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Die Kaltmamsell
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30.11.2003 12:01 PM CET
Maths meet Lits

Sagt die Null zur Acht: "Schicker Gürtel!"

aus White Teeth von Zadie Smith

Urplötzlich scheint sich die Blog-Welt für Mathematiker zu interessieren. Bitteschön, das war mein literarischer Beitrag. Empfohlene Links:
- bei Don Dahlmann
- Janthor
- Gelächter


30.11.2003 11:44 AM CET
Seasonal Greetings – Plätzchen

Ich seh schon, das wird auch dieses Jahr nix. Wo ich eigentlich für mein Leben gern backe und ein beachtliches Archiv an Plätzchenrezepten habe. Ich kann mir das nicht anders erklären, als dass ich mich vor ein paar Jahren einfach überbacken habe. Und das kam so.

Ich war eben einer Karriere als universitäre Literaturdozentin von der Schippe gesprungen und arbeitete in einer PR-Agentur, mit Begeisterung. Ende Oktober berieten wir uns, was wohl das diesjährige Weihnachtsgeschenk für Kunden werden sollte. Musste thematisch auch Stoff für das Agenturfoto abgeben, das immer schon mit Weihnachtsgrüßen verschickt wurde. Wir heckten aus: Agenturausflug nach Wien, in der dortigen fotogenen Demel-Nostalgie-Backstube ein schönes Foto von uns allen beim Backen. Und als krönendes Weihnachtsgeschenk: selbst gebackene Weihnachtsplätzchen.

Letztere mussten ja irgendwoher kommen. Kaltmamsell glaubte, ihre Backleidenschaft mit dem Nützlichen verbinden zu können, und bot frech an: Wenn ich zwei Tage frei kriege, übernehm ich das.

Selten habe ich mich derart verschätzt. Aus den zwei Tagen wurden drei, für die bekam ich glücklicherweise eine Praktikantin unterstützend in die heimische Küche gestellt. Selbst das reichte natürlich bei weitem nicht, um sechs Sorten in zehnfacher Menge herzustellen. Zwei Wochenenden und die Nächte dazwischen mussten zusätzlich dran glauben.

Meine Kolleginnen hielten mich für bescheuert. Ich konnte ihnen einfach nicht klar machen, dass in meine Plätzchen NIE fertig gemahlene Mandeln oder Nüsse kommen. Sonst kann ich ja gleich Supermarkt-Kekse kaufen. Zumal einige Plätzchen erst richtig gut schmecken, wenn die Nüsse vor dem Mahlen leicht geröstet werden. Ja aber natürlich macht das zusätzliche Arbeit. UND?!

Die resultierenden Plätzchenmengen reichten dennoch nicht, um alle wichtigen Kunden zu versorgen. Wir mussten zu meiner bodenlosen Beschämung Konditorplätzchen zukaufen.

Hey, die Aktion war ein durchschlagender Erfolg! Die Agentur war damit samt Bild halbseitig im kress report. Aber ich habe seither kein einziges Plätzchen mehr gebacken.

btw: Auf meiner Köche-Seite gibt's jetzt ein Konterfei von Mini-Kaltmamsell.


30.11.2003 9:32 AM CET
Friday Five

Und jetzt komm mir keiner damit, dass heute gar nicht Freitag ist. Hat Robinson seinen Begleiter am Sonntag "Sunday" gerufen?

1. Do you like to shop? Why or why not?
Eigentlich gar nicht. Es ist mit schleierhaft, wie jemand "Shopping" als eigenständige Freizeitbeschäftigung ansehen kann. Am allerschlimmsten: Kleidung. Geht nur, wenn ich mich selbst unter Druck setze: "So, Kaltmamsell, bevor Du nicht diese beiden dringend nötigen schwarzen Hosen gekauft hast, gibt es KEINEN Milchkaffee!"
Ausnahme: Lebensmittel. Ob Supermarkt, Türke ums Eck oder Markt – ich brauche sicher immer doppelt so lange wie der Durchschnitt.

2. What was the last thing you purchased?
Buntes Krepppapier für einen selbst zu bastelnden Adventskalender.

3. Do you prefer shopping online or at an actual store? Why?
Jahahaha! Für mich wurden Online-Shops erfunden! Vor einigen Jahren entdeckte ich erst mal Kataloge, heute pflege ich eine Mischung von Katalogen und Online-Shops. Warum? Weil erst mal jederzeit verfügbar und dann weil diskret.

4. Did you get an allowance as a child? How much was it?
Die genaue Staffelung der Beträge weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich aber, dass der Sprung auf 50 Mark pro Monat einherging mit einem Konto bei der Sparkasse, auf das ich das Geld überwiesen bekam. Dann war ich da vielleicht 17? Ich musste aber weder Schulutensilien noch Kleidung von diesem Taschengeld kaufen. Das war wirklich den Dingen vorbehalten, die meine Eltern als unnötig ansahen.

5. What was the last thing you regret purchasing?
Zwei Billighosen vom Grabbeltisch. Sie waren so billig, dass ich glaubte, es mir leisten zu können, mich ums Anprobieren zu drücken. Daheim stellte sich heraus, dass die Teile komplett verschnitten sind.

von hier


29.11.2003 2:38 PM CET
Rotz und Wasser

Rotz und Wasser am besten unter der Dusche heulen - spart Taschentücher.


29.11.2003 2:37 PM CET
Metropolismus

Als "Großstadt" akzeptiere ich nur einen Ort, aus dem man "aufs Land ziehen" kann.


28.11.2003 4:44 PM CET
Secret

eating people

what's YOUR deepest secret?
brought to you by Quizilla

...und dieses Blog ist der Köder...

gefunden bei der Füchsin


28.11.2003 3:18 PM CET
Granta

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In einem früheren Leben wollte ich Professorin für Englische Literaturwissenschaft werden, wenn ich groß würde. Aus diesen Leben ist mir einiges Wertvolles geblieben, zum Beispiel ein Abo von GRANTA.
Granta nennt sich „A Paperback Magazine of New Writing” und ist genau das: Vierteljährlich gibt es in Taschenbuchformat feines Neues, seit 1979. Das sind dann Kurzgeschichten, Ausschnitte noch unveröffentlichter Romane, Fotogeschichten (gerne auch von Magnum) Reportagen (auch mal ältere, ich erinnere mich an eine Reportage letztes Jahr der amerikanischen Invasion in Panama 1989).

Granta steht immer unter einem Thema. Mittlerweile habe ich so viel Vertrauen in den Geschmack und die Fachkenntnis des Redaktionsstabes, dass sie mich auch zum Lesen von Themen bringen, die mich an sich überhaupt nicht interessieren (z.B. Russland).

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Zum dritten Mal erschien dieses Jahr eine Ausgabe „Best of young Bristish Novelists“ , wie schon 1983 (damals inklusive Amis, Rushdie, McEwan) und 1993. Die Jury bestand aus einem Redakteur (vom Observer), dem Herausgeber des Magazins Bookseller, einem Literaturkritiker der Sunday Times, einer Romanautorin und Literaturkritikerin sowie dem Herausgeber von Granta. Ganz, ganz feines Zeugs - auch wenn nicht alles mein Geschmack ist.

Bei dieser Gelegenheit habe ich festgesellt, dass es auf der - äh - rührend handgestrickten Website auch „Web-only features“ gibt, darunter ein ganz netter Aufsatz von Herausgeber Ian Jack über den Unterschied zwischen englischen Provinzromanen und Großstadtromanen.

Ich geb ja gerne zu, dass ich nicht mehr als ein deutsches Feuilleton am Tag lesen, das der Süddeutsche Zeitung. Aber ist mein Eindruck unbegründet, dass im Vergleich zu dieser englischen Literaturszene der letzten 20 Jahre hier in Deutschland bedrückende Ödnis herrscht?


27.11.2003 8:16 AM CET
Nachtrag: Ich hab' sehr g'lacht

So gesehen sind die meisten Einträge hier im Blog eigentlich nichts anderes als genau dieses halblaute Gemurmel. Wenn keine Reaktionen kommen, habe ich mich zumindest selbst amüsiert. Und hin und wieder blinzelt mir jemand auf den richtigen Reiz hin zu. Passt doch, oder?


26.11.2003 1:06 PM CET
Oy

Seit es um Mel Brooks so ruhig geworden ist, weiß man ja gar nicht mehr, wo man schlechte jüdische Witze herkriegen soll. Bei Awordinyoureye gäb's welche, auch gute.
Sehr schön dort auch: Kosher Lateral Thinking (?!)

via Chuzpe


26.11.2003 10:43 AM CET
Ein Spinner

ist ja wohl dieser Finca-Besitzer auf Mallorca, der dafür gesorgt hat, dass mir die Post eben ein Päckchen voller spanischer Weihnachtsschweinereien ins Büro trug.

