Feminismus-Stöckchen
Freitag, 19. September 2008 um 12:09Courtney, eine der Autorinnen von feministing, listet zehn Alltagssexismen auf, ohne die sie bestens leben könnte.
Meine ganz persönliche Liste von Dingen, auf die ich verzichten könnte:
1. Die Behauptung über welche Frau auch immer, sie „verleugne ihre Weiblichkeit“.
2. Den Wunsch nach einem höheren Frauenanteil am Arbeitsplatz, weil sie „mehr Emotionalität und Harmonie in ein Team bringen“.
3. Selbsthass auch noch so aufgeklärter Frauen wegen ihres Gewichts.
4. Dass es immer noch kein Medikament gegen höllische prämenstruelle Brustschmerzen gibt.
5. „Ich bin ja keine Feministin, aber…“
6. Dass anscheinend nur Frauen die Adressaten von Familienpolitik sind.
7. Dass ich mich derart über Frauen in typischen Männerberufen / auf typischen Männerpositionen freue (würde ich ja nicht, wenn sie eine alltägliche Erscheinung wären).
8. Rosa und Glitzer als Merkmal für die weibliche Variante von technischem Gerät.
9. Mit dem Nachnamen meines Ehemanns angeredet zu werden.
10. Jeden Satz, der mit „Männer sind halt“ oder „Frauen sind halt“ beginnt.
Meine Damen, meine Herren: Welche zehn Alltagssexismen gehen Ihnen auf die Eier?
die Kaltmamsell51 Kommentare zu „Feminismus-Stöckchen“
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19. September 2008 um 12:36
Dem ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen. Und zu Punkt 2: sowas von einem: . !
19. September 2008 um 12:46
1. “….Kinder brauchen ihre Mutter…. ” Aha, und den Vater nicht, oder wie ? “….Ja, einer muss ja das Geld verdienen !…. ” Ah, ja, hm, verstehe….
Dass zu viele Frauen immer noch so denken und lieber daheim bleiben, wenn sie Kinder haben. Deshalb geht’s auch mit der Ganztagsbetreuung für Kinder nur schleppend voran in diesem Land. Wäre die Nachfrage größer, dann…..
2. Ich weiß nicht, ob das nur ein Phänomen hier in der Gegend ist, in der ich lebe, (Kleinstadt im Westzipfel der Republik, nächste Großstadt 20 Km entfernt), was ich da beobachte: Mädels um die 20 schlagen sich mit 400 Euro-Jobs durch, kellnern rum, gehen in irgendwelchen Callcentern arbeiten anstatt eine fundierte Ausbildung zu machen, obwohl sie einen guten Schulabschluss, sogar Abitur (!) haben. Am Lehrstellenmangel kanns nicht m. E. nicht nur liegen. Kommt da langsam wieder die Ich-heirate-ja-doch-Mentalität durch ? Ich hoffe ja mal nicht.
19. September 2008 um 13:18
Die Frage an Politikerinnen: “…und wer paßt auf Ihre Kinder auf?” Ich möchte die Politikerin sehen, die den Journalisten fragt: “und auf Ihre?”
Der tiefschürfende Diskurs über die Frisuren weiblicher Führungsfiguren. Na gut, Schröder und Olmert haben auch Haar-Gelächter auf sich gezogen, aber bei einer Frau gucken alle automatisch auf die Frisur. (Ganz Israel kennt Zipi Livins Friseurin.)
Der kokette Augenaufschlag, mit dem mir 22jährige erklären, daß sie keinen Feminismus brauchen, weil sie einfach toll mit ihrem Chef-Prof-etc klarkommen… Oh Mädel, verlier mal Deinen Jugendcharme und guck zu, wie die Männer Deines Jahrgangs an Dir vorüberziehen, dann sprechen wir uns wieder.
Die Manie, mit der wir Frauen (ja, auch ich) oft die eigene Schuld an allem suchen, während so viele Männer das Problem einfach auf ihr Gegenüber abwälzen und keinen Nachtschlaf daran verschwenden. Das rangiert für mich noch vor der Gewichts-Manie.
