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Die Kaltmamsell
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30.4.2004 3:48 PM CET
Anderer Leute Ringe

Ich mag Gelbgold, ich mag schlichte Ringe, ich mag schlichte Gelbgold-Ringe. Da ich dafür aber nicht viel Geld ausgeben will, ersteigere ich die bei Ebay. Fast alle wirklich schlichten Gelbgold-Ringe, die bei ebay angeboten werden, sind Eheringe - künftige (ohne Gravur) oder ehemalige („PL“). Eben habe ich wieder einen ganzen Schwung ersteigert, mittlerweile dürfte ich neun Stück besitzen. Einige davon möchte ich dereinst zur Goldschmiedin tragen, auf dass sie mir einen schweren breiten Ring daraus schmiedet. Die meisten trage ich aber einfach so, am liebsten mehrere auf einmal.

Und jetzt stellt sich heraus, dass mein Mitbewohner das verwerflich findet (um genau zu sein: Sein Ausdruck war „krank“). Einen Ehering, so sein Gedankengang, versetze man nur in höchster Not. Und die nutzte ich garstig aus.

Echt? Ist das so, das mit der Not und dem Ehering? Ich habe ja schon unüberwindliche Schwierigkeiten, das Zeichen „Ehering am Finger“ zu entschlüsseln. Es handelt sich ja in unserer Kultur um die sichtbare Bekundung, dass man verheiratet ist. Was heißt das?
- Es hat keinen Sinn, mich zu umwerben, vulgo „Mach mich nicht an!“ („Just the fax, ma’m, just the fax...“)
- Ich habe einen / eine abgekriegt und bin stolz drauf.
- Ich bin nicht allein auf der Welt.
- Ich habe regelmäßig Sex.
- Keine Angst, ich werde dich nicht anbaggern.
- Ich habe meine Mutter glücklich gemacht.

Ich schätze, mein Mitbewohner unterstellt mir subversive Gedanken beim Aufkaufen von anderer Leute Ringe.


29.4.2004 10:42 AM CET
Dinner Ladies

Derzeit ist es besonders spannend, zu Jamie Olivers Blog rüberzuschauen:
Er denkt sich gerade Möglichkeiten aus, das legendär grässliche Essen an den englischen Ganztagsschulen zu verbessern. Seine Mischung aus fast naivem Idealismus und selbstverständlichem sozialen Engagement wird für mich immer typisch britisch sein (und hat ihre historischen Wurzeln im Fehlen eines staatlichen sozialen Netzes, ichweißichweißichweiß).

In Bewegung habe ich Herrn Oliver noch nie gesehen, lese und nutze aber alle seine Kochbücher mit Begeisterung - über die Fallen, die den Lesern die schlecht recherchierten Übersetzungen ins Deutsche stellen, werde ich mich noch ereifern (vorab: „custard“ ist KEIN „Eierstich“). Am höchsten rechne ich Jamie das Ermuntern und Ermutigen an. Beispiel: Zwar habe ich meine Nudelmaschine seit über zehn Jahren, doch BJ (before Jamie) nutzte ich sie vielleicht drei Mal. In den fünf Monaten AJ bereits vier Mal, denn Nudelmachen geht wirklich im Handumdrehen.


28.4.2004 4:50 PM CET
20six

„ich weiß sie mögen 20six nicht so sehr, aber da gibt´s nicht nur ‚kinderblogs’!“ schreibt ein „der sven“ in Ankes Kommentaren. Dann schaun wir doch mal nach. Denn als mir meine künftige Schwägerin letzthin erzählte, sie hätte sich bei 20six ein Blog eingerichtet, wunderte ich mich, warum mir von diesen vielen Blogs noch kein einziges auf die Blogroll geraten ist, nicht einmal beim Blogbummeln begegnet. Ich nehme mir also die 20six-Blogroll von „der sven“ vor und notiere jeweils die ersten Sätze der jüngsten Einträge (sollte als Korpus durchgehen):

protokoll der letzten tage und stunden.
samstag abend sehr gelacht, beim anarcho-clown leo bassi, anschliessend noch ein paar worte gewechselt mit dem herrn, eine kleine trinkung abgehalten, fast food gegessen (auch schon länger her, dass letzte mal fast food), eine liebe bekannte getroffen, "bist du auch gleich da?" ... ich denke darüber nach (...)
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die uni ruft!
mehr in zehn jahren!
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too much of nothing.
kennen wir ja bereits:`aufnichtslusthab`-phasen.verdammt hemmend in allen dingen.gehen aber bekanntlich weg.ich muss einfach irgendetwas tun,brauche irgendeinen fixpunkt.eine beschäftigung.(...)
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Geistesgeschwätz.
Blahblahblah...
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Wir schreiben uns jetzt jeden Tag. Wusste gar nicht, dass er so ein liebes und eloquentes Schlitzohr ist. Leider eröffnete er mir gestern, dass er auf Kellnerin Antje ausm "Humboldt" steht (sie aber nicht auf ihn!). Und es macht mir nicht mal was aus. Ernsthaft. Denn ich bin bis jetzt nur medium-verknallt. (...)
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[Hausarbeit-Revival]
Da ich hier die Arbeit an meiner letzten Hausarbeit mehr oder weniger dokumentiert habe, werd ich auch was zum Ergebnis schreiben. Welches mich über alle Maßen erfreut hat. Eine schöne 1,7 die mich mehr als zufrieden stellt :) Den Dozent scheinbar auch und er hat auch freundlicherweise nichts vom 2maligen Abgabetermin-Verschieben gesagt hehe... (...)
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wieder da
((Foto von einem exotischen Berg))
"alle reisen haben eine heimliche bestimmung, die der reisende nicht ahnt."
[martin buber]
bin wieder zurück, aber immer noch nicht sicher, wie es hier weiter gehen wird.
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Tonight, I have good news und I have bad news
Die gute Nachricht ist: ich war heut pünktlich wach,
die schlechte Nachricht ist: der Prof lag leider flach,
Die gute Nachricht ist: Wir war'n zum frühstücken beim eitel,
Die schlechte Nachricht ist: bei mir saß nichteinmal der scheitel.(...)
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Pink oder hellblau?
Streiche ich das Gästezimmer nun pink oder hellblau? Ich kann mich nicht entscheiden und die bessere Hälfte ist auch keine wirkliche Hilfe ('Warum streichst Du's nicht weiß?').(...)
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Ruhe
Heute genieße ich die Ruhe .. ich bin alleine zuhause, habe dies und jenes gemacht. Und dann lag ich auf der Couch und habe "Unterwegs" gehört.... mein neues Hörbuch und driftete ab..(...)
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„Er saugt Staub und wäscht ab. Er ist eine richtige Perle“
Der wilde Helmut Berger (...)
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viele Dinge...
1. meine andere Ratte ist auch tot.
irgendwas scheine ich falsch zu machen :(
Sie lag einfach tot im Käfig. Gestern abend war sie noch putzmunter... Heute morgen auch. und heut nachmittag war sie tot. (...)
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am abend
juhu, ich freu mich schon, weil wir heute morgen bei einer „job fair“ waren, wo ich ein paar interviews hatter..und bei einer company hab ich einen job bekommen..und das war ja überraschend einfach..naja.. (...)
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erster sonnenbrand
naja, fast... man könnte es angekokelt nennen. was für ein wahnsinnig schönes wetter!!!
den ganzen nachmittag schön beim baseball in der sonne gesessen und gescort. fein, fein haben die jungs da gespielt. (...)
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... und sie lassen sich immer was neues einfallen
die leute von BigBrother. jetzt haben sie eine transsexuelle frau ins haus geschickte. ich muss ja sagen, als ich Maxime gestern bei ihrem einzug gesehen habe, da musste ich doch recht heftig schlucken. (...)
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mal wieder kurz blicken lassen. das konzert war das beste bisher. die jungs stellen alles in den schatten. es bleiben keine wünsche offen. sie spielten neue und alte lieder, sie improvisierten, sie gaben solo-einlagen (...)
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zweiter tag ohne
bisher keine ausfallerscheinungen wegen nicht schlafen können o.ä. das ist gut und wird hoffentlich so weitergehen. was nicht gut ist: ich muss jetzt arbeiten und hab keinen bock.
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Randgruppen
Heute war ich in der Früh beim Einwohnermeldeamt, und ich muss sagen, ich bin hochbegeistert. Ein Hurra für die Stadt! Offensichtlich ist man für Gleichberechtigung bei der Einstellung körperlich Benachteiligter: (...)
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weites meer
ich sitze in einem boot. rund um mich nur wasser. andere boote sind in der nähe, kommen mal dichter, sind immer öfter jedoch weiter entfernt. das ufer ist kaum noch in sicht, es schwindet in der entfernung, habe ich das gefühl.
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[heute ist toll]
Toll,toll,toll:
-Urlaubsplanung[Nordsee,mit Sven und all den lieben Leuten]
-eine 2+ in Deutsch [weniger eine 4 im Chemie-Test]
(...)
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>ein kleiner schritt
[in diesem blog bin ich] WEG VOM FENSTER.
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heutige geistesverfaasung war eindeutig geistesabwesen. fragt mich nicht, wo ich war. jegliche versuche mich zurückzuholen scheiterten kläglich.leider.
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Eigentlich wollte ich Berlin...
...aber jetzt wirds am ersten Mai wohl doch nur Recklinghausen. Aber was heißt hier nur? Manuel Andrack ist auch da. Und schwarz/rot Atemgold09 - eine der besten und vor allen Dingen größten COmbos, die ich kenne. Genial. (...)
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[all i can do is try...]
diese woche war irgendwie schön. nach 8 monaten wieder meine schwester, meinen pap und meine stiefmam gesehen. ich vermiss sie schon richtig. und wenn ich das lied "my father's eyes" von eric clapton höre kommen mir jedes mal die tränen. (...)
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habs überlebt. tadaaa. war gar ned schlimm... dafür bin ich wieder verletzt worden. sie hat es nicht absichtlich getan... aber das foto tat weh. nerv. egal. jetzt ist es geklärt. hab ihr ne mail geschrieben wie weh das getan hat wegen IHM ... dann hat sie zurück geschrieben... bla... bla...(...)
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tag 4
heute ist ein guter tag. ich fühl mich wohl. fühle ich mich im büro wohler als zuhause?
hier sind meine aufgaben ganz klar deklariert. außerdem hat die urlaubszeit schon begonnen.
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[Balkon gegebüber]
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HELFT MIR!
welche liedzeile soll aufs t-shöört?
[a] home is nun mal where your heart is. [kettcar]
[b] you've got all these great answers to all these great questions. [biffy clyro] (...)
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Erinnerung
...und dann kam Dein Anruf und ich war allein mit Dir - allein über die ganze Welt hin, allein mit Deiner zärtlichen Stimme, - und ich kann mir nicht helfen, mir zittern die Hände und ich musste nachher in den Spiegel blicken:(...)
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Verzweifelte Suche...
... nach den ganzen Notizen, Vokabeln und sonstigen Vermerken in meinem Englisch-Wörterbuch...
Sofern wir in der Klausur am Montag unser eigenes Dictionary benutzen wollen, müssen wir das morgen abgeben, damit es überprüft werden kann.(...)
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Film der wohl gut ist
Eternal Sunshine of the Spotless Mind.
Mit Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Mark Ruffalo, und Elijah Wood
Über Gedächtniss Erasement
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grübeleien über zentrale dinge des lebens. ;)
so, ich habe vorhin mein neues blog angelegt, nachdem ich lang hin- und herüberlegt hatte, ob das nun sinnvoll/notwendig wäre. (...)
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Kate bleibt hier
*wein* sniiiiiiiiiiiiiiiiffffffff..
Raucherzimmer im 5 Sterne Hotel, Flug alles abgesagt..
Kein Trip nach London. Meeting wurde abgesagt. Bin sooo traurig, wäre soooo gerne nach London gejettet. Alleine in der Grossstadt, Kate die kleine Assistentin..

