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8.4.2004 11:19 AM CET
Torrijas - spanische Fastenspeise
Der Migrations-Hintergrund meiner Familie veranlasste meine Mutter dazu, sich großzügig bei den Traditionen Polens, Spaniens, Italiens und Deutschlands zu bedienen und daraus höchst individuell unsere Familienrituale zusammenzustellen (eigenartigerweise kann sie trotzdem nichts mit der Postmoderne anfangen). An dieser Melange bediene ich mich wiederum nach Lust und Laune. Morgen werde ich zum Beispiel wieder Torrijas backen, eine spanische Fastenspeise (und ich weiß, dass auch mein Bruder das tun wird). Mein spanischer Vater kannte diesen Brauch nicht aus dem eigenen Zuhause, aber meine (polnisch-stämmige) Mutter lud in meiner Kinderzeit eine andalusische Emigrantin zu uns ein und ließ sich das Torrijas-Backen beibringen. Im Grunde handelt es sich um Arme Ritter in Weißwein, doch es gibt eine Geschichte zu diesem Brauch (die ich übrigens bei einer kurzen Internet-Recherche nirgendwo gefunden habe, mag also durchaus meine Mutter selbst gebastelt haben): Die gebratenen und in Wein eingelegten Brotscheiben erinnern an den Tod Christi am Kreuz. Und zwar an den mit Essig getränkten Schwamm, den der Legende nach ein Römer Jesus gegen seinen Durst gereicht hat. Eigentlich sollen Torrijas traditionell die ganze Karwoche als Fastenspeise dienen. Bei uns wurde immer an Gründonnerstag oder Karfreitag gebacken. Die fertigen Torrijas standen in ihren weingefüllten Reinen in der Speisekammer, aus der sich die Familienmitglieder immer wieder ein Stück holten. Zudem hatte sich unser Brauch sehr bald rumgesprochen, und wir hatten auffallend viel Besuch von Freunden und Bekannten, die sich gerne Torrijas anbieten ließen. In Spanien ist das Gericht mittlerweile zu einem Nachspeisen-Klassiker für das ganze Jahr geworden. Wenn sie jemand selbst backen will, unter den Rezepten steht unser Familienrezept.
Kommentare: 4 Kommentare
Hmmm, hört sich lecker an. Werde ich am Dienstag machen, gerade ist Doc Schneider da und der kann nicht auf Brot.
So schreibt man die Dinger, toll. Vor Jahren haben wir das mal in Cran Canaria als Nachtisch bekommen, und voller Spannung erwartet, was denn "Torrrrrichas" sein würden, dann waren es arme Ritter.
Ich find ja immer noch, dass die spanische Küche nix Besonderes ist. Ein Volk, bei dem Dosenspargel mit Bechamel-Soße als Delicatesse gilt - ich bitte Sie.
Es gibt schon ein paar niedliche dick machende Schweinereien, sind aber eher die Vorspeisen oder Nachspeisen. Leider fehlt mir ein wenig der Überblick, ich kenne ja mehr die mallorquinische Küche. Schweinefleisch und innereienzentrierte Olivenölgerichte mit hohem Energiegehalt für eine ehemals hart arbeitende ländliche Bevölkerung. Selbst für Tumbet, ein Gemüsegericht, wurde eine Prozessführung gefunden um die Anreicherung mit Öl zu optimieren.
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