Vorspeisenplatte | |
Speisen Die Kaltmamsell
erzählt sich was. Speisen Speisen (Archiv) Speisen (die Anfänge) Rezepte Köche |
31.5.2004 8:02 AM CET
Mit München geht's abwärts
Wenn nicht mal mehr Arztfrauen (Frau Dr. p.v. = per vaginam) auf eine Sonderbehandlung vertrauen dürfen! Könnte mir jetzt noch jemand erklären, was "Autowut" ist?
31.5.2004 7:49 AM CET
Nachzügler
1. Du wirst Chefkoch im Adlon in Berlin. Mit welchem Gericht wirst du berühmt?
2. Alfred Biolek ruft dich an und will mit dir kochen. Was gibt es?
3. Horst Köhler ruft dich an und will mit dir essen. Wo gehst du mit ihm hin?
4. Blick in deinen Kühlschrank: Für welche warme Mahlzeit reicht es noch?
5. Was dürfte dir niemand wegessen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?
6. Dein liebstes Gewürz?
7. Wann und warum hast du ein Essen zum letzten Mal zelebriert?
30.5.2004 8:16 AM CET
Antike Perry-Mason-Cover
Sieh an, die Dame trägt Sommermode 2004...
29.5.2004 9:38 AM CET
Anruf aus Hollywood
Es gibt Leute, die sich trauen, Buchverlage auf Druckfehler hinzuweisen. Respekt, ich habe die immer als gottgegeben hingenommen. Oder mich bei Häufung über das schlechte Lektorat geärgert. Den Vogel haben da bislang immer noch die gesammelten Werke (Edgeworks) von Harlan Ellison abgeschossen. So viele Vertipper habe ich noch nie in einem offiziell und bei einem echten Verlag veröffentlichten Buch gesehen.
Ah, und da fällt mir eine Geschichte ein. Hier in der Münchener Wohnung stand das Telefon die ersten beiden Jahre in meinem Schlafzimmer. Die Wohnung hat drei Anschlüsse, wir hatten in unserem Antrag denjenigen zur Freischaltung angegeben, der beim Mitbewohner unterm Schreibtisch liegt. Half nichts, der einzige funktionierende wurde der in meinem Schlafzimmer. Das war besonders dann ärgerlich, wenn spät abends noch jemand anrief. Denn entferntes Telefonklingeln kann ich ganz gut ignorieren, wenn es aber nur einen Meter von meinem Kopfkissen entfernt klingelt, gehört schon Anstrengung dazu. Und wenn der Mitbewohner bei mir schlief, musste ich zusätzlich ihn daran hindern, sofort an den Hörer zu springen. In der Nacht, in der diese Begebenheit spielt, musste ich ihn nicht sehr hindern. Wir lagen beide in meinem Bett, jeder einen Perry Mason in den Händen: Der Mitbewohner las im Case of the Lazy Lover, ich den Case of the Nervous Accomplice. Als das Telefon schrillte, machten wir beide einen Satz nach oben – sieht bei zwei Gestalten, die auf dem Bauch liegend lesen, besonders komisch aus. Da wir aber beide von den vorhergehenden Tagen ausgelaugt waren, machte keiner eine Bewegung zum Telefon. Brav schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Als sich der Anrufer dann meldete, verstand ich allerdings nicht, warum der Mitbewohner seine Judokünste nicht für einen Hechtsprung zum Hörer nutzte. Denn mit dem blechernen Nebenton der Maschine sagte da jemand: „Hello, this is Harlan Ellison in Los Angeles. It’s Friday, the 19th of November, 3:21 Los Angeles Time. I think it’s probably eight hours later where you are. I’m trying to reach Mitbewohner who has I have no mouth – it’s a computer game – in German…” Während des letzten Satzes stupste ich den Mitbewohner an und wies ihn darauf hin, dass Harlan Ellison ihn sprechen wollte – er hatte offensichtlich den Namen des Anrufers nicht gehört. Und ich muss schon sagen: So schnell habe ich noch nie einen nackten Mann aus meinem Bett springen sehen (ehrlich!).
Der Mitbewohner war supersouverän: Sprach den Anrufer mit Harlan an, bestätigte den Besitz des genannten Computerspiels, meinte, nein, er glaube, sie hätten sich noch nicht getroffen. Er rechnete Harlan vor, dass er das Spiel so billig bekommen habe, dass es sich nicht lohne, Geld dafür zu schicken. Pause, Pause, Pause. Hm, die von ihm geschriebenen Bücher habe er eigentlich fast alle, ob Harlan ihm nicht ein Buch von jemand anderem empfehlen und schicken könne? Pause. Ja, das höre sich gut an, er kenne weder Autor noch Titel. Zurück im Bett lachten wir uns erst mal tot. Dann berichtete der Mitbewohner, wie das alles gekommen war. Ein Freund von uns (der übrigens so etwas wie Anke Gröner in Mann ist, aber eigentlich ganz anders), hatte in einem Web-Forum mitbekommen, dass Harlan Ellison die deutsche Version eines Computerspiels suchte, das auf einer seiner Novellen basierte. Dieser Freund wusste, dass der Mitbewohner dieses Spiel am Grabbeltisch gekauft hatte und gab ihm die Kontakt-Email-Adresse des Forum-Betreuers durch. Dort hatte der Mitbewohner sich gemeldet. Der Tausch kam übrigens zustande: Mitbewohner schickte das Spiel nach Los Angeles und bekam im Gegenzug von Harlan Ellison The Fair Arena von Richard Ben Sapir geschickt, aus seiner eigenen Bibliothek (Exlibris!), mit einem netten Kärtchen von Harlans Frau Susan.