Alle Schreibungen und Zeichensetzungen sic!


27.4.2004 5:04 PM CET
Kurzsicht

Die Herren Angestellte und Arbeiter, die fürs Fernsehen vor Werktoren interviewt werden, wenn es um unbezahlte Mehrarbeit geht. Und die dann brav schimpfen, dass das ja wohl unmöglich ist und ein Rückschritt und Sozialabbau und immer auf die Kleinen und die da oben kriegen den Hals nicht voll.

Und dann die Herren Kleinaktionäre, die fürs Fernsehen vor den Türen der Hauptversammlungen interviewt werden, wenn es um die Ergebnisse des Vorstands geht. Und die dann brav schimpfen, dass sie sich übers Ohr gehauen fühlen und es schließlich ihr Geld ist, das sie da eingesetzt haben und für das sie ja schließlich auch was bekommen wollen und da muss der Vorstand bessere Arbeit machen und Gewinne bringen.

Dass die exakt dieselben zu sein scheinen, liegt das an meiner brillenbedürftigen Kurzsichtigkeit?


27.4.2004 8:03 AM CET
Lila Ohren

Nein, ich werde auch weiterhin nicht zum Arzt gehen wegen meiner immer wieder schmerzenden und juckenden Gehörgänge.
Denn der würde ja doch bloß ein Ekzem feststellen und mich dazu zwingen, mit violetter Flüssigkeit getränkte Wattebäuschchen ins Ohr zu stopfen, die mir dann tagsüber regelmäßig ins Apfelschorle fallen würden.
Ich hab schließlich John Irvings A Son of the Circus gelesen. (Sie erinnern sich? Der amerikanische Filmregisseur in Indien?)
Andere Leute holen sich ihre Krankheiten vielleicht aus medizinischen Wörterbüchern; mir reichen Romane. Grade die von Irving.


26.4.2004 1:22 PM CET
Der auktoriale Erzähler kehrt zurück

Rechts George Clooney

Aber hallo wie der zurückkehrt! Gestern habe ich von Wolf Haas Komm, süßer Tod gelesen. Nach vielen Jahren endlich mal wieder ein deutschsprachiger Roman, der handwerklich so richtig scheißgut gemacht ist.

Es ist echt ehrlich Zufall, dass der Krimi sich schon wieder um ein ER-Thema dreht, mein Mitbewohner hatte mir das Buch schon vor zwei Wochen empfehlend in Sichtweite gelegt. Und das hat er gut getan.

Komm, süßer Tod verwendet nämlich eine Erzählperspektive, die längst aus der Mode gekommen ist: den auktorialen Erzähler. Zur ansetzenden Hochblüte des Romans als Genre (18. Jahrhundert) war die Technik Standard: Meist hat sich der Autor des Buches als solch ein Erzähler geriert, „Lieber Leser“ geschrieben, diesem Leser mal kurz die Personen erklärt, den einen oder anderen Hinweis auf kommendes Geschehen gegeben, gerne auch mal das eben Erzählte ordentlich analysiert. Leute wie Jane Austen und später Charles Dickens spielten dann bereits mit dieser Technik, lenkten die geneigte Leserin auch mal in die Irre.

Das Ende des 19. Jahrhunderts und die Moderne schafften diese Art des Erzählens ab. Der erkennbare Erzähler verschwand immer mehr, statt dessen verschaffte die personale Perspektive dem Leser die Illusion, der Handlung und den Personen ungefiltert zu folgen, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Das, was vom Erzähler übrig blieb, nannten wir Literaturwissenschaftler den „impliziten“ Erzähler, der lediglich in Wortwahl und in der Auswahl von Details oder Adjektiven erkennbar ist.
Ausnahmen gab es immer schon; so ist mein liebster zeitgenössischer Autor des 19. Jahrhunderts John Irving.

Der Haas Wolfgang schiebt einen Erzähler vor, wie er seit Tristram Shandy nicht mehr auktorialer war - und Tristram Shandy zählt nicht, weil der als „Ich“ auftrat. Dieser Erzähler stellt sich vom ersten Satz an brettelbreit vor den Leser und legt los. In mündlich geprägter Straßensprache ohne großen Bildungshintergrund wedelt er mit dem Zeigefinger, erzählt die Geschichte des ehemaligen Detektivs Brenner, der als Krankenwagenfahrer ins Schlamassel gerät, erklärt die Welt im Allgemeinen und das Wiener Sanitäterwesen im Besonderen, legt dabei gerne auch mal verschwörerisch den Arm um des Zuhörers Schulter. Es ist immer ein Zuhörer, den er anspricht, nie ein Leser - die Leute, die er anspricht, lesen eher keine Bücher. Dieser Erzähler hat so viel eigene Persönlichkeit, dass ich jederzeit darauf gefasst war, dass er um die Ecke der Kreuzretter-Garage biegen und sich ins Personal der Handlung einreihen würde.