Ebenso die Naivität, mit der wir davon ausgehen, daß ein Mann automatisch die Bohrmaschine besser halten kann als eine Frau. (Mein Schwager hat neulich in seinem neuen Haus die Heißwasserleitung angebohrt. Seither bohrt die Schwägerin lieber selbst.)
Ansonsten ist mein Alltag relativ sexismus-frei. Dank sei dem Stereotyp der starken, kiebigen jiddischen Mamme, die ein bißchen mehr Spielraum läßt als das opferbereite deutsche Mütterlein… Natürlich ist auch hier nicht die Idealsitution erreicht, in der Geschlecht einfach nur ein Merkmal unter vielen ist.
19. September 2008 um 14:38
Warum Mütter aus männlichen Menschen Männer machen die dann die Frauen so nicht wollen,
Ja zu Kindern (ups ist ja eine Kinderhasser blog – trotzdem) nur unter finanziellem Aspekt im politischen mainstream diskutiert wird,
soziale Gerechtigkeit – dieses infaltionäre Wort und keiner traut sich mehr zu sagen, nein so wie sich`s das entwickelt hat mit diesen Inhalten bin ich nicht dafür
19. September 2008 um 14:44
1a) “Die ist für mich ja keine Frau [mehr].” Da hätte ich meine Mutter (sieht sich gern als Alt-68erin!) glatt an di Gurgel gehen können.
(Es ging übrigens um Angela Merkel.)
19. September 2008 um 15:49
Sind sie denn vormittags zu Hause nie zu erreichen?
Für diese schulische Veranstaltung ihres/ihrer Kinder können Sie sich doch gerne einmal freinehmen.
Ich heiße so wie mein Gatte, freiwillige Entscheidung!
19. September 2008 um 15:54
Punkt 10 gerne erweitert um Jungen/Mädchen sind halt so… und jedes schön geschlechtsspezifische Erziehen, was damit verbunden ist, natürlich nur “zum Besten der Kinder”.
Jeder bescheuerte “Scherz” a la Ja, da musst du aufpassen, dass deine Frau nicht das ganze Geld ausgibt
Die typischen Frauenzeitschriften und die Auswahl ihrer Themen: Kochen, Abnehmen, Mode, Promis. Nur keine Politik, keine Wirtschaft, keine Sportreportagen, keine Wissenschaft.
Das ich in jedem noch so schönen Online-Spiel grundsätzlich nur in der männlichen Form angesprochen werde.
Es gibt etwa 743 verschiedene Schlümpfe – und ungefähr drei davon sind weiblich, die zeichnen sich dann auch nur dadurch aus, reicht ja, oder?
Dass ich überhaupt nicht lange nachdenken muss, damit mir Beispiele einfallen.
19. September 2008 um 15:59
Wenn Richard bei Erziehung automatisch ausschließlich an Müttereinfluß denkt…
19. September 2008 um 16:00
Listenmachen ist soo sexy!
19. September 2008 um 19:00
U.A. das Frauenhosen keine Taschen haben, in die man Handy, Portmonee und Wohnungsschlüssel reinbekommt. Männer müssen diese drei Utensilien doch auch irgendwo unterbringen, ohne mit Handtasche rumzulaufen.
Das vor allem Frauen an der Uni Grundschullehramt studieren. Und überhaupt, dass es “Mädchenfächer” (Sprachen, Kulturwissenschaften, Erziehungswissenschaften) und “Männerfächer” (Maschinenbau, Informatik, Naturwissenschaften) gibt und den Erstgenannten immer der wissenschaftliche Anspruch aberkannt wird.
Klischeegerecht: Das man immer das Gefühl hat, bewertet zu werden. Wenn ich mit Brille, ungewaschenen Haaren und Baggypants morgens Pfandflaschen wegbringe, will ich bestimmt nicht, dass man mir hinterherruft, anzüglich grinst oder zwinkert. Als Frau würde ich nie im Leben darauf kommen, Menschen auf der Straße so zu behandeln.
