Bachmannpreis 2015, Tag 2

Freitag, 3. Juli 2015 um 19:14

Heute war die Jury fast gesammelt fast immer meiner Meinung – wenn auch fast durchgehend auf höherem Niveau.

Das ORF-Theater war voller als am ersten Tag: Heute kamen auch Schülerinnen. So stand ich am Vormittag erst mal im Gang. Vor mir zwei junge Mädchen:
„Die dischkutiern ja dann auch noch, oder?“
„Is des lang?“
„Voll lang.“
Ich habe wieder den Eindruck, mit der heutigen Jugend ist alles in Ordnung. (Mit ähnlich ambitionsloser Offenheit und Neugier hätte ich vermutlich in dem Alter solch ein Angebot der Deutschlehrerin angenommen.)

Zu dem Ärgernis des Platzbesetzens in der Mittagspause (ich geriet am Ende der Lesungen mit einer solchen Besetzerin fast ins Streiten) kam ein weiteres Ärgernis: Moderator Christian Ankowitsch musste am Vormittag und am Ende recht böse mahnen, das Publikum möge doch das Ende der Übertragung abwarten, bis es sich unterhalte, zusammenräume und aufbreche: „Das ist hier keine Privatveranstaltung.“ Auch die Besetzerin neben mir hatte zu den Zuhörern gehört, die noch während seiner Abmoderation vor laufender Kamera angesetzt hatte, sich kruschtelnd an mir vorbei nach draußen zu verziehen.

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Klischee ist ja eigentlich das Ausarbeiten und Proben der eigenen Oscardankesrede („I thank the Academy…“). Bei mir ist diese Oscarrede seit einigen Jahren das Ausdenken meines Vorstellungsfilmchens für die Teilnahme am Bachmannpreis. Ich hatte schon viele Konzeptideen, seit heute denke ich mir ein Filmchen ohne Text aus, in dem ich beim Gewichtheben gezeigt werde, meine schweißigen Muskeln in Nahaufnahme, dann beim Holzhacken, dann wie ich von schräg unten mein markiges Kinn gen irgendwas zu bezwingendes recke, dann meine breitschultrige Silhouette im Gegenlicht in heruntergekommener Industrieumgebung. Gerne mit regelmäßigem Gegenschnitt auf einen hübschen jungen Mann, der irgendwas expressiv Anhimmelndes an mir tut.

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Mag sein, dass ich mich von Peter Truschners Filmchen inspiriert fühle. Er las auf Einladung von Stefan Gmünder „RTL-Reptil“, überdynamisch und mit regelmäßigem Seitenblick zur Jury. Es passierte sehr wenig in der Geschichte, ich bekam ein Portrait eines Menschen, der mich nur mittelmäßig interessierte und der Pokerschulden hatte. Persönliches Lob: Echtes Pokern spielt eine Rolle, es wird sogar ein konkretes Blatt genannt. Doch dann wechselt auch noch auf der vorletzten Seite die Erzählperspektive mit plumpstem foreshadowing, bevor die Geschichte so richtig schlecht wird.

Meike Feßmann nannte den Text eine „Männerphantasie“, in der das letzte Fünkchen des Prinzips Hoffnung verlösche. Sie fand es „schwierig“, dass die Innensicht der zentralen Figur einen auktorialen Erzähler zur Seite gestellt bekommen habe, der uns sage, was wir denken sollen. Dass der Text ihn brauche, um überhaupt klar zu machen, was er wolle, nannte sie „unglücklich“. Ihr Urteil: „Literarisch nicht gelungen.“

Stefan Gmünder verteidigte die von ihm vorgeschlagene Geschichte: Er sah „den Untergrundstrang durch Rohheit überspannt“ und die Themen Allmacht / Ohnmacht „sehr gut durchgeführt“.

Klaus Kastberger vernichtete noch deutlicher als Feßmann. Er habe „gar nicht das Gefühl, dass da ein Autor war“: „Da liegt mitten vor uns ein riesengroßer Haufen Floskeln“, und er habe den Autor nicht mal damit kämpfen sehen. Seinem Eindruck zufolge habe er die Aufgabe, irgendwas damit zu machen, an die Leser abgegeben.