27.5.2004 10:47 AM CET
British humour
The Independent schreibt über eine Ausstellung in London:
Coca-Cola adverts are to be found in the farthest corners of the globe promoting a happy, wholesome image, but now they are the subject of a new exhibition which links the soft drinks giant with Nazi Germany.
26.5.2004 9:18 AM CET
Neue Träume
„Wo blogt der oder die?“, fragt kinomu in Herrn Dahlmanns Kommentaren, und mir scheint wieder ein Stück der Tante-Jolesch-Welt zu erwachen. Mag das die heutige Variante des „In welchem Kaffeehaus sitzen Sie?“ sein? In der Wiener und Prager Literaten- und Denkerwelt zwischen den Weltkriegen, die Torberg verklärt, ersetzte diese Frage die Bitte um eine Visitenkarte. Der Wohnort war ohnehin nicht interessant, wenn es um einen Austausch von Beobachtungen und Gedanken ging. „Wo bloggen Sie?“ - hätte ich gerne den Architekten gefragt, der als möglicher Nachmieter meine Wohnung besah und dabei höchst interessante Anmerkungen zu Ausblicken, Büchern und zu meinen Edelsteinen machte. „Blog das doch“, hätte ich gern den Kollegen des Mitbewohners gebeten, der sehr verschüchtert bei der Essenseinladung saß, dessen wenige Äußerungen aber sehr wache Gedanken verrieten. Ein Club der Blogger ist ein weiterer Traum. Club in der englischen Tradition: dunkles Holz, Ledersessel, Kamin, Zeitungen, Personal. Man würde sich mit anderen Bloggern treffen, wüsste sich aber bei der Lektüre im Sessel ungestört (der Butler hat vorher Bescheid bekommen, welche Telefonanrufer erwartet werden), könnte sich verabreden. Männlein-Weiblein-Spielchen gälte es allerdings zu vermeiden. Würde am besten nach Hamburg passen, hätte Unterkunft und Restaurant dabei.
25.5.2004 10:12 AM CET
Duftfahnen
Auch ohne sie gesehen zu haben, weiß ich: Die blondeste der vier Vorstandssekretärinnen kam heute schon vor acht in die Arbeit. Ich war sehr früh auf dem Klo und stand in der Haarspray-Wolke, die sie dort allmorgendlich hinterlässt. Während meiner ersten beiden Jahre im Münchener Agenturleben war es eine Nachbarin unseres Altbau-Büros, deren Bewegungen ich mit der Nase ortete: Sie duschte morgens in Kenzos Jungle, und so wusste ich im Treppenhaus sofort, ob sie vor meinem Eintreffen schon ihre Wohnung verlassen hatte. An der Uni konnte ich zwei Kollegen erriechen: Kollege 1 (Angewandte Sprachwissenschaft) hinterließ morgens im Fahrstuhl eine deutliche Rasierwasser-Spur, Kollege 2 (Lateinamerika-Institut) zündete sich nach seiner Ankunft als erstes eine Zigarre an, deren Geruch den Gang bis zu meinem Büro flutete und mich immer an meinen spanischen Großonkel Ingnacio erinnerte. Verdutzt hat diese Fähigkeit die Kollegen in der Zeitungsredaktion: Ich saß mit dem Rücken zum Rest des Großraumbüros, von dem aus es auch ins Fotolabor ging. Kurz nach Mittag fragt eine Kollegin: „Ist die Laborantin eigentlich schon da?“ Und ich antworte umgehend: „Ja, gerade gekommen.“ - Schweigen, dann die Nachfrage: „Äh, woher...?“ Ich hatte den Schwall Davidoff Cool Water gerochen, der die knochige Endfünfzigerin immer begleitete. Kleiner Randtipp: Wenn man einen Duft über längere Zeit benutzt, gewöhnt sich die eigene Nase daran. Dann tendiert man dazu, zu viel aufzutragen, weil man ihn selbst nicht mehr wahrnimmt.
24.5.2004 2:34 PM CET
US-Historiker über ihren derzeitigen Präsidenten
History News Network veröffentlicht die Ergebnisse einer Umfrage (allerdings “informal, unscientific“) unter „professional historians“ (die in den USA stärker politisch ausgerichtet sind als in Deutschland): Of 415 historians who expressed a view of President Bush’s administration to this point as a success or failure, 338 classified it as a failure and 77 as a success. Der Artikel betont, dass es für einen brauchbaren Vergleich mit der Amtszeit anderer US-Präsidenten noch viel zu früh ist. Er weist zudem auf den Faktor hin, dass Akademiker tendenziell „liberal-left“ sind. Dennoch sind einige der zitierten Einschätzungen interessant: “Although previous presidents have led the nation into ill-advised wars, no predecessor managed to turn America into an unprovoked aggressor. No predecessor so thoroughly managed to confirm the impressions of those who already hated America. No predecessor so effectively convinced such a wide range of world opinion that America is an imperialist threat to world peace. I don 't think that you can do much worse than that.” Hier die ganze Veröffentlichung. via Uffish
24.5.2004 7:53 AM CET
Erlaubnis zum Nichtlesen
Jetzt auch hier: Wer Inhalte dieser Website nicht mag oder ablehnt, geht einfach weiter
24.5.2004 7:51 AM CET
Inspirierende Worttrennung
"...einem Wert entspricht, den zwei Fluiddy-
Patrick Illinger, "Eis mit Stil", Süddeutsche Zeitung Wochenende, Samstag/Sonntag,
23.5.2004 3:46 PM CET
Von wegen dem Homer seiner Ilias
Der Zorn des Achilleus ist das künstlerische Hauptmotiv der Ilias, der Konflikt zwischen den Prinzipien Leistung (Achilleus) und gesellschaftlicher Stand (Agamemnon) treibt die äußere Handlung an. In der Ilias sind die Menschen Spielbälle der Götter; sie sind dem Urteil und der Willkür der Götter ausgeliefert (die bei Homer erstmals auf dem Olymp wohnen). Da diese Götter aber ausgesprochen launisch und menschenähnlich sind, ist ihr Wille kaum kalkulierbar. Der Mensch bewährt sich in der Überwindung der Prüfungen, die ihm die Götter auferlegen. Er kann in diesem System nicht frei handeln, Götter sind die Erklärung und die Ursache des menschlichen Handelns. Die „homerische Frage“ dreht sich darum, wer oder wie viele eigentlich „Homer“ waren. Dass die Ilias nicht aus einer einzigen Feder stammen kann, belegen das Nebeneinander verschiedener Kulturschichten und Sprachebenen, innere Widersprüche und Wiederholungen ganzer Episoden. Der Forschungsstand geht davon aus, dass die verschiedenen Episoden der Ilias ursprünglich von fahrenden Geschichtenerzählern verbreitet und etwa im 8. Jahrhundert vor Christus an einem Herrscherhof schriftlich fixiert wurden. Diese Fassung wurde aus politischen und kulturellen Gründen in den nachfolgenden Jahrhunderten modifiziert und ergänzt.
