Mythbusting: Leichengift
Freitag, 27. Juli 2007 um 9:43Das Erste was ich immer von Menschen höre, die das erste Mal mit einer Leiche konfrontiert werden, oder die das erste Mal hören, was ich beruflich so mache ist: “Iiiiiih, Leichengift!”
Das Erste, was ich meinen neuen Mitarbeitern Lehrlingen und Praktikanten immer sage ist: “Leichengift gibt es nicht!”
via Anke ein weiteres Berufsblog: Bestatter.
Zu den schönsten Funktionen von Berufsblogs gehört Aufklärung, in diesem Fall gleich in meiner liebsten Form: Volksglauben zerschießen, hier Leichengift.
Und ich muss ganz dringend mal wieder Zuckerbaby anschaun.
7 Kommentare zu „Mythbusting: Leichengift“
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27. Juli 2007 um 10:07
Im Feedreader war nicht ersichtlich, dass es sich beim Anfang des Eintrags um ein Zitat handelt, so dass ich mir gerade diverse Gedanken über deinen aktuellen Job machte :-D
27. Juli 2007 um 10:30
Buahahaha!
27. Juli 2007 um 10:43
Komisch, ich kenne “Leichengift” seit Grundschulhoftagen eher als die todbringende Substanz, die sich im Körper ausbreiten soll, wenn man sich einen Finger mit einer Schnur abbände, bis dieser abstürbe, und dann die Schnur lockerte. Wahrscheinlich ebenso großer Quatsch.
27. Juli 2007 um 12:52
Ja, da gibt es erstaunliche Mythen. Während des Studiums arbeitete ich lange Zeit in der Pathologie – allerdings in der Poststelle, da gab es nur “Sichtkontakt” (außer wenn einer der Ärzte mal ein Präparat in der Eile auf dem Tisch vergaß). War aber dennoch ein guter Ort, sich selbst und viele Vorurteile zu überprüfen. Danke für den Link.
27. Juli 2007 um 20:18
Jetzt hab ich grad wieder was gelernt – und zwar, dass es Leute gibt, die glauben, eine “frische” Leiche wäre giftig ! Mir wurde als Kind zwar immer gesagt, ich solle bei meinen Streifzügen im Wald keine toten Tiere berühren (außer Mäusen gabs da nach meiner Erinnerung eh nix), weil ich sonst krank werden könnte, aber von Leichengift war da keine Rede. Der Begriff stammt wohl aus einer Zeit, in der die Menschen viele Todesursachen noch nicht definieren konnten und somit erst mal auf “Nummer sicher” gehen wollten/mussten.
btw: Mein erster Gedanke beim Lesen war ein verzweifelter Versuch, einen Bezug zwischen Ihrer Berufswelt und dem Wort “Leichengift” herzustellen. Obwohl …
27. Juli 2007 um 20:50
auch super die witwenbeschwerde:
“Na hören Sie mal. Sie berechnen da knapp 100 Euro fürs Kämmen, mein Mann hatte aber gar keine Haare!”
31. Juli 2007 um 23:03
Ja, wobei das mit dem Leichengift schon einen Ursprung hat. Früher gab es z. B. eine sehr sehr große Mortalität im Wochenbett. Der Grund war der, dass der Arzt vom Krankenbett anderer als auch vom Sterbebett bzw. der Pathologie zum nächsten Einsatz kam, die Thematik „Hände waschen“ damals keinen großen Stellenwert hatte und somit die Mütter praktisch mit Bakterien der Leichen aufgrund des Verwesungsprozesses verseucht wurden. Es ist aber natürlich nur eine Umschreibung für die Eiweißfäule im Verwesungsprozeß.
Ich hatte neulich in einem Gespräch mit einer Krankenschwester von den Vorkehrungen in den Krankenhäusern bei Verstorbenen gehört. Die sind praktisch laut den Hausregeln von einer Sekunde auf die andere dazu verpflichtet, dem eben Sterbenden noch die Hand zu halten und in der nächsten Sekunde sich beim Zurechtmachen des Verstorbenen vor dem Körper mit Handschuhen, extra Kittel und Mundschutz zu schützen als wäre es ein Parasit … muss super ankommen bei den Hinterbliebenen. Sterben in Deutschland.
Gutes Blog, danke für den Link!