19. September 2008 um 19:32
zu 4.: antimast-selz N ist ne salbe, die bei mir zwar nicht in jedem zyklus wirkt (???), aber oft sehr stark lindert.
ändert nichts an dem prinzip der männlichen medizin natürlich.
19. September 2008 um 19:35
was haben die drei punkte von richard mit alltagssexismen zu tun?
also außer dass auf meine liste käme, dass ich sehr gut ohne den bescheuerten satz kann, dass mütter aus menschlichen menschen männer machen, die dann die frauen so nicht wollen.
19. September 2008 um 19:57
R. meint, er muß hier die Kinderhasser aufmischen. Da steht er bei mir natürlich auf verlorenem Posten :-P
Oh die üblen Väter, die Frauen zu Kinderhasserinnen erziehen!
19. September 2008 um 20:32
“Kriegst du deine Tage oder was?”
“Wie, du hattest mehr als zehn Liebhaber?”
wahlweise geht auch “wie, dein Liebhaber ist mehr als zehn Jahre jünger als du?”
“Frauen haben keine Affären/ONS.”
Ach und noch einer:
http://www.der-flix.de/index.php?preselect=374
19. September 2008 um 20:34
„Wer so freizügig rumläuft, muss doch damit rechnen, dass …“
19. September 2008 um 20:43
Eindeutig Ihre Nummer eins.
19. September 2008 um 21:14
1. Was, als Frau haben Sie solche Fächer studiert? ist das nicht anstrengend?
2. “Geben Sie ihrer Frau doch die Kreditkarte und setzten Sie sie in ein Taxi zur Kö. Da kann sie shoppen gehen”. Er hat es fast nicht überlebt.
3. Ja? ihre Frau geht arbeiten? das muss sie doch nicht, sie hat doch sicher zu Hause genug zu tun.
19. September 2008 um 21:16
-Ihre Nummer 2. Ganz, ganz schlimm.
(Generell nervt es mich auch, wenn jemand so überschwenglich ist à la “oh, endlich mal eine Frau, ja dass es das gibt! Behandeln Sie Ihre Kollegen auch gut?”)
-Das Kokettieren meiner und der jüngeren Generation mit der freiwilligen Unterwerfung.
19. September 2008 um 22:10
…und noch: wenn in Portraits über erfolgreiche Frauen immer wieder erwähnt wird, wie die betreffende Person gekleidet ist (“Erfolgreich und trotzdem noch eine Frau…!”) und wie ihr Familienstand/Kinderreichtum aussieht.
19. September 2008 um 22:16
kürzlich habe ich erfahren, dass in einem grösseren schweizer konzern am hauptsitz folgende umgangsform gilt: grundsätzlich ist man per du, wer eine kravatte trägt, wird gesiezt.
19. September 2008 um 22:45
“Feuerwehrfrau ? Was macht denn ‘ne Frau bei der Feuerwehr ? ”
(Feuerlöschen, Du Idiot !)
20. September 2008 um 11:05
Alles schon genannt hier, deshalb möchte ich dem Kommentar von Mlle Différentielle nur noch hinzufügen, dass besonders die Formulierungen “…die zwei-(x-) fache Mutter…” oder “… die Mutter zweier (dreier, x-er, je mehr desto besser) Kinder…” in jenen Beschreibungen erfolgreicher Frauen mir akuten Brechreiz verursachen.
20. September 2008 um 15:25
Dass das Aussehen meiner Kolleginnen ein Thema ist, das der Kollegen nicht.
Das ich ernsthaft die Frage beantworten soll, warum ich mich für IT interessiere (beantworte ich aber nicht).
Dass mich das stört, ich mich aber trotzdem dabei ertappe, dass ich überlege, ob ich meine beiden offenen Stellen mit (qualifizierten) Frauen besetzen kann, oder ob es nicht besser wäre, ein gemischtes Team zu haben…
20. September 2008 um 16:23
gegen nr. 4 hilft mönchspfeffer. vitex agnus castus. sanft aber wissenschaftlich. wirkt relativ schnell. 4-5 Monate nehmen, dann wieder 3-4 moante pausieren. wenn alles auf der liste so einfach zu behandeln wäre …
das lämmchen wirkt sich auch ein bisschen auf nr. 3 aus. auf beide aspekte.
