Die gute Tat
Samstag, 10. Dezember 2005 um 19:40Na gut, sie hat ja Recht, deswegen haben ich Tanjas Appelle heute in die Tat umgesetzt: Ich bin drei Straßenbahnhaltestellen zum unabhängigen und beratungsfreudigen Buchladen Moths gefahren, um zwei Bücher zu kaufen, die ich an Weihnachten verschenken möchte: Bernsteins Die Näherin und Schrobsdorffs “Du bist nicht so wie andre Mütter”. Hatten sie nicht da. Und obwohl ich diese Bücher vermutlich beim Büchergiganten Hugendubel sofort bekommen hätte, über Amazon bis Dienstag geliefert, habe ich brav bei Moths bestellt. Auch wenn meine Arbeitszeiten mir erst nächsten Samstag erlauben werden, sie abzuholen.
Denn die Entdeckung von Amazon vor vielen Jahren war für mich eine Offenbarung. Ich kaufte fast ausschließlich englischsprachige Bücher, die ich entweder kofferweise von Englandbesuchen anschleppte oder mit wochenlanger Lieferzeit über Provinzbuchläden (geöffnet bis 18 Uhr) mit unwilligen Verkäuferinnen bestellte. Jetzt musste ich nur klicken und bekam alles frei Haus. Da musste mir leider egal sein, dass ich mich am Untergang des deutschen Buchhandels beteiligte.
Jetzt ist mein geheimer Plan: Mich bei Moths als gute und vertrauenswürdige Kundin etablieren, damit ich meine Bücher zwar dort kaufen, aber bei deren Online-Bestellservice anfordern und dann auf Rechnung liefern lassen kann.
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Die gute Tat“
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10. Dezember 2005 um 22:07
Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich bei Amazon bestelle, denn ich war doch immer treue Kundin bei kleinen Buchhändlern und habe nicht bei Ketten eingekauft. Allerdings kaufe ich mit sehr gutem Gewissen über ZVAB http://www.zvab.com/SESSz33458834911134248488/gr2/de/index.html , viel mehr als bei Amazon. Damit kommen nämlich kleine, provinzielle aber wohlstortierte Antiquariate an Kunden, die sie sonst nie gefunden hätten. Ich gucke auch immer auf die Websites der Antiquariate, die oft zu “normalen” “echten” Buchläden gehören. Und über ZVAB habe ich schon Bücher in allen Sprachen gefunden, die ich lesen kann – also Englisch, Französisch und Niederländisch (reine Prahlerei, sagen wir mal, ich versuch´s!).
Vielleicht sollte ich, statt bei Amazon zu bestellen und zu Muttern liefern zu lassen, lieber die leidgeprüfte Frau mit Listen in den Jülicher Buchhandel schicken… aber ist die töchterliche Scheu zu groß. Ich habe noch keine bessere Lösung gefunden. Hm.
Ich glaube, ich werde zu Weihnachten mal zu meiner Stammbuchhandlung im Heimatort gehen. Vielleicht versenden die ja auch? Aber eben teuer… das läppert sich ja auf die Dauer…
Auf jeden Fall klärenswert. Danke an Tanja und Kaltmamsell für den Weckruf ans Gewissen…
11. Dezember 2005 um 1:06
Bei Moths gibt´s übrigens auch den “Spargelpapst”. Seeehr empfehlenswert. ;-))
11. Dezember 2005 um 9:27
Ok, in Sachen Bücher kann ich es schon verstehen, wenn man da bedenken hat sich was bei A. zu bestellen. Bücher hole ich mir da auch so gut wie nicht. Da hätte ich ja dann keinen Grund mehr die süße Verkäuferin in meinem Buchladen um die Ecke zu sehen… aber das ist ein anderes Thema.
Aber muß man auch ein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich bei A. CDs und anderes ordert?
Den kleinen CD oder DVD Laden um die Ecke habe ich bis jetzt nicht gefunden.
11. Dezember 2005 um 9:41
@ AndiBerlin: “Den kleinen CD-Laden um die Ecke” gibts doch gerade in Berlin immer noch: Aus Prinzip kaufe ich immer bei Groove-Records. Der Besitzer bestellt mir alles und guckt mich als Nicht-Plattenladen-Bewohnerin (= Frau) überhaupt nicht komisch an, wenn ich mich beraten lassen will. Ich wollte nicht gedisst, obwohl ich nur eine Madonna-CD wollte. Damals…
Kürzlich wurde ich übrigens für einmalige Kauffaulheit bei der kleinen Buchhandlung meines Vertrauens mit großem Chaos auf dem A.-Marketplace gestraft: Kein Buch da, Geld abgebucht und nochmal ab in den echten Buchladen, dazu noch Garantietamtam. Das war mir ein Fingerzeig! Ab jetzt wieder ausschließlich “um die Ecke” bestellt, in einem der wenigen (70 von ca. 220) Berliner Buchhandlungen, die es noch gibt. Wer Tante Emmas Tod lautstark beklagt, sollte nicht – ständig – im Discounter kaufen. *andieeigenenasepack*
11. Dezember 2005 um 9:44
Entschuldigung: Gebt mir einen Grammatikduden!
