularen und ein Prüfgerät in der Größe eines Kassettenrekorders. Sechs Wochen lang war es meine Aufgabe, Karossen in das Gatter zu schieben und die Lackierung zu überprüfen. Einschlüsse und Unregelmäßigkeiten umkringelte ich mit dem Wachsstift (weiß für dunkle Lacke, schwarz für helle). Das Gerät war dazu da, die Dicke der Lackschichten zu messen. Alle Ergebnisse und Funde trug ich in ein Formular ein, das ich an der Karosse befestigte, bevor ich sie zurück auf die Fertigungslinie schob. In der Nebenbox arbeitete ein festangestellter alter, dürrer Mann in blauem Kittel. Vielleicht war er gar nicht so alt, aber sein fehlender Arm sah nach Kriegsverletzung aus, Jahrzehnte langer Alkohol-Abusus hatte seinen Teint korrodiert. Der große Haken: Über den Tag verteilt sollte ich sechs Karossen überprüfen. Pro Karosse brauchte ich selbst bei peinlichst genauer Untersuchung höchstens 25 Minuten. Damit musste ich aber täglich siebeneinhalb Stunden füllen - netto, denn Pausen wurden addiert. Ich war schlicht unterbeschäftigt bis weit über die Schmerzgrenze. Also nahm ich schon bald ein Buch mit in die Arbeit und stellte mich lesend an das Metallgestell. Keine gute Idee: Der Meister wies mich darauf hin, dass ein vorbeilaufender Abteilungsleiter aus meinem Lesen schließen könnte, dass nicht genug Arbeit für zwei Qualitätsprüfer da sei (richtig!) und eine Stelle streichen könnte (das wollte ich natürlich nicht). Somit verwandte ich sechs Wochen lang all meine Energie darauf beschäftigt zu erscheinen. Ich hatte nie einen anstrengenderen Job. Zehn-Minuten-weise verkroch ich mich in einen der Brotzeiträume bei den Werkstätten im Keller zum Lesen. Dann musste ich mich mal wieder blicken lassen. Ich setzte einiges an Ehrgeiz daran, die Karossen immer noch gründlicher zu kontrollieren. Aber irgendwann gab es Reklamationen, weil alle Karossen, die ich geprüft hatte, fast flächendeckend von Wachsmal-Kringeln überzogen waren. In meiner Not hatte ich sogar besonders glatte Flächen angekringelt: Derart überglatt, das konnte doch nicht normal sein? Das musste doch auf einen Fehler in der Programmierung der Spritzroboter hindeuten? Ich begann mich zum Zeitvertreib intensiv mit Lackiertechniken im Markenvergleich und aus historischer Perspektive zu befassen. Doch als Quelle hatte ich nur Kollegen, die entweder tatsächlich etwas zu tun hatten oder mir bei aller Freundlichkeit bedeuteten, dass ich sie nervte. Ich sehnte mich inbrünstig nach den Lokalredaktionen meiner Zeitungsjobs, nach den Scharmützeln mit Freien Mitarbeitern („So ungekürzt veröffentlichen, da ich eigens zu dem Termin gefahren bin!!!“), nach der Gänsehaut über Vereinsfotos, nach der Behäbigkeit eines Monopolblattes. Ich spürte, wie mein Hirn über die Wochen hinweg in Stand-by-Modus fiel, überfordert von Leere. Und deswegen werde ich nienienie mehr bei Audi arbeiten. Einen echten Nutzen hatte der Job dann doch: Ich durfte die speziellen Wachsstifte mit nach Hause nehmen. Und nutzte sie, um eines Nachts einem Freund auf die Motorhaube seines roten Citroën 2CV einen Brief zu schreiben.
----------------------------------------------
3.2.2004 11:08 AM CET
Weil grad Zeit ist...
2.2.2004 1:20 PM CET
Selbst schuld
Zack! Mit dem Suchbegriff "vater hat mich erwischt mit feinstrumpfhose" haben die Suchmaschinen mich erwischt.
Bis vor zwei Wochen sahen die Bots über mich hinweg: Beruflich muss ich wissen, wie eine Website sich möglichst gut in Suchergebnissen platziert. Somit weiß ich auch, wie man sich wegduckt: Suchmaschinen mögen es gar nicht, wenn in einer Website nicht drin ist, was drauf steht. Auf meiner stand "Vorspeisenplatte" drauf, das war aber nicht drin. Also ignorierten sie mich.
2.2.2004 8:03 AM CET
Sonntägliches Grünkohlessen bei Muttern
Und dann war da die Geschichte vom Schwager, der sich wegen eines Darmvirus so heftig erbrechen musste, dass er sich zwei Halswirbel ausrenkte.
1.2.2004 9:29 AM CET
Welcome back
[Archiv] Speisen durchsuchen:
|