20. September 2008 um 16:29
Ich kann mich ihrer Liste nur anschließen. Als Mutter einer Tochter(2) kann ich noch einen Punkt hinzufügen: es scheint bei Mädchenklamotten keine andere Farbe als Rosa in allen Schattierungen und Prinzessinnendesign zu existieren.
Ach ja, noch etwas. Ich habe nach der Hochzeit meinen Nachnamen behalten (Schulz gibt es viel zu viel), und jetzt muss ich immer erklären, dass es diese Möglichkeit schon seit ein paar Jahren gibt und keine Ausnahmeregel ist.
20. September 2008 um 23:08
1. Fühlst du dich denn noch weiblich, so als Handwerkerin?
2. Ist dir das nicht zu schwer? (Nein, ich bin das gewohnt und kann etwas mehr tragen als die durchschnittliche Bürofrau *nerv*)
3. Wie, du willst keine Kinder? (in Norwegens Bibelgürtel wo ich lebe mit völligem Unverständnis in der Stimme) und darauf folgt dann
4. Wie alt bist denn du? (im Sinne von ‘du hast ja noch Zeit und überlegst dir das bestimmt noch mal anders’, den Zahn kann ich aber mit nun 36 ziehen, hihi. Kann ich ja nix dafür, dass ich soviel jünger ausseh, das liegt in der Familie :-D)
Lg aus dem Norden,
Britta
21. September 2008 um 0:44
Trackback manuell, oder auch: Mein Senf
http://zeitlos.twoday.net/stories/5205030/
21. September 2008 um 4:00
– Das “Damenprogramm” bei Politiker-Gipfeltreffen.
– Das Gruppenfoto von “Entscheidungsträgern” mit ausschließlich grauen Anzügen.
– Der Skandal einer nicht-Dirndl-tragenden Politkergattin.
– Berufbezeichnung “Politkergattin”.
– Versorgungsehe.
– Frauen als Dekoration in Fernsehsendungen (gern tanzend + halbnackt).
– Fehlende tanzende halbnackte oder dirndl-tragende Herren als Dekoration in Fernsehsendungen zum Damenprogramm.
– Fehlende Bikini-Oberteile für Männer-Bierbrüste.
…
21. September 2008 um 7:59
Zu einigen Anmerkungen regt sich bei mir ein wenig männlicher Widerspruch, also einige unsortierte Anmerkungen ;-)
Wenn ein Staat Gäste hat, ist es üblich, sich auch um die mitgereisten Partnerinnen und Partner zu kümmern. Man kann sie ja schlecht im Hotel lassen und aus Sicherheitsgründen wohl auch nicht alle allein losschicken. So finde ich das Programm nicht falsch.
Frau Beckstein ist überhaupt keine Politikergattin. Sie bildet angehende Grundschullehrer aus. Sie weigert sich, als quasi öffentliche Person in ein Dirndl zu schlüpfen. Sie macht auch gerade keinen Wahlkampf, sondern soll nach Zeitungsberichten vor CSU-Frauen über ihr Fachgebiet und über Kinderbetreuung gesprochen haben. Meine Sympathie hat sie.
Inzwischen finden wir in den Medien genügend Beispiele für Männer als Dekoration und in der Regel sind sie so deplaciert wie Frauen in der gleichen Rolle.
Es wird wohl immer weniger Versorgungs-Ehen geben. Aber wenn man sich die Heiratsanzeigen in großen überregionalen Zeitungen anschaut, dann scheint es noch etliche Frauen zu geben, die gezielt danach suchen. Die »brand eins« hat gerade in diesem Monat ein Beispiel (als Ausriss) gedruckt.
Als langjähriger Spielplatzbegleiter meiner Kinder (*1989 und *2001) kann ich nicht bestätigen, dass Mädchenkleidung auf rosa oder Pastell beschränkt ist. Im Gegenteil: mir fällt es auf, wenn es mal so ist. Mag daran liegen, dass bei uns viele Frauen arbeiten gehen und eine sehr pragmatische Auswahl treffen.