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Daaaaaanke!


26.11.2003 8:40 AM CET
Computer Essentials

User Interface, Usability, yadda, yadda.
Es gibt genau einen Vorteil, den für mich als DAU ein Macintosh immer noch vor allen DOSen hat.
Ich kann ihn über die Tastatur anschalten.

Als ich heute Morgen drei Anläufe brauchte, um mit einem sehr engen kurzen Rock und sehr hohen Schuhen eine körperliche Verknotung zu finden, mit der ich mich unter meinen Schreibtisch winden konnte, UM DEN RECHNER EINZUSCHALTEN - da dachte ich mir zum ersten Mal in diesem Unternehmen: Jetzt wäre ein Apple schön.

Ist das denn wirklich soooo schwierig? Denn ich möchte meinen, ohne technische Kenntnisse oder gar Programmierfähigkeiten, ohne die Ergebnisse von Marktforschung und Usability-Studien zu kennen, dass der ON/OFF-Knopf der am verlässlichsten benutzte ist.


25.11.2003 5:07 PM CET
Futter

Nach langer Pause mal wieder Anweisungen zum Kochen:
Tom Kha Gai


25.11.2003 2:40 PM CET
Power-Barbie

Erwähnte ich, dass man als Opfer der Diät-Terrors eine traurige Gestalt wird? (Und überhaupt: Schließt Herrn Bushs "War against Terrorism" diesen Terror ein?) Unter anderem freut man sich wie bescheuert über diese Barbie with a twist (i.e. about four more stone).

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Das ist Emme (auch wenn der Name ein wenig unschlüssig klingt), nach dem realen Vorbild Emme.
Gefunden bei Wirres.


25.11.2003 11:50 AM CET
Würde man Frauen in IT-Klassen einteilen...

... wäre wohl diese am weitesten verbreitet:
Die Excel-Frau: Man sagt, sie könne vieles, aber du benutzt sie nur für die üblichen 4 Grundfunktionen.

von da

Ich liebe Ingenieurshumor.


24.11.2003 2:01 PM CET
Ich hab’ sehr g’lacht

Irgendwann habe ich beschlossen, mich nicht mehr darum zu kümmern, ob über meine genialen Bonmots und Anspielungen gelacht wird. Wenn ich mich recht erinnere, arbeitete ich mal wieder als Urlaubsvertretung in einer schnarchigen Lokalredaktion und ließ ein Asterix-Zitat einfließen. Es ging nicht mal eine erkennende Augenbraue nach oben. Und das, wo das Zitat nicht hätte besser passen können. Schluss, aus, beschloss ich. Wenn ich als Alternativen hatte, meine Geistesblitze zu unterdrücken oder sie ins Leere zu äußern, entschied ich mich jederzeit fürs laute aber einsame Amüsement.

Das ist etwa sechs Jahre her. Meine wechselnden Büroumgebungen mussten sich also fortan daran gewöhnen, dass ich beim Lesen und Arbeiten immer wieder etwas halblaut vor mich hin sagte, über das ich dann in schallendes Gelächter ausbrach. Wenn ich mich zum Beispiel dabei ertappte, dass ich meinen Bildschirm mit „Computer!“ anredete, fiel mir eben die entsprechende Szene aus Star Trek: The Voyage Home ein, in der Scotty versucht, so den Computer zu bedienen. Und so musste ich natürlich die Szene weiterspielen, wies mich also mit verstellter Stimme an „You have to use the mouse!“, nahm die Mouse und sprach hinein: „Computer!“ Ich konnte mich minutenlang vor Lachen nicht mehr halten. Aber meine Kollegen hatten mich schon vorher für meschugge gehalten.

Gleichzeitig bleiben meine Äußerungen ins Leere natürlich immer Kontaktversuche zu Gleichgesinnten. Deshalb machte ich sie ja auch halblaut. Manchmal lohnt es sich. Wie zum Beispiel heute, als ich eine neue Form der Firmenpräsentation vorschlug und murmelte: „Sie wissen schon: ‚Wir sind Gallier etc. pp.’“ Und plötzlich sah ich ganz deutlich, wie sich verwundert die linke Augenbraue eines Anzugträgers hob, der eben in ein Schnittchen biss. Er grinste und blinzelte ganz kurz zu mir hinüber. Das ist es wert.


24.11.2003 9:53 AM CET
Tipps für Frauen auf dem Weg zur Weltherrschaft

Nein, ich bin keineswegs der Meinung, Frauen sollten männliche Verhaltensweisen übernehmen, um ihren Platz an der Spitze der Weltherrschaft zu bekommen. Aber ein paar Tage im hochwichtigen Messetreiben bringen mich zu der Empfehlung, zumindest ein paar Dinge bleiben zu lassen, die Mütter ihren Töchtern an damenhaft eingetrichtert haben. (Exkurs: Mädels, Eure Mütter wollten Euch lediglich zu verbesserten Versionen ihrer selbst machen. Die Anweisungen hatten nichts mit Frausein oder Damentum zu tun.)

Zum Beispiel:
Zickigkeiten beim Essen (chronische Krankheiten wie Allergien ausgenommen). Die Situation: Kunde lädt ein, und zwar in ein japanisches Restaurant. Das ist die falsche Gelegenheit, mit einem „ich ess kein Fisch“ herumzuzicken und den gastgebenden Kunden dazu zu zwingen, die Speisekarte nach einer Alternative durchzufieseln. Es ist auch der falsche Moment, die Bedienung zehn Minuten lang zu persönlichen Ess-Eigenheiten zu briefen („...auf einem Extrateller“). Meine Gegenempfehlung: Kennerschaft bei Speisen und Getränken entwickeln. Kein Smalltalk-Thema liegt beim Geschäftsessen näher als - das Essen. Je nach Branche empfehle ich zudem, sich nicht nur zu Weinen, sondern auch zu Bieren kundig zu machen.

Zum Beispiel:
Bestehen auf perfektem Aussehen. Die Weltherrschaft wird NICHT mit dem Lippenstift erobert, meine Damen. Solltet Ihr es tatsächlich auf Macht abgesehen haben, oder auch nur auf beruflichen Erfolg, und nicht auf einen der bereits mächtigen Männer, kommt der Einwurf „Ich muss mich noch schnell frisch machen“, der die ganze Truppe zum Warten zwingt, NICHT gut. Die Diva heben wir uns bitteschön für den Feierabend auf, o.k.?

Und überhaupt: Geht für eine Zeitlang ins Ausland, bevor Ihr den Weg zur Weltherrschaft einschlagt! Dadurch dauert die Ausbildung vielleicht ein Jahr länger, aber die erworbene Weltläufigkeit, das Gespür für die Relativität kultureller Eigenheiten, sind unbezahlbar. GERADE wenn Ihr aus einfachen Verhältnissen kommt und nicht schon mit Weltläufigkeit aufgewachsen seid.


23.11.2003 1:45 PM CET
Diätterror - die Serie (3): Mitleid

Als Opfer lebenslangen Diätterrors hat man eine höchst eigenartige Weltsicht.

Zum Beispiel trieb es mir eben vor dankbarer Rührung Tränen in die Augen, weil in Love actually die Herzensdame des Premiernministerns "chubby" ist. Und nicht erst zwei Kleidergrößen abnehmen muss, damit sie ihn kriegt (na ja, dass es sich nicht um die übliche Geschichte von hässlichen Entlein handelte, sah man natürlich schon daran, dass sie bereits zu Anfang geschminkt war und keine Brille trug).

Oder: Ich erinnere mich noch an mein bodenloses Erstaunen, als ich vor ein paar Jahren feststellte, dass manche Frauen NOCH NIE Süßstoff verwendet haben!!! Wie konnten die sich am Leben halten?! Mir hat meine Mutter selbstverständlich bereits im Vorschulalter Süßstoff untergeschoben. Damals gab es nur Assugrin auf dem Markt, und das war sehr teuer. Es ist bezeichnend für den Stellenwert, den die töchterliche Diät im Leben meiner Mutter hatte, dass sie es dennoch kaufte. Denn ansonsten verfolgte sie den Plan "Sparen für's Eigenheim" gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste.

Bei so manchem von Natur aus kalorienarmen Nahrungsmittel brauchte ich Jahre, bis ich herausfand, ob es mir eigentlich schmeckt. Ich war einfach meine gesamte Kindheit und Jugend mit Buttermilch, Magerjoghurt, Quark und rohem Gemüse malträtiert worden. Ergebnis: Buttermilch selten aber doch, Magerjoghurt nee, Quark nur kunstvoll aufbereitet (zum Beispiel mit Bananen, Zucker und viel Schlagsahne), rohes Gemüse begeistert, am liebsten mit fiesen Dips.


