Wort des Tages
Samstag, 6. März 2004Expansyl.
Das meinen die von der L’Oreal-Werbung ernst!! Da stand es, auf meinem Fernseher, in Quietschmagenta. Expansyl. Dabei KLINGT das nicht mal gut!
Expansyl.
Das meinen die von der L’Oreal-Werbung ernst!! Da stand es, auf meinem Fernseher, in Quietschmagenta. Expansyl. Dabei KLINGT das nicht mal gut!
In einem Teeladen, den ich zum ersten Mal aufsuche, nach Roibusch mit Honiggeschmack gefragt. Der junge Mann hinter der Theke ist höchst bestürzt, dass er damit nicht dienen kann. Er wälzt so lange Kataloge, bis er ein entsprechendes Angebot findet, dankt mir für den Tipp, lässt sich meine Telefonnummer geben, um mich beim Eintreffen der Lieferung zu verständigen.
Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses: Der alte Mann vor mir an der Kasse gibt dem jungen Kassierer durch Aufrunden des Endbetrags über 50 Cent Trinkgeld.
Auf dem Heimweg an einem Straßenstand Blumen gekauft: 20 Iris und 20 Narzissen. Die Blumenfrau rundet den Gesamtbetrag großzügig ab.
Und dann läuft mir ein Mann eine ganze große und verampelte Kreuzung hinterher, um mir den Jackenknopf zu geben, der mir unbemerkt abgefallen ist.
Danke!
Sehr zu empfehlen: Die beiden neuen Joghurtsorten von Ehrmann “Heidelbeermuffin” und “Schokomuffin”. Bei den Wintersorten fand ich ja “Russischer Zupfkuchen” eine ausgezeichnete Idee, die die amerikanische Speiseeis-Mode aufnahm, Kuchen- oder Keksstückchen zu verarbeiten. “Spekulatius”-Joghurt hingegen war meinem Geschmack nach nicht so gelungen.
(Hat jemand eigentlich diesen “Becherlöffel” schon mal getestet?)
Wenn der menschliche Körper sich einen Parasiten einfängt, wehrt er sich.
Zunächst reagiert er mit Unwohlsein; Übelkeit und Schwindel sind verbreitete Symptome.
Dann richtet sich der Körper allmählich auf ein Zusammenleben mit dem Parasiten ein. Der Schmarotzer zieht ihm Energie ab, schwächt ihn. Der Körper muss Mangelerscheinung hinnehmen, fehlende Mineralien können zum Verlust des einen oder anderen Zahnes führen. Bewegung wird immer beschwerlicher, der Kreislauf reagiert mit Schwankungen im Blutdruck, die Gelenke schmerzen. Die gesamt äußere Erscheinung des Körpers leidet: strähnige Haare, fahle Gesichtshaut. Kurz bevor der Zustand unerträglich wird, ist der Parasit auf dem Zenit seiner Schmarotzer-Existenz; er ermöglicht dem Körper, sich mit gewaltigen Krämpfen von ihm zu befreien.
Bei Frauen nennt man das Schwangerschaft.
„Früher haben wir nur klassisch gemalt. Aber hier in Deutschland haben wir gleich modern gemalt. Wenn man eine gute Ausbildung hat, mit Fabrkompositionslehre und so, kann man sich schnell umstellen.“
Russischstämmige Grafik-Praktikantin, als sie mir den Flyer zur Ausstellung in die Hand drückt, die sie gerade mit ihren Eltern im Münchener Hertie laufen hat.
es sonst wieder niemand merkt: Ich sage immer noch nichts zu Lord of the Rings. Mit Anstrengung schweige ich zudem derzeit zu Sex and the City.
Wir waren 1984-86 der größte Leistungskurs in einem Abiturjahrgang von nicht mal 50: Altgriechisch. Und so ein Fach nimmt man nicht aus Verlegenheit. Wir hatten bereits Jahre der blöden Fragen hinter uns, die begannen, als wir in der 9. Klasse als dritte Fremdsprache nicht Französisch wählten, sondern uns sogar eine neue Schrift antaten: „Wozu brauchst du das denn?“, „Und wozu soll das gut sein?“, „Aber das spricht doch keiner.“ Unsere Motive für die Leistungskurswahl waren sehr verschieden; darunter durchaus die erblich belasteten der Apothekers-, Ärzte- und Notarkinder, aber bemerkenswerterweise saßen hier auch alle fünf waschechten Arbeiterkinder des Jahrgangs.