Sogar Pepa muss ich ein klein wenig widersprechen: dass eine Person des öffentlichen Lebens Kinder hat, wird meiner Meinung nach bei Männern und Frauen erwähnt. Es sollte nicht in einen Nebensatz, sondern in einen kurzen Hauptsatz gepackt werden.
Ich beobachte, dass Politikerinnen ihre Haare oder ihre Kleidungsauswahl manchmal selbst in den Vordergrund rücken. Bei Frau Merkel war es meiner Meinung nach Teil der persönlichen PR (sowohl die Diskussion ihrer Frisur und die Wahl ihres Friseurs als auch der Opernbesuch mit Dekolletee). Da finde ich es eher bedenklich, wie viele Journalisten darauf reinfallen. Gut, seit Sarkozy ist der Maßstab dann doch ziemlich verschoben ;-)
Warum beschweren sich Frauen in einer funktionierenden Marktwirtschaft über Frauenzeitschriften? Kauft und lest etwas anderes oder gründet im Internet eine Onlinezeitschrift ;-) — Ich sehe manchmal Männer(fitness)zeitschriften in der Hotelsauna und blättere auch mal eine durch. Würde ich nie kaufen. Die anderen Männerzeitschriften erst recht nicht. Aber warum soll ich mich darüber beschweren, dass es Männer gibt, die solche Produkte lesen?
Den letzten Satz des letzten Kommentars kann ich aber nur unterstreichen: wenn ein Mann seinen Körper vom Bier formen lässt, sollte er nicht nur ein Bikini-Oberteil, sondern besser gleich einen blickdichten Sack überziehen.
21. September 2008 um 9:30
Mädchenkleidung?
21. September 2008 um 10:40
Vielen Dank für die vielen nervenden Details! Vielen Dank für die Einblicke, die ich dadurch in die Wahrnehmung anderer bekomme.
Deshalb, Stefan, hätte es mich auch mehr gefreut zu erfahren, welcher Sexismus (der immer in beide Richtungen geht) Sie nervt, als ein wedelnder Zeigefinger, warum jemand kein Recht auf Genervtsein hat. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass es Ihrer Meinung nach weder Sexismus noch Geschlechterstereotypen in unserer Gesellschaft gibt.
Der Mönchspfeffer, liebe stattkatze, hatte ein Jahr lang seine Chance – die er nicht genutzt hat. Mir wurde auch schon Hormonzuführung in allen möglichen komplexen Kombinationen angetragen – aber davor und vor dem nötigen langen Rumprobieren schrecke ich zurück. Von der Menopause zurückgerechnet werde ich noch etwa 15 Jahre durchhalten müssen, 28 Jahre habe ich ja schon geschafft. In manchem Zyklus bleiben sie ja auch einfach mal aus, die Schmerzen.
21. September 2008 um 11:48
Der komplette von Mario Barth zum 1000. Mal wieder aufgewärmte und polemisch verbreitete Quatsch darüber, wie wir Frauen angeblich alle sind (Schuh- und Taschenfetisch habend, verschwenderisch, überhaupt shoppingsüchtig, nervig, hysterisch lachend, nicht vernunft- sondern ausschließlich hormongesteuert, ganz im Gegensatz natürlich zu allen Männern etc.). Im Prinzip könnte man das alles in einer typisch weiblichen Charaktereigenschaft zusammenfassen: Frauen sind alle total oberflächlich. – Scheint ja auch empirisch belegbar: Die Presse ruft ja wieder, dass das Heimchen am Herd wieder in sei (bei 50% d. Männer und 60% d. Frauen irgendwo zwischen 20 und 40 Jahren bevorzugen dieses Weiblichkeitsbild). So, aber ich geh mich mal hübsch machen für’s Kochen. Zu viel Sozial-Politik gehört sich schließlich nicht für Frauen.
