Archiv für November 2003

Kino

Sonntag, 23. November 2003

Was ist schlimmer: Wenn im Kino das Bild unscharf ist? Oder wenn Leute im Zuschauerraum deshalb anfangen zu rufen: “Ey, das is unscharf!”, wiederholt und laut?

Die Geschichte des Kinos scheint eine Geschichte voller Missverständnisse zu sein, deshalb: Der Vorführraum ist schalldicht, liebe Kinogänger. Sonst würden die Zuschauer schließlich von all den technischen und menschlichen Geräuschen im Vorführraum belästigt. Wenn also das Bild unscharf ist (oder der Ton zu laut / zu leise, oder das falsche Format eingestellt), steht bitte der Zuschauer auf, der dem Eingang am nächsten ist, und gibt dem Personal Bescheid. Eigenständig und diskret.
AAAAAAAAAAAHHHHHHH!!!!

Ich kannte noch ein Kino mit drei Vorführräumen (Filmpalast in Augsburg), dessen Geschäftsführer stolz darauf war, dass er bei jeder, jeder Vorführung kurz reinsah und sicherstellte, dass alles o.k. lief. Das Kino ging natürlich pleite und ist seit Jahren geschlossen.

Meine Herrn, hatte ich das vermisst. Die Woche über wohne ich ja in Augsburg, Kino-Diaspora. Auch dort gibt es mittlerweile zwei Multiplexe. Mit insgesamt genau einer Vorführung pro Tag in Originalversion (17 Uhr oder spät nachts). Als ich mal extra früher aus der Arbeit ging, um das zu nutzen, fragte mich die Ticket-Verkäuferin besorgt und mehrfach, ob mir auch klar sei, dass die von mir angestrebte Vorstellung auf Englisch sei. Die Folge: Meine Kino-Routine ist seit zwei Jahren fast eingeschlafen. Oh, in Augsburg gibt es durchaus löbliche Programmkinos: Beschissene Technik, aber dafür kann man dort usbekische Autorenfilme mit Untertiteln sehen. Dummerweise stehe ich aber hauptsächlich auf die großen US-Kracher (solange sie nicht mit “Lord” anfangen und “the Rings” aufhören).

Kinos sind für mich das, was für viele Katholiken Kirchen sind: Ich fühle mich darin überall auf der Welt sofort zuhause. Ich achte sogar darauf, in jeder Fremde mindestens einmal ins Kino zu gehen, am liebsten in eine einheimische Produktion. (Es handelt sich fast immer um Kommödien vom Schlag Die Supernasen.)

Könnte man nicht den Strip “Im Namen des Volkes” von Walter Moers zur Pflichtlektüre für Kinobesucher unter 10 Jahren machen? (in Von ganzem Herzen!, Eichborn 1989, S. 16 ff) Oder auf den Lehrplan aller weiterführender Schulen setzen?

Die Geschichte vom Pferd

Samstag, 22. November 2003

Gestern Abend rauschte im Bayerischen Hof der Abschlussball der Tiermediziner. Eine Bekannte gehörte zu diesem Abschlussjahrgang und hatte mich eingeladen. Bälle gibt es eh zu wenig, also nichts wie hin. Ohnehin fand ich es wunderschön, dass diese Frau ihr Studium mit solch einem offiziellen Fest abschließen konnte. Ich bin nie so recht darüber hinweg gekommen, dass ich als Magisterstudentin in Augsburg lediglich im Prüfungsamt mein Zeugnis abholte – und das war’s dann.

Schön fand ich auch, dass die jungen Leute so richtig festlich aufgebrezelt waren. Ich hatte schon mitbekommen, dass es zumindest in Bayern auf Abiturfeiern Standard geworden ist, sich in große Robe zu werfen (bei meinem Abitur 1986 galt es durchaus noch als cool, in Jeans aufzukreuzen). Dadurch ist wohl eine Generation herangewachsen, die kein Problem mit prächtigen Abendkleidern hat.

Ich war auch schon sehr gespannt auf die jungen Tiermedizinerinnen gewesen. Was für ein Typ Frau würde das wohl sein? Tierärztin will ja wohl fast jedes Mädchen irgendwann werden (bei mir lag dieser Berufswunsch zeitlich kurz nach Feuerwehrfrau und kurz vor Meteorologin). Wer aber bleibt daran hängen? Eher die hochwohlgeborenen Pferdemädchen, die bei Studienabschluss bereits mit einem Baron verlobt sind? Oder eher die Mädels vom Land, die die Großvieh-Praxis des Herrn Papa übernehmen?
Eher letzteres, würde ich sagen. Ich konnte nur eine einzige waschechte Anorektikerin ausmachen, ansonsten echte Frauen.

Der Ball war sehr stilvoll, es wurde heftig getanzt. Die Kapelle (die hießen “Flintstones”, ohne Lüge) war eher von der schlechteren Hochzeitsqualität, aber wer wirklich feiern will, lässt sich durch solche Widrigkeiten nicht abhalten. Zu Essen gab es keineswegs die befürchteten beschrifteten Schweinehälften, sondern lecker Buffet. Erwartungsgemäß waren allerdings beim Essen die launigen Fragen der Verwandtschaft: “Und, was kannst du uns jetzt über diesen Entenschinken sagen, haha?” Die frisch gebackene Tierärztin warnte zwar noch: “Bist du sicher, dass du das wissen willst?” Aber weil die Stimmung grade so blendend war….
Nun gut, künftig mache ich keine Scherze mehr über die Verlockungen der Enten im Englischen Garten. Komplett verwurmt dieses Viehzeugs, bäh.