21.5.2004 12:58 PM CET
Liebe türkische Immigranten,
dass Ihr von langer Hand die Türkisierung Deutschlands geplant habt und dabei schon ganz schon weit gekommen seid, haben wir vor allem hier in Bayern ja bereits geargwöhnt. Ihr habt dafür gesorgt, dass die einzige Gegend Münchens, die einem Rotlichtviertel auch nur ähnelte, durch Eure Süpermarkets und Elektrobastelhütten jegliche Chance auf Verrufenheit verloren hat. Wegen Euch nennen junge Amerikaner als typisch deutsches Gericht „Döner“. Auch die hinterste Bäckerei im Bayerischen Wald führt mittlerweile Euer Fladenbrot. Inzwischen gibt es hier sogar schon türkischstämmige Rentner, die jahrzehntelang durch orientalischen Ehrgeiz, bodenlosen Fleiß und abgrundtiefe Bescheidenheit von arglosen deutschen Arbeitgebern Lohn erschlichen haben. Und jetzt ihren Lebensabend auf deutschen Parkbänken in der deutschen Sonne verbringen, anstatt ins staubige ostanatolische Hinterland zu verschwinden. Eure Nachkommen tauchen nicht nur im deutschen Fernsehen auf und machen Musik oder Spaß oder Nachrichten. Sie mischen sich auch unter Blogger oder gar erfolgreiche Geschäftsleute. Jetzt habt Ihr offensichtlich sogar die Bundesausweisdruckerei in Berlin infiltriert. Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass auf dem nigelnagelneuen Personalausweis, den ich heute beim Kreisverwaltungsreferat abholte, in meinem schönen spanischen Nachnamen aus einem U ein Ü geworden war?! Güle güle, WAS?! NETTER VERSUCH!! Aber ich habe Euch durchschaut, den Ausweis umgehend zurück gegeben, konnte auch beweisen, dass der Korrektur-Ausdruck, den ich abgezeichnet hatte, fehlerlos gewesen war. Herr Beckstein, übernehmen Sie.
21.5.2004 8:30 AM CET
Christi Himmelfahrt in München
Das da ist ein Blick auf den Monopteros, Teil des Englischen Gartens, der ein Park ist, mitten in München liegt, und den die Münchener für ihren Central Park halten, nur dass er größer ist. Der Weg im Vordergrund ist übrigens ein Reitweg; dem Englischen Garten ist nämlich ein Reitstall angeschlossen. In einem Gedankengang von nicht zu überbietender Abgefeimtheit hatten der Mitbewohner und ich uns überlegt, dass zu Vatertag Ausflüge unternommen werden, diese aber fast per Definition über die Stadtgrenzen hinaus reichen. In die Stadt macht schließlich niemand einen Ausflug. Also müsste der Englische Garten relativ unbehelligt von Alkohol-seligem Mannsvolk sein. Wir hatten richtig gedacht. Zwar war im Englischen Garten viel los, doch unter den Sonnenden, Trommelnden, Eisessenden, Ballnachjagenden, Hundestreichelnden, Kinderwagenschiebenden, Reitenden, Predigenden, Kutschefahrenden waren keine Vatertags-Ausflügler. Wir setzten uns in den schattigen Biergarten am Chinesischen Turm, holten uns Radlermaß und Schweinshaxen. Am Nebentisch wurde arabisch klingendes Ausländisch gesprochen, die Damen in Chanel-Kostümen, die Herren in weißem Hemd und mit riesigen Sonnenbrillen, alle schwer behängt mit Goldschmuck. Ich fantasierte umgehend, dass das ganz sicher Touristen aus den Arabischen Emiraten waren, sehr weltlich eingestellt. Und dass die Damen es genossen, ihre teuren Kostüme endlich mal außerhalb des Serail auszuführen. Beim Anstehen für die Krugrückgabe war ich, wie schon beim Essenholen, von Babel umgeben. Im Sprachengewirr identifizierte ich Spanisch/Englisch/Bayerisch (in der Unterhaltung innerhalb ein und derselben Gruppe), Amerikanisch, Polnisch, Fränkisch, etwas Asiatisches (tendenziell Japanisch). Auf dem Rückweg kamen wir an einer Baseball spielenden Gruppe dunkelhäutiger Männer vorbei, die sich in südamerikanischem Spanisch verständigten. Ein ganz winziges Bisschen wie im Central Park.
