Sweet home, Chicago
Sonntag, 22. Februar 2004 um 8:46Es ist durchaus möglich, dass ich Blues Brothers seit dem ersten Mal damals im Kino erst einmal wiedergesehen habe. Zumindest bekam ich gestern beim Fernsehen den Verdacht (John Candy hatte ich zum Beispiel völlig vergessen). Macht nichts: Ich konnte den Text trotzdem zur Hälfte mitsprechen – deutsch und englisch.
Dafür hat hauptsächlich Frank gesorgt. Zwar gab es in meiner Jugend eigentlich keine Party, auf der nicht der Soundtrack gespielt wurde (neben dem Soundtrack der Rocky Horror Picture Show – ich erwähnte, dass ich praktisch uncool GEBOREN wurde?). Doch Frank war der Spezialist für Spezialkassetten: für jedes Thema und jede Gelegenheit, mit Musik – überwiegend aus Filmen – und Dialogschnipseln. Dazu gehörte mindestens eine Kassette mit zahlreichen Blues Brothers-Ausschnitten, die er mir mal aufgenommen hatte.
Frank fuhr zu unseren gemeinsamen Studienzeiten einen roten Citroën 2CV, und aus der darin mit Klebeband befestigten Stereoanlage gab es für jede Strecke und Situation die passende Musik. Er schaffte es sogar, die Titelmusik von Back to the Future beim Autofahren so zu timen, dass die Hauptfanfare genau in dem Moment wieder einsetzte, in der die Ampel auf Grün schaltete. Bei einem gemeinsamen Urlaub in Spanien stellten wir fest, dass James-Bond-Soundtracks zu wirklich jeder Situation und zu jeder Landschaft passen.
Frank verbrachte ein Studienjahr in den USA. Über Weihnachten und Neujahr besuchte ich ihn, und wir machten uns mit seinem Mitbewohner im Auto von Ohio auf nach Chicago. Für die letzten 90 Minuten der Fahrt hatte Frank natürlich die passende Musik zusammengestellt: Grundgerüst war der Blues Brothers-Soundtrack. Chicago ist mir in sehr guten Erinnerung geblieben: Über Franks amerikanische Freundin lernte ich eine Kunsthistorikerin kennen, die mir Architektur-Führungen gab und mir eine Digest-Besichtigung aus allen Museen verschaffte.
Frank wiederum sorgte dafür, dass wir eine Vorführung im Second City sahen. Wie der Zufall es wollte, war dieser Abend für ein scheidendes Ensemble-Mitglied die Abschiedsvorstellung, es war ein wenig Party angekündigt. Und so schlurfte nach dem eigentlichen Programm ein Herr im Anzug auf die Bühne, rückwärts und den Boden kehrend. Ein Ensemlemitglied sprach ihn an, der Herr drehte sich um: James Belushi gab sich die Ehre.
Ich habe mir sagen lassen, dass es noch heute kein Kostümfest unter jungen Leuten gibt, auf dem nicht mindest einmal zwei Gestalten auftauchen, die schwarze Anzüge mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte tragen, Ray-Ban-Sonnenbrillen und kleine schwarze Hüte. Das gibt mir Hoffnung.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Sweet home, Chicago“
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22. Februar 2004 um 12:50
dum dum dum dum dum dum dum dum dum dum dum dum dum dum dum ta taaaaaa. Bester Filmanfang von Welt.
22. Februar 2004 um 13:59
Obacht, Jens, das "dumdumdumdumdumdum" kommt erst nach etwa zehn Minuten Film. Auch das hatte ich vergessen: Die ersten Einstellungen zeigen schwarze Fabriken und rauchende Schlote, soweit das Auge reicht.
22. Februar 2004 um 14:53
Ja, der Anfang des Films ist natürlich Jakes Entlassung (und als ich ihn das erste Mal sah hab ich gedacht, ich bin im falschen Film – wegen der Schornsteine). Was ich meinte sind die Titles. Wenn auf tataaa "Dan Akroyd" und aufs nächste "John Belushi" eigeblendet wird. Nur die beiden Jungs vor weißem Hintergrund. Herrlich.