Mit diesem Kniff ist auch das Problem der Informationsvermittlung gelöst. Nun kann jeder Roman einen sachlichen Absatz einschieben, in dem er Hintergründe („Seit 40 Jahren stand das Haus schon vor den Toren der Stadt...“) oder Vorgeschichte („Es war nicht das erste Mal, dass er ihr begegnete. Er erinnerte sich nur zu gut an den kalten Januartag, als sie...“) darlegt. Aber das ist fad. In Komm, süßer Tod bekommt der Leser die Informationen direkt vom Herrn Erzähler (doch, in meinem Kopf eindeutig ein Mann), stark gefärbt durch seine Perspektive. Diese Färbung macht jede Information gleich noch mal so interessant. Und falls jemand etwas gegen seine Sicht der Dinge hat, watscht der Erzähler gleich mal prophylaktisch in die Richtung von „Psychologie-Ding“.

Erfrischend. (Und: Ja, Bach kommt drin vor.)


25.4.2004 10:28 AM CET
Besuch

Blogger, die bereits in meinen nächtlichen Träumen aufgetaucht sind, nach Häufigkeit:
- Marie
- etc.pp. (Marie und Kleingärtner auch einmal im selben Traum)
- Don Dahlmann
- Anke Gröner, Lyssa
- Kathleen
Bis jetzt waren Sie in diesen Träumen alle freundlich zu mir. Bitte behalten Sie das bei, ja?


24.4.2004 7:55 AM CET
Antike Perry-Mason-Cover

Der Korbstuhl!


23.4.2004 4:14 PM CET
Bahnsprech heute - Prüfungszeit

Eine Angehörige der Bahnspezies mit erotischer Stimme hat es heute morgen in meinen EC geschafft: Ihre Begrüßungsansage über Lautsprecher bestand zu 70 Prozent aus Hauch. Dann kündigte sie im Bordrestaurant auch noch ausschließlich gerne erwartende „Servicemitarbeiterinnen“ an.

Beinahe hätte sie mich damit eingelullt. Bis zu der Stelle, an der sie darum bat, Bahncards bei der „Fahrscheinprüfung“ bereit zu halten. Oho! Die Zeiten sind wohl vorbei, in denen Hinz und Kunz einfach so und ungeprüft bahnfahren durften. Ab welchem Alter man wohl zur Fahrscheinprüfung antreten darf? So um die Führerscheinprüfung mit 18?


23.4.2004 8:07 AM CET

Die seligen Minuten, wenn die Tabletten gegen die Menstruationsschmerzen endlich zu wirken beginnen.


22.4.2004 12:57 PM CET
Zum Überbrücken der ER-Pause

was jeder weiß, der einige Notarzteinsätze mitgemacht hat und was heute natürlich auch wieder zur Sprache kam (und kein Witz ist):
Die erste Frage, die Schwerverletzte an den Ersthelfer stellen:
Frauen: "wo ist meine Handtasche?!"
Männer: "wie geht es meinem Motorrad?!"

bei docbuelle


21.4.2004 1:12 PM CET
Vorbei

Passen Sie auf sich auf. Immer schön den Klatschen ausweichen.


21.4.2004 9:49 AM CET
The Wild Rose

Rose

Colorful, but unpicked. You are The Wild Rose.

Prone to bouts of cynicism, sarcasm, and thorns, you excite a certain kind of man. Hoping to gather you up, he flirts and winks and asks you out, ultimately professing his love. Then you make him bleed. Why? Because you're the rare, independent, self-sufficient kind of woman who does want love, but not from a weakling.

You don't seem to take yourself too seriously, and that's refreshing. You aren't uptight; you don't over-plan. Romance-wise, sex isn't a top priority--a true relationship would be preferable. For your age, you haven't had a lot of bonafide love experience, though, and this kind of gets to core of the issue. You're very selective.

The problem is them, not you, right? You have lofty standards that few measure up to. You're out there all right, but not to be picked up by just anyone.

"You're never truly single as long as you have yourself."

ALWAYS AVOID: The Bachelor

CONSIDER: The Vapor Trail.

Your exact opposite:
The Dirty Little Secret

from here, via uffish
(War wirklich mal wieder Zeit für einen Psycho-Test. Meine Umrisse begannen schon auszufransen.)


20.4.2004 9:34 AM CET
Bahnsprech heute: Schaffners Frust

Er betritt den Waggon mit dem vertrauten „Diiiiiie Fahrscheine bitte“. Doch schnell wird klar, dass der groß gewachsene Schaffner mit leicht schwäbischem Einschlag seine glücklichen Berufsjahre hinter sich gelassen hat. Jedes Mal, wenn er eine Fahrkarte in die Hand nimmt, seufzt er „Jessasgott“ oder „Oh je“. Zurück reicht er sie mit einem lahmen „Sodale“ oder „Jetzale“.

Ein kleiner Junge hinter mir richtet in seinem unablässigen Kleinkindgeplapper an ihn die Frage: „Wie heißt’n du?“ Der Mann murmelt „Schaffner“, während er die Fahrkarten des Buben und seiner Mutter prüft und abzwickt. Im tiefen Ausatmen ergänzt er: „Beliebt ist auch ‚Hallo Sie’.“

Dabei hätte er nur seinen Blick heben und „in Fahrtrichtung links“ aus dem Fenster zu schauen brauchen (wieso heißt es eigentlich im Zug nicht Backbord und Steuerbord, wenn es doch ein „Bordrestaurant“ gibt?): Ein sonnenbeschienenes Alpenpanorama, zu dem man vor lauter Kitsch „Ssissssi!“ und „Frrranz!“ rufen mochte.


19.4.2004 9:09 AM CET
Montags Grant

1.
html_Screen

So, meine Damen und Herren Anbieter, sieht eine professionelle html-Mail auf meinem Entscheiderinnen-Bildschirm aus. Sie erwarten doch nicht von mir, dass ich so lange scrolle und fiesle, bis ich herausbekomme, wo und was der Inhalt ist? (Nein, diese Voreinstellung kann ich nicht ändern.)

2.
Haben alle Bus- und Tramfahrer über die Ferien ihre Berufserfahrung verlegt? Oder warum sonst herrschen am ersten Schultag nach den Ferien grundsätzlich Chaos und Dummheit im öffentlichen Nahverkehr?

3.
Möglicherweise dient es der Völkerverständigung, wenn eine blutjunge, asiatisch aussehende Frau im Zug derart penetrant, laut und begriffsstutzig in radegebrochenem Englisch auf den Schaffner einredet, dass sich Deutsche mit ihrem legendären nationalen Rechthabertum nicht mehr allein fühlen. Ich hätte das Mädel trotzdem sehr gerne gewürgt.


18.4.2004 7:05 PM CET
Verletzungen

"Aunque la mona se vista de seda, mona se queda."

Standardspruch meines Vaters, immer wenn er mich beim Schminken sah.


18.4.2004 8:50 AM CET
Theresienwiesen-Flohmarkt 2004

Flohmarkt_Ausschnitt

In einem Sonnenschein, den man nicht anders als strahlend bezeichnen kann*, spazierten wir um halb zehn zur Theresienwiese. Zwar fühlte ich mich zu dieser Uhrzeit wie eine Flohmarktbesucherin dritter Klasse, doch das letzte Mal waren wir – wie sich das für die ganz echten Flohmarktler gehört – gleich zum offiziellen Beginn um 7 Uhr aufgetaucht, nur um zwei Dritteln der Anbieter erst mal bei Aufbauen ihrer Tapetentische zuzusehen.

Es ist schwer zu entscheiden, was sehenswerter ist: Die angebotenen Gegenstände auf den Tischen, oder die Menschen dahinter. Verkäufer sind junge Familien, bei denen die hochschwangere Mutter gleichzeitig mit beiden Händen ein Kleinkind bändigt und Preisverhandlungen führt. Kinder, die vor sich auf einer Decke abgeliebte Spielsachen ausbreiten. Damen aus gutem Haus, die ob zu niedriger Preisangebote ehrlich echauffiert sind. Osteuropäische Einwanderer, die einem unwilligen Interessenten die Ware noch meterweise hinterher tragen, ihm immer noch niedrigere Preise und noch größere Vorzüge nachrufend. Hundebesitzer, viele Hundebesitzer. Junge Männer mit Sonnenbrillen, die sich vor lauter Coolness in ihren Campingstühlen kaum rühren können (oder weil es das einzige Mal im Jahr ist, dass sie so früh aufgestanden sind) und die Accessoires einer vergangenen Coolness-Epoche anbieten. Professionelle Altwarenverkäufer, die mit Kennerblick die wenigen ernst zu nehmenden Interessenten aussortieren, die bei ihren alten Möbeln stehen bleiben, und durch Brummeln von Details („des is scho fast nimmer Jugendstil“) mit ihnen ins Gespräch kommen – der Rest wird mit der kurzen Nennung eines exorbitanten Preises verscheucht. Mir fiel auf, dass mehr als die Hälfte der Anbieter oberbayerisch sprach. Hier sind sie also, die Einheimischen, und wie auf Flohmärkten üblich, kommt man mit jedem sofort ins Gespräch. Sollte als Tipp in München-Führer aufgenommen werden, unter „Meet the locals“.