20.5.2004 12:36 PM CET
Zum Vatertag
Da fehlt ein T, Herr Scholz.
20.5.2004 8:49 AM CET
Kann es sein...
..., dass in Manhattan einfach ALLE schreiben können, als wären sie Dialog-Autoren für Friends? To start with, I have a slight conceptual problem with ballet. It's dancing, Jim, but not as we know it. I don't dance like that, and nor does anyone else I know. When I've had a few drinks, I get up and shuffle around in a vaguely rhythmic fashion. When I've had a few more, I think I'm one of those slappers from the Human League, circa 1984. But however drunk I am, I don't go up on pointe or request to be carried around the room with my legs wide open and my arms in an arabesque. Eurotrash erzählt von einem Ballett-Abend im Lincoln Centre. Gefunden habe ich die Dame, als ich die Geschichten der jüngsten WYSIWYG Talent Show nachlesen wollte.
19.5.2004 8:03 AM CET
Was mich Frau bewegt
Letztes Wochende im Fernsehen: Die bezaubernde Michelle Hunziker als Laudatorin auf dem Weg zur Verleihung der „Goldenen Feder“, bei der Alice Schwarzer mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet wird. Ein ZDF-Journalist fragt sie für eine Boulevard-Sendung auf dem roten Teppich, ob sie schon mal EMMA gelesen habe. Die Hunziger strahlt in die Kamera (aus dem Gedächtnis zitiert): „Emma? Äh, ich komm direkt aus Italien, ich weiß nicht...“ Neuer Anlauf: Wie sie zu Feminismus stehe. „Nein, ich kann damit eher nichts, denn ich finde es schon gut dazu zu stehen, dass ich eine Frau bin.“ (Jetzt bitte keine Scherze über die Intelligenz der Dame: Sie ist erfolgreich und ein Idol.) Da erst fiel bei mir der Groschen: Diese junge, schöne Generation sieht Feminismus als Gegensatz zum Frausein! Nicht etwa als Kampf gegen die Haltung, Frauen seien minderwertig. Verdammich! Andererseits ist diese Definition ja historisch. Wurde nicht bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit vorgeblich wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen, dass den Frauen durch intellektuelle Tätigkeiten buchstäblich die Eierstöcke vertrocknen? Damals nämlich, als erstmals Frauen Einlass in Universitäten begehrten. Heute zeigen Statistiken, dass in Deutschland Akademikerinnen die niedrigste Gebär-Rate von allen Gesellschaftsschichten haben. Aha! Hat schon mal jemand den Feuchtigkeitsgehalt ihrer Eierstöcke geprüft?
Im lesenswerten Eintrag der deutschen Wikipedia heißt es sogar: Es gibt ja sogar eine starke Variante des Feminismus, die die völlige Andersartigkeit von Frauen als „natürlich“ betont. Bei biologistischer Argumentation bekomme ich Auschlag - selbst meine forsche Mutter erklärte es für „natürlich“, dass Männer bis ins hohe Alter junge Parterinnen haben: Schließlich seien Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig. (Sie konnte mir allerdings nicht erklären, warum Frauen dann die Menopause um mehr als zwei Jahre überleben und - huch! - sogar eine insgesamt höhere Lebenserwartung als Männer haben.) Durch diese Betrachtungsweise werden Rollenklischees und Vorurteile zementiert. Im Wikipedia-Eintrag taucht im Zusammenhang mit biologistischem Feminismus der Begriff „Geschlechterrassismus“ auf, den ich mir künftig einzusetzen vorgenommen habe. Was enthält also der Feminismus, von dem ich mich angezogen fühle, und den ich lebe?
- Sich durch Rollenerwartungen nicht einschränken zu lassen.
- Sich nicht vorschreiben zu lassen, was eine „echte“ Frau ist.
- Frausein nicht zur bestimmenden Komponente meines Lebens zu machen. Es auch mal beseite schieben zu können und locker zu nehmen.
- Männern ihre Rolle nicht vorschreiben. Und nicht definieren, was ein „echter“ Mann ist. Wie’s der Zufall will, stolpere ich bei Mosaikum über die Geschichte von David Reimer, einem Jungen, der als Mädchen aufgezogen wurde, weil er bei einer Operation als Baby seinen Penis verloren hat. Und der daran zerbrach. Das bedeutet was.
18.5.2004 11:08 AM CET
Neues Rezept
Testbäckerin Meike (danke!) bestätigt: So schmeckt New York Cheese Cake. Und jetzt zur Erbeerzeit ist er perfekt. Unter Rezepte. Eigentlich befinde ich mich allerdings seit letzter Woche im Spargel-Wahn. Heute bin ich vor der Arbeit um 7 Uhr auf den Augsburger Stadtmarkt gehuscht, um mir meinen Teil der ersten Lieferung aus der Schrobenhausener Gegend zu holen. Kiloweise.
18.5.2004 8:04 AM CET
Leider nicht
Strippers and prostitutes (and fags, for some reason) all know this secret way to prevent ingrown hairs after you shave your swimsuit area. It's simple and cheap and it never fails. Put deodorant on it. I think there's something about the alcohol in the deodorant that opens the pores wide enough that the hairs can't ingrow. It's the same principle behind that really expensive Tend Skin shit, but deodorant works about 80 times better. Ich hab’s ausprobiert: Funktioniert nicht. Wäre auch zu schön gewesen. Sind amerikanische Deos entscheidend anders? Oder lag der Haken darin, dass ich mit „shave“ gar nicht erst anzufangen brauche und meine Methode deshalb „wax“ ist? Oder habe ich das verschämte "swimsuit area" missverstanden und es handelt sich um die Achseln?
