Archiv für Januar 2004

They don’t make them like that…

Sonntag, 11. Januar 2004

DUPLICATE_DAUGHTER (32k image)

Think pink?

Mode marginal: die Fotos

Samstag, 10. Januar 2004

Fashion photography isn’t obligated to take readers into an elegant fantasyland, though that certainly was nice.

Genau: “The Decline of Fashion Photographie.

Nur allzu oft saß ich in den letzten Jahren kopfschüttelnd über Zeitschriften, weil ich entweder vor lauter Kreativität auf den Modebildern beim besten Willen nicht erkennen konnte, um welches Kleidungsstück es gerade ging; oder weil ich mir wünschte, man hätte lieber gleich eine Schaufensterpuppe verwendet und die Praktikantin an den Auslöser gelassen.

Wie so oft hatte ich allerdings befürchtet, als definitive Nicht-Künstlerin würde ich die Argumentation nicht nachvollziehen können. Habe mich also durchgeklickt und dabei immer erst das Beispiel angesehen, dann die kundige Analyse gelesen. Die Details wären mir nicht alle von allein aufgefallen – aber in der Beurteilung stimme ich dem Kommentar von Karen Lehrmann fast jedesmal zu. Das zwanghafte Streben nach Anti-Konventionalität führt im Endeffekt zu völliger Vereinheitlichung.

via kutter

Amsterdam – jetzt aber letzt

Freitag, 9. Januar 2004

Spitzhaus (46k image)

Ein Bild, das ich gar nicht selbst gemacht haben kann, weil ich drauf bin.

Ich habe durchaus auch Gemeinsamkeiten zwischen Amsterdam und München festgestellt:
1. Die Amsterdamer lieben Hunde ebenso wie die Münchner. Und sie lassen sie, wie meine Lieblingsbayern, rücksichtslos die Gehwege vollscheißen.
2. Fahrradfahrer ignorieren konsequent alle Verkehrsregeln inklusive Ampeln – hier wie dort. Während der Münchener Fahrradfahrer dabei ein erheblich höheres Tempo draufhat, tritt der Amsterdamer Radler dafür in größeren Mengen auf.

Und dann gebe ich gerne einen Trick zur Finanzierung solcher Ausflüge weiter. Ich habe nämlich ein durchaus – äh – ursprüngliches Verhältnis zu Geld: Wenn ich welches habe, lebe ich davon in Saus und Braus; habe ich keines mehr, kaufe ich halt nichts. Die gute Seite an diesem Verhalten ist, dass ich praktisch nie Schulden mache. Das bedeutet aber auch, dass ich es nie fertigbringe, auf Anschaffungen zu sparen, auch nicht auf einen Urlaub. Der Ausweg war der Tipp einer Arbeitskollegin: Mein Mitbewohner und ich leeren jeden Abend die Kleingeldfächer unserer Geldbörsen in einen dekorativen Tontopf, unsere Urlaubskasse. Konsequent und immer, auch wenn es manchmal Überwindung kostet. Nicht nur haben wir dadurch immer Kleingeld zum Wechseln für die Pokerkasse parat, wir finanzieren daraus auch etwa zur Hälfte unsere Reisen. Letztes Jahr kamen, glaube ich, etwa 900 Euro Kleingeld zusammen.

Fußball*

Freitag, 9. Januar 2004

Fußball geht heute komplett an mir vorbei, hat aber einen Platz in meiner persönlichen Geschichte. Dieser Platz fängt in Kleinstkindertagen an, mit einem aus Spanien eingewanderten Vater, der regelmäßig abends, also wenn er Frühschicht hatte, am Radio stand. Abends brachte nämlich der Bayerische Rundfunk Sendungen für Gastarbeiter, auch für spanische. Zu diesen Sendungen gehörte die Veröffentlichungen der Fußballergebnisse.
Das Radio, ein großes breites Einbauexemplar der Firma Grundig, stand auf Brusthöhe im Wohnzimmer-Regal. Mein Vater stützte einen Ellbogen auf das Regal darüber, die Hand zwirbelte das damals noch dichte Stirnhaar, den Kopf war aufmerksam lauschend zum Radioapparat gebeugt. Er war Anhänger von Real Madrid. Sein älterer Bruder, der Sozialist, der sogar noch kurz vor Francos Tod nach Spanien zurückkehrte, jubelte natürlich für den Arbeiterverein Atlético.