Auch unter den Käufern sind viele mit Hund unterwegs, was ich nicht verstehe. Hin und wieder geraten Anbieter- und Käuferhunde aneinander, resultierend in einem wenige Sekunden langen Tumult, der durch scharfe Anweisungen der Besitzer beendet wird. Klein- und Kleinstkinder werden für Flohmarktbesuche anscheinend eher daheim gelassen. Eine lustige, sehr gegenwartstypische Erscheinung: Freunde suchen per Handy. Immer wieder sieht man einen Flohmarktbesucher telefonierend den Arm nach oben strecken. Das bedeutet dann, dass er einen anderen Flohmarktbesucher sucht, der gerade mit ihm telefoniert. Da der gestrige Flohmarkt riesig war und auf einem platten Gelände ohne Ortsmarken lag, hörte sich dieses Suchen immer recht verzweifelt an: „Nee, eher so rechts Mitte!“ „Ich kann den Arm nicht höher strecken, ich bin halt nicht größer!“ „Da ist so ein grüner Schirm.“ „Ich glaub ich seh dich, dreh dich mal nach links. Nein, nach links!“

Gekauft habe ich gestern nichts, obwohl ich viele schöne Dinge gesehen habe. Ich will einfach nicht noch mehr rumstehen haben. Hier noch ein Gemälde, signiert mit „Laubnitz“, ich schätze aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, das ich ebenfalls nicht gekauft habe. Aber ich war hingerissen.

Motterglöck

*Douglas-Adams-Gedenk-Formulierung


17.4.2004 4:50 PM CET
Absurdes Zensieren

Das Prüfungssystem deutscher Schulen sorgt schon lange für Diskussionen. Es stellt in erster Linie fest, wie gut die Schüler schriftliche Prüfungen vorbereiten und absolvieren können, aber kaum, ob sie die Lerninhalte beherrschen.

Ad absurdum wird diese Art der Leistungserhebung geführt, wenn ein Schüler Prüfungsstoff auswendig lernt und unreflektiert niederschreibt. Dann greift nicht mal der Tatbestand des „Unterschleifes“, wie Abschreiben beim Nachbarn oder vom Spickzettel in Bayern amtlich heißt.
In den Prüfungen so genannter „Lernfächern“, zum Beispiel Erdkunde und Biologie, wird wenig anderes verlangt als das Absondern gelernter Sätze. In Mathe und Physik ist das wiederum so gut wie unmöglich, deshalb mögen diese beiden die einzigen Fächer sein, in denen tatsächlich diejenigen die guten Noten bekommen, die Mathe und Physik gut können.

Deutschaufsätze galten bislang ebenfalls als weitgehend sicher vor auswendig Gelerntem. Doch mein Mitbewohner, Deutschlehrer, hat jetzt zum Thema „Literarische Erörterung“ eine Ausnahme auf dem Tisch, von der er bislang nur gehört hatte: Ein Oberstufenschüler hat Teile einer Website auswendig gelernt, die den besprochenen Roman interpretiert. Da das Vokabular nicht dem sonstigen Sprachstil dieses Schülers entsprach, roch der Mitbewohner Lunte und fand schnell die exakte Quelle im Web. Allerdings schreibt der Schüleraufsatz komplett an der vorgegebenen Textstelle vorbei, allein schon deshalb bekommt er eine schlechte Zensur. Aber was, wenn er zufällig etwas auswendig gelernt hätte, was zur Textstelle passt? Der Schüler hätte das Lernziel nicht erreicht, weil er nicht gezeigt hätte, dass er mit einem literarischen Text umgehen kann. Aber er hätte einen perfekten Aufsatz zur Aufgabe der Prüfung geschrieben.

Die Gymnasiallehrer, die ich kenne (und ich kenne einige) haben übrigens alle Alternativen zur in Deutschland üblichen Benotung parat, die meisten laufen auf eine sehr viel höhere Gewichtung der Beteiligung am Unterricht, mündlicher Noten und der Eigeninitiative der Schüler hinaus. Nur dass Lehrer (die „faulen Säcke“) sehr selten gefragt werden.


17.4.2004 7:47 AM CET
Ich liebe München

Prosecco

Prosecco_klein

Am Tag davor hatte das Schild mit "Schnittchen-Empfang" gelockt.


16.4.2004 3:06 PM CET
Veranstaltungstipp

Es gibt keine Flohmärkte mehr. Zumindest nicht mehr die Flohmärkte meiner Jugend, zu denen ich im Morgengrauen radelte. Dort verkauften Leute, was sie nicht mehr brauchen konnten und deshalb meist jahrelang auf dem Dachboden verstaut hatten. Ausnahmen waren die wenigen „Tandler“, also professionelle Gebrauchtwaren- und Antiquitätenhändler, die es mit einem Blick auszusortieren galt.

Auf dieser Art Flohmarkt lebte ich nicht nur meinen aufkeimenden eigenen Klamottengeschmack aus, vom Flohmarkt holte ich fast die gesamte Erstausstattung für die eigene Wohnung.

Einmal sah ich, wie ein Flohmarktbesucher aus einer Kiste ein mittelkleines Metallteil grub, es kurz besah und dann dem Verkäufer hinhielt:
„Wos is’n des?“
„Woaß i aa ned. Kost’ a Maggl.“*

Einen solchen Flohmarkt gibt es noch in München, einmal im Jahr. Aber dann riesig. Morgen auf der Theresienwiese - richtig, da wo im Herbst Oktoberfest.


*“Was ist das?“
„Weiß ich auch nicht. Kostet eine Mark.“


16.4.2004 6:20 AM CET
Dampfnudeln nach Fremdarbeiterinnen Art

Meine Oma mütterlicherseits, Kazimira, ist Polin und wurde im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen verschleppt, um im Schwäbischen auf dem Feld zu arbeiten. Mit ihr entführt wurde ihre ältere Schwester Irena. Sie landeten in Burlafingen, Irena bei einem „gute Bure“ (Bauern), meine Oma bei einem „bese Bure“ (meine Oma redet heute noch so, hat in ihren mittlerweile fast 70 Jahren in Deutschland nicht mal halbwegs Deutsch gelernt). Der „gute Bure“ war so gut, dass er meine Oma mit durchgefüttert hat, denn ihr eigener Bauer gab ihr nicht genug zu essen. Dennoch hat meine Oma ihn nicht verpfiffen, als die Amerikaner kamen: Sie erzählt, wie sie ihren Bauern beobachtet hat, als er beim Einmarsch der Amerikaner in der Scheune seine SS-Uniform vergrub. Und weil sie ihn nicht verraten habe, sei er ungeschoren davon gekommen. Wie so vieles an ihren Geschichten ist auch dieses Detail historisch nicht haltbar – aber in ihrer Erinnerung war’s halt so.

Sehr bald nach dem Krieg bekam meine Oma zwei Töchter von einem polnischen Soldaten. Er war mit der US Army nach Schwaben gekommen und hat sie nach wenigen Jahren ungeheiratet sitzen lassen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester ging meine Oma nie zurück nach Polen. Wenn man sie nach dem konkreten Grund dafür fragt, zieht sie die Augenbrauen zusammen und hebt ein durchdringend nasales „Ahhhhh!“ an, das in einem „Legg m’am Arsch“ endet. (Exakt so reagierte sie auch seinerzeit auf die Frage, ob sie sich für die Zwangsarbeiter-Rückzahlungen melden wolle.)

Spuren haben ihre schwäbischen ersten Jahre in Deutschland nicht nur in ihrer höchst besonderen Sprache hinterlassen, sondern auch in ihren Kochkünsten. Als echtes Kind ihrer Generation tendiert sie zwar zu großer Phantasielosigkeit, aber ein paar Gerichte sind in den Familienschatz eingegangen. Ich werde sie nach und nach unter die Rezepte stellen, heute beginnend mit Dampfnudeln.


15.4.2004 8:43 PM CET
Farühling!

Fruehling


15.4.2004 1:41 PM CET
... aber ein großer Schritt für mich

Eben habe ich von unserer neuen Sekretärin gelernt, dass es in Word eine eigene Funktion zum Bedrucken von Etiketten gibt. Das ist ja genial! Sekretärinnen lernen sowas anscheinend.