23.11.2003 1:29 PM CET
Kino

Was ist schlimmer: Wenn im Kino das Bild unscharf ist? Oder wenn Leute im Zuschauerraum deshalb anfangen zu rufen: "Ey, das is unscharf!", wiederholt und laut?

Die Geschichte des Kinos scheint eine Geschichte voller Missverständnisse zu sein, deshalb: Der Vorführraum ist schalldicht, liebe Kinogänger. Sonst würden die Zuschauer schließlich von all den technischen und menschlichen Geräuschen im Vorführraum belästigt. Wenn also das Bild unscharf ist (oder der Ton zu laut / zu leise, oder das falsche Format eingestellt), steht bitte der Zuschauer auf, der dem Eingang am nächsten ist, und gibt dem Personal Bescheid. Eigenständig und diskret.
AAAAAAAAAAAHHHHHHH!!!!

Ich kannte noch ein Kino mit drei Vorführräumen (Filmpalast in Augsburg), dessen Geschäftsführer stolz darauf war, dass er bei jeder, jeder Vorführung kurz reinsah und sicherstellte, dass alles o.k. lief. Das Kino ging natürlich pleite und ist seit Jahren geschlossen.

Meine Herrn, hatte ich das vermisst. Die Woche über wohne ich ja in Augsburg, Kino-Diaspora. Auch dort gibt es mittlerweile zwei Multiplexe. Mit insgesamt genau einer Vorführung pro Tag in Originalversion (17 Uhr oder spät nachts). Als ich mal extra früher aus der Arbeit ging, um das zu nutzen, fragte mich die Ticket-Verkäuferin besorgt und mehrfach, ob mir auch klar sei, dass die von mir angestrebte Vorstellung auf Englisch sei. Die Folge: Meine Kino-Routine ist seit zwei Jahren fast eingeschlafen. Oh, in Augsburg gibt es durchaus löbliche Programmkinos: Beschissene Technik, aber dafür kann man dort usbekische Autorenfilme mit Untertiteln sehen. Dummerweise stehe ich aber hauptsächlich auf die großen US-Kracher (solange sie nicht mit "Lord" anfangen und "the Rings" aufhören).

Kinos sind für mich das, was für viele Katholiken Kirchen sind: Ich fühle mich darin überall auf der Welt sofort zuhause. Ich achte sogar darauf, in jeder Fremde mindestens einmal ins Kino zu gehen, am liebsten in eine einheimische Produktion. (Es handelt sich fast immer um Kommödien vom Schlag Die Supernasen.)

Könnte man nicht den Strip "Im Namen des Volkes" von Walter Moers zur Pflichtlektüre für Kinobesucher unter 10 Jahren machen? (in Von ganzem Herzen!, Eichborn 1989, S. 16 ff) Oder auf den Lehrplan aller weiterführender Schulen setzen?


22.11.2003 10:14 AM CET
Schönheitsgalerie

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W. 1987


22.11.2003 10:13 AM CET
Die Geschichte vom Pferd

Gestern Abend rauschte im Bayerischen Hof der Abschlussball der Tiermediziner. Eine Bekannte gehörte zu diesem Abschlussjahrgang und hatte mich eingeladen. Bälle gibt es eh zu wenig, also nichts wie hin. Ohnehin fand ich es wunderschön, dass diese Frau ihr Studium mit solch einem offiziellen Fest abschließen konnte. Ich bin nie so recht darüber hinweg gekommen, dass ich als Magisterstudentin in Augsburg lediglich im Prüfungsamt mein Zeugnis abholte - und das war's dann.

Schön fand ich auch, dass die jungen Leute so richtig festlich aufgebrezelt waren. Ich hatte schon mitbekommen, dass es zumindest in Bayern auf Abiturfeiern Standard geworden ist, sich in große Robe zu werfen (bei meinem Abitur 1986 galt es durchaus noch als cool, in Jeans aufzukreuzen). Dadurch ist wohl eine Generation herangewachsen, die kein Problem mit prächtigen Abendkleidern hat.

Ich war auch schon sehr gespannt auf die jungen Tiermedizinerinnen gewesen. Was für ein Typ Frau würde das wohl sein? Tierärztin will ja wohl fast jedes Mädchen irgendwann werden (bei mir lag dieser Berufswunsch zeitlich kurz nach Feuerwehrfrau und kurz vor Meteorologin). Wer aber bleibt daran hängen? Eher die hochwohlgeborenen Pferdemädchen, die bei Studienabschluss bereits mit einem Baron verlobt sind? Oder eher die Mädels vom Land, die die Großvieh-Praxis des Herrn Papa übernehmen?
Eher letzteres, würde ich sagen. Ich konnte nur eine einzige waschechte Anorektikerin ausmachen, ansonsten echte Frauen.

Der Ball war sehr stilvoll, es wurde heftig getanzt. Die Kapelle (die hießen "Flintstones", ohne Lüge) war eher von der schlechteren Hochzeitsqualität, aber wer wirklich feiern will, lässt sich durch solche Widrigkeiten nicht abhalten. Zu Essen gab es keineswegs die befürchteten beschrifteten Schweinehälften, sondern lecker Buffet. Erwartungsgemäß waren allerdings beim Essen die launigen Fragen der Verwandtschaft: "Und, was kannst du uns jetzt über diesen Entenschinken sagen, haha?" Die frisch gebackene Tierärztin warnte zwar noch: "Bist du sicher, dass du das wissen willst?" Aber weil die Stimmung grade so blendend war....
Nun gut, künftig mache ich keine Scherze mehr über die Verlockungen der Enten im Englischen Garten. Komplett verwurmt dieses Viehzeugs, bäh.

Was mich wieder einmal verärgerte: An die meisten jungen Frauen mit fantastischer Figur ist diese Naturgabe völlig verschenkt. Können sich nicht bewegen, haben keine Haltung, werden auch dem schönsten Ballkleid nicht gerecht. ICH wüsste mit so einer Figur wenigstens etwas anzufangen!


21.11.2003 6:34 PM CET
Neon

Jawoll, ich war wild entschlossen, dieses neue Blatt NICHT zu mögen. Wie sehr muss man von Werbeagenturen durchnagelt sein, damit man auf die Catchphrase "Eigentlich sollten wir erwachsen werden" kommt? Das Gästebuch nach der Veröffentlichung der Nullnummer sah auch ganz furchtbar aus. (Zeige mir deine Leser und ich sage dir, wer du bist.) Dann auch noch der müde Versuch, bei Bloggern Hirnschmalz abzuzweigen. Vom Titel des Magazins ganz zu schweigen.

Doch was soll ich sagen: Ich hab's gelesen. Mit Genuss und Belehrung.

Die Themen haben mich allesamt angesprochen. Mag daran liegen, dass mein Lebensentwurf eine bestimmte Art von Erwachsensein von Vorneherein verhindert (zu meinen Zielen gehören NICHT: Haus, Auto, Yacht, Pferd, Familie, Ferienhaus, Baden in Champagner, Kinder, Weltherrschaft – letzteres würde ich aber niemals zugeben). Und bei den Artikeln, für die ich mich wirklich zu jung fühlte (Mode-Strecke, Hüttenurlaub), fühlte ich mich wie damals bei der wöchentlichen Lektüre von jetzt: soziologisch-wissenschaftlich interessiert.

Die Schreibe ist unaufdringlich, gerade die richtige Mischung zwischen persönlich und distanziert.
Das Layout – nu, ein bisschen zwischen Stadtmagazin und brandeins.
Das Impressum tut so, als würde Gruner + Jahr sich eine echte Redaktion leisten, nicht nur einen Brückenkopf von drei Koordinatoren mit einem Heer von Freien im Hintergrund (Modell Milchstraße). Und zum ersten Mal habe ich ein Herstellerverzeichnis gesehen, das nur aus URLs bestand.

Hol ich mir wieder. Komisch.


21.11.2003 5:26 PM CET
Lachen

Eine Standardantwort, mit der Frauen den idealen Mann beschreiben, lautet:
"Er muss mich zum Lachen bringen."
NOCH ein Beweis, dass ich keine echte Frau bin. Ich finde es viel, viel sexier, Männer zum Lachen zu bringen. Eine spontane, passende und semi-geniale Bemerkung meinerseits - und der möglichst ohnehin attraktive Herr platzt in einem unkontrollierten Lacher.
JAMMMM! Rrrrrrrrr...

(Und dieser Lacher, meine Herren, lässt sich praktisch nicht vorspielen.)


