Archiv für März 2004

Alter Bekannter als Unwort entlarvt

Montag, 22. März 2004

Verunreinigung

Das ist ja wohl überdurchschnittlicher und kompletter Blödsinn.

Früher

Sonntag, 21. März 2004

Pretentious - moi?

Habe ein Kinderfoto von mir gefunden. Das war die Zeit, in der ich unbedingt aussehen wollte wie ein Bub. Die Mädchen in meinem Alter wurden da gerade immer langweiliger.

Literaturverfilmungen

Samstag, 20. März 2004

Der Gipfel war dann, als ich im Kino auf den Beginn der Vorführung von Homo Faber wartete und in der Reihe hinter mir eine Sie zu ihrem Nachbarn sagte: „Das Buch ist sicher besser.“ Das ist die weit verbreitete Grundeinstellung: Das Buch ist sicher besser.
Hallo? Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch. Und ein Film ist ein Film ist ein Film. Wenn ich das versuche zu tanzen, kommt wieder etwas anderes raus.

Zwar hat mich mein Mitbewohner in den Diskussionen der letzten Jahre davon überzeugt, dass man manchmal sehr wohl Äpfel und Birnen vergleichen kann. Aber ich habe immer noch Probleme, dieses Vergleichen mit einer Hierarchisierung zu verbinden. Man kann aus einem guten Roman einen schlechten Film machen. Man kann aus einem guten Roman einen guten Film machen, auch wenn er sich sehr weit von der Vorlage entfernt.

Jede Literaturverfilmung muss sich für einzelne Aspekte der Vorlage entscheiden, die meisten anderen weglassen.* Für mich als nichtgläubige, also säkulare Christin ist das Neue Testament ein literarisches Werk – wenn auch in unserem Kulturkreis das einflussreichste der letzten 2000 Jahre. Mel Gibson hat für seine Verfilmung den Aspekt des Leids des Protagonisten, der Folter, der Qual in den Mittelpunkt gestellt. Für ihn war es eigenen Aussagen zufolge mehr als eine künstlerische Entscheidung; ich behalte mir als Rezipientin vor, die Entscheidung aus künstlerischer Perspektive zu sehen.

Zum Vergleich: John Irving wollte mit seinem Roman The Cider House Rules nach eigener Aussage durchaus zur Abtreibungsdiskussion Stellung nehmen. Die Verfilmung, für die er selbst das Oscarprämierte Drehbuch geschrieben hat, konzentriert sich auf andere Aspekte. Soweit ich mich erinnere, hat in diesem Fall niemand darauf herumgehackt.

Ich mag Splatter-Movies nicht. Und wenn The Passion of the Christ auch nur eine Splatter-Szene mehr enthält als die diversen Trailer, grause ich mich zu sehr als dass mich alles andere interessiert. Warum sollte ich einem Splatter-Movie vorhalten, dass er zu brutal ist? Schließlich versuche ich seit Jahren, meiner Mutter den Unsinn des Vorwurfs klar zu machen, James-Bond-Filme seien unrealistisch.

Dass gläubige Christen den Film aus einer ganz anderen Perspektive sehen, ist selbstverständlich. In dieser Zielgruppe soll er die Funktion der Oberammergauer Passionsspiele erfüllen. Ob und in welchem Maß er das tut, kann ich nicht beurteilen.

*Buchtipps dazu:
William Goldman, Adventures in the Screen Trade und Which Lie did I Tell? More Adventures in the Screen Trade

Friday Five

Samstag, 20. März 2004

If you…

1. …owned a restaurant, what kind of food would you serve?
Jüdische Küche, sortiert nach Regionen. Ist in der deutschen Fresslandschaft, mit Ausnahme von Bagels, komplett zu Unrecht unterrepräsentiert. In München gibt es zwar das Schmock – feine Küche, edles Ambiente – und nicht weit davon das Cohen’s – herzhaft ostjüdisch, inklusive polnischen Köchinnen in Kittelschürzen und mit Achselbehaarung, die auch mal das Essen auftragen -, aber das ist viel zu wenig.

2. …owned a small store, what kind of merchandise would you sell?
Bücher, ganz klar. Allerdings eher als Antiquariat, spezialisiert auf englischsprachige Autoren. Und am liebsten zusammen mit dem Mitbewohner, der dann über die Bereiche Comics, Science Fiction und Pulp Fiction herrscht.

3. …wrote a book, what genre would it be?
Die Geschichte von vier spanischen Einwanderern in Bayern. Semihistorisch.

4. …ran a school, what would you teach?
Englische Literatur.