17.5.2004 8:23 AM CET
Hormone
Der Beweis, dass banana einmal mehr recht hat.
Die Eltern verschicken dieses Bild, weil sie es allen Ernstes als Beleg dafür halten, dass ihr frisches Kind "süß" ist und "ein Sonnenschein". Und drunter steht nicht minder ernst: Hab ich was auf den Augen?
16.5.2004 4:06 PM CET
Dear Scott, Dearest Zelda
Ist mir immer wieder so nahe gegangen, dass ich nur stückweise lesen konnte. Und sei es nur deshalb, dass Zelda 1932 aus der psychiatrischen Anstalt in Baltimore schreibt: Dieser Überdruss, den man gegenüber den Symptomen psychischer Krankheiten entwickeln kann…
Dabei interessiert mich das Leben von Autoren meist nur sehr am Rande. Zwei Mitarbeiter der University of Maryland haben diesen Band herausgegeben, peinlich genau recherchiert und annotiert. Selbst Fehler in Schreibung und Zeichensetzung sind erhalten, nur bei möglichen Missverständnissen emendiert.
Und schreiben konnte sie, die Zelda: Die deutsche Übersetzung des Bandes wurde in der Süddeutschen Zeitung allein schon deshalb verrissen, weil sie nur eine Auswahl des Originals enthält.
16.5.2004 11:18 AM CET
Antike Perry-Mason-Cover
Einer meiner liebsten Frauentypen, in einer sehr attraktiven Pose (schöne bare Füße, Zeitung in der Hand, nachdenklich die verstrubelten Haare zwirbelnd...).
15.5.2004 1:52 PM CET
Spouses
Once they have said, "I do," how should they be referred to? Husbands? Wives? Spouses?
Am Montag wird in Massachusetts als erstem US-amerikanischen Bundesstaat die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare legal (gratuliere! Auch wenn mir die Sehnsucht nach Eheschließung und Hochzeit grundsätzlich ein Rätsel ist.). Die New York Times macht sich Gedanken über die Auswirkungen, die das auf die Hochzeits-Terminologie hat: Dabei hat es die englische Sprache noch einfach, da sie über den neutralen Ausdruck "spouse" verfügt. "Ehegespons" im Deutschen ist schon arg albern. Schwule Hochzeiten kenne ich als "Verpartnerung". Finde ich schon deshalb gut, weil damit der Unterschied zur Hetero-Hochzeit unterstrichen wird: In Deutschland hinken die Rechte gleichgeschlechtlicher Ehepaare heftig hinter denen von Heteros her. So ist der offizielle Familienstand (u.a. auf der Steuerkarte) keineswegs "verheiratet". Sagen wir also "Fred und sein Mann Holger"? Doch wohl kaum "Moni und ihre eingetragene Partnerin Judith"...
14.5.2004 4:45 PM CET
Einfacher Eindruck
Der Mitbewohner hat eben zugegeben, dass er beeindruckt von der Tatsache ist, dass ich als Kind noch zum Bauern Milch holen gegangen bin. Ach, ist das nicht jedes Kind in den 70ern? Na gut, ich bin am Wohnblock-Stadtrand der Provinz groß geworden. Und da wurde ich regelmäßig (nicht immer) raus zu Schlagbauers geschickt, Milch holen. Natürlich mit einer schicken, roten Email-Kanne - meine stilbewusste Mutter hätte niemals eine dieser billigen Plastikkannen in ihrer Designer-Wohnung geduldet (obwohl es damals noch gar keine Designer gab).
Schlagbauers hatten einen Einsiedler-Hof vor den Toren der Provinz-Stadt, mit Blick auf die größte Fabrik am Ort. Eine der Bauerntöchter war später mit mir bei den Pfadfindern. Wenn die Bäuerin mit dem schönen Gesicht etwas Zeit hatte, durfte ich sogar in den Stall und die Kühe anschaun. Die zahllosen Katzen waren leider scheu und ließen sich nicht streicheln.
13.5.2004 11:31 AM CET
Rezeptionsmüde
Manchmal träume ich von einfacher und ehrlicher TV-Werbung. Zum Beispiel vor weißem Hintergrund eine schlichte Flasche Spülmittel (Typus 1 Liter Gelb von Norma). Nach zwei Sekunden sagt eine neutrale, unsonore Off-Stimme:
13.5.2004 9:53 AM CET
Dosenfraß
Du kannst nicht mal LÖSCHEN, du Drecks-Betriebssystem?!
13.5.2004 8:45 AM CET
Wie Grimmepreise gemacht werden
Das haben wir uns ja schon immer gefragt: Was passiert, damit hinten ein Preisträger rauskommt? Auf die Enthüllungen der Jury in Cannes werden wir noch warten müssen, aber Herr Sixtus schildert - wie soll ich sagen? - eindringlich, nein, eher anschaulich, den Weg zu einem Grimmepreis aus Juryperspektive. Meine Augen sind jetzt noch ganz faltig vom Schmunzeln.
12.5.2004 9:06 AM CET
Sound of Music
Seit mich Anke Gröner daran erinnert hat, gehen mir die Melodien von Sound of Music (im Moment flötet mir durchs cerebrale Akkustikzentrum „Something good“) und die Erinnerungen, die ich damit verbinde, nicht mehr aus dem Kopf.
