Kurz vor eins (das hier startete früher doch ein bisschen später? jetzt Senioren-kompatibler), Pro7 ist noch am roten Teppich.
Ich erwische gerade Volker Bertelmann: Ausgerechnet die Musik von Conclave hatte mich enttäuscht – und die ist nominiert?
Eingangssongs der Hauptdarstellerinnen von Wicked, Ariana Grande und Cynthia Erivo – welche RÖHREN! Das Orchester dieses Jahr im Hintergrund der Bühne.
Gastgeber Conan O’Brien kommt in einem vorbereiteten Film aus dem Körper von Demi Moore im Film The Substance heraus, dann auch auf die Bühne. Bühnenbild wieder mit Jugendstil und Old Hollywood. Er thematisiert gleich mal die Uhrzeit: “Starts at 4 in the afternoon – everybody just had brunch!” Aha, also auch vor Ort seltsam. Spricht Ralph Fiennes korrekt aus: Reyf – erst beim Abendessen bekam ich einen Vortrag dazu von Herrn Kaltmamsell, dass das nämlich im britischen Englischen überhaupt die korrekte Aussprache ist. Flacher Amazon-Scherz (übernahm die 007-Rechte kürzlich), flacher Scherz über John Lithgow (auf ewig meine Roberta in The World According to Garp).
O’Brien wird ernst: “Any award show seems superfluous” angesichts des Leids, das Los Angeles erlitt (mit den Bränden) nun angesichts der Weltlage: Aber dieses Ritual zeige die Menschen, die im Filmbusiness sonst nicht im Rampenlicht stehen, wie Techniker*innen – und es werde bleiben.
Robert Downey Jr. präsentiert Actor in a Supporting Role – erster Blick auf Isabella Rossellini, die hinter dem nomnierten Guy Pearce sitzt! Es gewinnt Kieran Culkin, der einzige, den ich gesehen habe – und der in A Real Pain wirklich sehr gut spielte.
Oh Gott, in den Werbepausen quatschen die deutschen Moderatoren, das muss ich muten.
Der frühere Start der Awards Ceremony kommt mir durchaus entgegen: Ein paar Stunden vorgeschlafen, danach gehe ich nochmal ins Bett und habe dank des freien Rosenmontags auch wirklich Zeit für eine zweite Schlafrunde.
A Complete Unknown, einer der nominierten Flme, wird vorgestellt. Biopics interessieren mich halt praktisch nie.
Andrew Garfield und Goldie Hawn sind als nächstes dran. Goldie war sehr lang die am bewundernswertesten jung operierte Person in Hollywood – mittlerweile auch sie mit 79 Jahren weit jenseits der Grusligkeit. Animated Feature Film geht an Flow: Junger Mann dankt seinen “cats and dogs” – und weist darauf hin, dass das der erste lettische Film mit Nominierung ist. Garfield und Hawn präsentieren auch Animated Short Film: In the Shadow of the Cypress. Gewinner entschuldigt sich für sein schlechtes Englisch (iranischer Film) und dass er und die Dame neben ihm ablesen müssen: Bis zum Vortag hatten sie nicht mal ihre Visa und sind überwältigt.
Präsentation von Wicked als bester Film.
Conan O’Brien grüßt auf Spanisch, einer indischen Sprache, Scherz auf Chinesisch.
Fünf Präsentator*innen für bestes Kostüm – alle aus den nominierten Filmen: Sie sprechen über ihre Erfahrungen mit den Nominierten, das finde ich sehr schön. John Lithgow für Conclave! Wenig überraschend und auch von Lisy Christl prognostiziert: Wicked. Paul Tazewell weist beim Dank darauf hin, dass er der erste Mann of colour ist, der diesen Oscar bekommt.
Im Gegensatz zu meinen früheren Oscar-Nächten kein Bedürfnis nach Snacks, auf dem Tischchen neben dem Sofa steht nur eine Tasse Roibuschtee, die Kanne dazu auf dem Stövchen auf dem Esstisch. What you wearing? Grauen Samt, ganz edel! (Hausanzug von Tchibo.)
Nächste Film-Nominierung: Der aktuelle Dune-Film (habe den Überblick über all die Fortsetzungen von Filmen verloren). Man sieht mal den Mann zur Stimme, die die Hintergrundinfos zu den Gewinnern ansagt.