Zunächst war ich vor lauter Begeisterung kaum mehr zu bremsen und wollte nichts mehr anderes tun als Etiketten auszudrucken.
Doch dann wurde ich schrecklich traurig. Weil mir all die nächtlichen Stunden einfielen, in denen ich in Word-Tabellen rumformatierte, um die Adressen für Presse-Aussendungen oder Rechnungen auf die richtige Höhe für die Etikettenblätter zu bekommen. Meinetwegen bin ich eben pusselig, aber a) bestand ich darauf, dass kein Umschlag handbeschrieben rausging und b) sollte das doch bitte sauber aussehen. Stunden frickelte ich rum, die Strecke zwischen Gemeinschaftsdrucker und Schreibtisch legte ich so oft im Schweinsgalopp zurück, dass sie sicher mehrfach zum Mond und zurück... Und selbstverständlich tat ich das selbst, Etatdirektorin hin oder her. Um diese Uhrzeit waren hilfose Praktikanten längst über alle Berge - außerdem hätten die mir das eh nicht sauber genug gemacht. Und vor den anderen Mitarbeitern war mir meine Pusseligkeit ein wenig peinlich, die hatte ich auch schon heimgeschickt.

Dabei hätte es eine eigene Funktion dafür gegeben. Adresse in ein Word-Dokument eingeben, dann über „Extras“ / „Unschläge und Etiketten“ gehen.
(Und sollte ich der einzige Depp auf dieser Welt sein, der das nicht wusste, will ich's nicht hören.)


15.4.2004 10:08 AM CET
Ein Spiel

Blog Virus
1. Grab the nearest book.
2. Open the book to page 23.
3. Find the fifth sentence.
4. Post the text of the sentence in your journal along with these instructions.

"Wie soll es mir gefallen am Balkan?"
Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch (ich kann nix dafür, hatte ich zufällig in der Arbeit dabei)

via Zorra


14.4.2004 11:07 AM CET
Bahnsprech heute

Scheint zu einer Rubrik zu werden. Na gut.

Diesmal fiel mich die Eigenart des Bahnsprechs bereits vor dem Einsteigen an. Aus den Lautsprechern am Bahnhof hieß es nämlich: „Der Eurocity 415 nach Straßburg steht abweichend auf Gleis 17.“ Hm, sollte man eigentlich regelmäßig machen, abweichend stehen.

Auf der Fahrt selbst übte ich den beidhändigen Zeitungsüberschlag. Die aufgeschlagene Zeitung seitlich halten und dann mit möglichst wenig Ausholen die Mitte zu sich her schleudern, durch ein Zusammenführen der Hände hinter der Zeitung das Blatt halbieren. Kloleser haben den Zeitungsüberschlag vermutlich schon in früher Jugend drauf, ich bin aber keine Kloleserin und leistete mir immer große Tische, auf denen meine Süddeutsche Zeitung gesamt Platz hatte. Noch versage ich bei der Übung völlig und habe ein zerknittertes Zeugs in der Hand, das sich nur im Stehen oder unter Belästigung des Sitznachbars handlich und lesbar machen lässt.

Belästigung ist ein schönes Stichwort. Auf der heutigen Fahrt begegnete ich einem der Störgeräusche, die mich zur Mörderin machen könnten: Räuspern in einer Frequenz von über alle zwei Minuten. Und ich hatte nicht mal ein Bonbon dabei, das ich der vor mir sitzenden Räusperin mit funkelndem Blick anbieten hätte können: „Für Ihre trockene Kehle, gnnnnrrrrrrrrr.“


14.4.2004 5:35 AM CET
Anatomie

Funktionale Gebäude

Das alte Uniklinik-Viertel in München hat einen besonderen Reiz. Ich mag allein schon mal, dass die Formen der Gebäude noch durch ihre Funktion geprägt sind. Das da gehört zur "Anatomischen Sammlung".


13.4.2004 11:46 AM CET
Bildung durch Geschwister

Jüngere Geschwister haben nach der Kindheit einen großen Vorteil (vorher stören sie bloß beim Lesen) - sie ermöglichen den Einblick in eine weitere Altersgruppe. Zum Beispiel wäre ich Ende der 80er in peinliche Situationen geraten, hätte mein sechs Jahre jüngerer Bruder mir nicht rechtzeitig erklärt, dass Diesel nicht nur ein Kraftstoff ist, sondern auch der Name eines Schneiders. Und dass die Verbreitung des Wortes „Chiemsee“ auf Jacken und Pullis nicht etwa auf die besondere Rührigkeit des gleichnamigen Fremdenverkehrsamtes zurückzuführen ist. Dass der Schriftzug „Gola“ auf Kunstledertaschen nicht die sächsische Aussprache einer koffeinhaltigen Limonade ist, habe ich dann schon selbstständig herausgebracht.

Der kleine Bruder meines Mitbewohners ist gleich zehn Jahre jünger. Er nahm uns zu Ostern im Auto zum elterlichen Festessen mit und informierte uns während der zweistündigen Fahrt über zeitgenössische Musik anhand von Hörbeispielen. Behalten habe ich die Bandnamen Mia, Beatsteaks, Sportfreunde Stiller und Notwist. War durchaus sehr unterschiedliche Musik, allerdings erinnerte mich eigentlich jedes Stück an irgendwas, was ich bereits vor 15 Jahren gehört hatte. Aber das mag an meiner komplett fehlenden Ahnung oder am spezifischen Musikgeschmack des jungen Mannes liegen.


13.4.2004 10:00 AM CET
Bahnsprech - Reprise

Die „Zugführerin“ im EC heute Morgen hatte wohl auch Hackes Kolumne gelesen - und ihre ganz persönlichen Konsequenzen gezogen. Sie säuselte stark schwäbisch gefärbt über Lautsprecher, dass das Team im Bordrestaurant uns „mit Begeisterung erwartet“.


11.4.2004 9:18 AM CET
Manhattan, April 2003

 Deck HellsKitchen

Die Queen legte am Hudson River auf der Höhe Hell’s Kitchen an (jetzt Clinton). Mit den anderen Reisenden, die ebenfalls den New-York-Aufenthalt gebucht hatten, wurden wir von einem Bus abgeholt, gleich mal zum Sightseeing. Unsere New-York-Reiseführerin war eine alte Dame deutsch-ungarischer Abstammung. Sie erzählte uns die historischen Hintergründe der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, berichtete aber auch von aktuellen stadtpolitischen Ereignissen (vor einem Jahr waren das vor allem Finanzprobleme) und gab uns Tipps für das Überleben in New York als Tourist (z.B. immer ein wenig Kleingeld lose in der Tasche haben für Bus, U-Bahn und Bettler).


10.4.2004 10:02 AM CET
Die große Überfahrt

Das Schiff

Zum ersten Mal war ich 1993 in New York. Bis dahin hatte ich mich für die Stadt so wenig interessiert, dass mich der Stadtplan mit der Tatsache überraschen konnte, dass Manhattan eine Insel ist. Doch ich verliebte mich über beide Ohren in New York. Abgesehen davon, dass ich die meisten Ecken bereits aus Filmen kannte und mich fühlte wie auf einem Set – die Stadt atmet Geschichte, Einwanderergeschichte. Auf einer Rundfahrt zu Ellis Island und Liberty Island wurde mir klar, dass es nur eine Möglichkeit gibt, stilvoll in New York anzukommen: auf einem Schiff.

Ich hätte gar nichts dagegen gehabt, die Nostalgie auf die Spitze zu treiben und mit einem Frachtschiff zu fahren. Doch diese Schiffe haben sehr vage Abfahrtszeiten: Auf etwas Genaueres als einen Zeitraum von einer Woche legt sich kein Reeder oder Betreiber fest. Das wiederum lässt sich nicht mit der Urlaubsplanung einer Arbeitnehmerin vereinbaren.

Das einzige Passagierschiff, das die Strecke Europa – New York im Linienbetrieb fuhr, war die Queen Elizabeth 2. Doch diese Luxus-Legende schien mir kleiner Arbeitertochter auf einem so entfernten Planeten zu liegen, dass es gerade mal für Träume reichte. Regelmäßig ließ ich mir von der Reederei Cunard (Angeberinnen betonen den Namen auf der zweiten Silbe) Prospekte schicken, in denen ich seufzend blätterte. Es brauchte dann schon einen Mann von der geistigen Größe meines Mitbewohners, um den Traum Realität werden zu lassen. Denn der sagte eines Tages: „Dann lass uns das doch machen.“


9.4.2004 12:01 PM CET
In Style

ManhattanvonMeer (49k image)

Ostern vor einem Jahr erfüllte ich mir einen Traum: nach New York mit dem Schiff - meiner Meinung nach die einzige stilvolle Art und Weise, von Europa nach New York zu reisen. Es war sehr, sehr schön. Über die freien Ostertage erzähle ich ein bisschen davon.