Mit dem Film hat es nämlich eine besondere Bewandtnis. Da der Film in und um Salzburg spielt, hat sich Komponist Richard Rogers in manchen Liedern bei alpenländischen Motiven bedient. Kim war erschüttert, als ich sie darüber aufklärte, dass keines davon ein Volkslied ist, und deutsche Kinder keineswegs in der Grundschule „Edelweiß“ singen. Mir wurde klar, dass Sound of Music das Pendant zu Dinner for one ist: für uns in Deutschland der Inbegriff des Englischen, in Großbritannien völlig unbekannt. Sound of Music ist von 1965 und hat das Deutschland-Bild der englischsprachigen Welt geprägt. Dass es sich eigentlich um Österreich handelt, ist offensichtlich Nebensache. Das Eigenartige war, dass ich den Film nach meiner anfänglichen Entgeisterung innig liebte. Noch während des besagten London-Besuchs kaufte ich mir das Video. Mein eigenes Initial-Erlebnis stellte sich im Weiteren als typisch heraus. Zurück in Deutschland trieb ich meine Freunde zu einem Sound of Music-Abend zusammen. Das Resultat: hilfloses Lachen, Entgeisterung, zweifelnde oder schräge Blicke zu mir (die ich mittlerweile über die Hälfte der Lieder mitsingen konnte), wortkarger Abschied. Doch schon bei der nächsten Begegnung an der Uni baten mich zwei der Gäste um das Video. Eine der großen Liebesgeschichten der Münchener Werbeagenturgeschichte hätte wegen dieses Films beinahe kein Happy End gehabt. Jahre später setzte eine meiner Freundinnen, die sich den Film inzwischen selbst gekauft hatte, nämlich ihren frisch erliebten Kollegen vor Sound of Music. Dieser verabschiedete sich nach der Vorführung recht bald und erzählte später, er habe ernsthafte Zweifel an der Zukunft der Beziehung bekommen.
Love it or leave it: Selbst hartgesottene englische Filmjournalisten, die sich sonst auf usbekisch-französische Autorenfilme mit Untertitel konzentrieren, geben den Film als einen ihrer Lieblinge an. Hach, das waren noch die Zeiten ehrlicher Künstlichkeit. Mich verbindet eine tiefe Zuneigung zu den Musikfilmen der 30er bis 60er, von Fred Astaire bis Elvis Presley und Peter Alexander. Gerade wenn ich in die schrottigen deutschen Fernsehfilme der Gegenwart reinschaue, gerate ich immer wieder an Szenen, bei denen es mir durch den Kopf schießt: Und JETZT müssten sie anfangen zu singen.
11.5.2004 8:02 AM CET
Pulp
Auf dem Theresienwiesen-Flohmarkt hat mein Mitbewohner dieses wunderbare alte Pulp-Magazin gekauft (vom Verkäufer überreicht mit der Warnung: "Des is fei ausländisch!"). Das billige, säurehaltige Paper ("Pulp" eben) löst sich bereits an den Rändern auf, doch der Inhalt ist noch gut lesbar. Zum Beispiel:
Wäre das nicht die perfekte Hymne aller Sex and the City-Fans?
10.5.2004 2:27 PM CET
Liberal, white-collar guilt.
Das Manhattaner Nilpferd hat mich mal wieder liebevoll an eine meiner Verklemmtheiten erinnert (und mich veranlasst, meinen Computer-Bildschirm mit mundwarmem Rooibush-Tee zu duschen, als ich las: „makes my heart palpitate like a mariachi band“): Dienstboten. Ja, ich weiß, das heißt heute nicht mehr so. Aber mein oberbayerisch geprägtes Hirn formuliert einfach „Deansbo’n“, bevor ich es mit „Dienstleister“ überfiltern kann. Was für mich beruflicher Alltag ist, bereitet mir als Privatperson Unbehagen. Auch ich habe den letzten Umzug vor fünf Jahren von einem darauf spezialisierten Unternehmen machen lassen. Die Herren waren pünktlich, emsig, freundlich, durch und durch professionell. Zur vereinbarten Zeit klingelte es an Wohnungstür, draußen standen Männer in Arbeitskleidung mit Pappe in den Händen. Sie grüßten und legten Pappe vor sich auf den Teppich, betraten die Pappe, legten die nächste Pappe aus etc., etc., bis sie an den gepackten Umzugskisten angekommen waren. Mit dieser aufmerksamen und simplen Methode der Fleckenvermeidung hatten sie mich bereits überzeugt. Dann fingen sie an zu schleppen. Während dessen saß ich mit dem Mann, der auch damals schon mein Mitbewohner war, in der Küche, komplett eingeschüchtert. Wir sind beide nicht mit Dienstboten groß geworden und fühlten uns hilflos. Wir wagten nicht, in ein Café zu fliehen, schließlich gab es immer wieder Detailfragen (und das Kompliment, wir seien die ersten Bücherliebhaber, die die Kisten klug gepackt hätten: nämlich nicht jede randvoll Bücher, sondern immer nur ein Drittel voll Bücher, dann mit leichteren Dingen aufgefüllt. Danke, aber schließlich waren wir schon mal damit umgezogen.). Wir saßen also in einem nicht einsehbaren Eck der Küche und lasen. Ob wir wohl für Brotzeit sorgen sollten? Zumindest für Getränke? Nein, wohl nicht, als ich kurz das Haus verließ, sah ich die Männer bei eigener Brotzeit im Umzugslaster Pause machen. In der neuen Wohnung dann ließen sich die Herren geduldig mit den Möbeln herumdirigieren, bevor sie sich mit der sehr ernst gestellten Frage „Waren Sie zufrieden?“ verabschiedeten. Ich ziehe nie wieder selbst um.
