Archiv für November 2003

Vergessen!

Mittwoch, 12. November 2003

Dieses widerliche, hirnzersprengende Gefühl im Kopf, wenn einem einfällt, dass man etwas wirklich Wichtiges vergessen hat.
Das Großhirn scheint an die obere Schädelplatte zu pressen, das Stirnfleisch wird blutleer, in den Nebenhöhlen entsteht ein Vakuum, bevor tausend Nadelstiche die obere Gesichtshälfte überziehen und der Atem wegbleibt. Gleichzeitig formt das Hirn das Wort SCHEISSE!!!!

Deutsches Lehrer-Roulett

Mittwoch, 12. November 2003

Als ich Mitte der 90er mein geisteswissenschaftliches Studium beendete, war die übliche Frage nach dem Befinden eines Lehramts-Kommilitonen: „Studiert der noch oder ist er schon arbeitslos?“ Mich würde interessieren, wie sich das heute anhört.
Denn heute las ich auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung:
Gesucht: 371000 Lehrer
Kultusminister trommeln in Werbekampagne für den Schuldienst

Und ich fühlte mich plötzlich so müde.

Mein brillanter Mitbewohner ergatterte 1997 mit seinem Staatsexamen von 1,3 eine bayerische Planstelle. Er wurde damals bestaunt wie ein Goldnugget aus der Donau. Wenn er einen Raum voller junger Lehrämtler betrat, setzte ein Raunen ein: „Da, schau mal, das ist der, der eine PLANSTELLE bekommen hat…!“ Im reichlich überalterten Lehrerzimmer, so erzählte er, habe er automatisch einen Vertrauensvorschuss gehabt: Wer in diesen Zeiten einen echten und dauerhaften Lehrervertrag bekam, der musste ja ein toller Hecht sein.
Der Rest der ausgebildeten Lehrer strömte in die boomenden Agenturen und Start-up-Unternehmen der Großstädte, die Nase bis zur Verkrampfung über den Staatsdienst rümpfend. Nun ratet mal, wo die heute zu finden sind. Korrekt, in Lehrerzimmern. “Die nehmen grad’ jeden”, formuliert es mein Mitbewohner; aus dem 1,3-Schnitt als Bedingung für die Einstellung wurde ein 3,2-Schnitt.

Aber deshalb JETZT ein Lehramtsstudium beginnen? HALLO?! Erinnert sich jemand an die Kampagnen für neue Informatikstudenten? Deren versprochene Arbeitsplätze nicht mehr existieren oder von Quereinsteigern besetzt sind?

Wer in Zukunft einen sicheren Job will, sollte Lehrer werden. Sagt zumindest die Konferenz der Kultusminister (KMK).
So die Süddeutsche Zeitung. Oh mei. Zu meinen Zeiten als Uni-Dozentin hatte ich regelmäßig Studienanfängerinnen in der Sprechstunde sitzen. Sie sahen mich an, als sei ich das delphische Orakel (was ich durchaus genoss), und baten um Tipps zur Wahl des Studienfaches. Der lautete immer: „Studieren Sie, was Sie am meisten interessiert! Denn nur da werden sie richtig gut.“ Dabei bleibe ich, Ihr lieben blinden Kumis!

Dominant

Dienstag, 11. November 2003

dominant

You have a dominant kiss- you take charge and make
sure your partner can feel it! Done artfully,
it can be very satisfactory if he/she is into
you playing the dominant role MEORW!

What kind of kiss are you?
brought to you by Quizilla

Solche Blödsinne macht man ja eigentlich nur weil man sich einbildet, dass irgendwann mal ein Resultat rauskommt, das einen so richtig überrascht, und mit dem man sich endlich wirklich verstanden fühlt. Das da hätte jeder herausgefunden, der länger als fünf Minuten persönlich mit mir geredet hat. Pft!