Hubert Winkels wiederum nannte den Text „sehr subtil gebaut“, neun Zehntel „Motivationsanalyse“ und verglich ihn in seinem Zulaufen auf die Tat mit griechischem Drama: Schlechtes Gefühl beim Gedanken an den Tod der Oma, am Ende mutmaßliche Ermordung ihrer Stellvertreterin. Das Problem war für ihn, dass der Text „die Erzählhaltung nicht in den Griff bekommt“, das ständig erklärt werde.

Den Protagonisten zwischen Allmacht und Ohnmacht sah auch Hildegard Keller. Doch genau da verortete sie auch die Erzählweise. Sie spüre eine starke Suche nach Expressivität, doch sie gelinge ihm nicht, dazu kämen richtige Fehler in Wortwahl und Metaphern. Keller diagnostizierte „eine Welterklärungspose, aus der der Autor nicht herauskommt“.

Keller hatte Horvath erwähnt, Kastberger nahm das auf: Während Horvath die Phrase überführe, könne der Autor schlicht nichts anderes.

Sandra Kegel entnahm dem Text, dass die Figur zwar den Kosmos durchschauen könne, aber ihn nicht durchbrechen. Sie fühle sich durch die ständigen Erklärungen an „Sozialarbeiter-Agitprop“ erinnert. Die Ausgangsthese des Textes, dass alles möglich ist, löse er nicht ein.

Juri Steiner hatte das Leben in der Tonne Realität werden sehen. Die Figur oszilliere, doch alles sei schon zu spät. Er sah den „schlafenden Terrorismus unserer Zeit“ dargestellt und fand den Text „interessant“. Er verteidigte auch seine sprachlichen Mittel: „Die Welt ist Phrase!“ Gmünder nahm das auf und behauptete: „Mit dieser Figur verlassen wir die literarische Komfortzone.“

Nun wich Kastberger zum ersten Mal auf die Metaebene aus: Steiner habe das „gigantische Talent“, Defizite eines Texts durch Interpretation auszugleichen (sollte er jemals einen Text haben, wolle er unbedingt, dass Steiner ihn bespreche). Der Text sei phrasenartig und tue nichts damit; er habe keine literarischen Mittel, damit umzugehen. Kegel erwähnte die ständige Verwendung von „man“, was Kastberger als „Jargon der Uneigentlichkeit“ bezeichnete.

Winkels verwies darauf, dass eigentlich jedes Jahr ein Text mit solchen Jargon zu den Bachmannpresivorschlägen gehöre.

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Den Text von FALKNER (auf der Autorenseite ist ihr Künstlername auch noch gebrüllt) bekam ich zunächst nicht mit, weil ein sehr unruhiges Kommen und Gehen zwischen den beiden Kandidaten herrschte, dadurch Sitze in der ersten Reihe frei wurden, und einer der ORF-Fernsehleute sie hastig besetzen musste – unter anderem mit mir (Glück gehabt, im richtigen Moment einen Blick aufgefangen). Aber bis ich mich zurechtgerückt hatte und den halben Hausstand der Vorsitzerin unterm Stuhl verstaut, war FALKNER schon mitten drin in ihrem von Klaus Kastberger vorgeschlagenen „Manifest 47“. Ich brauchte die eine oder andere Minute, bis ich begriff: Nicht realistisches Erzählen! Dann schufen die Bilder, Wiederholungen und Wortmusik schnell ein Bild mit viel Atmosphäre vor meinem inneren Auge, ich hörte eher Sprechgesang als einen Text, das aber sehr dicht und reich. Ein wenig rausgerissen wurde ich nur durch konkrete Zahlen: 70 Menschen auf dem Platz, in zwei Runden wird auf sie geschossen, dreimal wird jeder fünfte erschossen – ich begann zu rechnen, wie viele jetzt noch übrig sein könnten.