21. September 2008 um 13:41
Dass (nur in Österreich ?) bei Volkszählungen angegeben werden muss, wer der jeweilige Haushaltsvorstand ist. Wenn dann speziell auf dem Land die Frau als solcher genannt wird, braucht der einer Partnerschaft mit diesem Flintenweib lebende Mann nicht mehr damit rechnen, in diesem Leben von den meisten anderen Dorfbewohnern noch irgendwann ernstgenommen zu werden.
21. September 2008 um 13:45
Niemals würde ich meine Anmerkungen mit einem wedelnden Zeigefinger schreiben, den brauche ich ja schließlich zum Tippen … Natürlich gibt es in unserer Gesellschaft Sexismus und Geschlechterstereotypen, aber es gibt meiner Meinung nach auch viele vernünftige Entwicklungen. – Welcher Sexismus mich nervt? Das darf doch aber eigentlich nicht unter der Überschrift »Feminismus-Stöckchen« berichtet werden. Ich habe mich da extra zurückgehalten ;-)
21. September 2008 um 16:33
11. Dass Feminismus als Frauensache betrachtet wird.
21. September 2008 um 18:03
Die Behauptung, Frauen sei Karriere ja “einfach nicht so wichtig”. Mit deutlichem Unmut, wenn es denn einmal anders aussehen sollte.
21. September 2008 um 18:45
Eventuell off topic? Egal.
Heute in der FASZ ein sehr aufschlussreiches Interview mit dem transsexuellen Stabhochspringer Balian Buschbaum (vormals Yvonne) darüber, was Testosteron an Körper und Psyche ändert.
Und schwupps, Biologismen vs. Sozialisation…
21. September 2008 um 19:06
Der Spiegel titelt ja auch gerade wieder: Männer wollen Karriere, Frauen suchen das Glück. Habe den Artikel noch nicht gelesen, ergänze aber dank des dusseligen Titelbilds die Liste:
12: Sinnlose Tittenbilder bei eigentlich seriösen Publikationen.
21. September 2008 um 19:53
@generator: ja, das Interview ist hochinteressant, hat heute bei uns am Frühstückstisch zu einer langen Diskussion geführt.
@Anke: Zustimmung. Da nehmen sich »Stern« und »Spiegel« nicht viel. Wobei der »Stern« auch schon den einen oder anderen Mann als Sichtobjekt auf dem Titel hatte. Obwohl: der »Spiegel« und seriös … passt das noch?
21. September 2008 um 20:04
Interessante Punkte! Ich hätt noch was (Anmerkung: Ich arbeite in einem extrem männerdominierten Umfeld – 10% Frauenquote ist noch hoch da):
* Breitbeinig sitzende Kerle in der U-Bahn, die mindestens 1,5 Sitzplätze belegen. Wenn ich gut drauf bin, knall ich denen erstmal mit Schwung _mein_ Knie gegens Bein.
* In technischen Fragen immer automatisch erstmal als Deppin behandelt zu werden. Respekt und Konversationen-auf-Augenhöhe muss ich mir erstmal hart erarbeiten.
* Frauen als Minderheit / Sonderfall betrachten und ansprechen.
* “Frauen” sagen, wenn man eigentlich “Erziehungsverantwortliche” meint. (quasi Punkt 6 auf Ihrer Liste)
* Am neuen Arbeitsplatz in großer Runde vorgestellt werden, und als positives Hauptmerkmal meiner Einstellung wird vom Chef angeführt, “damit sind wir jetzt die Abteilung mit dem höchsten Frauenanteil!”
* “Manntage”, “Da haben die Jungs dann”, “Sehr geehrte Herren” (alles schon vorgekommen, ohne Witz jetz – leider)
21. September 2008 um 20:35
Dass es keine meiner Kolleginnen ärgert, dass in unserer ansonsten rein weiblichen Abteilung vier der insgesamt fünf Männer Führungspositionen haben. Und dass es nur eine Führungsposition gibt, die mit einer Frau besetzt ist.
22. September 2008 um 14:29
Der Handwerker, der langsamer redet, wenn er mir etwas erklärt. Oder lauter. Oder direkt fragt: “Iss ihr´n Mann do?”
“Nein, ich bin die Bauleiterin”
Wissender Blick zum Kollegen oder schallendes Gelächter.