9.4.2004 9:27 AM CET
The Passion of the Bunny

(...)
Patty Bickerton, the youth minister at Glassport Assembly of God, said the performance wasn't meant to be offensive. Bickerton portrayed the Easter rabbit and said she tried to act with a tone of irreverence.
(...)
"It was very disturbing," Norelli-Burke said. "I could not believe what I saw. It wasn't anything I was expecting."

Yahoo berichtet über dieses weitere österliche Gemetzel.


8.4.2004 11:19 AM CET
Torrijas - spanische Fastenspeise

Der Migrations-Hintergrund meiner Familie veranlasste meine Mutter dazu, sich großzügig bei den Traditionen Polens, Spaniens, Italiens und Deutschlands zu bedienen und daraus höchst individuell unsere Familienrituale zusammenzustellen (eigenartigerweise kann sie trotzdem nichts mit der Postmoderne anfangen). An dieser Melange bediene ich mich wiederum nach Lust und Laune.

Morgen werde ich zum Beispiel wieder Torrijas backen, eine spanische Fastenspeise (und ich weiß, dass auch mein Bruder das tun wird). Mein spanischer Vater kannte diesen Brauch nicht aus dem eigenen Zuhause, aber meine (polnisch-stämmige) Mutter lud in meiner Kinderzeit eine andalusische Emigrantin zu uns ein und ließ sich das Torrijas-Backen beibringen. Im Grunde handelt es sich um Arme Ritter in Weißwein, doch es gibt eine Geschichte zu diesem Brauch (die ich übrigens bei einer kurzen Internet-Recherche nirgendwo gefunden habe, mag also durchaus meine Mutter selbst gebastelt haben): Die gebratenen und in Wein eingelegten Brotscheiben erinnern an den Tod Christi am Kreuz. Und zwar an den mit Essig getränkten Schwamm, den der Legende nach ein Römer Jesus gegen seinen Durst gereicht hat.

Eigentlich sollen Torrijas traditionell die ganze Karwoche als Fastenspeise dienen. Bei uns wurde immer an Gründonnerstag oder Karfreitag gebacken. Die fertigen Torrijas standen in ihren weingefüllten Reinen in der Speisekammer, aus der sich die Familienmitglieder immer wieder ein Stück holten. Zudem hatte sich unser Brauch sehr bald rumgesprochen, und wir hatten auffallend viel Besuch von Freunden und Bekannten, die sich gerne Torrijas anbieten ließen.

In Spanien ist das Gericht mittlerweile zu einem Nachspeisen-Klassiker für das ganze Jahr geworden.

Wenn sie jemand selbst backen will, unter den Rezepten steht unser Familienrezept.


7.4.2004 4:55 PM CET
Bloggen bildet

Ruft der IT-Webmeister unserer Firmen-Website an. Er habe da eine Idee für unsere Presse-Ecke. Ob ich schon mal was von RSS-Feed gehö...
Aber klar aber logisch aber immer eigentlich eine gute Idee, sage ich. Allerdings müssten sich die interessierten Journalisten dann einen Feed-Reader installieren, und das möchte ich nicht zur Voraussetzung machen. Anbieten könnte man das aber ganz einfach, falls jemand eh einen Feed-Reader hat.

Das verblüffte Schweigen am anderen Ende der Leitung, der hilflose kleine Lacher, das „und ich hatte mir schon das Hirn zermartert, wie ich Ihnen RSS-Feed erkläre“ - YESSSSSS! Dafür tausche ich jederzeit den waidwunden Schmachtblick eines hübschen 25-Jährigen ein, sorry.


7.4.2004 1:18 PM CET
Wetter

Grad als ich mich resigniert darüber freuen wollte, dass der Schnee, der seit gestern immer wieder fällt, in Regen übergeht (tschacka! ein Grad gewonnen!) - beginnt es zu hageln.

Und alle Arbeitskollegen, die ich deswegen anblaffe ("Was soll das da draußen sein, bitte? Wetter?"), kommen mir mit der Beobachtung, dass Schnee im April ja durchaus nicht ungewöhnlich sei. Entschuldigung? Es handelt sich hier nicht um einen Wintereinbruch im Frühling! Sondern um eine Fortsetzung des Winters, in den gerade mal eine Woche lang der Frühling eingebrochen war!


6.4.2004 2:04 PM CET
Wie sie wollten gegessen sein

Tischmanieren für das Essen in Gesellschaft und für den Fall, dass man mal bei Königs eingeladen ist, stehen unter anderem hier.

Dann aber gibt es noch die ganz privaten Essweisen, die sich höchstens in Gegenwart sehr vertrauter Menschen aus dem Dunkel der einsamen Mahlzeit wagen. Sie sind immer ein wenig mit Spiel verbunden, würdigen aber in idealer Weise nicht nur den Geschmack der Speise, sondern auch Aufbau und Textur.

Obst esse ich am liebsten mit Teller und Besteck. Das hat, glaube ich, schon in meiner Kindheit angefangen, als mir meine Eltern beibrachten, Honigmelonen mit Messer und Gabel zu essen. Das machte mir so viel Spaß, dass ich das auf anderes Obst übertrug. Meist nehme ich das Obst aber in die Hand und zerteile es lediglich mit einem Messer. Orangen schneide ich gerne ungeschält in Schnitzen und esse das Fruchtfleisch von der Schale ab. Das macht auch mit Ananas Spaß. Kiwi werden halbiert und dann gelöffelt, ebenso Papayas. Manchmal löffle ich auch Honigmelonen. Ausnahmen sind Früchte, die ohnehin schon in mundgerechten Portionen wachsen, zum Beispiel Erdbeeren und Trauben. Oder Bananen, die als perfekter Snack samt Verpackung geliefert werden.

Viel Spiel und Spaß bieten Pralinen. Gestern hatte ich mal wieder Mozartkugeln im Haus, die an Ess-Abenteuer kaum zu überbieten sind. Zunächst knabbere ich die Außenhaut aus Schokolade weg - gesamt, denn selbst mir wäre es zuviel der Mühe, die äußere dunkle und dann die hellere Vollmilchschokolade nacheinander zu essen. Den schokoladigen Boden der Kugel lasse ich allerdings dran, weil er durch die Prägung nicht in größeren Stückchen abknabberbar ist und die Brösel eine Sauerei geben. Nun beiße ich senkrecht die Hälfte der Mozartkugel ab und genieße die Mischung von Pistazien- und Mandelmarzipan mit Nougat. Die zweite Hälfte esse ich je nach Laune in einem weiteren Happs oder in den Einzelbestandteilen von oben nach unten.
Negerküsse wollen ähnlich gegessen werden: Mit den Zähnen vorsichtig die obere Schokoladenschicht abnehmen, dann ringsum wegknabbern. Der Trick ist, möglichst große Stücke der Schokoladenglasur abzunehmen. Das weiße Innere wird mit den Lippen zerteilt mehr gesogen als gebissen. Zum Schluss gibt es den Keksboden, an dem leckererweise noch ein Rand aus dunkler Schokolade hängt.

Noch mal zurück zu Pralinen: Trüffel müssen erst aufgebissen werden, gerade so weit, dass man mit der Zunge das trüfflige Innere auslecken kann. Dann den Rest der möglichst stabilen Außenhülle essen.

Schokoladentafeln behandle ich am liebsten wie Schinkenbrote. Ich beiße kräftig in die Tafel und kaue mit vollen Backen. Ausnahmen sind hier die Rittersport-Sorten Pfefferminz und Joghurt. Die werden in Stücke gebrochen und dann Stück für Stück, aber erst im Mund, in ihre Einzelschichten zerlegt

Nuss- oder Rosinenschnecken (Plundergebäck) werden bitteschön der Reihe nach gegessen, also abgewickelt. Das hat zur Folge, dass ich für den Verzehr dieses Gebäcks immer zwei Hände brauche. Lakritzschnecken erfordern denselben Ablauf, hier genügt mir aber eine Hand.

Hm, mir fällt auf, dass das alles süße Speisen waren. Umso besser, vielleicht muss man ja nur beim Nachtisch auf mich aufpassen. Im Fall einer Einladung bei Königs.

(Pablo Neruda hätte daraus ein Gedicht gemacht.)