5. …recorded an album, what kind of music would be on it?
A capella Chormusik, meine Lieblingsstücke von Paläestrina über Bach und Verdi bis Benjamin Britten und Distler.

von Friday Five

Latein

Freitag, 19. März 2004

Hat eigentlich keiner außer mir mitgekriegt, dass in der Süddeutschen Zeitung vom gestrigen 18.3. ein Artikel auf Latein stand? “Dominabiturne ‘Passio”?” hieß er, stand auf Seite 14 rechts unten. (Nein, von meinen sieben Jahren Latein ist nicht genug übrig, um ihn ganz zu verstehen.)

Wenn jemand nachgucken will: Noch ist die Online-Version kostenlos.

Nachtrag: Bei den Klopfzeichen gibt’s eine Inhaltsangabe.

Spanischer Café

Donnerstag, 18. März 2004

Drüben bei der Meisterköchin wird über Kaffee, Caffé und Espresso fachgesimpelt. Wieder und wieder tauchen als Gralshüter stilvollen Koffein-Konsums die Italiener auf. Ich bin viel zu selten in Italien um verifizieren zu können, ob die Welschen tatsächlich eher Hand an sich legen würden, als nach 12 Uhr einen caffé latte zu trinken oder je eine entkoffeinierte Variante zu bestellen. Allerdings hege ich den Verdacht, dass auch in dieser Hinsicht italienische Auswanderer und Italophile die eigentlichen Gralshüter sind. Probieren Sie einfach mal in einem Münchener Ristorante nach dem Essen einen Cappuccino zu bestellen. Das böse Zischeln von den Nebentischen und der eisige Hauch im Raum müssten bis weit über die Donau hinaus reichen. Als echter Gaudibursch sprechen Sie die Bestellung am besten „Kaputzino“ und ergänzen: „Mit Sahne bitte.“

Garantiert stillos sind da die Spanier. Der spanische Espresso, also der café, schmeckt anders als der italienische. Ich mag ihn, und da er praktisch nicht exportiert wird, setze ich ihn immer packerlweise auf die Bestellliste von Spanienreisenden. Und damit machen die Spanier Sachen! Ich habe in Bars noch nach Sonnenuntergang Gäste café con leche bestellen sehen. Und trinken! Wenn sie über 40 sind, bestellen echte Spanier gerne und sogar öffentlich descafeinado. Einfach so. Ohne dass ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannt wird. Auch an Cappuccino haben sie inzwischen Gefallen gefunden.

Espresso-Maschinen in Privatwohnungen sind wohl sehr selten – mit eigenen Augen habe ich noch nie eine gesehen. Daheim hat man eine cafetera, also diese Alu-Kanne zum Zusammenschrauben. Und wenn vom Frühstück café übrig bleibt, wird er später gerne in der Mikrowelle aufgewärmt.

Aber das sind ja auch dieselben Spanier, die keine Probleme mit Eiswürfeln im Rotwein haben. Die, im Fall der mit mir verwandten Spanier, die Minze, den Thymian und den Rosmarin vor der Mauer ihres Landhauses als mala hierba (Unkraut) verachten und lieber getrocknete Kräuter im Supermarkt kaufen. Oder mit einer Pfanne von 20 cm Durchmesser Fleisch für 15 Personen braten, dafür allerdings Rouladenfleisch verwenden.

Äh – hatte ich schon mal das Lieblingsspiel unter Einwanderern zweiter Generation erwähnt?
Meine Verwandten in Spanien / Italien / Kroatien / der Türkei etc. sind schlimmer als deine.

Quellenforschung

Donnerstag, 18. März 2004

Ich bin ja gerne mal launig drauf (Kollegen haben das zu fürchten gelernt). Wenn ich also während eines Telefonats etwas suche oder aus einem anderen Grund das Gespräch unterbrechen muss, sage ich hin und wieder “Ich unterhalt’ Sie während dessen mit Musik“ und summe die Melodie von Girl from Ipanema.

Kürzlich habe ich rausgefunden, warum eigentlich: Blues Brothers während des Showdowns. Draußen sammeln sich Bundes- und Staatspolizei sowie Militär, machen einen Höllenlärm beim Stürmen des Gebäudes. Dazwischen wird immer wieder auf Jake und Elwood geschnitten, die im Aufzug nach oben fahren. Hier ist es fast völlig still, man hört nur als Fahrstuhlmusik Girl from Ipanema. Genau diese Stimmung versuche ich im Grunde am Telefon zu erzeugen, wenn ich summe. Ich hatte es nur vergessen.