Bahnsprech heute: Schaffners Frust
Dienstag, 20. April 2004 um 9:34Er betritt den Waggon mit dem vertrauten „Diiiiiie Fahrscheine bitte“. Doch schnell wird klar, dass der groß gewachsene Schaffner mit leicht schwäbischem Einschlag seine glücklichen Berufsjahre hinter sich gelassen hat. Jedes Mal, wenn er eine Fahrkarte in die Hand nimmt, seufzt er „Jessasgott“ oder „Oh je“. Zurück reicht er sie mit einem lahmen „Sodale“ oder „Jetzale“.
Ein kleiner Junge hinter mir richtet in seinem unablässigen Kleinkindgeplapper an ihn die Frage: „Wie heißt’n du?“ Der Mann murmelt „Schaffner“, während er die Fahrkarten des Buben und seiner Mutter prüft und abzwickt. Im tiefen Ausatmen ergänzt er: „Beliebt ist auch ‚Hallo Sie’.“
Dabei hätte er nur seinen Blick heben und „in Fahrtrichtung links“ aus dem Fenster zu schauen brauchen (wieso heißt es eigentlich im Zug nicht Backbord und Steuerbord, wenn es doch ein „Bordrestaurant“ gibt?): Ein sonnenbeschienenes Alpenpanorama, zu dem man vor lauter Kitsch „Ssissssi!“ und „Frrranz!“ rufen mochte.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Bahnsprech heute: Schaffners Frust“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
20. April 2004 um 9:56
irgendwie bin ich froh, dass er "schaffner" sagte, denn ein zugbegleiter müsste ja eigentlich mit einem begleitfahrzeug nebenher fahren. dies widerum wäre sehr schade, denn wen könnte ich sonst mehr oder weniger vergeblich darum bitten, die klimanalage wärmer oder kälter zu stellen… schaffner klingt nach "ich schaff’ das!" das macht mut!
20. April 2004 um 10:30
Backbord und Steuerbord läßt sich in einem Zug nicht realisieren. Nehmen wir einmal an, auf der Fahrt von Köln nach Frankfurt backt der Koch in seiner backbordseitigen (in Fahrtrichtung links) für seine Kunden die Frühstücksbrötchen auf. Währenddessen kommt der Zug in Frankfurt Hauptbahnhof an und fährt, da es vorwärts mangels Gleisen nicht weitergeht, rückwärts nach München weiter. Nun backt der Smutje die Frühstücksbrötchen plötzlich an der Steuerbordseite auf, während der Lokführer seinen Zug vom Backbordsessel aus steuern muß. Und das geht doch nun wirklich nicht. ;-)
20. April 2004 um 10:32
Oh pardon, in meinem Komentar feht ein Wort.
… backbordseitigen Kombüse (in Fahrtrichtung links) …
20. April 2004 um 10:48
Pah! Und wie macht das ein Flussschiff, hm?
20. April 2004 um 12:19
@Kaltmamsell: Schiffe fahren nur sehr selten rückwärts. Während dieser Zeit murmelt der Smutje vermutlich ständig vor sich hin: "Backbord ist nun dort, wo der Daumen links ist." Der Steuermann wird derweilen in seinen Bart brummeln: "Steuerbord ist Backbord und Backbord ist Steuerbord."
20. April 2004 um 14:03
Wunderschön! You made my day – again.
21. April 2004 um 9:46
»Schaffner« ist ein sehr schöner Name, und ich bin erleichtert, dass der Bahnbeat on goes.