5.4.2004 10:19 PM CET
Lustiges Musikquiz

musikquiz (42k image)

1983, eine "Asterix-Party". Zu welchem - auch damals nicht mehr ganz aktuellem - Stück gehören die Körperhaltung und die Gestik auf dem Bild?


5.4.2004 4:12 PM CET
Andere Länder

First and foremost, we would like to extend our gratitude from the bottom of our heart for your good cooperation, which no doubt enabled us to become better and bigger, more stabilized financially and further grown in terms of turnover and order intake.
(…)
Looking forward to a never-ending good relationship with you, we sincerely wish you all the best.
Truly yours

(der koreanische Kunde wollte einfach nur eine Umfirmierung mitteilen)


5.4.2004 11:00 AM CET
Bahnsprech

Ich versuch’s mal wieder einen Monat lang mit Pendeln. Zum einen hat der Mitbewohner zwei Wochen Ferien und damit Zeit, mir einen angenehmen Feierabend zu bereiten (Kochen, ins Kino oder Essen gehen, einfach anwesend sein). Zum anderen muss ich ja erst mal den Anlass schaffen, wenn ich herausfinden will, dass es mir doch nichts mehr ausmacht, morgens nach dem Aufstehen ohne Umwege ins Bad zu gehen, mich fertig zu machen und mit dem Zug in die Arbeit zu fahren.

Zugfahren selbst mag ich ja sehr (ja, ich bin das). Vielleicht ist es allerdings am Morgen nicht der beste Zeitvertreib, ein Buch weiterzulesen, das ich am Vorabend bereits vor dem Einschlafen gelesen habe: Noch etwas schlaftrunken fesselt mich die Lektüre in der Parallelwelt der Fiktion, und ich tue mich umso schwerer, meine Energie ins Hier und Jetzt des Arbeitsplatzes zu versetzen. Zeitung wäre die bessere Zuglektüre, nur dass die Stadtausgabe der SZ in München nicht vor 7 Uhr ausgeliefert wird.

Jedes Mal meine Aufmerksamkeit wert: die Zugdurchsagen (im Gegensatz zu Ansagen im Flugzeug, die mein Gehirn immer unverarbeitet durchwinkt). Die Bahn spricht nämlich eine Sprache, die sich sehr von der des Alltags unterscheidet. Im jüngsten SZ-Magazin erwähnt Axel Hacke: „Viele Jahre lang wurden wir mit Durchsagen in den Speisewagen gebeten, die mit der Nachricht endete, dass uns das ICE-Team ‚gerne erwarte’. Da saß man, hungrig und durstig, und überlegte, ob man es dem ICE-Team wirklich antun dürfe zu kommen, wenn es doch das Erwarten so liebe.“ In meiner Erinnerung war die Durchsage noch abstruser, denn es war ein „Mitropa-Team“, das uns „gerne erwartete“. Meine Fantasie produzierte wildeste Bilder.

Ich finde ja schon das Wort „Zugbegleiter“ merkwürdig: Sollte das Personal im Zug nicht eher die Passagiere begleiten? Unter einem „Zugführer“ stelle ich mir an sich den Fahrer in der Lokomotive vor. Doch die Herren und Damen, die sich per Lautsprecher als solche vorgestellt haben, sind ständig im Zug unterwegs und damit sicher (hoffentlich?) nicht der Chauffeur.
Oder „Triebwagen“. In Bahnsprech gibt es keine Lokomotiven. Auch keine Waggons - dafür „Zugteile“ und „Wagen“. Woran ich mich bis heute nicht gewöhnt habe, ist die Ankündigung des Zielbahnhofs. In Drehbüchern oder auch nur wenn Kinder Zug spielen, heißt das: „Endstation, alles aussteigen." Die so genannte Wirklichkeit mutet uns zu: „Der Zug endet hier.“ Dass eine Fahrt endet, leuchtet mir ein. Auch ein Gegenstand darf von mir aus enden, nämlich wenn man seine Maße angibt. Mein Büroteppich beginnt an der Türe und endet am Fenster - fein. Auch ein Zug hat einen Anfang (Lokomotiv-Schnauze) und ein Ende (Schlusslichter). Doch wie kann er in Hamburg enden?


4.4.2004 6:06 PM CET
Erkenntnis des Tages

Bevor die Farbe Orange im Deutschen ein eigenes Wort hatte, hieß sie Feuerrot.


4.4.2004 9:54 AM CET
La del manojo de rosas

manojo

(Die mit dem Arm voll Rosen)
Spanische Zarzuela, Komponist Pablo Sorozábal, Uraufführung am 13. November 1934

Akt 1

Erste Szene:
Madrid 1934. Eine kleine Plaza mit einem Bar*, einem Blumenladen, einer Autowerkstatt. An einem Tisch vor dem Bar sitzt der verarmte Don Daniel, Besitzer des Blumenladens. In der Autowerkstatt arbeitet der Mechaniker Joaquín. Die Tochter von Don Daniel, Ascención, geht mit einem Arm voll Rosen in den Blumenladen, gerühmt und besungen von den Passanten.
Als Ricardo, ein gutaussehender Pilot, bei Don Daniel um die Hand von Ascensión anhält und der Vater seiner Tochter den Antrag weitergibt, erklärt Ascensión, dass sie nur einen Mann aus der Arbeiterklasse heiraten werde. Es taucht der Automechaniker Joaquín auf, der Ascensión ebenfalls umwirbt. Sie macht sich auch über ihn lustig, doch er kann ihr Contra bieten, und bald verstehen sie sich blendend.
In den Bar kommt Don Pedro, ein reicher Eisenhändler. Er sorgt für die Sensation im Viertel, als er beiläufig rauslässt, dass Joaquín sein Sohn ist.

Zweite Szene:
Die Eingangshalle einer schicken modernen Stadtwohnung. Ascensión beliefert einen wichtigen Kunden mit Blumen. Hinter der Hausherrin taucht plötzlich Joaquín auf, im edlen Anzug – er ist der Sohn des Hauses. Ascención ist über die Täuschung empört. Arm aber stolz singt sie auf ihrem Heimweg von ihrer Enttäuschung, dass das Söhnchen ganz offensichtlich nur mit ihr spielen wollte.

Dritte Szene:
Zurück auf der Plaza. Ascensión ist am Boden zerstört und nicht aufzumuntern. Als Joaquín auftaucht, wiegelt sie alle gegen ihn auf: Ein reiches Söhnchen habe die Kleidung des Arbeiters entehrt, da er sie nur angezogen habe, um ein Mädchen zu erobern. Joaquín zieht sich niedergeschlagen zurück, der Pilot Ricardo hat wieder gute Karten bei Ascención.


Akt 2

Erste Szene:
Die Plaza einige Monate später. Der Blumenladen gehört jetzt anderen Leuten. Ascención und ihr Vater Don Daniel betreten den Platz. Sie sind prächtig gekleidet, denn sie haben einen langwierigen Prozess gewonnen und dadurch ihr Vermögen sowie ihre gesellschaftliche Position zurückerhalten. Auch Ricardo, jetzt mit Ascención verlobt, taucht auf. Da er aber von dem ehemaligen Blumenmädchen mit bitterer Kälte behandelt wird, zieht er wütend ab.
Joaquín betritt den Platz. Er bittet den Besitzer der Werkstatt, ihn wieder anzustellen. Sein Vater, Don Pedro, ist hoch verschuldet und von Verhaftung bedroht. Ascención läuft Joaquín über den Weg, als er gerade mit einem Schraubenschlüssel in der Hand aus der Werkstatt kommt. Sie lacht ihn bitter aus und unterstellt ihm, dass er sein Spiel von vorne beginnen möchte. Joaquín aber erklärt ihr ruhig, dass er jetzt mit seiner Arbeit sich selbst und seine Eltern ernähren muss. Ascención schämt sich.

Zweite Szene:
Ein heruntergekommener Wohnblock. Ascención betritt ihn in ihrem alten Blumenmädchen-Kleid, den Arm voll Rosen. Sie fragt nach Joaquíns Mutter. Joaquín taucht auf, er und Ascención schwelgen in Erinnerungen an ihr früheres Glück.

Dritte Szene:
Zurück auf der Plaza. Ascención fragt nach Joaquín und erfährt, dass er schon über eine Woche nicht zur Arbeit in der Werkstatt gekommen ist. Als sie Ricardo herannahen sieht, bittet Ascención eine Freundin, ihm auszurichten, dass sie ihn nicht heiraten kann. Ricardo bittet einen Freund um die Übermittlung derselben Botschaft. Nach der Vereinbarung mit Ascención, Freunde zu bleiben, geht der Pilot ab. Joaquín tritt auf, er hat eben seine Abschlussprüfungen als Ingenieur bestanden. Er und Ascención vergeben einander, alle sind glücklich.