18.11.2003 2:00 PM CET
Andere Länder

können nämlich AUCH kein Englisch. Nicht mal die, von denen wir Deutschen ständig gesagt bekommen, sie hätten das Englisch praktisch bereits pränatal beigebracht bekommen, zum Beispiel Holland.
Amsterdam RAI bietet mir als Ausstellerin auf einer Messe schon in der Navigation des passwort-geschützten Bereichs an:
Exposure Possibilities
Danke auch....


18.11.2003 11:52 AM CET
Diätterror - die Serie (2): Meine persönliche Gewichtslaufbahn

Als Kind, bis ins Alter von 15: schlank bis kräftig. Nie zart, immer kernig.

Mit 16 die erste selbst initiierte Diät (Brigitte, was sonst). Innerhalb weniger Wintermonate über zehn Kilo abgenommen. Zum ersten Mal auf dem Boden liegend meine Hüftknochen gespürt. Massive Kreislaufprobleme.

Mit 16 ½ durch Fressattacken über zehn Kilo zugenommen. Vor lauter Scham den ganzen heißen Sommer nicht ein einziges Mal zum Baden gegangen.

Mit 18 ein Jahr lang Verliebtheit und unglaublicher Sex mit dem schönsten Mann, der mir bis dato untergekommen war. Körperliches Selbstvertrauen, das mir Schwung für die darauf folgenden Jahre gab. Kleidergröße 42.

Mit 24 großes Abnehmen, diesmal über Sport und fettarme Ernährung. Ca. 15 Kilo abgenommen, Kleidergröße 36/38. Danach zehn Jahre Dauerstress, um diese Figur zu halten. Gleichzeitig Selbstbild „bäuerlich“, „Trampel“, sehr kräftig gebaut“.

Mit 34 durch notwendige Medikation langsame Gewichtszunahme, zudem schlagartiger Wegfall von Sportlust. 2003 vor lauter Scham den ganzen heißen Sommer nicht ein einziges Mal zum Baden gegangen.

Endpunkt derzeit Kleidergröße 46. Körpergefühl: „Ich weiß gar nicht, was an der Burka schlecht sein soll.“


18.11.2003 8:44 AM CET
Poesiealbum heute

"Kind, willst du gelten, mach dich selten."
tse, die Mimmy...


17.11.2003 4:17 PM CET
Fachliteratur

"Risiko als Gestaltungselement in der Schiffsführung"
gefunden bei HANSA International Maritime Journal
Ich find's lustig.


17.11.2003 11:31 AM CET
Leser-Fragebogen

Gefunden bei Anke Gröner.

1. Welches ist das längste und/oder langweiligste Buch, durch das Du Dich, aus welchen Gründen auch immer, erfolgreich hindurchgekämpft hast?
Doch, Herr der Ringe. Ich war jung (16), alle Freundinnen schwärmten davon und schrieben bereits ihre Namen in Elfisch. Bis zum Verfilmungs-Revival habe ich die Bücher deshalb auch für typische Mädchen-Bücher gehalten.Und ich war damals noch zu jung zu wissen, dass man nicht jedes Buch auflesen muss, bloß weil man es mal angefangen hat.

2. Von welchem Autor/Autorin kannst Du behaupten: Von dem/der habe ich wirklich jedes Buch gelesen?
John Irving, Elizabeth George, Sujata Massey, Douglas Adams (leider, schluchz), Stephen Fry, Salman Rushdie… Und viele mehr, aber da müsste ich in meiner Bibliothek nachschauen. Isso.

3. Welches ist Dein liebster Klassiker (vor mindestens 50 Jahren veröffentlicht)?
Fanny Burney Evelina. Oder doch Jane Austen Pride and Prejudice, nee, Northanger Abbey? Dickens’ David Copperfield ist auch eines von den ganz großen. Und überhaupt: Erst wenn von Musikhörern verlangt wird, dass sie sich auf ein überzeitliches Lieblingsstück festlegen, lasse ich mich auf solch unmenschliche Hierarchisierung ein.

4. Welchen Titel hast Du in den letzten Jahren sicherlich am häufigsten verschenkt?
David Lodge Nice Work, Friedrich Torberg Die Tante Jolesch, Vazquez Montalbán Die Meere des Südens. Da führ ich doch keine Strichlisten, zum Teufel!

5. Von welchem Autoren würdest Du nie wieder freiwillig ein weiteres Buch in die Hand nehmen?
Marion Zimmer Bradley

6. Welches Buch hast Du mehr als zweimal gelesen?
Ganz sicher: Friedrich Torberg Die Tante Jolesch, und meine beiden Lieblings-Schundbücher Das Tal der Puppen von Jacqueline Susann und Die Dornenvögel von Colleen McCullough.

7. Welchen Titel hast Du erst nach einigen Seiten beiseite gelegt und dann tatsächlich später nochmals in die Hand genommen und durchgelesen?
Salman Rushdie Satanic Verses. Das war eine Ausnahme, weil sonst Bücher bei mir genau diese eine Chance haben. Bei den The Satanic Verses war mir allerdings klar, dass mein Englisch einfach noch zu schlecht war.

8. Wenn man Dich drei Wochen in eine Mönchszelle in Klausur stecken würde, und Du darfst nur drei Bücher mitnehmen, welche drei Titel würdest Du wählen?
James Joyce Ulysses, John Milton Paradise Lost, The Oxford English Dictionary

9. Bei welchem Titel sind dir schonmal ernsthaft die Tränen (nicht vor Lachen!) gekommen, obwohl es doch nur ein Buch war?
Zählen Wuttränen? Bei dem Romänchen, den ein Ex glaubte, über unsere Beziehung veröffentlichen zu müssen.

10. Welches sonst recht erfolgreiche Buch ist Dir bis heute ein großes Rätsel geblieben, d. h. Du hast es einfach nicht verstanden?
Was: Den Erfolg nicht verstanden oder das Buch nicht verstanden?
Den Erfolg nicht verstanden: Helen Fielding Schokolade zum Frühstück, denn ich kapiere nicht, dass deutsche Frauen sich mit diesem durch und durch britischen Frauenalltag identifizieren.
Das Buch nicht verstanden: alles von Cees Nooteboom.


16.11.2003 12:19 PM CET
Lehrer

Es gibt so Dinge, die glaubt mir kein Mensch. In diesem Fall interessieren sie vermutlich auch keinen Menschen, weil sie allen gängigen und vielgeliebten Klischees entgegen laufen.

Weil: Gestern Abend hatte ich das Haus voller Lehrer. Mein Mitbewohner ist ja auch einer, und der hat mindestens ein halbes Dutzend Kollegen, die ich ziemlich gerne mag. Dass diese Sorte Mensch auch nach Schulschluss aufrecht geht, bei Kälte friert, bei Hitze schwitzt und sich über gutes Essen* freut, sei nur zur Sicherheit konstatiert.

Was mir vor lauter Kopfschütteln fast ein Schleudertrauma beschert hätte: Die Lehrerleins hatten die Woche zuvor entdeckt, dass die Kollegstufe ihrer arbeitgebenden Schule Web-Foren führt. Jetzt ist die Aufregung hell und führte dazu, dass gestern eigentlich immer einer ins Nebenzimmer an den Rechner verschwand: "Schreiben die auch was über mich?" "Bah! Warum schreibt der Peter, er hätte lieber nicht Chemie-Leistungskurs nehmen sollen?!" "Wusste ich doch, dass der Sebstian was mit der Nicki hat!" Es war den Herrschaften auch kaum beizubringen, dass es extrem schlechter Stil ist, sich als Lehrer unter der Tarnkappe eines Pseudonyms in die Forumsdiskussionen einzumischen.

Was ich damit nebenher belegen will: Lehrer interessieren sich sehr für ihre Schüler. Ich werde nie das Wochenende vergessen, an dem mein Mitbewohner totunglücklich durch die Wohnung schlich, weil er sich am Freitag zuvor mit einer seiner Klassen gestritten hatte. Bis heute habe ich nicht rausbekommen, worum es ging. Aber er schwor sich, sich künftig grundsätzlich VOR dem Wochenende wieder zu versöhnen.

*Die Speisenfolge:
- Spanische und italienische Antipasti ("Tapipasti"?) in Form von Jamón, Chorizo, Queso manchego, eingelegten Kräuter-Zucchini, Schmorzwiebeln, Trockentomaten etc.
- Rindfleisch in Tomate mit Polenta-Creme
- warmer Bratapfel-Auflauf


15.11.2003 12:46 PM CET
Kulinarische Poesie

Und das „Butter-Mandel-Stollenkonfekt“ von Kuchenmeister ist so abgrundtief schlecht, dass ich mich gefragt habe seit wann Meisenkugeln zu kleinen Sternchen ausgestanzt werden.
bei Dogfood


15.11.2003 12:31 PM CET
Diätterror - die Serie (1)

Unter meiner Avatarin hatte ich es angekündigt, mella erinnert mich zurecht daran: Die Serie über Diätterror aus der Sicht der Kaltmamsell.

