Lehrer

Sonntag, 16. November 2003 um 12:19

Es gibt so Dinge, die glaubt mir kein Mensch. In diesem Fall interessieren sie vermutlich auch keinen Menschen, weil sie allen gängigen und vielgeliebten Klischees entgegen laufen.

Weil: Gestern Abend hatte ich das Haus voller Lehrer. Mein Mitbewohner ist ja auch einer, und der hat mindestens ein halbes Dutzend Kollegen, die ich ziemlich gerne mag. Dass diese Sorte Mensch auch nach Schulschluss aufrecht geht, bei Kälte friert, bei Hitze schwitzt und sich über gutes Essen* freut, sei nur zur Sicherheit konstatiert.

Was mir vor lauter Kopfschütteln fast ein Schleudertrauma beschert hätte: Die Lehrerleins hatten die Woche zuvor entdeckt, dass die Kollegstufe ihrer arbeitgebenden Schule Web-Foren führt. Jetzt ist die Aufregung hell und führte dazu, dass gestern eigentlich immer einer ins Nebenzimmer an den Rechner verschwand: “Schreiben die auch was über mich?” “Bah! Warum schreibt der Peter, er hätte lieber nicht Chemie-Leistungskurs nehmen sollen?!” “Wusste ich doch, dass der Sebstian was mit der Nicki hat!” Es war den Herrschaften auch kaum beizubringen, dass es extrem schlechter Stil ist, sich als Lehrer unter der Tarnkappe eines Pseudonyms in die Forumsdiskussionen einzumischen.

Was ich damit nebenher belegen will: Lehrer interessieren sich sehr für ihre Schüler. Ich werde nie das Wochenende vergessen, an dem mein Mitbewohner totunglücklich durch die Wohnung schlich, weil er sich am Freitag zuvor mit einer seiner Klassen gestritten hatte. Bis heute habe ich nicht rausbekommen, worum es ging. Aber er schwor sich, sich künftig grundsätzlich VOR dem Wochenende wieder zu versöhnen.

*Die Speisenfolge:
– Spanische und italienische Antipasti (“Tapipasti”?) in Form von Jamón, Chorizo, Queso manchego, eingelegten Kräuter-Zucchini, Schmorzwiebeln, Trockentomaten etc.
Rindfleisch in Tomate mit Polenta-Creme
– warmer Bratapfel-Auflauf

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Lehrer“

  1. Zeitgenossen meint:

    Fahr gefälligst sofort her und koch für mich! Meinem Mitbewohner, auch Lehrer, obwohl er auf Dozent besteht, Fatzke, gilt nichts mehr als spannungsgeladene Lieblingsbeschäftigung als der jährliche Bewertungsbogen. Ein Forum würde den glatt umbringen. Gruss an den Herrn Mitbewohner.

  2. die Kaltmamsell meint:

    a) Das letzte Mal hast Du mich ja nicht kochen lassen (jamm, ich scwärme heute noch von dem Zürcherzeug).
    b) Die geheime Botschaft war natürlich, dass alle anwesenden Lehrer mit dem Worl Wide Web vertraut sind. Oho!

  3. mella meint:

    Essstörung hin, Essstörung her, bei der Menu wird doch jeder schwach, oder?

  4. mella meint:

    Hier kann man sich ja echt keine Tippfehler leisten. Natürlich DAS Menu.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Oh, Mella, ich hätte Sie einfach für eine Schweizerin gehalten. Die sagen "die Tram", vielleicht dann auch "die Menu"?

  6. zorra meint:

    Aber hallo! Wir sagen "das Tram". Was kennst du denn für Schweizer.

    Danke für dein Lehrer-Einblick. Ich hatte da nämlich so meine Vorurteile.

  7. die Kaltmamsell meint:

    DAS Tram, natürlich, das war ja der Witz! Deshalb auch DIE Menu, weil dadurch ja ein DIE übrig ist…

  8. zorra meint:

    Sorry, hab den Witz nicht verstanden :-(

  9. die Kaltmamsell meint:

    Im Universum gibt es nur eine endliche Zahl von Artikeln, davon eine fest definierte Zahl feminin, maskulin und neutrum. Wenn ich das grammatikalische Geschlecht eines Substantivs ändern möchte, kann ich das nur durch den Tausch mit einem anderen. Wenn ich für Menu ein "die" brauche, muss ich es mit einem "das" tauschen.
    das Menu
    die Tram
    werden also die Menu und das Tram
    Na gut, ist nicht mal besonders witzig…

  10. mella meint:

    so kreativ und wissenschaftlich schon am frühen morgen?

  11. die Kaltmamsell meint:

    in wenigen Stunden werde ich schwören, dass ich das niemals geschrieben habe…

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.