Mit München geht’s abwärts
Montag, 31. Mai 2004Wenn nicht mal mehr Arztfrauen (Frau Dr. p.v. = per vaginam) auf eine Sonderbehandlung vertrauen dürfen!
Könnte mir jetzt noch jemand erklären, was “Autowut” ist?
Wenn nicht mal mehr Arztfrauen (Frau Dr. p.v. = per vaginam) auf eine Sonderbehandlung vertrauen dürfen!
Könnte mir jetzt noch jemand erklären, was “Autowut” ist?
1. Du wirst Chefkoch im Adlon in Berlin. Mit welchem Gericht wirst du berühmt?
Ich werde berühmt für englische Küche, vor allem für meinen Steak and Kidney Pie.
2. Alfred Biolek ruft dich an und will mit dir kochen. Was gibt es?
Ich habe seine Show noch nie gesehen, aber darin soll doch möglichst Unterhaltung möglich sein, oder? Also etwas Unkompliziertes. Dampfnudeln?
3. Horst Köhler ruft dich an und will mit dir essen. Wo gehst du mit ihm hin?
Das ist schon einfacher. Der Mann war sieben Jahre im Ausland, den muss man erst wieder kulinarisch aklimatisieren. Ich nehme ihn mit ins Fraunhofer hier in München. Ich kenne kein urigeres bayerisches Wirtshaus, außerdem gibt’s da bodenständig einheimische Küche vom Besseren.
4. Blick in deinen Kühlschrank: Für welche warme Mahlzeit reicht es noch?
Oh, im Moment ist er feiertäglich gut bestückt, weil er heute noch selbst gemachte Nudeln mit Brokkoli und Chili hergeben muss. Was immer drin ist: Grießbrei. Und in Kooperation mit den Küchenschränken ein einfaches Nudelgericht. Yamyam-Suppen stehen ebenfalls immer zur Verfügung.
5. Was dürfte dir niemand wegessen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?
Allein das „weg-“ kann schon unangenehm werden, wenn also nichts mehr übrig ist. Wenn ich zusätzlich nicht mal davon probieren konnte, könnte ich vergrätzt sein.
6. Dein liebstes Gewürz?
Das mich in einem Gericht positiv überrascht.
7. Wann und warum hast du ein Essen zum letzten Mal zelebriert?
Am 21. Mai ausgiebiges Schlemmen im August anlässlich eines sehr individuellen Beziehungsjahrestags.
Sieh an, die Dame trägt Sommermode 2004…
Es gibt Leute, die sich trauen, Buchverlage auf Druckfehler hinzuweisen. Respekt, ich habe die immer als gottgegeben hingenommen. Oder mich bei Häufung über das schlechte Lektorat geärgert. Den Vogel haben da bislang immer noch die gesammelten Werke (Edgeworks) von Harlan Ellison abgeschossen. So viele Vertipper habe ich noch nie in einem offiziell und bei einem echten Verlag veröffentlichten Buch gesehen.
Ah, und da fällt mir eine Geschichte ein.
Mein Mitbewohner liest nämlich schon immer gerne Science Fiction im weitesten Sinne. Unter Liebhabern dieser Art von Literatur ist Harlan Ellison – der vergangene Woche 70 wurde – sehr bekannt, gilt als Doyen von irgendwas, außerdem hat er eine ganze Reihe Drehbücher für TV-Serien geschrieben. Einen besonderen Ruf hat sich der Herr durch sein miserables Temperament erworben. Wer von Harlan Ellison noch nicht mündlich oder in einem Aufsatz oder Artikel angebrunst wurde, gilt in der Branche nichts.
Hier in der Münchener Wohnung stand das Telefon die ersten beiden Jahre in meinem Schlafzimmer. Die Wohnung hat drei Anschlüsse, wir hatten in unserem Antrag denjenigen zur Freischaltung angegeben, der beim Mitbewohner unterm Schreibtisch liegt. Half nichts, der einzige funktionierende wurde der in meinem Schlafzimmer. Das war besonders dann ärgerlich, wenn spät abends noch jemand anrief. Denn entferntes Telefonklingeln kann ich ganz gut ignorieren, wenn es aber nur einen Meter von meinem Kopfkissen entfernt klingelt, gehört schon Anstrengung dazu. Und wenn der Mitbewohner bei mir schlief, musste ich zusätzlich ihn daran hindern, sofort an den Hörer zu springen.
In der Nacht, in der diese Begebenheit spielt, musste ich ihn nicht sehr hindern. Wir lagen beide in meinem Bett, jeder einen Perry Mason in den Händen: Der Mitbewohner las im Case of the Lazy Lover, ich den Case of the Nervous Accomplice. Als das Telefon schrillte, machten wir beide einen Satz nach oben – sieht bei zwei Gestalten, die auf dem Bauch liegend lesen, besonders komisch aus. Da wir aber beide von den vorhergehenden Tagen ausgelaugt waren, machte keiner eine Bewegung zum Telefon. Brav schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
Als sich der Anrufer dann meldete, verstand ich allerdings nicht, warum der Mitbewohner seine Judokünste nicht für einen Hechtsprung zum Hörer nutzte. Denn mit dem blechernen Nebenton der Maschine sagte da jemand: „Hello, this is Harlan Ellison in Los Angeles. It’s Friday, the 19th of November, 3:21 Los Angeles Time. I think it’s probably eight hours later where you are. I’m trying to reach Mitbewohner who has I have no mouth – it’s a computer game – in German…” Während des letzten Satzes stupste ich den Mitbewohner an und wies ihn darauf hin, dass Harlan Ellison ihn sprechen wollte – er hatte offensichtlich den Namen des Anrufers nicht gehört. Und ich muss schon sagen: So schnell habe ich noch nie einen nackten Mann aus meinem Bett springen sehen (ehrlich!).