Feßmann griff als Erstes das Motive der Ordnung und des Sortierens als Vorlauf des Exekutierens auf. Die Logik des Textes sei die Fragmentierung, die gegen die Ordnung gehalten werde. Sie habe schon andere Texte von FALKNER gelesen, und alle enthielten diese Elemente. Dass er insgesamt ereignislos sei, sah sie als „Sinn der Übung“: „Die Ästhetik geht durchaus auf.“

Eine politische Parabel sah Kegel in dem Text, mit Scharfschützen, Staatsmacht, Brutalität, Selektion, doch die Demütigungssituationen seien alle bekannt: „Der Text kommt nicht darüber hinaus.“ Sie störte sich zudem an der manieristischen Verwendung der Satzzeichen.

Gmünder meinte, er habe den Text gerne gelesen, „die Herrschaft der Vielen über die wenigen“. Er sah das Frankensteinmotiv, Calvinos Baron auf dem Baum, fand aber, der Text baue Bedeutung auf, die er nicht einhalte.

Winkels ging erst auf die „Choreografie der Körperteile“ ein, dass wir bald schon nicht mehr über Gemetzel und Grauen erschreckten. Doch dann beleuchtete er den Titel: Ein Manifest sei doch eigentlich normativ. Dieses aber nicht, jedes Angebot, das der Text mache, ziehe er wieder zurück. Auf die Gattung ging dann Kastberger ein (auch wenn er nicht „germanistische Proseminaratmosphäre aufkommen lassen“ wolle). Ein Manifest lasse sicher keinen Raum für eine allegorische Lesart. FALKNER habe beschlossen, nur noch Manifeste zu schreiben; die Aussage dahinter: Nur noch als Manifest ist literarisches Schreiben möglich. „Zu einem Manifest greift man, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist“, „Sprache im Modus des Ausnahmezustands“, und den sah er im Kern Europas, wo Kastberger das „das sind keine Menschen“ bitterste, krude Realität nannte.

Jetzt habe aber er, Kastberger, die Lücken und Defizite des Textes ausgeglichen, konstatierte Keller (fand Kastberger anscheinend nicht lustig). Es seien so viele Köder ausgelegt: Eingelagerte Liebesgeschichte als klassische Perspektive für Unversehrbarkeit, „alles finster invertiert“ wie ein Garten von Hieronymus Bosch, doch ihrer Meinung nach könne der Text nur vorgelesen bestehen.

Steiner wollte noch etwas Gutes über den Text sagen: Er sei ein Manifest von wir und die anderen, es würden Gegensätze geschaffen, die es zu überwinden gelte. Freundschaft und Liebe seien selten in Manifesten, er sehe ein „Metamanifest, das sich in den Schwanz beißt“.

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Juri Steiner hatte Tim Krohn vorgeschlagen, der in seinem Einführungsfilm die Arbeit an seinem Haus auf einem Dorf als eigentlich wertvolle Arbeit im Gegensatz zur Kunst anpries. Seine Geschichte „Zum Paradies“ hörte ich sehr gerne und interessiert: Adam und Eva, wie sie sich im Alltag außerhalb des Paradieses zurecht finden.

Steiner erzählte, dass er bis zu diesem Text nicht gewusst habe, dass die Geschichte von Adam und Eve auch interessant sein könne: „In dieser Jagd passiert alles, was die Menschheit ausmacht.“ Und dass es Eva sei, die das erste Töten erledigen müsse, sei für ihn ein besonderer „Twist“.

Für Feßmann war es die Textform der Parabel um die Frage „Darf man töten?“. Sie fand die Abweichung, dass Adam Eva braucht, seltsam, bemerkte, „dass beide Irrsinns-Sophisten sind“, fand den Traumvergleich mit dem Trumpf Gott „eine aparte Idee“. Doch sprachlich sei „die Bibel doch interessanter als diese bräsige Nacherzählung“.

Keller erklärte den Hintergrund, dass Krohn auch in der Vergangenheit viele Mythen und Traditionen nacherzählt habe; jetzt sei die Bibel dran. Adam&Eva-Nachdichtungen gebe es seit Jahrhunderten, bis Daniel Defoe sie durch Robinsonaden in die Jetztzeit gebracht habe. Sie verwies darauf, dass die Frage des Tötens in der Bibel eigentlich durch die Kain&Abel-Geschichte behandelt werde, hier gehe es um Tiere. Doch der Text „schwankt vom Publikum her“: Manchmal erscheine er wie eine Welterklärungsgeschichte als Jugendbuch.

