Gemein

Mittwoch, 14. Januar 2004 um 8:37

Das Rauschen der abfahrenden S-Bahn ist eben im Tunnel verschwunden. Als letzte Spur weht ein Rest Fahrtwind an meinen Stirnfransen vorbei. Die S-Bahn, auf die ich unter dem Münchener Marienplatz warte, ist erst die übernächste. Ich verlagere das Gewicht auf das andere Bein und vertiefe mich wieder in mein Buch.

„Wenn ich dir was sage“, höre ich wenige Meter links von mir eine Frauenstimme ruhig und sachlich sagen, „dann geht das zu einem Ohr rein und zum anderen raus. Ist doch so, oder?“ Ich werde aufmerksam. „Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst aufpassen? Sieben Mal?“ Immer noch ganz ruhig und sachlich, als erklärte sie gerade die Dauer des Heimwegs.

Ich blicke nach links. Auf der Wartebank sitzt ein ganz kleines Kind, etwa drei Jahre alt, eingemummelt in Winterkleidung, und isst friedlich eine Bratwurstsemmel mit viel Ketchup. Die Sprecherin, wohl die Mutter, wischt an der Frontseite des Anoraks herum: „Hm? Jetzt sage ich es also zum achten Mal: Pass besser auf.“

Mir schießt das Blut an die Schädeldecke. Und ich weiß nicht, ob ich gleich in Tränen ausbreche oder die Frau anbrülle, dass sie nicht so gemein sein soll.

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Gemein“

  1. marion meint:

    das ist nicht Gemeinheit, dass ist pure Dummheit

  2. Claudia meint:

    Es gibt nur einen Umgang mit diesen Feuerquallen, die sich als Frauen – oder noch schlimmer als Mütter – getarnt, mitten unter uns befinden: Man reiche mir einen Gummihammer!

  3. Gerhard meint:

    @Marion:
    Zustimmung! Frau gibt Kind keine beketchupte Wurstsemmel wenn Frau die Folgen nicht ertragen kann. Wozu gibt es denn den weissen Riesen, hää?

    @Claudia: ?????

    @Kaltmamsell: *kicher*

  4. Claudia meint:

    @ Gerhard: Mit einem Gummihammer sind leichte Schläge auf den Hinterkopf, die ja, wie wir alle wissen, das Denkvermögen erhöhen, nicht zu schemrzhaft, erfüllen aber ihren Zweck.

  5. Jens meint:

    Naja, sie hat die Konsequenzen ja schon ganz gut erkannt. Das Kind scheint mir völlig gesund zu reagieren. machen meine auch so, wenn ich mal zu pingelig bin. Wenn ichs nicht bin, rate ich ihnen allerdings auch genau dazu.

  6. meike meint:

    meike wundert sich

  7. Gerhard meint:

    @Claudia: Du bist einfach zu verständnissvoll, ich hätte ja einfach dem Kind ein paar geknallt, wenn es in Barcelona oder Madrid in der S-Bahn gesessen hätte.
    Wenn es mit Ketchup und Wurst nicht so richtig umgehen kann darf es einfach nicht S-Bahn fahren, man muss auch an die Gefährdung der Mitreisenden durch herum spritzenden Ketchup denken.

  8. Claudia meint:

    @ Gerhard: Die Schilderung der Kaltmamsell hat mich spontan dazu gebracht, der MUTTER eins überziehen zu wollen, nicht dem KIND !!!! Ist doch klar, oder?

  9. Stefan meint:

    @Gerhard: Auf dem Bahnhof (wie oben beschrieben) darf man aber AFAIK Bratwurst essen? Nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es nicht gestattet. Und das ist auch gut so. Bereits ein verpackter Döner kann eine Straßenbahn ziemlich gut "ausduften" :-)

    Stefan

    .

  10. Gerhard meint:

    @Stefan: Wirkungsvoller ist Fischpfanne Napoli mit Zwiebeln und Knoblauch aus der Nordsee. Der Transport ist ja wohl nicht verboten, oder?

    @Claudia: Hatte Dich schon verstanden, wunderte mich nur ein wenig über Deine Körperverletzungsphantasien.

  11. Stefan meint:

    Ich bin zu misstrauisch, solche Gerichte bei einer Fastfood-Kette zu kaufen. Ich hole mir eventuell eine Idee aus der Werbung oder in einer Ladenpassage. Wann immer ich am Wochenende Zeit habe, überlege ich mir dann eine eigene Version des Gerichts und bereite es frisch zu.

  12. Claudia meint:

    @ Gerhard: Aber, aber…Ein dumpfer Schlag auf dem Kopf kommt doch heute in jedem besserem Kasperl – Theater vor…

  13. Gerhard meint:

    @Stefan:
    Regelmässiger Verzehr von Fisch-Fast-Food kann Diät, Fitnessstudio und Dulcolax ersparen. Gelegentlicher Wechsel der Fast-Food-Kette verhindert zudem Resistenzbildung gegen geläufige Salmonellenstämme.
    Dieser Hinweis ist gratis und zuzahlungsfrei.

  14. Gerhard meint:

    @Claudia:
    Kasperl-Theater habe ich lange nicht mehr gesehen. Ich dachte die Gewalt an Schulen käme von den Ballerspielen. Wieder mal dazugelernt.

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