Beifang aus dem Internet
Dienstag, 10. Juni 2014 um 8:09Katia Kelm ist Künstlerin. Eine der wenigen, die ich persönlich kenne, davon eine der noch wenigeren, mit deren Werk ich viel anfangen kann (schrieb ich schon mal).
Als in den vergangenen Wochen Bilder von ihr mit Staffel- in der Wallachei auftauchten, dachte ich erst an einen Scherz, aber sie hat das tatsächlich gemacht:
“Viele Fliegen und ein Kuckuck”.
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Volker Ladenthin lehrt Historische und Systematische Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn. Er prognostiziert:
“Bildungsdefizite durch verkürzte Schulzeit: ‘G8 wird die Studienzeit verlängern'”.
Das bisherige Leben scheint nur in Klassenzimmern und Kursen und der genehmigten Peergroup der Gleichaltrigen und Freunde stattgefunden zu haben. Eigene Erlebnisschilderungen („Beispiele“) beziehen sich auf Schule, Elternhaus und die ganz enge Peergroup oder aber – sehr häufig – auf mediale Klischees („Vater arbeitslos, Mutter trinkt“). Lebensweltliche Konfliktsituationen werden entweder als bereits von anderen geklärt oder als individuell beliebig lösbar entproblematisiert. Zusammen mit mangelnder Urteilskraft ist das ein Problem für Handlungstheorien und sozialwissenschaftliche Theoriebildung. Pädagogisches Handeln wird mechanistisch als Aktion und Reaktion begriffen: „Wie muss man mit auffälligen Schülern umgehen?“
Doch beschreibt er nicht im Grunde die Haltung und Informationsverarbeitung des Bevölkerungsdurchschnitts (einschließlich der Medien)? Und auch in meinem ausführlichen Studium erinnere ich mich, war es nur eine Minderheit der Kommilitonen und Kommilitoninnen, die reflektiert und mit Weitblick herangingen: Die meisten wollten halt ihren Studienabschluss und basta.
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Brot! Ganz wie früher!
Wie bei so vielen Achfrüherwarallesbesser-Seufzern lohnt sich genaues Hinschauen und Durchzählen:
“Echtes Brot? Wirklich?”
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Novemberregen hat sich wieder die Mühe gemacht, etwas Komplexes so zu erklären, so dass man es lesen mag und versteht. (Denn nein: Manche Dinge sind eben nicht einfach und eine Vereinfachung verfälscht sie.)
Diesmal:
“Europäische Kommission”.
Ältere Serviceposts erklärten Fußballturniere und Ostern.
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Vielleicht kann man die westliche Zivilisation mittlerweile in zwei Gruppen teilen: Die eine kennt als Schriftart für auszudruckende Zettel nur Comic Sans, die andere macht Witze darüber. Aber wussten Sie überhaupt, wer sie warum erschuf? Dann wird’s Zeit:
“The Comic Sans creator explains how he made the world’s most-hated font”.
(In Wirklichkeit geht der Artikel um die Boring Conference, aber das macht nichts.)
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Der Postillon:
“EuGH-Urteil: Spanien muss vakante Königsstelle EU-weit ausschreiben”.
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Abschließend noch etwas, was sich bewegt und Töne macht:
Disability is not an achievement.
Ich merke mir den Begriff inspiration porn. (Weiß aber, wie schwierig es ist, ihn gutherzigen Nichtbehinderten zu erklären, die es doch nur gut meinen.)
via @christiane
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Beifang aus dem Internet“
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10. Juni 2014 um 15:19
Ich wunderte mich schon, wieviele Leute sich von einer mir bis dato ganz unbekannten Site aus meinen “Echtes Brot”-Post ansehen, aber, kein Wunder, hier triffen sich ja verwandte Seelen, was den Humor betrifft!
Und was die “inspiration porn” anbelangt – mein Blog-Post “Mexikanische Conchas” (http://brotandbreaddeutsch.blogspot.com/2013/12/mexikanische-conchas-susse.html) wurde von zahlreichen Interessenten aus Russland GAAANZ anders als Inspiration zum Brötchenbacken verstanden ;)
Liebe Grüsse aus Maine
Karin
10. Juni 2014 um 15:44
Hab übrigens auf deinen Post zurückgelinkt. Schliesslich ist eine Vorspeisenplatte ja auch wirklich nichts wert ohne eine gutes Brot.
13. Juni 2014 um 8:35
Seufz. Wieder mal gelernt, es ist alles anders als man lernt – Schule dauert doch lang, echtes Brot ist schlimm, Europa verständlich, draußen Malen schlimm UND schön, und Menschen als behindert zu behandeln, war für uns auch schon leichter.
Ich finde aber schon, dass jeder manchmal durchaus einen Achievement Award verdient hat, wenn er oder sie morgens aus dem Bett findet. Heute wär so ein Tag.
15. Juni 2014 um 20:19
Darf ich auf meinen Beifang der Woche, lolmythesis.com, hinweisen?
Wer jemals eine Diplom- oder Doktorarbeit geschrieben hat und dann nach Monaten erkannt hat, dass sein Wissenszuwachs 0,0002 beträgt, freut sich sicher über die in 140 Zeichen zusammengefassten Arbeiten von Leidensgenossen. :-)
15. Juni 2014 um 23:21
Susann, danke für den Link! “Sailboats go faster when there’s more wind.” – eine von Life’s persistent questions wurde endlich schlüssig beantwortet!
16. Juni 2014 um 9:47
@Karin
Wahnsinn, oder?
“We still don’t know how the brain works.”
ist auch elegant in seiner epigrammhaften Kürze und sehr ehrlich. :-)
16. Juni 2014 um 14:11
:)
18. Juni 2014 um 5:22
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Gerne gelesen
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