Beide Drehbuch-Oscars werden präsentiert von Amy Poehler (sie hätte mehr für sie typischen Text bekommen sollen). Original Screenplay für Anora, Sean Baker dankt auch der sexworker community, die ihm geholfen hat, nice.
Adapted Screenplay geht an Conclave – der einzige, den ich gesehen habe, der hatte aber wirklich ein gutes Drehbuch. Peter Straughan trägt am Revers die Farben der ukrainischen Flagge, widmet den Oscar seiner Tochter, die ihn blegleitet.
Janet Yang, Präsidentin der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, wird kurz eingespielt – ist damit ihre Rede abgefeiert? Das wäre ein eleganter Weg, die langweiligen Formalien unterzubringen.
Kostümwechsel für Conan O’Brien, er trägt jetzt Blau. Scarlett Johansson und eine Dame, die ich nicht erkannte, die aber gute Punchlines hatte, präsentieren.
Oscar für Makeup and Hairstyling bekommt The Substance – leider interessiert mich der Film überhaupt nicht (und Horror kann ich eh nicht sehen). Drei echte Menschen weil wenig Star-aussehend auf der Bühne – und wir bekommen den pflichtgemäßen französischen Akzent!
Halle Berry in sensationellem Kleid, dem besten bisher besten: Berichtet die Governors Awards. Sie kündigt ein James Bond Tribute an. Nach einem Film-Zusammenschnitt eine Tanzszene auf der Bühne, hm, schräg. Wird zu einem Medley aus Bond-Titelsongs, schon besser, aber mit teilweise anatomisch erschreckenden Kleidern (es gibt DAFÜR kompatible Brüste?). Man sieht nochmal das Orchester im Bühnenhintergrund.
Conan O’Brien mimt einen Werbespot für eine ganz neue Art des Streamings (das mag das Wort für Nicht-live-Fernsehen sein, das sich durchsetzt): Kinos.
Daryl Hannah präsentiert Film Editing: Anora. Nochmal Sean Baker, nachdem er auch Regie geführt hat, kann er den Scherz machen: “I saved the film in editing! This director should never work again.”
Divine Joy Randolph kommt auf die Bühne für Actress in a Supporting Role. Den Oscar bekommt Zoe Saldaña – die ersten Tränen auf der Bühne, sie beginnt ihren Dank mit dem Ruf “MAMI!”. Das Kleid ist nicht nett zu ihren Brüsten, sie tun mir sehr leid. Saldaña betont unter Tränen ihre Herkunft als Kind dominikanischer Einwanderer, die sich hart hochgearbeitet haben.
Die Show bislang eher verhalten, möglicherweise vor den realen Hintergründen beabsichtigt.
Production Design wird präsentiert von Ben Stiller – gleich mal in einem fehlerhaften Bühnenbild, aus dem er erst hochklettern muss. Der Oscar geht an Wicked – eine auch für Laien offensichtliche Leistung an Bühnenbild. Lee Sandales dankt auch seinem Ehemann, das könnte eine Premiere gewesen sein.
Mick Jagger als Präsentator! Er macht Alterswitze! (Der Mann ist 81.) Original Song geht an “El Mal” aus Emilia Pérez. Beim Dank nochmal französischer Akzent. Und sie singen!
Samuel L. Jackson und Selena Gomez kommen auf die Bühne. Documentary Short Film geht an The Only Girl in the Orchestra. Gewagte Kleider beim Dank an Molly O’Brien und Lisa Remington, einmal Vorder-, einmal Rückenausschnitt. “Art is giving meaning to the chaos we are living through now” im Dank, schön formuliert.
Documentary Feature Film-Oscar für No other land. Der Dank kann nur politisch sein, beleuchtet das Leid der Palästinenser*innen und der israelischen Geiseln (Film von einem israelisch-palästinensischen Team).
Spendenaufruf für die Leidtragenden der Brände in Los Angeles. Es zieht sich. Und mit fast zweieinhalb Stunden bereits bis jetzt fürchte ich Überziehung.
LA-Feuerwehrleute auf der Bühne – stehende Ovationen. Und drei davon dürfen Witze performen, wie charmant.