Was mich wieder einmal verärgerte: An die meisten jungen Frauen mit fantastischer Figur ist diese Naturgabe völlig verschenkt. Können sich nicht bewegen, haben keine Haltung, werden auch dem schönsten Ballkleid nicht gerecht. ICH wüsste mit so einer Figur wenigstens etwas anzufangen!

Neon

Freitag, 21. November 2003

Jawoll, ich war wild entschlossen, dieses neue Blatt NICHT zu mögen. Wie sehr muss man von Werbeagenturen durchnagelt sein, damit man auf die Catchphrase “Eigentlich sollten wir erwachsen werden” kommt? Das Gästebuch nach der Veröffentlichung der Nullnummer sah auch ganz furchtbar aus. (Zeige mir deine Leser und ich sage dir, wer du bist.) Dann auch noch der müde Versuch, bei Bloggern Hirnschmalz abzuzweigen. Vom Titel des Magazins ganz zu schweigen.

Doch was soll ich sagen: Ich hab’s gelesen. Mit Genuss und Belehrung.

Die Themen haben mich allesamt angesprochen. Mag daran liegen, dass mein Lebensentwurf eine bestimmte Art von Erwachsensein von Vorneherein verhindert (zu meinen Zielen gehören NICHT: Haus, Auto, Yacht, Pferd, Familie, Ferienhaus, Baden in Champagner, Kinder, Weltherrschaft – letzteres würde ich aber niemals zugeben). Und bei den Artikeln, für die ich mich wirklich zu jung fühlte (Mode-Strecke, Hüttenurlaub), fühlte ich mich wie damals bei der wöchentlichen Lektüre von jetzt: soziologisch-wissenschaftlich interessiert.

Die Schreibe ist unaufdringlich, gerade die richtige Mischung zwischen persönlich und distanziert.
Das Layout – nu, ein bisschen zwischen Stadtmagazin und brandeins.
Das Impressum tut so, als würde Gruner + Jahr sich eine echte Redaktion leisten, nicht nur einen Brückenkopf von drei Koordinatoren mit einem Heer von Freien im Hintergrund (Modell Milchstraße). Und zum ersten Mal habe ich ein Herstellerverzeichnis gesehen, das nur aus URLs bestand.

Hol ich mir wieder. Komisch.

Lachen

Freitag, 21. November 2003

Eine Standardantwort, mit der Frauen den idealen Mann beschreiben, lautet:
“Er muss mich zum Lachen bringen.”
NOCH ein Beweis, dass ich keine echte Frau bin. Ich finde es viel, viel sexier, Männer zum Lachen zu bringen. Eine spontane, passende und semi-geniale Bemerkung meinerseits – und der möglichst ohnehin attraktive Herr platzt in einem unkontrollierten Lacher.
JAMMMM! Rrrrrrrrr…

(Und dieser Lacher, meine Herren, lässt sich praktisch nicht vorspielen.)

Andere Länder 1

Dienstag, 18. November 2003

können nämlich AUCH kein Englisch. Nicht mal die, von denen wir Deutschen ständig gesagt bekommen, sie hätten das Englisch praktisch bereits pränatal beigebracht bekommen, zum Beispiel Holland.
Amsterdam RAI bietet mir als Ausstellerin auf einer Messe schon in der Navigation des passwort-geschützten Bereichs an:
Exposure Possibilities
Danke auch….

Diätterror – die Serie (2): Meine persönliche Gewichtslaufbahn

Dienstag, 18. November 2003

Als Kind, bis ins Alter von 15: schlank bis kräftig. Nie zart, immer kernig.

Mit 16 die erste selbst initiierte Diät (Brigitte, was sonst). Innerhalb weniger Wintermonate über zehn Kilo abgenommen. Zum ersten Mal auf dem Boden liegend meine Hüftknochen gespürt. Massive Kreislaufprobleme.

Mit 16 ½ durch Fressattacken über zehn Kilo zugenommen. Vor lauter Scham den ganzen heißen Sommer nicht ein einziges Mal zum Baden gegangen.

Mit 18 ein Jahr lang Verliebtheit und unglaublicher Sex mit dem schönsten Mann, der mir bis dato untergekommen war. Körperliches Selbstvertrauen, das mir Schwung für die darauf folgenden Jahre gab. Kleidergröße 42.

Mit 24 großes Abnehmen, diesmal über Sport und fettarme Ernährung. Ca. 15 Kilo abgenommen, Kleidergröße 36/38. Danach zehn Jahre Dauerstress, um diese Figur zu halten. Gleichzeitig Selbstbild „bäuerlich“, „Trampel“, “sehr kräftig gebaut“.

Mit 34 durch notwendige Medikation langsame Gewichtszunahme, zudem schlagartiger Wegfall von Sportlust. 2003 vor lauter Scham den ganzen heißen Sommer nicht ein einziges Mal zum Baden gegangen.

Endpunkt derzeit Kleidergröße 46. Körpergefühl: „Ich weiß gar nicht, was an der Burka schlecht sein soll.“

Poesiealbum heute

Dienstag, 18. November 2003

“Kind, willst du gelten, mach dich selten.”
tse, die Mimmy