Als nächstes bleibt die Erinnerung an elend langweiligen Sportschauen hängen. Ich durfte so gut wie nicht fernsehen, also nutzte ich natürlich jede Erlaubnis. Hauptsache der Fernseher war an. Fast kann ich mich genauer an meinen Vater auf dem Sofa vor dem Fernseher erinnern, an sein Mitfiebern mit den Spielberichten, als an die Berichte selbst. Geblieben ist mir aus dieser Zeit ein gewisses Grundwissen über die Spielregeln, das ich osmotisch aufgenommen haben muss (allerdings muss ich gestehen, dass das so erworbene Wissen über Eiskunstlauf in erheblich größerem Detail die Zeit überdauert hat).

In der Frühpubertät fand ich es plötzlich cool, mich für Fußball zu interessieren. Das mag daran gelegen haben, dass ich zu dieser Zeit eine große Aversion gegen alles Mädchenhafte entwickelte. Und daran, dass die einzige Gleichaltrige im Wohnblock, Iris, sich tatsächlich und leidenschaftlich für Fußball interessierte. Es war die Zeit von Ewald Lienen, Felix Magath, Klaus Allofs, Karl-Heinz Rummenigge. Ich hatte sogar eine Klassenkameradin, Ulrike genannt „Ugga“, mit der ich mich darüber unterhalten konnte. Auch ihr Interesse war, im Gegensatz zu meinem, von echter Begeisterung motiviert. Sie schaffte es sogar, als einziges Mädchen in ihren Vorort-Fußballverein aufgenommen zu werden.

Wann hat das wohl aufgehört…? Möglicherweise mit meinem Eintritt in den Chor.

*inspiriert von Marcus Hammerschmitt

Amsterdam erfressen

Donnerstag, 8. Januar 2004

Ex_Baum (55k image)

Letzte Ehre für einen ersäuften Christbaum.

Es mag Reisende geben, die sich neue Orte erwandern. Oder die mit einem dicken Reiseführer in der Hand alle erreichbaren und offiziellen Sehenswürdigkeiten abhaken, unterbrochen nur von den eigens markierten „Geheimtipps“. Andere halten soviel wie möglich mit ihrem Fotoapparat fest.

Ich wiederum eresse mir das Woanders. Als Reisevorbereitung erkundige ich mich nach typischen Gerichten und nach den dafür besten Futterstellen. Vor Ort gehört zum festen Programm ein Besuch in einem möglichst großen Supermarkt. Auf allen Wegen halte ich Augen und Nase offen für unbekannte Leckereien.

In Amsterdam verbrachte ich den ersten Abend allerdings statt schmausend gleich mal in dem hässlichsten und kleinsten Hotelzimmer, in dem ich je genächtigt habe (Keller des AMS MUSEUM – do NOT go there!). Mir war der Appetit vergangen, als ich mir bei einem ersten Spaziergang durch die nächste Nähe den Knöchel verknickt hatte und ordentlich hingefallen war (ade, schöne neue schwarze Strumpfhose).

Glücklicherweise schimmerte der gesamte Fuß am nächsten Tag lediglich in den hübschesten Violett-Tönen, ließ sich aber in ausgedienten Aerobic-Schuhen ohne Einschränkungen als Gehwerkzeug einsetzen.

Also habe ich in den vier Tagen Amsterdam zum Beispiel mehr Pommes Frites gegessen als in den drei Jahren davor (mit Majo; mein Begleiter war wagemutig genug, die offensichtlich sehr angesagte Saté-Sauce zu testen). Bei dieser Gelegenheit bewunderte ich die Automatenrestaurants, die anscheinend sogar eher von einheimischen Nachtschwärmern frequentiert werden.

Zum ersten Frühstück probierte ich gebackenen Schafskäse mit Honig und Thymian. Eine Scheibe weicher Rollenschafskäse war einfach nur mit Honig und einem Zweiglein Thymian in einem feuerfesten Förmchen in den Ofen geschoben worden. Ich war begeistert und sagte das der Bedienung auch. Dass diese mich daraufhin zweifelnd ansah erklärte sich mir später: Dieser gebackenen Schafskäse mit Honig und Thymian ist nicht etwa eine besondere Leckerei, sondern ein Standard auf jeder Amsterdamer Café-Speisekarte, so, wie in München der Salat mit gebratenen Putenstreifen.