Kegel prägte das Wort des Tages: Sie sah den Text als „veganen Ursprungstext“, als „Veganesis“ (für einen kurzen Moment fehlte Daniela Strigl nicht mehr so schmerzlich) – Töten von Tieren sei wohl nicht so gut. Doch sie bemängelte, dass es Adam an Phantasie fehle; sie habe sich gewünscht, dass er sich die Welt nochmal neu erfinde.

„Mir hat diese Welt eigentlich ganz gut gefallen“, widersprach Kastberger. Aber er klagte, der Baum der Erkenntnis habe offensichtlich nicht viel gebracht, die Figuren hätten „das Reflexionsniveau einer Sechsjährigen“. Aber er sei bei Welterklärungsfolien auf Basis der Bibel ohnehin misstrauisch.

Winkels hingegen kritisiert, dass sich der Text nicht auf seine Vorläufer beziehe – das dürfe bei diesem Thema höchstens ein Kinderbuch. Er nehme eine Energie auf, die schon da sei, und mache damit nichts.

Gmünder meinte, eigentlich möge er das Rearrangieren von Elementen. Doch hier sehe er nur „Pappkameraden“, am lebendigsten sei noch das sterbende Reh. Er habe sich schwer getan mit dem Text.

Steiner hingegen indentifizierte sich ganz mit diesem Adam: Wäre er so aus dem Paradies geholt, ginge es ihm ähnlich. Außerdem liebe er den Text wegen seines „Märchenpotenzials“. Kastberger meinte, er an Adams Stelle hätte das viel mehr als Befreiungsakt gesehen.

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Monique Schwitter kam auf Einladung von Hildegard Keller und hatte einen wunderbaren Film zur Vorstellung dabei (Stop Motion!). Sie las „Esche“, eine realistische Familien- und Beziehungsgeschichte mit Alltag, Interaktionen, schönen Dialogen, erzählten und nicht erzählten Hintergründen, Bizarritäten, scheinbar heiter. Ich fühlte mich sehr an besten John Irving erinnert.

Ebenso angetan war die Jury. Kegel fand, in diesem „Dreieckstext“ liege alles im Erinnern und Vergessen, außerdem sei sie von dem Körperlichen darin fasziniert, auch von seinem Bewegen und Verharren.

Kastbeger lobte, sonst sei er bei Texten mit vielen Namen schnell überfordert, doch hier nicht: „Glänzend und gelungen“ sei der Rahmen, in dem sie auftauchten, nach dem „Wucherungsprinzip“. Er nannte die einzelnen Geschichten darin „sehr, sehr schräg, aber nicht zu schräg“ und mochte die Frechheit.

Winkels grübelte, warum wohl alle den Text sofort gemocht hätten. Es liege möglicherweise an der Geometrie, die er mit barocken Opern assoziiere, an den Punkten, wie die Menschen zusammenkommen. Es gebe keinen psychologischen Überschuss. Gmünder meinte, es seien die Leerstellen, die es ausmachten.

Keller äußerte ihre Freude über die Begeisterung. Sie habe die Autorin und den Text eingeladen, weil die Geschichte so beiläufig daher komme: Verschiedene Paare, Liebe in vielen Varianten, alles in doppelter Spiegelung von Sein und Schein, durch die Kinderperspektive mit Magie.

Kastberger nahm Winkels’ Verweis auf Barock auf: Es handle sich ja um eine Allegorie, in einem Rahmen, um eine „Mikro-Allegorie“, um „Bonsai-Barock“.

Auch Steiner mochte den Text und seine Entropie der Liebe; gerade der, der angeblich mit der Liebe abschlossen habe, befasse sich am meisten mit ihr.

Feßmann gingen die Vergleiche mit dem Barock zu weit: Es tauchte zwar die „Sittenverwahrlosung der Senioren in Buxtehude“ auf, doch die Erzählerin wolle gerade Stabilisierung. Sie musste sich korrigieren lassen, sie habe eine falsche Vorstellung von Barock: Die Kunst sei damals sogar besonders formal und geordnet gewesen (Gärten!).