9.5.2004 8:29 AM CET
Lokales
Neun Monate meines Zeitungsvolontariats verbrachte ich Mitte der 80er in der kleinen Lokalredaktion eines waschechten Kaffs in Oberbayern. Die Artikel, Themen, Bilder, die in solchen Lokalausgaben erscheinen, sind ja gerne Ziel verächtlicher Kritik. Was der Leser, meist Abonnent, gar nicht erst mitbekommt, ist das Material, das es nicht einmal auf die fünfte Lokalseite schafft. Zwar wäre ohne Freie Mitarbeiter keine Lokalzeitung möglich, aber die meisten dieser Mitarbeiter, die für die Berichte aus Vereinen, Pfarreien, abgelegenen Dörfern sorgen, sind keine Journalisten, und viele bleiben resistent gegen jeden journalistischen Tipp. Was diese Herren damals ablieferten (das Schreiben für die Zeitung brachte Prestige und Ehre, deshalb war es fest in männlicher Hand), war oft schönste Realsatire. Es ärgert mich heute sehr, dass ich fast nichts von diesem Material aufbewahrt habe. Ich war mir damals einfach sicher gewesen, dass ich die Manuskripte und Bilder bald nicht mehr lustig finden würde. Dabei wären sie schon physisch aufhebenswert gewesen, die Artikel, die noch mit Schreibmaschine auf rot liniertem Manuskriptpapier geschrieben waren, oft mit Anweisungen an die Redaktion verbunden („So ungekürzt und mit allen Bildern veröffentlichen, weil ich eigens zu dem Termin hingefahren bin!!!“) Jetzt habe ich in einer meiner Kisten ein rares Exemplar gefunden: Ein lang gedienter Mitarbeiter hatte eine Sensation entdeckt und fand, dass die Welt davon unterrichtet werden sollte. In Bild und Text.
7.5.2004 2:02 PM CET
7.5.2004 11:09 AM CET
Tagebuch-Stakkato
Hübscher aber geistig abwesender HNO-Arzt ließ mich gestern erst eine Stunde warten, diagnostizierte dann mit einem Blick Ekzem im Ohr (sag ich doch: Irving-Lektüre ersetzt mindestens eines der vielen ärztlichen Staatsexamen. Als nächstes wage ich mich an eine Curettage wie sie in The Cider House Rules präzisest beschrieben wird. Nur für die Narkose hätte ich dann doch lieber einen Profi. ) Morgens vom SZ-Magazin-Special Hochzeit übelst provoziert worden, auf dem Weg in die Arbeit geistig bereits einen extrem gehässigen Blogeintrag formuliert. Vor dem Werkstor eine ältere Kollegin eingesammelt, die heftig gestürzt war, Sanitäter geholt, dadurch von gehässigem Blogeintrag abgehalten worden. Festgestellt, dass die Unternehmens-Website nicht über Nacht automatisch aktualisiert wurde, hektisch rumgefrickelt, unerklärlicherweise alles repariert bekommen. Mit meinem persönlichen IT-Gott telefoniert, der sich Anfang der Woche einen Wirbel gebrochen hat, als er nach einem Schwächeanfall auf dem Klo zusammenbrach und auf den Klorollenhalter fiel (als weiteres Argument abgespeichert, warum auch Männer im Sitzen pinkeln sollten). Die Schilderung seiner nächtlichen Todesangst hat mich ganz schön mitgenommen. Zusätzlich zu anhaltenden Höllenschmerzen ist er auch noch frustriert, weil er seit Jahren mit Rückenproblemen kämpft und sie erst vor wenigen Monaten in den Griff bekommen hatte. Nach Möglichkeiten gegrübelt ihn aufzumuntern (er kann sich vor lauter Schmerzmitteln nicht auf Lesen oder Filmeschauen konzentrieren). Mit dringender Terminarbeit im Rückstand, deshalb hin- und hergerissen, ob ich meine Energie in die Einhaltung des Termins stecken soll oder in das Finden von Ausflüchten.
6.5.2004 9:37 AM CET
Menschen
Der junge Vertriebler, der mit seinen kurzen blonden Locken und der stark solariumgebräunten Haut sofort an den Hauptdarsteller in Die blaue Lagune erinnert. Er ist immer ausgesucht gekleidet, achtet sogar auf schönes Schuhwerk. Morgens geht er gebeugt auf das Werkstor zu, als müsste man ihn unter Strafandrohung ins Büro zwingen. Wenn er zum Gruß die Hand hebt, zieht er gleichzeitig die Schultern hoch und bricht dann die Grußbewegung nach zwei Dritteln ab. Damit kontrastiert wiederum, dass die Ergebnisse seiner Arbeit auf überdurchschnittlich hohe Motivation schließen lassen. Der Mann ist engagiert, er macht Vorschläge, ergreift die Initiative bei neuen Projekten, hat erst kürzlich wegen einer unvorhergesehenen Aufgabe seinen Urlaub verschoben.
5.5.2004 1:10 PM CET
Woher die neuen Wörter kommen
Einer der ersten Pressetexte, die ich nach meiner Fahnenflucht vom Journalismus in die PR schrieb (kurz nachdem ich gelernt hatte, nicht mehr „Artikel“ zu sagen, sondern „Text“), ging um das neue Saison-Programm eines Anbieters von Abenteuerreisen. Recherche-Material (das jetzt „Input“ hieß), war in erster Linie der Katalog des Kunden. Darin hatte jede Form von Freizeitvertreib einen schicken, in etwa englischen Namen: Rafting, Paragliding, Mountainbiking, Heliskiing. Deswegen hielt ich verdutzt inne, als ich beim Blättern auf ein deutsches Wort stieß: "Schlittenhundefahren". Bis dahin hatte ich meinen Schalk zügeln können, hatte also weder lautstark über das Denglisch gelästert (ich kannte die Kolleginnen noch nicht gut genug) noch meine Einschätzung der Zielgruppe solcher Vergnügen geäußert. Das rächte sich, denn nun gingen mir Schalk und Bosheit durch: Ich verenglischte in der Pressemitteilung Schlittenhundefahren kurzerhand in „Dogsledging“. Das sollte ich bereuen. Nicht nur winkte der Kunde den Text so durch, die Ex-Kollegen Journalisten übernahmen den neuen Begriff umgehend, zudem war im nächsten Katalog des Kunden nicht mehr von Schlittenhundefahren die Rede, sondern von Dogsledging. Ich bitte inständig um Vergebung.
