Fünf Fragen zur Demokratie

Montag, 5. September 2016 um 16:12

Bella, aka @DonnerBella machte sich am gestrigen Abend aus Anlass Gedanken über Demokratie. Und warf ein Demokratiestöckchen.
(Sehr schöne Überschrift übrigens: “Decisions are made by those that show up.”)

Was bedeutet der Begriff Demokratie für dich – unabhängig von seiner Definition?
Demokratie heißt aushalten, dass wirklich alle Menschen gleich viel wert sind. Auch wenn ich sie für dumm halte oder ihre Prämissen für grundfalsch. Auch wenn ihre Lieblingssendung Germany’s Top Model ist. Auch wenn ihnen im Leben alles hinterhergeworfen wurde und sie sich für nichts anstrengen mussten. Auch wenn sie nie auch nur auf einen Funken Selbstreflexion kommen.
Demokratie heißt aushalten, dass deshalb immer alles ausgehandelt werden muss. Darauf zu achten, dass jeder und jede etwas zu sagen haben. Argumentieren statt diktieren, auch wenn diktieren so viel flotter und effizienter wäre. Demokratie ist Arbeit, ständige Arbeit und deswegen scheißanstrengend. Doch jede Alternative widerspricht meinem tief verwurzelten Menschenbild.

In welcher Form bzw. unter welchen Umständen könntest du dir vorstellen dich außerhalb der Stimmabgabe politisch zu engagieren? Anders gefragt – was hält dich ab?
Leider kann ich mir politisches Engagement nicht vorstellen. Davon ab hält mich Faulheit: Das sieht alles so anstrengend aus. Abends statt zu lesen auf Versammlungen gehen, sich mit weiteren Menschen auseinandersetzen. Damit man überhaupt etwas erreicht, ständig Kompromisse schließen zu müssen. Das verbraucht ja schon im Arbeitsleben Großteile meiner Energie. Politik besteht aber in erster Linie aus dem das Finden von Kompromissen, nicht aus dem Durchprügeln von Idealen. Ich bin eine schäbige Demokratieschmarotzerin.

Kannst du dir vorstellen freiwillig in einer anderen Regierungsform als der Demokratie zu leben? Falls ja, in welcher?
Nein, wirklich nicht. Eine Königin zu haben, fände ich charmant, wenn sie anständig wäre und nichts zu sagen hätte – aber hier in meiner Kultur und in dieser historischen Konstellation wäre das aufgesetzt.
Oder vielleicht eine platonische Aristokratie mit lauter Philosophinnen und Philosophen (heute: Expertinnen und Experten) an der Staatsspitze? Doch das widerspräche meiner Grundüberzeugung, dass alle Menschen gleich viel wert sind.

Hast du schon einmal „aus Protest“ gewählt? Wenn nein, kannst du es dir vorstellen? Oder wäre Nichtwählen deine Form des Protests?
Ich wähle ja nicht mal taktisch, so unpolitisch bin ich. Ich wähle genau die Partei, von der ich möchte, dass sie regiert. Und genau die Kandidatinnen und Kandidaten aus der Liste, von denen ich möchte, dass sie mich, mich ganz persönlich, vertreten.
Und ich wähle immer. Damit ich hinterher nörgeln darf. Wer in einer Demokratie nicht wählt, darf meiner Überzeugung nach nicht nörgeln.

Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem politischen Gegner – unter allen Umständen? Gibt es eine Alternative zur Diplomatie?
Zusammenarbeit nein, nicht unter allen Umständen. Kommunikation ja. Diplomatie ist für den Umgang mit Menschen/Systemen gedacht, um die man einfach nicht herumkommt: Benachbarte Staaten zum Beispiel. Kompletter Abbruch aller Beziehungen geht praktisch nicht – selbst wenn das vornerum so behauptet wird, reden hintenrum dann doch Diplomanten miteinander. Und das ist wirklich gut so. Ich finde Diplomatie hochspannend – könnte es persönlich aber nicht. Umso mehr Respekt für die Menschen, die es in meinem Namen tun.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Fünf Fragen zur Demokratie“

  1. Mareike meint:

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    Gerne gelesen

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  2. iv meint:

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    Gerne gelesen

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  3. Brigitte Novacek meint:

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    Gerne gelesen

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  4. Neli meint:

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    Genau!

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  5. christiane meint:

    Empfehlung: David van Reybrouck über Demokratie: http://bit.ly/2c8Kxum. Sein Buch über die Geschichte des Kongos ist eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe.

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