Wenn bei Elternausschusswahlen dringend nach einem männlichen Kandidaten verlangt wird, damit “der mit den Lehrern reden kann”.
“Ihr Frauen geht doch immer im Grüppchen auf´s Klo.”
“Kriegst wohl deine Tage?!”
22. September 2008 um 22:45
hihi, frau mutti: “wissen sie, warum männer immer alleine auf’s klo gehen?” musste ich neulich auf die grüppchen-bemerkung fragen. “hahaha, nein, was kommt denn da jetzt?” war die antwort. “na, weil ihr immer angst habt, dass der nachbar eine schublehre mithat.” langes, langes nachdenken der y-chromosomenträger. dann schweigendes ab durch die mitte. ICH hab meine bemerkung ja lustig gefunden, aber ich bin ja auch eine frau.
24. September 2008 um 14:58
danke u.a. auch an “Frau … aeh … Mutti” sowie 1st of all Kaltmamsell …
xte : gerade heute und jetzt aktuell unter FAZ online
“Wie die Standfrau auf dem Viktualienmarkt” aka “das BMW 135i Cabrio” = Bildlunterschrift. No further comment.
Und weiter die Headline “Die Zartheit gealterter Salatblätter auf den Schultern der Lust”
Von Wolfgang PetersThank you for playing. Welcome back to Germany.<
24. September 2008 um 20:47
Noch einer aus aktuellem Anlaß:
Wenn der Texter, der grade über Recruiting und HR-Management schreibt, denkt, der einzige Grund eine Stelle in einem Unternehmen für eine Zeit zu verlassen, wäre “maternity leave”. How about paternity leave? Parent leave? Hei, Sprache ist doch so was Feines, wenn sie bewußt benutzt wird! Und sie entlarvt so schön doofe Denkmuster…
(Mal abgesehen von 100 anderen Gründen, die es noch für so eine temporäre Auszeit gibt).
Wenn ich mir jetzt noch von dem anhören muss, ich wäre picky, dann geht’s aber los hier.
1. Oktober 2008 um 15:40
Zu 4.: ist zwar erst mal teuer und aufwendig, aber eine Mirena ist überaus zu empfehlen und reduziert das Menstruationsproblem auf ein zu vernachlässigendes Minimum.
Mein Ärger:
Kollegen in meinem Alter, die mir herablassend erklären, sie fänden es schon wichtig, dass die Kinder in den ersten Jahren bei der Mutter wären, obwohl besagte Kollegen in einem der wenigen Berufe arbeiten, in dem man eh so gut wie keine Karriere machen kann und sie sich auch als Mann ohne Probleme in Teilzeit schicken lassen können. Aber nicht mal dran denken! Aber alles mit dem Kindeswohl verbrämen!
18. Dezember 2008 um 14:53
1) Sie haben doch sicher schon Wehr/Zivildienst geleistet? Falls nicht – kein Job!
2) Sie als Mann sind genau so gut als Amtsleiter geeignet wie Ihre Mitbewerberin? Tja, schade, da haben Sie das falsche Geschlecht und werden positiv diskriminiert – die Dame bekommt den Job.
3) Sie interessieren sich, wegen der kürzeren Lebenserwartung der Männer, für den Männergesundheitsbericht? Pech gehabt – es gibt nur Frauengesundheitsberichte.
4) Sie großer Kerl sitzen um Rollstuhl und wurden Opfer einer Gewalttat? Pech gehabt – laut Sozialgesetzbuch wird ausschließlich weiblichen behinderten Gewaltopfern ein Selbstbehauptungskurs als gesetzliche Sozialleistung bezahlt, männlichen behinderten Gewaltopfern nicht.
5) Sie wollen als Mann die Riester-Rente? Tja, da müssen Sie so viel einzahlen wie Frauen, obwohl sie viel weniger herausbekommen.
6) Du bist ein Junge und gehst noch zur Schule? Tja, Pech gehabt – für gleiche Leistungen bekommst Du eine Note schlechter als Mädchen.