4.5.2004 9:10 AM CET
Spacken
Ich weiß, Euch ist langweilig. Allen ist langweilig, im Moment. Das liegt an der Jahreszeit. Im Winter schüttet der Körper sehr, sehr viele Müdigkeitshormone aus, weil es so dunkel ist. Wenn die Augen nur Dunkelheit sehen, dann leiten sie die Botschaft an die Hormonhauptdrüse weiter. Wie das genau funktioniert, ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird schon irgendwie klappen. Die Hormonhauptdrüse schüttet dann Müdigkeitshormone aus. Dabei ist der Begriff "ausschütten" eigentlich total falsch gewählt, denn Ausschütten, das ist, wenn man einen Behälter, er eine Flüssigkeit enthält, rasch leer macht, in dem man ihn umstürzt. Nun wird aber die Hormonhauptdrüse beim Ausschütten nicht irgendwie umgestürzt, sondern der Hormonhauptdrüsenringmuskel zieht sich zusammen und quetscht so die Müdigkeitshormone aus der Drüse heraus. Das limbische Lymphtransportkanalsystem befördert die Müdigkeitshormone dann in das Gehirn, wo sie an die Müdigkeitshormonandockstellen andocken und zu den üblichen Symptomen der Müdigkeit führen: Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schlafen, Gähnen, schwere Augendeckel, et cetera, p.p.
banana erklärt mal wieder die Welt. Dabei ist dieses schräge Langtext-Blog eines der besseren Mittel gegen die beschriebene Langeweile. Zum Reinschmecken vielleicht hier mal nachlesen, warum schön besser als schlau ist.
3.5.2004 4:08 PM CET
Wo ist die Wissenschaftselite?
U.S. Is Losing Its Dominance in the Sciences Schreibt heute die New York Times. Watt?! Wir sind doch hier in Deutschland am Rumgreinen wegen "brain drain" und Eliteflucht! Weil die Besten angeblich alle, alle nach USA gehen. Die scheinen aber nicht angekommen zu sein. Gibt es einen Wissenschaftler-Schieberring? Der sie alle auf eine Pazifik-Insel entführt, wo sie unter der Knute eines irren Genies mit Weltherrschafts-Ambitionen hochleistungsforschen müssen? Bond, übernehmen Sie.
3.5.2004 10:44 AM CET
Maibowle
Gestern Angrillen im Garten der Eltern. Da mein Vater gerade zu Fuß auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist (unglaublich, wie abenteuerlustig ihn die Rente macht), kümmerten sich mein Bruder und der Mitbewohner um den Grill. Da meine gesundheitsbewusste Schwägerin samt meinen beiden kleinen Neffen ebenfalls gerade verreist ist, durfte das Grillgut ohne rauchfilternde und damit angeblich von Krebs schützende Grillschalen aufs Feuer. Die Menüfolge: Garnelen, Lammkoteletts, Schweinebauch, Putenschnitzel mit frischen Salbeiblättern gefüllt, Hühnerteile. Kartoffelsalat dazu? Ach nee, braucht’s nicht. Aber ein wenig gegrilltes Brot ist in Ordnung, das kann man mit Knoblauch einreiben. Und dann, nach dem Café, haben wir meine Mama beschwippst gemacht, mit selbst gemachter Maibowle, bis sie vor lauter Kichern über die Wortwechsel zwischen meinem Bruder und mir keine Luft mehr bekam (Mama: „Die Kathrin von den Nachbarn treibt sich ja jetzt immer mit diesen düsteren Gestalten rum, wie heißen die noch, die immer so schwarz angezogen sind...“ Ich: „Goths?“ Mein Bruder: „Werber?“).
2.5.2004 8:13 AM CET
Ein Herz für Serienmörder
Chopping Block - nur in Besitz von rabenschwarz galligem Humor klicken. via Search for Love
2.5.2004 7:53 AM CET
Vergleichsweise
Es ist ja möglich, dass jede Blogroll nach Teenager-Inhalten aussieht, wenn man die ersten Zeilen eines beliebigen Tages herausreißt und aneinander pappt.
Der Sargnagel des Genusses
Leider kam ich erst gerade eben dazu, die Bilder vom letzten Wochenende von der Kamera auf die Festplatte zu transferieren. (…)
1.5.2004 12:01 PM CET
Estée Lauder zugeeignet
Wenn ich mir alle heiligen Zeiten mal die Zehennägel lackiere, sieht das Ergebnis so aus:
Bestenfalls. Herrgott nochmal! Bin ich die einzige, die beim VHS-Kurs „Miniaturmalerei“ geschwänzt hat? Oder bessert Ihr wohlgelackten da draußen alle mit deziliterweise Nagellackentferner nach?
1.5.2004 8:39 AM CET
Baby-PR
Mit Kindern hab ich's nicht so recht, und mit Babys überhaupt nicht. Aber es gibt durchaus Wege, mich für sie zu interessieren.
Was hat mein Neffe Nr. 2 (9 Monate) ein Glück, dass er Schnuller schon immer abgelehnt hat...
via Comicboards
[Archiv] Speisen durchsuchen:
|