Archiv für März 2004

Alltag

Mittwoch, 17. März 2004

Teebeutelhalter (23k image)

Für die einen ist es eine Büroklammer. Für andere der vermutlich genialste Einweg-Teebeutelhalter der Welt.

Synchron

Dienstag, 16. März 2004

Die Badehaube war derart krachgelb, dass sie im Schwimmbad einfach auffallen musste – zumal heutzutage eigentlich niemand mehr mit Badehauben schwimmt. Außerdem hatte sie auf einer Seite drei dicke schwarze Punkte. Ich amüsierte mich noch: „Sieht ja aus wie eine Blindenbinde…“, als ich auch schon begriff, dass die Haube genau das war. Denn der alte drahtige Mann, der sie trug, schwamm sehr vorsichtig und so nah am Beckenrand, dass seine Hand bei jedem Zug den Rand berühren konnte.

Derzeit sehe ich überall Blinde. Angefangen hat das mit dem Film Erbsen auf halb 6. Den habe ich zwar nicht gesehen, habe auch zu wenig Gutes darüber gelesen, als dass ich große Lust darauf hätte. Aber darin geht es um Blinde; ein frisch Erblindeter lernt von einer blind Geborenen, wie man ohne zu sehen den Alltag überlebt.

Und plötzlich sind überall Blinde. In der Straßenbahn tasten sie sich mit ihrem zwei Meter langen Stock die Stufen hoch und zu einem Sitzplatz. Ob sie bemerken, wie die sehenden Passagiere vor dem schwingenden, tastenden Stock wegspritzen, um Platz zu machen? Ich hoffe es, denn vor einem inneren Auge muss das noch lustiger sein als ohnehin schon. Auf der Einkaufsstraße kommen sie mir paarweise entgegen.

Zumindest müsste ich inzwischen das rechte Maß an Geräuschen gefunden haben, die Blinde zur Ortung von Mitmenschen brauchen. Während meines Jahres in Wales arbeitete ich einige Monate in einem Pub als Bedienung. Einmal die Woche gab es im kleinen „function room“ im ersten Stock Jazz-Konzerte. In den Pausen setzten sich die Musiker an die Bar, ich versorgte sie mit Getränken. Eines Abends war unter den Musikern auch einer ohne Augenlicht. Ich wollte alles superrichtig machen, rief mir ein paar Grundregeln ins Gedächtnis (zum Beispiel: nie den Arm nehmen, immer eigenen Arm anbieten; das hatte ich, glaub ich, aus Scent of a Woman) und kommunizierte meine Gegenwart durch geräuschvolles Gläserräumen. Nur dass ich vor lauter Eifer viel zu laut und viel zu nah an dem blinden Herrn räumte: Er fiel vor Schreck fast vom Barhocker. Mist.

Gestern dann wartete ich spätmorgens an einer Kreuzung auf meine Straßenbahn. Mein Blick fiel auf eine ältere Frau im Trenchcoat mit weißem Blindenstock und einen jungen Mann in Lederjacke. Er legte ihre Hand gerade auf den gelben Kasten an der Fußgängerampel. Die Ampel schaltete auf Grün, die beiden gingen los. Die Frau murmelte vor sich hin, der Mann wies sie freundlich an: „Nicht die Schritte zählen!“ Sie kreuzte tastend die Straßenbahnschienen, ertastete den abgesenkten Bürgersteig der Verkehrsinsel – fast. Der Mann musste sie mit einem beherzten Griff davor bewahren, in den fließenden Verkehr der zweiten Fahrspur zu marschieren. Abgesenkte Bürgersteige sind wohl ein ewiger Konfliktpunkt zwischen Rollstuhlfahrern und Blinden. Die beiden kehrten um, überquerten die Straße bei der nächsten Grünphase in die andere Richtung. Immer wieder führte der junge Mann die Hand der Frau oder richtete ihre Schultern aus. Sie wirkte durchaus vertraut mit dem Stock, aber vielleicht war sie eben erst in diese Straße umgezogen und musste die Umgebung kennen lernen.

Plötzlich wurde ich mir bewusst, dass ich die beiden die ganze Zeit schon anstarrte. Zwar machte ich dabei sicher eine freundliche Miene – aber das konnte die blinde Frau ja nicht sehen. Sie konnte meine Blicke nicht erwidern, konnte sie nicht abweisen. Verunsichert sah ich weg.

O-Töne Mitbewohner

Montag, 15. März 2004

„Die Chinesen haben ja bekanntlich nur ein Wort für ‚Erkältung’ und ‚Chance’“, als er mich eben vom Bahnhof abholte.

„Schau mal wie süß ich schauen kann! Schau mal wie süß ich schauen kann!“, als ich zur Tüte mit den am Samstag gekauften indischen Knabbereien griff, kurz bevor ich feststellte, dass er sie leergefressen hat.

Und jetzt vergnüge ich mich dabei ihm zuzuhören, wie er zwischen Mitflüstern und absichtlich laut Reden schwankt.

Ich doch nicht!

Montag, 15. März 2004

ICH Pferdenatur werd’ doch nicht richtig krank! Dass meine Stimmbänder sich kein Wort mehr abringen lassen, dass ich wechselnd schwitze und fröstle, dass ich vor lauter Bronchien-Schmerzen jeden Hustenreiz brutal niederringe, dass ich auf den Treppen zu meinem Büro zwei Pausen einlegen musste – das führe ich ausschließlich auf meinen niederen Wunsch zurück, das Wochenende zu verlängern.

Andererseits hat mich die Betriebsärztin (Old Economy Rulez!) eher besorgt angesehen, mir zwei Hände voll Medikamente überreicht und von „dringend ins Bett“, „Virus“, „auf keinen Fall sprechen“ und „kann sich durchaus über Wochen hinziehen“ geredet. Na ja, niedere Motive hin oder her – ein verschwimmender Bildschirm ist dann doch übertrieben. Also ab ins Bett.

Und dann…

Sonntag, 14. März 2004

…war da noch der spanische Polizist, der im baskischen Pamplona einen Ladenbesitzer erschoss, allem Anschein nach weil der sich weigerte, die spanische Flagge (mit Trauerflor) zu hissen.
Quelle: El Mundo

Munich Wildlife

Samstag, 13. März 2004

Specht_bunt (41k image)

Darf ich vorstellen: Das ist unser Buntspecht. Na ja, möglichweise ist er ja nur Mitglied einer riesigen Familie von Buntspechten, von denen sich immer einer auf der Kastanie vor unsrem Fenster niederlässt und in einer unfassbaren Geschwindigkeit – äh – spechtet? Hackt? Klopft? Mitten im zentralsten München.

Which book are you

Freitag, 12. März 2004


You’re To Kill a Mockingbird!

by Harper Lee

Perceived as a revolutionary and groundbreaking person, you have
changed the minds of many people. While questioning the authority around you, you’ve
also taken a significant amount of flack. But you’ve had the admirable guts to
persevere. There’s a weird guy in the neighborhood using dubious means to protect you,
but you’re pretty sure it’s worth it in the end. In the end, it remains unclear to you
whether finches and mockingbirds get along in real life.


Take the Book Quiz
at the Blue Pyramid.

Yep, so gefalle ich mir. War seinerzeit auch einer der ersten Romane, die ich auf Englisch gelesen habe.
via Lisa Neun