Nicht nur diese hatten den Kurs zu einem großen Stück wegen seines Leiters gewählt.
Der nämlich hatte fast alle von uns schon in den Jahren zuvor im Deutsch-, Latein oder Griechischunterricht mit dem Virus der Philo-Sophie infiziert, dem Streben nach und der Liebe zur Weisheit. (Und uns nebenbei die Totschlag-Erwiderung auf blöde Fragen geliefert: „Schule bildet. Schule bildet nicht aus.“) Wir fingen mit Homer an, lasen die Lyriker, die ersten Geschichtsschreiber, die Vorsokratiker, Platon. Und nahmen dabei die Gedanken und Argumente der Dame (Sappho) und der Herren ordentlich auseinander.
Wir fühlten uns natürlich cool ohne Ende.
Ich wüsste gerne, wie die anderen Teilnehmer des Kurses das heute sehen. Ob es für sie eine Verbindung zwischen intensivem Altgriechisch und ihrem Lebensweg gibt.
Von einem weiß ich, dass er zunächst die Karriere eines Berufssoldaten eingeschlagen hat, aber nach zwei Jahren nicht mehr mit dem systemimmanenten Denkverbot zurecht kam und statt dessen Slavistik studierte.
Zwei gingen nach Eichstätt und studierten Lehramt Grundschule (die eine hatte zu Abiturzeiten noch Apothekerin werden wollen, die andere Archäologin – dann schlugen die Brauthormone zu). Ich weiß von einer Architektin, einer Kinderärztin, zwei Priestern, einem Kardiologen, einem Informatiker, einer Mathe-Professorin. Bleiben noch ein paar.
Der Verbleib der ehemaligen Mitschüler müsste sich rausfinden lassen, auch wenn gerade Frauen in diesem Alter oft unter einem Alias untergetaucht sind. Ich könnte ihnen einen Fragebogen schicken:
– Wie beurteilst Du im Nachhinein Deine Kurswahl? Gut / schlecht / irrelevant
– Hast Du in Deinem weiteren Leben von diesem Kurs profitiert? Nein / ja, privat, nämlich …………. / ja, beruflich, nämlich ……………………………
– Würdest Du Deinen Kindern Altgriechisch empfehlen? Ja / nein / egal.
– Gibst Du Altgriechisch im Fächerkanon bayerischer Gymnasium langfristig eine Chance? Ja / nein.
– Kommentare: ………………………………………..
Ich tu’s ja doch wieder nicht. Oder vielleicht unter dem Vorwand, das Ergebnis dem damaligen Griechischleher zu schicken und ihm eine Freude zu machen?
Dieser Lehrer Nusser ist mittlerweile auch “Fachmitarbeiter des Ministerialbeauftragten (Griechisch)” und treibt sich zudem in der Lehrerausbildung rum. Mitteloffiziell wurde allerdings vom bayerischen Kultusministerium ausgegeben, dass Latein gefördert wird, das Aussterben von Altgriechisch aber hingenommen.
Klar steht das Fach auf verlorenem Posten in einem Zeitgeist, der selbst vom Gymnasium fordert, dass jedes Fach anwendbares, also praktisches Wissen vermittelt. (Marginalie: Mit welcher Wucht solch ein Schuss nach hinten losgehen kann, sieht man in Bayern an der Einführung von Informatik als Pflichtfach. Informatik, wohlgemerkt, nicht etwa EDV.)
Der Titel des Eintrags „teinete toxa“? Wir waren derart cool, dass wir immer wieder Sprachschnipsel ins Griechische übertrugen. Eines der größeren Vergnügen unserer Alterstufe war es damals, in der Öffentlichkeit spontan und im Chor „Spannt die Bogen!“ zu rufen, dieses dann pantomimisch auch zu tun, und die imaginär abgeschossenen Pfeile mit Zungenfurzen zu beschallen. (Ich erinnere mich nur vage, wie das bescheuerte Spielchen entstand. Irgendein Kneipenabend? Aber wir haben sehr gelacht.) Und „spannt die Bogen“ heißt auf Griechisch „teinete toxa“, womit wir diesem abstrusen Spiel noch eins drauf setzten. Das wiederum ist mir heute auf dem Weg in die Arbeit wieder eingefallen.