7) Du möchtest einen Job als Gleichstellungsbeauftragter antreten? Oh, wieder mal Pech – das dürfen nur Frauen.
8) Deine Frau ist eine alkoholkranke Furie, die Dich blutig geschlagen hat? Das ist zwar traurig, aber Männerhäuser gibt es nicht, der Staat unterstützt nur Frauenhäuser
9) Rund 90% der Obdachlosen sind Männer und Du gehörst dazu? So ein Pech – Einzelzimmer in Pensionen haben wir nur für Frauen.
10) Du möchtest in der Buchhandlung Werke von Hoffmann, Gogolin oder van Creveld kaufen? So ein Pech – da gibt es nur Bücher über Frauen als Opfer oder ein Manifest zur Vernichtung der Männer.
… und noch viele mehr …
Joe
18. Dezember 2008 um 22:16
Für 1), 2), 6), 7) würden mich Quellen und Belege interessieren.
3) ist falsch. Vielleicht mögen Sie mal beim Robert-Koch-Institut recherchieren, oder einfach bei Google nach “Männergesundheit” suchen.
10) Ist falsch. Allerdings würden mich diese Buchläden interessieren, die nur “Bücher über Frauen als Opfer oder ein Manifest zur Vernichtung der Männer” im Angebot haben – kling fast schon lustig skurril.
4) und 5) müsste ich nachrecherchieren.
Über 8) und 9) könnte man diskutieren – aber das wollen Sie vermutlich nicht.
19. Dezember 2008 um 12:53
Nur kurz:
Einfach mal bei jungen Männern nach ihren Einstellungsgesprächen fragen. Mädels dürfen zwar nicht nach Schwangerschaft, Jungs aber sehr wohl nach abgeleistetem Dienst gefragt werden.
Die bevorzugte Einstellung und Beförderung von Frauen im öffentlichen Dienst ist seit Jahren in jeder Stellenausschreibung nachzulesen – ist ja Vorschrift
Das Geschlecht ist für die Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte unverzichtbare Voraussetzung im Sinne des § 611 Abs. 1 Satz 2 BGB, so dass die Einschränkung auf Frauen keinen Verstoß gegen Art. 3 Abs. 3 GG und gegen das Benachteiligungsverbot des § 611a Abs. 1 Satz 1 BGB darstellt – ganz plumpe Männerdiskriminierung also.
In §44 SGB IX wird ausschließlich weiblichen behinderten Gewaltopfern ein Selbstbehauptungskurs als gesetzliche Sozialleistung bezahlt, männlichen behinderten Gewaltopfern dagegen nicht
Zudem sind ohnehin 2/3 aller Gewaltopfer – männlich.
Angesichts der 17 Frauengesundheitszentren (kein einziges Männergesundheitszentrum) und der staatlichen Frauengesundheitsberichte hilft der Hinweis auf das Robert-Koch-Institut wenig weiter.
Die Benachteiligung der Jungen bei den Schulnoten gibt sogar das Bildungsministerium offen zu – und fördert weiter Mädchen:
„Für den Übergang in weiterführenden Schulen hat die Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) in Hamburg herausgefunden, dass Jungen nicht nur generell seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten, auch bei gleichen Noten werden sie seltener von den Lehrkräften für gymnasialgeeignet angesehen als Mädchen.“ und auf Seite 16 :„In allen Fächern erhalten Jungen auch bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten.“
Der ganze Bericht: http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf
Und so lustig es klingen mag: Buchhandlungen führen fast nur ‘Literatur für Frauen’, darunter viele offen männerfeindliche Titel.
Bei 8) und 9) ist die Bevorzugung von Frauen doch eigentlich offensichtlich …?
Joe
10. August 2009 um 22:09
Vor allem
“10. Jeden Satz, der mit „Männer sind halt“ oder „Frauen sind halt“ beginnt.”
hat meine volle Zustimmung (der Rest übrigens auch:-)
11. August 2009 um 11:28
Oh, wie schön – eben entdeckt, dein Blog. Feminismus mit Kochleidenschaft gefällt mir, nicht zuletzt, weil ich auch von beidem befallen bin.