Perry Mason
Freitag, 5. Dezember 2003 um 11:25Eigentlich waren wir damals zu Angies Haferl marschiert, um Bücher loszuwerden. Die gemeinsame Bibliothek quoll über, und ich hatte mich mit Mitbewohner gegen den Kauf eines neuen Regals entschieden, statt dessen für Ausmisten. Kriterien für die Deklaration als Unkraut waren:
– Habe ich noch nie gesehen, oder
– kann mich nicht im Geringsten an den Inhalt erinnern, oder
– fand ich vergessenswert.
Die so gejäteten Bücher füllten zwei große Rucksäcke, mit denen wir zu unserer liebsten Buch- und Möbeltandlerin wanderten. Wir wollten nicht mal Geld für die Bücher, Angie sollte sie nach Belieben weiterverkaufen. Vor dem kleinen Trödelladen in der Augsburger Jakobervorstadt aber wartete eine Falle: Mehrere Körbe voller alter englischer Taschenbücher. Ich weiß nicht mehr genau, ob wir die ausgemisteten Bücher bereits losgeworden waren oder ob wir mit noch gefüllten Rücksäcken an diesen Körben hängenblieben. Deutlich sichtbar enthielten sie nämlich eine Sammlung von etwa 20 Perry Mason Romanen.
Wir kamen mit fast ebenso vielen Büchern zurück, wie wir eben gejätet hatten.
Damals hatte ich gerade eine Reihe noirester Krimis hinter mir und war leichte Beute des einfachen Blümchenoptimismus’ in Erle Stanley Gardners Perry-Mason-Reihe. Ich war hingerissen von dem ewig männlich-herben, nicht mehr ganz jungen Perry, von seiner immer jugendlich-frischen und überaus schlauen Assistentin Della Street. Zumal jedesmal und verlässlich das Gute am Ende siegte. Da mein Mitbewohner ein geborener Sammler ist, ruhte er nicht eher, bis wir alle Krimis der Reihe besaßen, so um die gut 90.
Die Konsequenzen:
– Ich kenne mich im kalifornischen Rechtssystem der 40er bis 70er Jahre besser aus als im heutigen deutschen (inklusive spezifischem Vokabular).
– Ich fühle mich darin bestätigt, dass Populärliteratur ein echterer, weil impliziter Spiegel von Zeitgeschichte ist als so mancher Intellektuellenroman, der Zeitgeschichte zum Thema hat.
– Ich habe ein Faible für alte billige Paperback-Titelillustrationen.
Die schönsten Titelseiten unserer Perry-Mason-Sammlung hat mein Mitbewohner sauber gescannt, einige davon zieren als Ausdrucke unsere Wände.
Da ich dieses Vergnügen gerne teilen möchte, werde ich sie in unregelmäßiger Folge auf die Vorspeisenplatte stellen. They don’t make them like that anymore…
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Perry Mason“
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5. Dezember 2003 um 12:45
Dazu passt ganz hervorragend das Archiv der Playboy-Covers, 50er Jahre:
http://www.playboy.com/50th/covergallery/
Gefunden bei malorama.
5. Dezember 2003 um 13:05
Der Fall Perry Mason im Paperback ist eine der wenigen, wo Cover und Inhalt wirklich mal zusammen passen.
Die alte US- Schwarz WEiss Serie, wohl nicht mehr zu sehen, ist im übrigen auch ganz klasse.
5. Dezember 2003 um 15:20
Kind, haettste doch mal was gesagt … schliesslich arbeite ich doch im Second-Hand-Buchladen, da kriegen wir oft die schoensten Paperbacks zu sehen, teilweise sogar in hervorragendstem Zustand…
5. Dezember 2003 um 18:06
Lieber Gonzo,
die Sammlung war, glaube ich, schon kurz nach Deiner Emigration in die Neue Welt vollständig. Aber: Solches Zeugs darfst Du da verkaufen? Wieso dachte ich immer an Remmittenden?
9. Dezember 2003 um 17:44
Alle Wege fuehren nach Rom und alle Buecher enden letztendlich in unserm Laden: Remittenden, Billigbuecher, Bestseller, Kaffeetischbuecher (nein, so heissen die nicht auf Deutsch, wie heissen die denn auf Deutsch?), alte und neue Paperbacks, dieses und jenes und noch viel mehr …
Manchmal isses, als ob man dafuer bezahlt wuerde, auf den Flohmarkt zu gehen…
11. Dezember 2003 um 12:38
Gez kapier ich’s erst:
DU ARBEITEST BEI EINEM AMERIKANISCHEN ANGIE’S HAFERL!