Erst mal: 80 Prozent aller Frauen in der westlichen Gesellschaft, die nach 1960 geboren wurden, sind Ernährungsexpertinnen (Quelle: Kaltmamsells Lebenserfahrung). Wir können in Sekundenschnelle den ungefähren Kaloriengehalt jedes Nahrungsmittels und jedes Gerichts aus dem Ärmel schütteln. Denn wir sind allesamt Opfer des Diätterrors, den im deutschsprachigen Raum maßgeblich die Frauenzeitschriften anstießen, allen voran die liebe Brigitte (ob man sie dereinst vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag stellen wird, muss sich noch erweisen).
Selbst Anti-Diät-Kampagnen, die es übrigens durchaus schon in den 80ern gab, haben sich ausgeleiert. Wieso also das Thema nicht einfach ruhen lassen?

Weil ich mir einbilde, dass meine persönliche Geschichte eine ganz besondere ist. Ein bisschen wie Anna Wimschneiders Herbstmilch, dann aber doch nicht.

Die kleine Kaltmamsell wurde nämlich bereits im Alter von vier Jahren in die Welt des Diätterrors eingeführt. Von der eigenen Mutter. Die beschloss, dass ihre Tochter zu dick sei (was übrigens durch jedes Foto aus dieser Zeit sehr einfach zu widerlegen ist). Und setzte sie fortan unter eine kaloriengesteuerte Ernährungskontrolle, die sie bis zu Kaltmamsells Verlassen des elterlichen Heimes im Alter von 19 Jahren aufrecht erhielt.

Das sah konkret zum Beispiel so aus:
- In der heimischen Küche lag jederzeit ein Zettel, auf dem Mutter den täglichen Kalorienkonsum der Tochter Kaltmamsell verzeichnete.
- Bei Einladungen (egal ob eigene oder aushäusige) lagen Mutters Argusaugen erbarmungslos auf dem töchterlichen Teller: "Nein, Kaltmamsell, du hattest schon zwei Stücke. Es reicht!"
- Als Schulbrotzeit bekam die Kaltmamsell rohes Gemüse (Karotten Kohlrabi, Gurken) mit. Kein Witz! Glücklicherweise waren zarte Mitschülerinnen gerne bereit, ihre dicken Schinkenbrote dagegen einzutauschen. So mussten sie sie dann nicht ungegessen auf dem Heimweg in Abfallkübeln verschwinden lassen, um nicht ihrerseits Mutterschimpfe einzustecken.
- Mutter: "Du könntest sooo eine hübsche Figur haben, wenn du abnehmen würdest."
- Mutter: "Wenn ich nicht auf deine Ernährung achten würde, wärst du so dick wie deine Tante Barbara."

Fortsetzung folgt.

Übrigens, um es vorweg zu schicken: Nein, ich wurde nie anorektisch oder bulimisch. Meine psychische Pferdenatur war stark genug.


14.11.2003 7:29 PM CET
"Dass du dich daran noch erinnerst...!"

Mal angenommen: Eine Dame lernt bei einer halbgeschäftlichen Gelegenheit einen Herrn etwas näher kennen. Die beiden verbringen dort aus halbgeschäftlichem Anlass zwei Stunden zu zweit und unterhalten sich. Unterhalten sich überraschend intensiv und gut.

Weiterhin angenommen, es schließt sich ein Fest in größerer Runde an. Auf dem besagter Herr unverzüglich um die scheinbar nächstbeste junge hübsche Frau herumbalzt, ausschließlich und ohne besagte Dame eines weiteren Blickes zu würdigen.

Wenn dann später, bei rein privaten Gelegenheiten, der Herr der Dame versichert, sie sei eine attraktive Frau: Wird sie wohl seinen Worten glauben, oder wird sie sich denken: 'Klar, solange in 300 Meter Umkreis kein anderes weibliches Wesen zu sehen ist.'?


14.11.2003 3:04 PM CET
Mein Pferdemetzger ist weg!

Meinen heutigen freien Betriebserhaltungstag nutzte ich zu einem Besuch des Augsburger Stadtmarkts. Er kann es zwar an Exotik nicht mit dem Münchner Viktualien- oder gar dem Wiener Naschmarkt aufnehmen. Dafür werde ich dort nicht übers Ohr gehauen (wie in München) und muss nicht stundenlang anreisen (wie nach Wien).

Vor allem freute ich mich auf einen ausgiebigen Einkauf bei der Pferdemetzgerei in der Feinkosthalle des Stadtmarkts. Der Stand ist nämlich nur am Freitag geöffnet. Ich wunderte mich schon ein bisschen, dass ich nicht schon von der Weite eine Schlange von Wartenden sehen konnte - gerade Italiener und Alte wissen Pferdefleisch zu schätzen und kommen jeden Freitag zu Scharen. Das Wundern hatte beim Nähertreten ein Ende: Den Stand belegten jetzt schlesische Spezialitäten.

Wo soll ich jetzt die Fohlenbeinscheiben für mein Ossobuco herkriegen? Wo die Rouladenscheiben für die morgigen Gäste? Ganz zu schweigen von Leberkäs, Pferdeknacker, Salami etc.

Am Viktualienmarkt in München gibt es zwar auch eine Pferdemetzgerei, aber die finde ich ungepflegt und zu teuer. Es wird der wundervollen Metzgerin doch nichts passiert sein?! Freitag für Freitag stand sie hinter der Stahltheke, kräftig und gut gelaunt, mit ihren roten Backen und ihrem schallenden Gelächter die beste PR für ihre Produkte. In jede Tüte, die sie ihrem Kunden über die Theke reichte, steckte sie noch ein Würschtl oder ein Stück Salami: "Als Wegzehrung." Und dabei blinzelte sie ihm zu. Als Fachkraft konnte sie natürlich profund zu jedem Stück Fleisch und zu jeder Wurst Auskunft geben: Herkunft, Zusammensetzung, bestmögliche Zubereitung, Geschmack. "Des essn sogar meine Kinder!", war überzeugend, wenn ein altes Mutterl befürchtete, die Paprikawurst könnte zu scharf sein.

Ich werde wohl mal im Marktbüro anrufen müssen und mich erkundigen.


13.11.2003 8:10 AM CET
Exihibitionismus

Aha! Jetzt weiß ich endlich, wozu diese Avatare da sind. My virtual model macht aus meinen Angaben (so ehrlich wie möglich) dies:

CAOGH1W1 (14k image)

Nur dass ich nicht gegen viel Geld im Bikini unters Volk ginge. Und dass meine Nase glücklicherweise größer ist.
Dank an Sven in Ivys Bar.


12.11.2003 3:53 PM CET
Nicotini

Vergesst die hässlichen neuen Warnaufkleber auf euren Zigarettenschachteln! Vergesst am besten gleich die ganze Zigarettenschachtel - jetzt kommt der Nicotini! Auf jeder besseren Cocktailkarte:
nicotini: A nicotine-laced martini.
by wordspy


12.11.2003 1:28 PM CET
Vergessen!

Dieses widerliche, hirnzersprengende Gefühl im Kopf, wenn einem einfällt, dass man etwas wirklich Wichtiges vergessen hat.
Das Großhirn scheint an die obere Schädelplatte zu pressen, das Stirnfleisch wird blutleer, in den Nebenhöhlen entsteht ein Vakuum, bevor tausend Nadelstiche die obere Gesichtshälfte überziehen und der Atem wegbleibt. Gleichzeitig formt das Hirn das Wort SCHEISSE!!!!


12.11.2003 8:17 AM CET
Deutsches Lehrer-Roulett

Als ich Mitte der 90er mein geisteswissenschaftliches Studium beendete, war die übliche Frage nach dem Befinden eines Lehramts-Kommilitonen: „Studiert der noch oder ist er schon arbeitslos?“ Mich würde interessieren, wie sich das heute anhört.
Denn heute las ich auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung:
Gesucht: 371000 Lehrer
Kultusminister trommeln in Werbekampagne für den Schuldienst

Und ich fühlte mich plötzlich so müde.