Noch schräger wird die Handlung durch Nebenfiguren wie die Kosmetikerin, die sich mit dem feministischen Jargon ihrer Kundinnen brüstet, und den Arbeiter mit intellektuellen Ambitionen, der sich in linksradikales Kauderwelsch verstrickt.

Mehr gibt es bei zarzuela.net.

Mit der Aufnahme der Zarzuela La del manojo de rosas von 1967 bin ich aufgewachsen. In der Rolle der Ascención (bitte die c immer gelispelt aussprechen – und jetzt zehnmal hintereinander sagen, hihihi) Teresa Berganza, dirigiert vom Komponisten Pablo Sorozábal.

Ich liebe diese Zarzuela, eine orchestrale Mischung aus der Operette des 19. Jahrhunderts, Pasosoble, Madrider Coplas, Jazz, Hollywood-Filmmusik. Zarzuelas werden wohl in Spanien immer noch sehr lebendig gehalten, haben allerdings, soweit ich weiß, den super-uncoolen Ruf, den in Deutschland etwa die Gräfin Mariza hat.

War im Elternhaus Kaltmamsell die typische sonntägliche Frühstücksmusik.

*Kaltmamsell-Grammatik: Im Deutschen ist „Bar“ ein Lokal für die Abend- und Nachtstunden, gerne auch mal mit zwielichtem Charakter. In Spanien entspricht el bar eher der deutschen Kneipe. Um das auseinander zu halten, sei hiermit
- „die Bar“, Genus feminin, die deutsche Einrichtung,
- „der Bar“, Genus maskulin, die spanische.


2.4.2004 4:19 PM CET
Hallodri

Und wieder stimuliert eine von Budnases Geschichten meine Erinnerungen. Mein Papa ist ja spanischer Einwanderer. Da er mit 18 als gelernter Elektriker nach Deutschland kam und sofort in seinem Beruf arbeitete, war es für ihn lebenswichtig, schnell Deutsch zu lernen. Anders seine spanischen Freunde, die als Hilfsarbeiter nicht unter diesem Druck standen. Bald war mein Vater der Dolmetscher der Gastarbeiter-Baracke in Nürnberg. In dieser Funktion kam er hin und wieder auch in Kontakt mit der Polizei: Wenn einer seiner Nachbarn unter Verdacht geriet etwas ausgefressen zu haben, wurde er als Übersetzer geholt.

Detaillierte Geschichten über diese Zeit rückt mein Vater leider bis heute nicht raus. Und ich wüsste nicht mal das wenige da oben, wenn nicht irgendwann vor Jahren die Polizei meiner Geburtsstadt bei meinen Eltern angerufen und meinen Vater um Hilfe gebeten hätte. Die Kripo hatte ein illegales Bordell ausgehoben, in dem fast nur eingeschmuggelte Südamerikanerinnen arbeiteten. Für die Gespräche vor dem Untersuchungsrichter brauchten sie einen spanischen Dolmetscher. Als ich meinen Vater entgeistert fragte, wie die Polizei denn bitte ausgerechnet auf ihn gekommen sei, kam er mit seiner Vergangenheit als Baracken-Übersetzer rüber.

Sein Arbeitgeber stellte meinen Vater für ein paar Tage frei, damit er sich um die jungen Frauen kümmern konnte. Mein Vater, ein echtes Schlitzohr, hatte einen Heidenspaß. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Untersuchungsrichter tatsächlich keinen Pieps Spanisch konnte, befleißigte er sich eher unkonventioneller Übersetzungsmethoden. Vor allem wenn es darum ging, die Mädels zum Reden zu bringen. Und wenn sich der Richter wunderte, warum die vorher verstockten Damens auf einmal redselig wurden, („was haben Sie der bitte gerade gesagt?“) war er ganz die ahnungslose Unschuld („nur was sie gefragt haben!“).

Wie faustdick mein Vater, der treueste aller Ehemänner und Väter, es hinter den Ohren hat, zeigte sich auch, als er an seinen Arbeitsplatz in der Fabrik zurückkehrte. Er streute das Gerücht, er sei in Bordell-Gutscheinen entlohnt worden. Noch Wochen nach seinem Dolmetscher-Einsatz amüsierte er sich prächtig, wenn sich wieder ein Arbeitskollege unter irgend einem Vorwand an ihn anwanzte, um unweigerlich bei der Frage zu landen, ob er von diesen Gutscheine wohl einen abhaben könne?


2.4.2004 1:45 PM CET
Ein Mittel gegen Brauthormone

Gowns 2003

Wenn es auch in deutschen Großstädten regelmäßig eine Night of Thousand Gowns gäbe, könnten die meisten Frauen ihre Brauthormone zähmen. Dann müssten sie nämlich nicht erst heiraten, um einen Abend im ultimativen Kleid ihrer Träume zu verbringen. (Wobei zugegebenermaßen auf einer Hochzeit die Gefahr geringer ist, von einem schönen Mann in Drag ausgestochen zu werden.) Ich empfehle den Bericht von Uffish; unbedingt die Fotolinks anschauen!


2.4.2004 8:48 AM CET
Verdammt zum Trippeln

Herrgott nochmal! Kein Benimmbuch der Welt bereitet eine auf diese Situation vor.

Es ist nämlich so: Manchmal, so alle zwei Wochen, sitzt in der Straßenbahn, die mich ins nähere Umfeld meines Arbeitsplatzes bringt, ein Kollege aus einer anderen Abteilung. Der Herr kommt an sich aus Kiel und wohnt jetzt in Kempten, ist durchaus ein angenehmer Zeitgenosse. Er ist ziemlich groß, hat lange Beine und die ungeschlachten Bewegungen, die ich als für Ingenieure typisch zu erkennen gelernt habe. Beim Aussteigen aus der Straßenbahn zündet er sich jedesmal eine selbst gedrehte Zigarette an und beginnt mit mir zu plaudern.
Bis hier hin ist die Welt in Ordnung.

Wir gehen dann nebeneinander die fünf Minuten bis zur Firma. Und hier beginnen meine Probleme: Der Herr hat einen ausgesprochen weit ausgreifenden Gang. Ich aber nicht, den hat meine Mutter mir aberzogen. Trage ich flache Schuhe, bin ich gerade noch bequem in der Lage, mit dem Ingenieur Schritt zu halten. Habe ich aber, wie heute, hohe Pumps an, gerate ich in eine Slapstick-Situation: Ich bin gezwungen, wie eine von der Tarantel gestochene Geisha zu trippeln. Von der Ferne ist das Bild sicher zum Schießen: Ein großer Mann, der ruhig und mit weit gemessenen Schritten wandelt, daneben eine kleinere dicke Frau in Schwarz, die auf hohen Schuhen einen halben Meter hinter ihm her rennt.

An sich bin ich durchaus eine dominante Person, also habe ich natürlich versucht, den Herrn - dessen Namen ich nicht mal kenne, weil wir in der Arbeit nichts miteinander zu tun haben - durch konsequentes Langsamgehen zu bremsen. Doch zum einen merke ich, dass er neben mir ohnehin schon lansamer geht als allein, zum anderen hält er den gebremsten Gang höchstens zehn Schritte durch. Ins Gespräch vertieft zieht er spätestens dann das Tempo wieder an.

Die Folge: Ich bin heute wieder völlig derangiert und außer Atem in mein Büro gekommen. Mir wird wohl nichts bleiben, als entweder weit frühere oder spätere Straßenbahnen zu nehmen. Lächerlich.


1.4.2004 8:10 AM CET
Schon besser

Morgens beim Betreten der Eingangshalle lacht mir schon die temperamentvolle Vorarbeiterin der Putzkolonne entgegen und reißt die Augen auf: „Oh! Hübsch, hübsch, hübsch!“ Das macht wirklich Laune, und so lache ich zurück und kneife ihr beim Vorbeigehen liebevoll in die Hüfte.

Als erste Arbeitshandlung bringe ich dann der oberlehrerhaften Vorstandssekretärin die Kundenmagazine, die sie gestern in Kasernenton von mir verlangt hat - und zucke fast zurück, als sie sich dafür freundlich und herzlich bedankt.

Aus der Mailbox leuchtet die dringend benötigte Freigabe, in der Teedose ist wider Erwarten noch ein Rest meines liebsten Kräutertees.

Na also, geht doch.


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