Steiner sprach noch das Element fehlender Empathie an, die die junge Generation verstöre. Doch Keller widersprach: Es gehe um Spielarten der Liebe, sie sehe keine Trostlosigkeit. Winkels unterstrich das durch die Beobachtung, der Geschichte fehle jede Moralisierung.

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Ronja von Rönne las auf Einladung von Hubert Winkels (und ohne Vorstellungsfilm) „Welt am Sonntag“. Ich erkannte in der Ich-Erzählung einer jungen Frau, die allein in einem Hotelbett aufwacht und dann durch die Stadt zieht sowie in der Vorlesestimme den Tonfall und Jargon einiger YouTube-Kanäle junger Frauen, ein alterstypisches Augenrollen und Sinnsuchen – ein ganz bestimmtes heutiges Stereotyp. Sie interessierte mich nicht sehr. Die Jury guckt wahrscheinlich keine YouTube-Kanäle (so wie sie vergangenes Jahr eine Mutti-Tirade nur als originell ansehen konnte, weil sie keine Mutti-Blogs liest).

Feßmann sprach von einem Text, in dem alles Pose sei, „demontative Pose“, Pose und Provokation. Sie erinnerte er an das „Dekadenzphänomen“ von 1999 mit Stuckrad-Barre und Kracht. „Durchaus amüsant“, aber auch „komplett ärgerlich“ und „gnadenlos banal“. Sie räumte allerdings die Möglichkeit ein, es könnte provozierend sein „welche Banalität mir da als was Besonderes verkauft werden soll“.

Winkels gab die Pose zu, meinte aber, der Text behandle das „Sich-nicht-zurecht-finden“ als Problem; er bearbeite das Loch, das der dekadente Nihilismus der anderen hinterlassen habe. Die Figur fülle es mit der „Suche nach dem authentischen Moment“. Die Stimmung sei „auf eine sehr zeitgemäße Weise intensiv“.

Keller fasste zusammen, eine Ich-Erzählerin flaniere durch schöne deutsche Städte, die sie bei dieser Gelegenheit beleidige: „Absolut konsequent konstruiert.“ Doch ausgerechnet, wo sie Kakao mit Sahne finde, kippe sie.

Kastberger machte ein erstens, zweitens, drittens auf: Erstens lese er gerade einige sehr frühe Salinger-Geschichten, und schon 1952/53 gebe es die Party-Jugendlichen und ihr Hadern mit der Sinnlosigkeit. Der Unterschied in der heutigen Geschichte seien Wohlstand und Konsum, die zu anderen Coolnessgesten führten. Zweitens sei das der beste erste Satz seines privaten Rankings. Und drittens habe der Text die Moral/Warnung: „Wenn man den Sinn des Lebens sucht, soll man bitte nicht nach Karlsruhe fahren.“

Steiner sprach von der Dekadenz dieser „Generation Produktiv“ (so heißt sie in der Geschichte), die die Dekadenz zum Produktionsmittel mache. Doch der Text beschreibe auch die „Haarrisse in der Pose“.

Winkels fragt, warum immer nur von der Dekandenz im Text gesprochen werde und nicht von der Depression. Schließlich stelle sich die Erzählerin einen Suizid im Hotelzimmer vor und sich als Attentäterin.

Gmünder erwähnte die Zuschreibungen älterer Leute an jüngere, die Sehnsucht der jüngeren nach Intensität in einer normierten Welt; sie könnten der Propaganda kaum entgehen. Kastberger fragte allerdings, wer hier wem welche Rolle aufzwinge. Jugend sei schon immer von Rollenangeboten oder -zwängen unter Druck gesetzt worden, habe schon immer Wege des Ausbruchs gesucht. Diese Protagonistin hingegen wolle sich ja sogar anpassen.

Kegel sagte auffallenderweise nichts zu dem Text.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Bachmannpreis 2015, Tag 2“

  1. Ulrike meint:

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    Gerne gelesen

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  2. frauziefle meint:

    Tolle Zusammenfassung, wie immer, was nicht Schmälern, sondern noch mehr Lob ist!

  3. kecks meint:

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    Gerne gelesen

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  4. Joël meint:

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    Gerne gelesen

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