Mein brillanter Mitbewohner ergatterte 1997 mit seinem Staatsexamen von 1,3 eine bayerische Planstelle. Er wurde damals bestaunt wie ein Goldnugget aus der Donau. Wenn er einen Raum voller junger Lehrämtler betrat, setzte ein Raunen ein: „Da, schau mal, das ist der, der eine PLANSTELLE bekommen hat...!“ Im reichlich überalterten Lehrerzimmer, so erzählte er, habe er automatisch einen Vertrauensvorschuss gehabt: Wer in diesen Zeiten einen echten und dauerhaften Lehrervertrag bekam, der musste ja ein toller Hecht sein.
Der Rest der ausgebildeten Lehrer strömte in die boomenden Agenturen und Start-up-Unternehmen der Großstädte, die Nase bis zur Verkrampfung über den Staatsdienst rümpfend. Nun ratet mal, wo die heute zu finden sind. Korrekt, in Lehrerzimmern. "Die nehmen grad’ jeden", formuliert es mein Mitbewohner; aus dem 1,3-Schnitt als Bedingung für die Einstellung wurde ein 3,2-Schnitt.

Aber deshalb JETZT ein Lehramtsstudium beginnen? HALLO?! Erinnert sich jemand an die Kampagnen für neue Informatikstudenten? Deren versprochene Arbeitsplätze nicht mehr existieren oder von Quereinsteigern besetzt sind?

Wer in Zukunft einen sicheren Job will, sollte Lehrer werden. Sagt zumindest die Konferenz der Kultusminister (KMK).
So die Süddeutsche Zeitung. Oh mei. Zu meinen Zeiten als Uni-Dozentin hatte ich regelmäßig Studienanfängerinnen in der Sprechstunde sitzen. Sie sahen mich an, als sei ich das delphische Orakel (was ich durchaus genoss), und baten um Tipps zur Wahl des Studienfaches. Der lautete immer: „Studieren Sie, was Sie am meisten interessiert! Denn nur da werden sie richtig gut.“ Dabei bleibe ich, Ihr lieben blinden Kumis!


11.11.2003 5:10 PM CET
Dominant

dominant

You have a dominant kiss- you take charge and make
sure your partner can feel it! Done artfully,
it can be very satisfactory if he/she is into
you playing the dominant role MEORW!

What kind of kiss are you?
brought to you by Quizilla

Solche Blödsinne macht man ja eigentlich nur weil man sich einbildet, dass irgendwann mal ein Resultat rauskommt, das einen so richtig überrascht, und mit dem man sich endlich wirklich verstanden fühlt. Das da hätte jeder herausgefunden, der länger als fünf Minuten persönlich mit mir geredet hat. Pft!


11.11.2003 8:41 AM CET
Hauptberuf: Schwanger

Sie ist im dritten Monat.
Wenn sie sitzt, liegt sie eher und legt beide Hände auf ihren Unterleib.
Wenn sie steht, macht sie ein Hohlkreuz und legt beide Hände auf ihren Unterleib.
Sie hat ihre Klamotten bereits komplett gegen Umstandskleidung ausgetauscht. Damit diese nicht allzu lächerlich an ihr aussieht, isst sie seit der sechsten Schwangerschaftswoche für drei. Und hat sich bereits erfolgreich ein Doppelkinn, ordentlich Pickel, eine Körbchengröße mehr und einen Bauch erfressen.
„Des is echt lustig. Grad ist der Herr Krick reingekommen, schaut mich an und fragt: ‚Kann des sein, dass sie schwanger sind?’ Möchte ma gar net meinen, dass ma des scho so sieht!“
„An der Schulung kann ich aber bloß bis vier teilnehmen, weil im Personalbüro ham die gesagt, dass ich höchsten acht Stunden arbeiten darf.“
„Namen ham wir auch schon: Robin oder Selina.“


11.11.2003 7:53 AM CET
Rabimmel, rabammel

Tückisch war er, tückisch blieb er, dieser Tag gestern.
Ich war ihm wirklich wohlgesonnen, mit Montagen hatte ich mich bislang gut verstanden. Und zunächst wies alles auf eine Besserung hin. Als ich zur fehlgeparkten Karre kam, hing KEIN Strafzettel unter der Windschutzscheibe - und das in Augsburg, wo Falschparker mit einer Gründlichkeit verfolgt werden wie in New York öffentliche Raucher. Das hat mich schon sehr milde gestimmt. Dann sprang das Auto auch fast umgehend an - ich bemerkte, wie ich mich schlagartig entspannte. Fröhlich verräumte ich das Auto und machte mich eilends auf den Weg zu dem Handarbeitsladen, in dem ich mich nach vielen Jahren der Abstinenz mal wieder mit Wolle eindecken wollte.
Dort allerdings sprang mir der Tag mit unveränderter Tücke ein weiteres Mal ins Gesicht: Ich stellte fest, dass ich einen meiner kostbaren Ametrin-Ohrhänger verloren hatte. Ach meia...! Obwohl ich mich über meine Tüte mit feinster Wolle von Lana grossa sehr freute (dazu später), fühlte ich mich angegrätzt
Was ich wiederum eigentlich nicht aufrecht erhalten konnte, als ich in meine Wohnstraße in der Augsburger Altstadt bog: Mir kam ein langer Martinszug entgegen. Der mit Blechblas-Verstärkung sang! „Nanaa, nana, nanaa, nana, rabimmel, rabammel, rabumm.“ Ich schmolz dahin, blieb stehen und besah mir den Zug genauer. Die verschiedenen Laternen-Stile wiesen auf einen gemeinsamen Umzug verschiedener Kindergärten hin. Es gab Schildkröten-Laternen, große mit orientalischen Mustern, und naturfarbene Öko-Laternen mit Trockenblumen-Verzierung. Und wie in meiner Kindheit gab es die Kleinen, die ihre Laternen so vorsichtig trugen, dass sie sie keine Sekunde aus den Augen ließen und sichtlich die Luft anhielten. (Muss ich erwähnen, dass ich seinerzeit keineswegs zu diesen Kindern gehörte, sondern zu denen, die ihre Laterne schwenken wollten und ziemlich sauer waren, dass ihnen dadurch das Teelicht verrutschte und erlosch?)

Daheim in meiner kleinen Wochentagswohnung (am Wochenende wohne ich an meinem eigentlichen Wohnort München) machte ich mich über meine Wolle her. Meine Herrn, mir fiel eine ganze Ära meiner Jugend ein! Als ein Kind der 80er war ich eine hingebungsvolle Strickerin. Ob in der Schule oder bei Treffen mit Freunden - das Strickzeug war immer dabei. Die meisten meiner Werke habe ich selbst entworfen, die Kreativität nur durch Geldmangel begrenzt. Normalerweise reichte es nur für Billigwolle vom Rödel. Lana grossa hingegen war die Königsklasse, für meinen damaligen Geldbeutel unglaublich teuer, aber sagenhaft schön. Jetzt fand ich insgesamt 36 Euro Materialkosten für einen Zweieinhalb-Meter-Schal ein Schnäppchen.
Und die Wörter, die mir wieder einfielen! Dochtgarn, Bändchengarn, Zopfnadel, Rapport, Maschen anschlagen, Sockenwolle, Nadelspiel.
Schade, dass selbstgestrickte Pullis wirklich nicht mehr mein Stil sind.

WolleCaldo (18k image)

by Lana grossa


10.11.2003 1:15 PM CET
Andere Länder

Im Grunde bin ich dann wiederum sehr leicht zu erheitern. Zum Beispiel mit einer Anfrage, die am Wochenende in meiner Berufs-Mailbox landete. Ein Herr aus dem arabischen Sprachraum hatte auf der Website meines Arbeitgebers vergeblich nach einem bestimmten Handbuch gesucht:
I can not reach some engine manulas. For example Ican not found manula of L23/30A engine. Also I can not reach engine CAD documants. I remember about 1 moth ego I can download for each engine CAD documents and manulas

Hätte er nur einmal "manula" statt "manual" geschrieben, hätte ich es als Vertipper abgetan. Aber jetzt habe ich die ganze Zeit arabische Ingenieure vor Augen, die sich verzweifelt fragend zurufen: "Manula?!" Und stelle mir unter Manula wiederum eine kleine, dicke und dunkelhäutige Frau vor, mit blitzenden Augen und sooo viel Feuer unterm Arsch.


10.11.2003 8:16 AM CET
Zefix!

Man muss mich schon arg triezen, damit meine Weltverärgerung schriftlich wird. Nicht etwa weil ich Anhängerin der "positiven Lebenseinstellung" wäre (danke, ich nehm dann doch lieber die Lobotomie), sondern weil es mir eigentlich nie Spaß macht, so geartete Texte wiederzulesen.