Also: “Ich wurde nicht gedisst”… und selbstverständlich: “in einer der wenigen kleinen Berliner Buchhandlungen”…
11. Dezember 2005 um 10:15
An ZVAB ist Moths ebenfalls angeschlossen, Lila. Im Grunde ist es mir so grade recht: Ich recherchiere selbst (zu 99,5 % weiß ich ja, was ich will) und bestelle dann beim Fachhändler um die Ecke. ZUnächst muss ich die Bücher selbst abholen und life bezahlen, wenn ich mich als Stammkundin etabliert habe, kriege ich die Ware auch geschickt.
(Moths ist mit Bild- und Kunstbänden gut bestückt und versendet auch ins Ausland…)
Ja, ich versuche bei möglichst vielen Einkäufen die Läden um die Ecke zu unterstützen, Indica. Zum Beispiel habe ich meine Sonnenbrille beim schrumpligen Brillenhändler 200 Meter die Straße runter machen lassen und nicht beim Brillendiscounter 500 Meter weiter, auch wenn das eine teure gute Tat war. Und ich bringe meine Schuhe zum Besohlen und Absätze machen zur Schusterin in der Müllerstraße (Empfehlung! Über die muss ich mal ausführlich schreiben.) und nicht zur Theke im Kaufhaus. Meine begeistert Schnäppchen jagenden Eltern allerdings werden wohl nie verstehen, dass ich nicht alles zum niedrigst möglichen Preis haben will. Immer die selbe Diskussion: “Na, du musst es ja haben!” “Ja, hab ich.”
11. Dezember 2005 um 12:52
genau, genau , genau…
Meine Eltern tun sich das noch im hohen Alter an, ewig an der Kasse stehen, ruppiges Personal und kaum Auswahl. Und wenn ich dann sage, dass ich DA aus Prinzip nicht einkaufe, höre ich genau das Selbe: Du musst es ja haben.
Ich möchte diese Welt nicht, in der es nur noch gesichtslose Discounter und Ketten gibt.Ich recherchiere zwar über A.nach meinen Büchern, bestelle aber beim kleinen Buchhändler.Und am nächsten Morgen habe ich auch, was ich will.
Ich möchte, dass viele verdienen und davon leben können, und nicht dass ein paar auf der Liste der reichsten Menschen der Welt stehen, und der Rest ihre Angestellten sind. Nö!
11. Dezember 2005 um 21:58
Sehr verehrte Menschen hier, herzlichen Dank! Mit den saisonalen Empfindungen (A dventskranz, B sinnlichkeit, C hristbäume, D atteln, E ngel, F reudensonn, G nade, H osianna – jedenfalls bis Z imt) zusammen werde ich schon richtig gerührt. Mein “Appell”… bis über die Landesgrenzen…
Dass sich Frau Kaltmamsell zuerst bewähren muss, bevor sie per Versand beliefert wird, das indes, verstimmt mich schon. Erbitte Meldung, falls ich mich den Kolleginnen reden soll. Auf der Website steht nämlich nichts Entsprechendes, im Gegenteil, wenn man seine Daten mal hinterlassen hat, sollte es ganz unkompliziert werden (steht da – und ab 30.– Euro portofrei steht da auch).
Ich kenne in München von den Kleinen “nur” die Literaturhandlung wirklich gut und die ist noch nicht internett, kündigt aber “in Kürze” einen Warenkorb an, ich weiss jedoch nicht, wie lange schon. Wenn ich dort bin, kaufe ich ausnahmslos zu viel. Nicht im finanziellen Sinne, sondern mehr, als ich nach Bern tragen kann. Beim letzen Besuch waren es unter anderem ein wunderschönes Buch über die Kunst von Meret Oppenheim und ein Bildband über die Synagogen Russlands, zweisprachig, Russisch und Englisch. Und in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung habe ich 2004 einen grossartigen Ausstellungskatalog “Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert” erworben, eine Sammlung aus der Anfangszeit der Fotografie, wie ich sie nie zuvor und nie danach gesehen habe. Tausendmal lieber kaufe ich ein solches Buch als fünf aus dem Taschen Verlag.
Kurzer Sinn: In München lassen sich Schätze heben.
12. Dezember 2005 um 16:53
Das schlechte Gewissen beim Amazon-Bestellen wird noch viel größer, wenn man mit der Paketbenachrichtigungskarte zur Postfiliale muss. Bei uns wurde die nämlich in den örtlichen Buchladen verlegt nachdem die Hauptstelle zu gemacht hat. :(
13. Dezember 2005 um 20:09
zvab? Vielen Dank für den Tip. Werde ich gleich mal testen.