Fett Kohle
Montag, 17. Oktober 2005 um 8:28Schwer beeindruckend: Indica verfügt über umfassende und aktuelle Kenntnisse zur Kohlebeheizung von Wohnungen und macht sich die Mühe, sie für uns Zentralheizungsweichlinge zu notieren. Ein historisches Dokument.
Selbst bin ich in 60er-Jahr-Wohnblöcken mit allem Komfort groß geworden, also inklusive moderner Waschküche (die Münzen für die Maschinen waren beim Hausmeister zu kaufen) samt Trockenraum und gemeinschaftlicher Wäschespinne für draußen, fließend warmem Wasser und weißen Heizkörpern unterm Fenster, die durch einfaches Knopfdrehen heiß wurden.
Eine altmodische Ölheizung kannte ich aus der Wohnung meiner polnischen Oma. Ich erinnere mich an das unangenehme Tragen der Ölkanne aus dem Keller und die ausführlichen Gespräche meiner Oma mit den Nachbarinnen über Zug- und Brennverhalten der Öfen, über die Vor- und Nachteile verschiedener Zündtechniken. Auf dem Ofen stand immer ein gefüllter Wasserkessel, der für immer frische Tassen Tees sorgte. Und über dem ganzen Polackenviertel, in dem sie wohnte, lag winters der charakteristische Ölheizungsgeruch, den ich überall sofort wiedererkenne.
Meine erste eigene Wohnung war gasbeheizt. Wenn überhaupt. Denn der Zündmechanismus des betagten Heizkörpers unterm Dach funktionierte nur nach vielen, langen und hingebungsvollen Versuchen. Ein typischer Sonntagabend sah mich nach dem Wochenendbesuch bei Eltern oder Freund auf dem fadenscheinigen Teppichboden vor der Gasheizung kauern und bis zu einer Stunde mit immer klammeren Fingern vergeblich Knopf und Hebel der Zündung betätigen.
Spätestens seither bin ich ein großer Fan der zivilisatorischen Errungenschaft Zentralheizung. Mal auf der Berghütten den Kachelofen mit Holz befeuern – schön, das hat was Sportliches. Hin und wieder den gemütlichen eisernen Tonnenofen im elterlichen Eigenheim anheizen – sehr romantisch, vor allem weil ich nicht für das Brennmaterial sorgen muss. Aber dann bitte wieder zurück in meinen Altbau mit hässlichen weißen Heizkörpern unterm Fenster.
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Fett Kohle“
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17. Oktober 2005 um 10:21
einladung: du kannst gerne mal in meine berliner zweitwohnung fahren und mit kohlen heizen. erlebnisurlaub. oder wir fahren zusammen. dann sehen wir uns auch endlich mal wieder!
17. Oktober 2005 um 16:22
da fällt mir gerade ein. was machen wir dieses jahr an dem tag an dem wir letztes jahr die schweizer version von trivial pursuit spielten? eigentlich wollten wir doch österreicher kennenlernen, uns dort einladen und dann die österreichische version spielen. oder nach berlin? es wäre mir eine freude!
17. Oktober 2005 um 20:32
Dokumentierenswertes ohne Ende tut sich auf: Ölöfen. Ost-Gasbrenner. Lagerfeuer. Vielleicht sollte ich ein zusätzliches “Heizblog” eröffnen? Danke für die Anregung mit der Ölheizung Ihrer Oma. Ich werde Recherchegespräche mit meiner Mutter führen und mich demnächst über den Ölofen meiner Kindheit verbreiten. Madeleines in Lindenblütentee? Langweilige Gerüche. Gebt mir die Beschreibung vom Geruch einer Ölkanne und mir fällt meine ganze Kindheit wieder ein!
19. Oktober 2005 um 14:54
Hier noch meine Lieblinsseite zum Thema
Heizen mit Briketts:
http://webseb.dyndns.org/webseb/ofen/
Ist von einem echten Fan gemacht