Aber:

Eben habe ich mich ertappt, dass ich eigentlich gar keine Lust hatte, mich für Antville-Kommentare einzuloggen. Das Computer-System hier in der Arbeit lehnt Cookies ab - was normalerweise völlig in Ordnung ist, denn dann logge ich mich in die wichtigsten Bereiche einmal morgens ein, damit ist das Tagwerk hier getan. Wenn allerdings, wie in den vergangenen zwei Monaten, die Verbindung zum Server ein- bis fünfmal am Tag zerfetzt (selbstverständlich immer ohne Vorwarnung, mittlerweile speichere ich nach jedem Handgriff zwischen), ist das gesamte Login-Prozedere zu wiederholen. Jedesmal. Jajaja, ich habe bereits nach den Ursachen geforscht. Ergebnis: Waidwunder Terrier-Blick eines Admins, Gewinsel, vielfache Entschuldigung und die Prognose, dass sich an diesem Zustand bis Ende des Jahres, wenn eine neue Citrix-Version installiert ist, nichts ändern wird.

Und wenn dann noch die Gnadenbrot erhaltende Karre wegen Feuchtigkeit nicht anspringt und dadurch auf einem ab 9 Uhr kostenpflichtigen Parkplatz steht.

Wenn dann noch die Kollegin einen freien Schwangerschaftstag einlegt.

Wenn ich dann noch als erstes nach dem Hochfahren des Computers feststelle, dass am Wochenende Sex-Spam mit meinem Freemail-Account als Absender versendet wurde.

Wenn ich zudem in meiner Mailbox den Hinweis finde, dass ich beim Steigern um die letzten vier Tassen, die ich zur Komplettierung eines ererbten Fürstenberg-Porzellans gebraucht hätte, überboten wurde.

Dann muss einfach auch ich schriftlich nöhlen.

AAAAAAAAAARGH!!!


8.11.2003 2:13 PM CET
Angeberin(g)

Vor fast einem Jahr ersteigerte ich bei ebay diesen umwerfenden Rutilquarz.

Rutil (25k image)

Ich hatte von Anfang an geplant, mir daraus einen Ring machen zu lassen. Ich fing also schon mal an zu sparen und sah mir in Augsburg, München und Ingolstadt die Auslagen von Goldschmieden an. Am Fuß des Augsburger Judenbergs fand ich die Goldschmiedin, deren Stil mir gefiel, und deren Preise ich mir leisten konnte. Zu ihr trug ich den Stein und bat sie, mir einen Ring zu machen, der ihm möglichst gerecht würde. Hier das Ergebnis: ein Zwei-Finger-Ring.

Ring_Hand (44k image)

Zur Verdeutlichung nochmal ohne Hand.

Ring_Seite (17k image)

Ach ja, ich bin die schlechteste Fotografin, die ich kenne.


7.11.2003 1:05 PM CET
Friday Five

1. What food do you like that most people hate?
Nieren (scharf angebraten mit Knoblauch und Petersilie), Leber (in grob zerstoßenen Pfefferkörnern und Mehl gewendet, in Butter vorsichtig gebraten)

2. What food do you hate that most people love?
Rhabarber

3. What famous person, whom many people may find attractive, is most unappealing to you?
Robbie Williams wegen seiner bösartigen, kalten Augen. Hört sofort mit dem empörten Kreischen auf!

4. What famous person, whom many people may find unappealing, do you find
attractive?

Ellen Barkin. Wo ist die eigentlich abgeblieben?

5. What popular trend baffles you?
Mehrfarbige Lackschuhe in Pastell

von hier


7.11.2003 8:20 AM CET
Weiteres Rätsel der Menschheit gelöst!

Sollen die Araber gerne von rechts nach links schreiben. Aber wie stellen sie es an, dass sie dabei nicht ständig das eben Geschriebene verwischen?

Ein persischer Cocktailbar-Inhaber in Berlin hat Herrn Dogfood aufgeklärt, der des Rätsels Lösung brav über sein Blog weitergibt:
Die Araber haben schlichtweg eine andere Handhaltung beim Schreiben. Unsereiner hält beim Schreiben (als Rechtshänder) den Stift nach links weg. Dies scheint in den arabischen Ländern unüblich zu sein. Dort wird der Stift vielmehr nach oben weg gehalten. Der Handballen sitzt also nicht neben der Schrift auf, sondern 1-2 Zeilen unterhalb der Schrift.


7.11.2003 8:20 AM CET
Typologie der Spiegel

Jeder Spiegel, an dem ich vorbeikomme, ist im Prinzip ein Orakel. Ich frage ihn, und sei es aus den Augenwinkeln: „Sitzt die Frisur noch?“, „Kann ich so einen kurzen Rock mit meinen Fußballer-Knien überhaupt tragen?“, Ist der Riemen der Schultertasche proportional lang genug?“ Aber im Grunde und ehrlich gesagt laufen alle diese Fragen auf die eine, alles entscheidende hinaus: „Spieglein, Spieglein an der Wand! Wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Es ist unglaublich, wie verschieden die Antworten an ein und demselben Tag ausfallen können, in derselben Aufmachung, in exakt derselben Stimmung der Fragerin.

Es gibt nämlich nette Spiegel und böse Spiegel. Der nette Spiegel empfängt mich mit einem Joey-haften: „How are YOU doin’...?“ und flirtet unverhohlen. Der böse Spiegel wartet die entscheidende Frage gar nicht erst ab, sondern brüllt sofort: „DU NICHT!!!“

Nette Spiegel fördern das Selbstbewusstein am stärksten, wenn man ihnen unvermutet begegnet. Nur mal kurz hinschielen, um den Sitz des Jackets zu prüfen. Und feststellen, dass der urlaubsfrische Teint viel länger gehalten hat als erwartet und auch bei weniger gutem Willen eine gewissen Ähnlichkeit zu Grace Kelley zu erkennen ist. Gut!

Böse Spiegel treiben sich bevorzugt in Umkleidekabinen von schicken Boutiquen herum, in denen man sich als Trägerin einer Konfektionsgröße jenseits der 34 ohnehin deplatziert fühlt. Man kann sie schon beim Betreten des Ladens leise kichern hören. Und dann knallen sie einem beim Umziehen jeden Geweberiss an den Oberschenkel um die Augen, deren leicht übermüdete Schatten sie in den Look einer 55jährigen Schlampe verwandeln. Am wirkungsvollsten treten natürlich auch sie überraschend auf. Nach dem Pinkeln beim Händewaschen nur mal kurz des Sitz des Kajals checken - und erbleichen. Was schlecht ist, weil dieser Spiegel einem ohnehin schon die Leichenblässe entgegenleuchtet, in der er lediglich die Pickel am Kinn betont hat.

Sowas will man natürlich gerne kontrollieren können. Der nächstliegende Einflussfaktor ist die Beleuchtung des Spiegels. Da ich mal für eine Lichtmacherei gearbeitet habe, fragte ich dort die Experten: Welche Belechtung garantiert einen guten Spiegelcharakter? Verblüffenderweise waren die Lichtplaner hilflos. Der klassische Artisten-Spiegel sei ideal - einfache matte Glühbirnen oben und an den Seiten. Mehr kam nicht.

So bleibt mir weiterhin ein Rätsel, warum der Spiegel auf dem Gästeklo im Haus meiner Eltern mich geradezu zärtlich küsst, während mich gestern bei einem Geschäftstermin ein Klospiegel mit einer Aggression angefallen hat, die mich fast zur Kopftuchträgerin gemacht hätte.


6.11.2003 4:16 PM CET
Bei Hitlers unterm Sofa

War zwar schon gestern in der Süddeutschen Zeitung. Aber morgens reicht es meist nur für die ersten drei Seiten, den Rest lese ich am Abend.

Da entdeckte ein Blogger in einer Home & Gardens von 1938 eine Home-Story über Hitler:
Ein britischer Journalist hatte Hitler 1938 auf seinem Haus Wachenfeld, dem späteren „Berghof“, in den Berchtesgadener Alpen besucht und dann unter dem stark nach Pseudonym klingenden Namen Ignatius Phayre in dem Hochglanzmagazin eine Eloge von grotesk devoter Unterwürfigkeit verfasst.
Daraus wurde ein ausgemachter Medienskandal, denn
Waldman, der die Internetausgabe des britischen Guardian betreut, entschloss sich, die Reportage auf seinem blog (einer Art virtuellem Tagebuch) zu publizieren.

So soll's sein.


6.11.2003 8:05 AM CET
Wunder der Warenwelt

Der unvernünftige Erwerb des Chanel-Lippenstiftes hatte Folgen. Zum einen freue ich mich immer noch an dem Teil (erwähnte ich, dass die Farbe "scarlet" heißt?), weiterhin völlig unvernünftig. Zum anderen bin ich auf einen Fortschritt in der Menschheitsgeschichte gestoßen, der mir bei vernünftigerer Kosmetik verborgen geblieben wäre. Denn:

Als ich seinerzeit mit dem Chanel-Lippenstift an die Kasse trat, stieg ich offenbar in der Kunden-Hierarchie der Parfümerie-Branche um Welten auf. Die Kassiererin erblickte das schwarze Schächtelchen, sah zu mir hoch, sprach "ein Momentchen" und schoss hinfort in den Verkaufsraum. Um kurz darauf mit zwei Hand voll feinsten Pröbchen zurückzukommen (war insgesamt vielleicht dann doch nicht so unvernünftig, der Kauf).