Rabimmel, rabammel

Dienstag, 11. November 2003

Tückisch war er, tückisch blieb er, dieser Tag gestern.
Ich war ihm wirklich wohlgesonnen, mit Montagen hatte ich mich bislang gut verstanden. Und zunächst wies alles auf eine Besserung hin. Als ich zur fehlgeparkten Karre kam, hing KEIN Strafzettel unter der Windschutzscheibe – und das in Augsburg, wo Falschparker mit einer Gründlichkeit verfolgt werden wie in New York öffentliche Raucher. Das hat mich schon sehr milde gestimmt. Dann sprang das Auto auch fast umgehend an – ich bemerkte, wie ich mich schlagartig entspannte. Fröhlich verräumte ich das Auto und machte mich eilends auf den Weg zu dem Handarbeitsladen, in dem ich mich nach vielen Jahren der Abstinenz mal wieder mit Wolle eindecken wollte.
Dort allerdings sprang mir der Tag mit unveränderter Tücke ein weiteres Mal ins Gesicht: Ich stellte fest, dass ich einen meiner kostbaren Ametrin-Ohrhänger verloren hatte. Ach meia…! Obwohl ich mich über meine Tüte mit feinster Wolle von Lana grossa sehr freute (dazu später), fühlte ich mich angegrätzt
Was ich wiederum eigentlich nicht aufrecht erhalten konnte, als ich in meine Wohnstraße in der Augsburger Altstadt bog: Mir kam ein langer Martinszug entgegen. Der mit Blechblas-Verstärkung sang! „Nanaa, nana, nanaa, nana, rabimmel, rabammel, rabumm.“ Ich schmolz dahin, blieb stehen und besah mir den Zug genauer. Die verschiedenen Laternen-Stile wiesen auf einen gemeinsamen Umzug verschiedener Kindergärten hin. Es gab Schildkröten-Laternen, große mit orientalischen Mustern, und naturfarbene Öko-Laternen mit Trockenblumen-Verzierung. Und wie in meiner Kindheit gab es die Kleinen, die ihre Laternen so vorsichtig trugen, dass sie sie keine Sekunde aus den Augen ließen und sichtlich die Luft anhielten. (Muss ich erwähnen, dass ich seinerzeit keineswegs zu diesen Kindern gehörte, sondern zu denen, die ihre Laterne schwenken wollten und ziemlich sauer waren, dass ihnen dadurch das Teelicht verrutschte und erlosch?)

Daheim in meiner kleinen Wochentagswohnung (am Wochenende wohne ich an meinem eigentlichen Wohnort München) machte ich mich über meine Wolle her. Meine Herrn, mir fiel eine ganze Ära meiner Jugend ein! Als ein Kind der 80er war ich eine hingebungsvolle Strickerin. Ob in der Schule oder bei Treffen mit Freunden – das Strickzeug war immer dabei. Die meisten meiner Werke habe ich selbst entworfen, die Kreativität nur durch Geldmangel begrenzt. Normalerweise reichte es nur für Billigwolle vom Rödel. Lana grossa hingegen war die Königsklasse, für meinen damaligen Geldbeutel unglaublich teuer, aber sagenhaft schön. Jetzt fand ich insgesamt 36 Euro Materialkosten für einen Zweieinhalb-Meter-Schal ein Schnäppchen.
Und die Wörter, die mir wieder einfielen! Dochtgarn, Bändchengarn, Zopfnadel, Rapport, Maschen anschlagen, Sockenwolle, Nadelspiel.
Schade, dass selbstgestrickte Pullis wirklich nicht mehr mein Stil sind.

WolleCaldo (18k image)

by Lana grossa

Angeberin(g)

Samstag, 8. November 2003

Vor fast einem Jahr ersteigerte ich bei ebay diesen umwerfenden Rutilquarz.

Rutil (25k image)

Ich hatte von Anfang an geplant, mir daraus einen Ring machen zu lassen. Ich fing also schon mal an zu sparen und sah mir in Augsburg, München und Ingolstadt die Auslagen von Goldschmieden an. Am Fuß des Augsburger Judenbergs fand ich die Goldschmiedin, deren Stil mir gefiel, und deren Preise ich mir leisten konnte. Zu ihr trug ich den Stein und bat sie, mir einen Ring zu machen, der ihm möglichst gerecht würde. Hier das Ergebnis: ein Zwei-Finger-Ring.

Ring_Hand (44k image)

Zur Verdeutlichung nochmal ohne Hand.

Ring_Seite (17k image)

Ach ja, ich bin die schlechteste Fotografin, die ich kenne.

Friday Five

Freitag, 7. November 2003

1. What food do you like that most people hate?
Nieren (scharf angebraten mit Knoblauch und Petersilie), Leber (in grob zerstoßenen Pfefferkörnern und Mehl gewendet, in Butter vorsichtig gebraten)

2. What food do you hate that most people love?
Rhabarber

3. What famous person, whom many people may find attractive, is most unappealing to you?
Robbie Williams wegen seiner bösartigen, kalten Augen. Hört sofort mit dem empörten Kreischen auf!

4. What famous person, whom many people may find unappealing, do you find
attractive?

Ellen Barkin. Wo ist die eigentlich abgeblieben?

5. What popular trend baffles you?
Mehrfarbige Lackschuhe in Pastell

von hier

Weiteres Rätsel der Menschheit gelöst!

Freitag, 7. November 2003

Sollen die Araber gerne von rechts nach links schreiben. Aber wie stellen sie es an, dass sie dabei nicht ständig das eben Geschriebene verwischen?

Ein persischer Cocktailbar-Inhaber in Berlin hat Herrn Dogfood aufgeklärt, der des Rätsels Lösung brav über sein Blog weitergibt:
Die Araber haben schlichtweg eine andere Handhaltung beim Schreiben. Unsereiner hält beim Schreiben (als Rechtshänder) den Stift nach links weg. Dies scheint in den arabischen Ländern unüblich zu sein. Dort wird der Stift vielmehr nach oben weg gehalten. Der Handballen sitzt also nicht neben der Schrift auf, sondern 1-2 Zeilen unterhalb der Schrift.