Miles Teller und Miley Cyrus präsentieren Sound: Dune: Part Two. Von den drei Herren im Tux kommen nur zwei zum Danken, der dritte wird von der Bühne gespielt. (Sie wollen’s wohl auch nicht zu spät werden lassen).
Gal Gadot und Rachel IchkenndieDameleidernicht für Visual Effects: Geht ebenfalls an Dune: Part Two. Hahaha, jetzt auch Schwäbisch auf der Oscar-Bühne! Gerd Nefzer.
Oj, die beiden nächsten Präsentationsmenschen kenne ich nicht, ich bin einfach aus dem aktuellen Filmgeschehen raus. Live Action Short Film: I’m Not a Robot. Großartiges rotes Kleid an Victoria Warmerdam.
Morgan Freeman kündigt die In Memoriam-Sequenz an – den habe ich auch so lange schon nicht mehr gesehen, dass ich von seinem Altern überrascht werden kann. Er erinnert an den eben verstorbenen Gene Hackman.
Auch Cinematography wird von fünf Darsteller*innen aus den nominierten Filmen präsentiert: Es gewinnt nun auch mal The Brutalist. Oh, da freut sich jemand ganz besonders, Lol Crawley. Er liest von einem vielfach gefalteten Blatt ab.
Penelope Cruz (yay!) für International Feature Film, es gewinnt I’m Still Here, wahrscheinlich nicht nur für mich eine Überraschung, erster Oscar-Gewinn für Brasilien.
Mark Hamill kommt zum Star-Wars-Theme auf die Bühne, er präsentiert Music (Original Score): The Brutalist von Daniel Blumberg. Aww, ein ganz schüchterner, er dankt vor allem den Musiker*innen, schön. Hm, der Film wird immer interessanter.
Oprah Winfrey und Woopi Goldberg zusammen – und Woopi ist die mit dem großen Kleid, Überraschung! Sie kündigen eine Homage an Quincey Jones an: Es singt Queen Latifah.
Cillian Murphy verkündet Actor in a Leading Role: Adrien Brody! Ich hätte die Auszeichnung Ralph Fiennes sehr gegönnt. Diesmal ist Brody beherrschter als damals bei seinem ersten Oscar (das war 2003, ich tue mir jetzt doch die beiden Pro7-Moderatoren in den Werbepausen an, sie erwähnen unter anderem solche Details), er hält eine philosophische Rede über das Schauspielen. Er bekommt viel Zeit für viel Dank, an alle und jeden, jetzt sind wir gleich beim Großonkel, “and who else?” – jetzt spielen Sie ihn aber endlich von der Bühne. Nein, er fängt nochmal an, und zwar von vorne, jetzt nochmal philosophisch. Ich bin müde.
Quentin Tarantino kommt zu tosendem Applaus auf die Bühne. Oscar für Directing: Anora, der dritte heute Abend für Sean Baker. Gedankt hat er ja schon, jetzt liest er was vor: Er macht Werbung fürs Kinogehen. “Filmmakers: Keep making films for the big screen!”
In Los Angeles ist es halb acht (die Kamera kam hinter der Bühne an einer Uhr vorbei): Mit diesen Zeiten kommen die Leute ja zum Abendessen wieder heim!
Emma Stone präsentiert Actress in a Leading Role: Nochmal Anora, es gewinnt Mikey Madison. Sie liest von einem vorbereiteten Zettel – eine lange Reihe Namen, die konnte man sich wirklich nicht merken. Auch hier Dank an die sexworker community. Demi Moore nur mühsam beherrscht nicht zu enttäuscht.
Meg Ryan und Billy Christal präsentieren Best Picture! Wie wundervoll, sie beide zu sehen! (Er ist ja einen halben Kopf kleiner als Meg.) Mittlerweile sieht sie wieder erkennbar aus – bitte gebt ihr Rollen!
Anora gewinnt auch diesen fünften Oscar 2025. Diesmal aber mit mehr als einer Person auf der Bühne. Produzent plädiert für mehr Independent-Filme, seiner sei der Beweis, dass es sich lohne.
Bis zum Ende eher lahm. Jetzt aber nochmal ins Bett (zu original Vogelgezwitscher), ich gucke später nochmal nach Tippies. 
die Kaltmamsell