Dazu gehörten auch zwei Faltschachteln mit Parfümproben, die ich heute morgen öffnete. UND DA! Der Himmel ward erleuchtet, ein Engelssingen hob an, kulminierend in einem Sonnenstrahl, der die winzigen SPRAY-RÖHRCHEN traf!!!
Ein Problem der Menschheit ist hiermit behoben. Seit Mädchentagen freue ich mich an Parfüm-Pröbchen - bis kurz vor dem Moment, in dem ich sie ausprobieren möchte. Denn dann habe ich ein kleines Glasröhrchen in der Hand, dass mit einem Plastik-Stopfen verplöppelt ist. Und zwar solcherart, dass es nur die Alternativen gibt, mit angestrengt rotem Kopf und Fingernägeln herumzupulen, bis das Fläschen ruckartig aufgeht und dabei 20 Prozent seines Inhalts auf dem Badboden verkleckert. Oder nach kurzem Sicherstellen, dass auch niemand zuguckt, die Zähne zum Öffnen zu verwenden. Den Parfüm-Geschmack glaubt man auch nach zwei Mahlzeiten noch zu spüren.

Vorbei die Qual! Die nur geringfügig größeren Ampullen sind mit einer Spray-Mechanik versehen! Ganz einfach! Hiermit ein riesiger Dank an den entwickelnden Ingenieur, der sich fast, aber nur fast hinter den Erfinder des Tampons stellen darf.

Ich behaupte: Es geht aufwärts mit der Weltwirtschaft.


5.11.2003 10:49 AM CET
Klo-Pädagogik

Pfui!!!!!“ steht fett und in 48-Punkt auf dem eigens ausgedruckten und zurechtgeschnittenen Zettel an einer der beiden Kabuff-Türen des Damenklos. Außen.
Das ist neu. Hat wohl mal wieder ein Kollegin nicht ordentlich hinter sich gebürstelt.
Stammt vermutlich von der pädagogisch beflissenen Dame, die sich bereits durch das Anbringen von je zwei dauerhaft befestigten Zetteln (ebenfalls sauber ausgedruckt) innen an den Türen der Kabuffs hervorgetan hat (Schreibweise sic!):

Bitte vor Verlassen der Toilette
bitte spülen

Die Kloobürste ist nicht zur Zierde und
nicht nur für die Putzfrau da,
sondern bei „Notwendigkeit“ zu benutzen!

Bringt mich zum Grübeln, das.
Hat es diese Art pädagogischer Hinweise nur in der Old Economy? Steht dort in den Herrnklos Ähnliches? Werden diese Bemerkungen in der New Economy vielleicht per Team-Mail verschickt? Oder ist die Größe eines Unternehmens der entscheidende Faktor? Ab welcher Mitarbeiterzahl ist das Auftauchen klo-pädagogischer Hinweise unvermeidbar?

Wo ist ein Soziologe auf der Suche nach einem Diplomarbeitsthema, wenn man einen bräuchte?


5.11.2003 8:13 AM CET
„Nur mit dem Herzen sieht man gut...

... Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Der kleine Prinz. Verschleierter Blick. I-Punkte in Form von Kringeln. Kugelschreiber in Pastelfarben mit duftender Tinte. Aufkleber von Sarah Kay.

Mit Verlaub: Welch ausgemachter Blödsinn! Als hätte es die Aufklärung niemals gegeben! Mir fällt meine Banknachbarin in der 10. Klasse ein, die eben zum dritten Mal vom Mathelehrer vorgerechnet bekommen hatte, dass in einer Funktion eine Null durchaus einen Unterschied machen kann. Sie verschränkte die Arme: „Ich glaub’s aber trotzdem nicht!“

Oder nehmen wir mal das Herz eines handelsüblichen Saddam Husseins. Wer möchte sich bitteschön auf die Sichtweise dieses rabenschwarzen Herzens verlassen, hm?

Den nächsten über-13jährigen Menschen, der mir mit dieser Reinheit des Herzens kommt („Reinheit“ natürlich nach okzidentalen Maßstäben definiert), falle ich an. So richtig aus vollem Herzen.


3.11.2003 11:37 AM CET
Dr. Blog

"Ich sage immer: es gibt keine Gesunden - es gibt nur Leute, die ich nicht lange genug untersucht habe ..."
Jetzt aber doch mal ganz explizit die Empfehlung, regelmäßig beim bloggenden Dr. Bülle vorbeizuschauen.


3.11.2003 8:10 AM CET
Things men should know about women (10 und Schluss)

1. Wishful thinking is bad for your relationship.
2. Women like men who have close friends.
3. Women dislike men who are liars.
by Esquire


2.11.2003 1:24 PM CET
Glücklich

Gluecklich (21k image)

Ist das einklagbar?


2.11.2003 9:06 AM CET
Als wär die Tante Jolesch noch am Leben

Beim Lesen der nächtlichen Kommentare im Blog der Meisterköchin wurde mir ganz schrecklich gerührt. Ich fühlte mich in eine Zeit zurückversetzt, die ich nie erlebt habe, die ich nur vom Lesen der Tante Jolesch von Friedrich Torberg kenne. Auf diesem Weg aber in und auswendig sowie bis ins Detail.

Ich behaupte, dass die Menschen, die dieses Buch gelesen haben, ein unsichtbares Band verbindet. Einer sagt zum Beispiel "Grießen musst du, grießen...", des anderen Augen leuchten auf, und er denkt an den roten Krasa. Das verbindet über gesellschaftliche und altersbedingte Grenzen hinweg.

Als Vielleserin reagiere ich ja auf die Frage nach meinem "Lieblingsbuch" hilflos. Aber die Tante Jolesch lese ich immer wieder, gerne auch im Wechsel mit Die Erben der Tante Jolesch. Es war ein Urlaub bei meiner Tante in Italien, als ich die Tante Jolesch zum ersten Mal las. Ich werde wohl elf oder zwölf Jahre alt gewesen sein, und das Buch hatte meine Mutter sich auf einen Lesetipp in der Brigitte hin gekauft. Meine Mutter! Die sonst zwar ständig beteuerte, wie gerne sie lese, dass sie aber leider, leider nicht die Zeit dazu finde. (Wir echten Leser wissen natürlich, dass wir eher in einem verrottenden Zimmer wohnen und einen knurrenden Magen erdulden, als uns vom Lesen abhalten zu lassen.) Und so richtig selbst gekauft hat diese Frau in ihrem Leben vermutlich nicht mehr als 30 Bücher. Es haben sich wohl Kalliope und Klio zusammengetan und diesen Zufall bewirkt, der mir die Tante Jolesch in die sandigen Finger gespült hat.

Diese Epoche und ihre Kultur haben mich seither nicht mehr losgelassen. Klar habe ich im Anschluss alles von Friedrich Torberg gelesen, was ich vor die Augen kriegen konnte. Musste aber feststellen, dass er als Romanautor - wie soll ich es freundlich formulieren - hinter seinen Sachtexten und Briefen (hin-rei-ßend!) weit zurück blieb.

Sollte ich also nach einem Buch gefragt werden, das ich jedem, absolut jedem empfehlen kann, so ist das Die Tante Jolesch, oder der Untergang des Abendlands in Anekdoten. Und wem das nicht gefällt, den, fürchte ich, mag ich nicht.


1.11.2003 8:26 PM CET
Merkregel

Was ein Glück! Mein Mitbewohner ist zu einem Männerabend verschwunden und hat den Weg zu seinem Rechner unbeschränkt freigegeben.

Für den Fall, dass alle Systeme versagen und ich mich an diesem Computer komplett neu einloggen muss, hat er mir das Passwort gesagt. Und fing gleich im Anschluss an, aus vollem Hals zu singen. Mein Mitbewohner kann aber nicht singen. Angesichts meiner erschreckten Miene erklärte er, jetzt würde ich das Passwort ganz sicher nicht vergessen: Durch die zeitliche Nähe zu einem erschütternden Erlebnis sei es in meinem Gedächtnis verankert. Schließlich, so führte er weiter aus, habe man früher beim Setzen der Grenzsteine immer einen Knaben aus dem nächstgelegenen Ort dabei gehabt. Dieser habe nach dem Setzen des Steines eine ungeheure Ohrfeige bekommen - damit er sich immer an diese Begebenheit erinnern möge und zuverlässig Auskunft zu geben vermöge, wo der Stein ursprünglich gestanden habe.

Ist das verbürgt?


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