Rijstafel gab es auch mal, allerdings konnte ich keinen großen Unterschied zu den Menüs feststellen, die ich beim Chinesen in München gerne bestelle. Na ja, vielleicht die gezuckerten gerösteten Kokosflocken im eigenen Schälchen? Oder das saure Gemüse?

Der eher kleinere Supermarkt bot in der Kühltheke eine ungeheure Auswahl vorfabrizierter Hackfleischgerichte in Semmelbröselmantel. Mitgenommen habe ich aber das Glas weiße Schokoladencreme: Wie Nutella, nur in der Geschmacksrichtung „weiße Schokolade“. Hin-rei-ßend!

Am letzten Abend stürzten wir uns ins Abenteuer. Wir hatten beim Herumlaufen Wagamama entdeckt:
Eine hell erleuchtete Halle im Erdgeschoß des Casino-Gebäudes, darin viele lange Tische mit Bänken dran, Gefängniskantinen-Ästhetik, aber mit viel schöneren Hölzern. Der angeschlagenen Schriftzug „postive eating – positive living“ treibt mich normalerweise umgehend in eine weite Flucht, aber das Ganze sah so schön anders aus, dass ich einen weiteren Blick riskierte:
a new-style noodle bar, modelled on the ramen shops that have been popular in japan for over two hundred years. ramen are chinese-style thread noodles, served in soups with various toppings, or teppan-fried. we also specialise in udon (fat white noodles) and rice dishes.

Ich bestellte
chilli chicken ramen
spicy soup and noodles with sliced, grilled chicken,
fresh chillies, red onion slices, beansprouts,
coriander, spring onions and a wedge of lime.
The soup base includes vinegar and chilli sauce.

Das Gericht kam in einer riesigen Schüssel mit Stäbchen und einem Holzlöffel. Es schmeckte ausgesprochen lecker – ich notierte im Geist alle identifizierbaren Zutaten und nahm mir fest vor, das Gericht SOFORT daheim nachzukochen. Und es machte Spaß! Der Website entnehme ich, dass es sich um eine Kette auf Expansionskurs handelt. Hoffentlich kommen die bald auch nach München.

Das Nette

Donnerstag, 8. Januar 2004

Heute erster Arbeitstag nach sehr langen Ferien. Statt einfach nur die Uhrzeit anzuzeigen, schlug der Wecker wieder um 6 Uhr Alarm. Das Nette an diesen ersten Arbeitsmorgen nach vielen Ausschlaftagen ist, dass mich das frühe Wecken komplett überrumpelt. Alles sprach dafür, dass ich aufgestanden und auf dem Klo gewesen war, Espresso gemacht und Milch erhitzt hatte. Doch ich saß bereits vor meinem Milchkaffee, als mein Hirn ansprang und zur ersten zähen Formulierung eines S C H E I S S E fähig war.

Fliegen

Mittwoch, 7. Januar 2004

Die Deutsche BA bemüht sich weiterhin um den Titel als lustigste Fluglinie. Wie üblich etwa 30 Minuten nach dem Take-off und wie üblich von hinten nach vorne passierte die diensthabende Saftschubse mit ihrem Getränkekarren den Gang. Nachdem sie uns mit Gin-Tonic und Wasser versorgt hatte, schubste sie die Säfte ein Stück vor und wandte uns ihren Rücken zu. Wir fingen an zu kichern: Auf dem adretten Stewardessen-Jäckchen war ein handbeschriebenes DinA4-Blatt befestigt:
„MARRY ME!
Get free flights!“
Zehn Reihen vor uns machte ein humorloser Passagier dem Kichern ein Ende: Er wies die junge Frau auf den Zettel an ihrem Rücken hin. Sie wandte sich ruckartig um, riss ihn ab, las ihn, und stürmte nach hinten ins Personal-Kabuff – aus dem mittlerweile bereits das schallende Gelächter der Kollegen und Kolleginnen klang.