KEINE KETTENBRIEFE!

Donnerstag, 13. Oktober 2005 um 9:11

Es hat seinerzeit fast zwei Jahre gedauert, bis ich meine persönliche Umgebung dazu gebracht habe, mich nicht mehr mit Kettenbriefen in Form von angeblichen UNO-Petitionen, humorigen ppt-Shows und elaborierten Kalendersprüchen zu behelligen.
Doch: Neue Kontakte, neue Deppen – diese Woche gleich dreifach.
Am schwersten tat ich mir mit dem ersten Kettenbrief, denn er kam per Post, auf offiziellem Briefpapier und aus einer Stadtverwaltung. Leidtragender ist das arme Landeskrankenhaus Tulln.
Meine E-Mail an die Absenderin mit Hinweis auf den tatsächlichen Hintergrund erzeugte keine Reaktion.

Der Anhang des zweiten Kettenbriefs, der von einem Bekannten kam, wurde von unserem Firmen-Mailsystem abgefangen, weil er ein Videofilmchen war. Das geht glücklicherweise hier nicht durch. Der Absender hatte zudem die gesamte Adressatenliste seiner Massenmail offen ins CC geschrieben; ich fürchte, ich habe ihn in meiner Antwortmail derart rüde angeblafft, dass er kein Bekannter von mir mehr sein möchte.

Und dann erschien in meiner Mailbox eben einer dieser Bring-jemanden-zum-Lächeln-Listen-Kettenbriefe von der philosophischen Tiefe einer Coelho-Novelle. In diesem Fall kommt der Absender um einen bösartigen Rüffel herum, weil er ein beruflicher Kontakt ist und ich ihn lieber mal persönlich in ein Gespräch darüber verwickle, ob besinnliche Massenmails für den Einzelnen wirklich erfreulich sind.

Aufklärung scheint also weiterhin nötig, deshalb: Kettenbriefe sind NIE (nie, nie nie) seriös. Sollte jemand dieser allgemeinen Regel nicht vertrauen, weil doch wohl zumindest dieses eine ganz bestimmte Anliegen auf dem ganz konkreten Kettenbrief vor ihm echt sein muss: Einfach mit dieser Liste der TU Berlin abgleichen. Im unwahrscheinlichen Fall, dass das ganz bestimmte Anliegen dort noch nicht erfasst ist, bitte beim angeblich Bedürftigen nachrecherchieren.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „KEINE KETTENBRIEFE!“

  1. Jens meint:

    hab gestern auch mal wieder bei einer mail der kollegin auf “allen antworten” geklickt, um circa 50 leuten zu erklären, daß die zu verschenkenden hundebabies schon drei jahre lang kursieren und somit entweder schon längst vergeben oder wie angedroht eingeschläfert worden sind…

  2. Stefan meint:

    Bestimmte Absender sind einfach dermaßen beratungsresistent, dass sie alle Kettenmails weitergeben. Dagegen kann man leider nichts machen, wenn sie zu Auftraggebern oder sonst wichtigen Leuten gehören. Mehr als zweimal pro Jahr sage ich nichts dazu. Und schließlich hat man ja seine SPAM-Filterregeln :-)

  3. mark793 meint:

    Ja, leider kein Einzelfall. Auch in meinem Bekanntenkreis schalten die Gutmenschenreflexe den Menschenverstand bisweilen soweit aus, dass ich trotz ausdrücklicher Ablehnung bisweilen immer noch zugemüllt werde mit Bullshit à la:

    Die kleine Lucia (7) leidet seit Geburt an Mailbox-Metastasen und benötigt dringend ein Spenderhirn. Sollte sie ihren sehnlichsten Kinderwunsch, sieben sieben Milliarden Beileidsmails in sieben Wochen zu erhalten, realisieren können, wird alles gut. Wenn nicht, wird in Nigeria stattdessen eine Ehebrecherin gesteinigt…

  4. Kristof meint:

    Ja, guck, ich habe schon seit mehr als einem Jahr nach einigen rüden Anschnauzern Ruhe. Scheint zu helfen. Oder niemand mag mich mehr …. :-/

  5. ericpp meint:

    Oh ja, ich fühle mit Ihnen.

    Ich persönlich habe diesen Kampf anno 2000 ausgetragen – und auch größtenteils gewonnen.
    Aber manchmal habe ich mich auch wirklich über die Dummheit des ein oder anderen Weiterleitenden gewundert – wie den ehemaligen Informatikstundenten, der wirklich glaubte, ein Handy geschenkt zu bekommen,.
    Dann doch lieber keine Freunde als solche….

  6. Anke meint:

    Hey, die Hundebabys hatte ich heute in der Firmenmailbox!

  7. die Kaltmamsell meint:

    Auf die Hundebabys ist doch sogar Bild reingefallen:
    http://www.bildblog.de/?p=806
    (Oder waren das andere?)

  8. Ramirez meint:

    Ich antworte ja auch meistens auf die Kettenbriefe mit sowas wie: “Ich weiß ja, dass du’s gut meinst aber […]. Und außerdem schick ich sie eh nicht weiter, kannst mich also zukünftig aussparen.” Wenn sie’s denn noch immer nicht lassen wollen. Seither sind sie etwas weniger geworden.
    Richtig böse werd ich, wenn ich so eine Mail des Kalibers: “Wenn du die Mail nicht weiterschickst, dann fällt dir ab morgen jeden Tag ein Finger ab…” Diese fangen immer gern mit “Ich wünsch dir soooo viel Glück…” an. Klar, bei den Drohungen am Ende glaub ich das auch ganz bestimmt. Die Antworten fallen meistens etwas unfreundlicher aus. Diese sind inzwischen ganz aus meinen eMail-Accounts verschwunden.
    Die einzige “Kettenmail”, die bei mir schonmal weitergeschickt wird, ist die, die einen guten Witz enthält… Einen GUTEN!!!!!

  9. Fritzi meint:

    Hey, der “krebskrankejungewillinsguinessbuchderrekorde”-Kettenbrief ist immernoch im Umlauf. Heute in der Post gehabt, mit ungefähr 150 Anschreiben á 10 Firmen- und Behördenadressen als Anlage.

    Ist schon der Wahnsinn, das macht 1500 neue Adressen die man für alles mögliche missbrauchen könnte.

    Aufgrund der TU-Berlin-Info wurde der Brief, jedenfalls von uns, gestoppt.

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