Der Mitbewohner war supersouverän: Sprach den Anrufer mit Harlan an, bestätigte den Besitz des genannten Computerspiels, meinte, nein, er glaube, sie hätten sich noch nicht getroffen. Er rechnete Harlan vor, dass er das Spiel so billig bekommen habe, dass es sich nicht lohne, Geld dafür zu schicken. Pause, Pause, Pause. Hm, die von ihm geschriebenen Bücher habe er eigentlich fast alle, ob Harlan ihm nicht ein Buch von jemand anderem empfehlen und schicken könne? Pause. Ja, das höre sich gut an, er kenne weder Autor noch Titel.
Und dann machten die beiden Details aus. Dazu musste der Mitbewohner schnell noch quer durch die Wohnung schießen (immer noch nackt natürlich), um sich etwas zum Aufschreiben von Harlan Ellisons Adresse zu holen.
Zurück im Bett lachten wir uns erst mal tot. Dann berichtete der Mitbewohner, wie das alles gekommen war. Ein Freund von uns (der übrigens so etwas wie Anke Gröner in Mann ist, aber eigentlich ganz anders), hatte in einem Web-Forum mitbekommen, dass Harlan Ellison die deutsche Version eines Computerspiels suchte, das auf einer seiner Novellen basierte. Dieser Freund wusste, dass der Mitbewohner dieses Spiel am Grabbeltisch gekauft hatte und gab ihm die Kontakt-Email-Adresse des Forum-Betreuers durch. Dort hatte der Mitbewohner sich gemeldet.
Der Tausch kam übrigens zustande: Mitbewohner schickte das Spiel nach Los Angeles und bekam im Gegenzug von Harlan Ellison The Fair Arena von Richard Ben Sapir geschickt, aus seiner eigenen Bibliothek (Exlibris!), mit einem netten Kärtchen von Harlans Frau Susan.
The Independent schreibt über eine Ausstellung in London:
Coca-Cola adverts are to be found in the farthest corners of the globe promoting a happy, wholesome image, but now they are the subject of a new exhibition which links the soft drinks giant with Nazi Germany.
The comedian Mark Thomas and the artist Tracey Sanders-Wood, who curated the art show Coca-Cola’s Nazi Adverts, which opened in central London yesterday, say the company advertised in Nazi papers, exhibited at Nazi trade fairs and opened bottling plants in Sudetenland shortly after the Nazis invaded Czechoslavia.
(…)
Artists and members of the public with artistic aspirations were invited to contribute to the exhibition. Their brief was to imagine Coca-Cola’s adverts in Nazi Germany.
„Wo blogt der oder die?“, fragt kinomu in Herrn Dahlmanns Kommentaren, und mir scheint wieder ein Stück der Tante-Jolesch-Welt zu erwachen. Mag das die heutige Variante des „In welchem Kaffeehaus sitzen Sie?“ sein? In der Wiener und Prager Literaten- und Denkerwelt zwischen den Weltkriegen, die Torberg verklärt, ersetzte diese Frage die Bitte um eine Visitenkarte. Der Wohnort war ohnehin nicht interessant, wenn es um einen Austausch von Beobachtungen und Gedanken ging. „Wo bloggen Sie?“ – hätte ich gerne den Architekten gefragt, der als möglicher Nachmieter meine Wohnung besah und dabei höchst interessante Anmerkungen zu Ausblicken, Büchern und zu meinen Edelsteinen machte. „Blog das doch“, hätte ich gern den Kollegen des Mitbewohners gebeten, der sehr verschüchtert bei der Essenseinladung saß, dessen wenige Äußerungen aber sehr wache Gedanken verrieten.
Ein Club der Blogger ist ein weiterer Traum. Club in der englischen Tradition: dunkles Holz, Ledersessel, Kamin, Zeitungen, Personal. Man würde sich mit anderen Bloggern treffen, wüsste sich aber bei der Lektüre im Sessel ungestört (der Butler hat vorher Bescheid bekommen, welche Telefonanrufer erwartet werden), könnte sich verabreden. Männlein-Weiblein-Spielchen gälte es allerdings zu vermeiden. Würde am besten nach Hamburg passen, hätte Unterkunft und Restaurant dabei.
History News Network veröffentlicht die Ergebnisse einer Umfrage (allerdings “informal, unscientific“) unter „professional historians“ (die in den USA stärker politisch ausgerichtet sind als in Deutschland):
Of 415 historians who expressed a view of President Bush’s administration to this point as a success or failure, 338 classified it as a failure and 77 as a success.
Der Artikel betont, dass es für einen brauchbaren Vergleich mit der Amtszeit anderer US-Präsidenten noch viel zu früh ist. Er weist zudem auf den Faktor hin, dass Akademiker tendenziell „liberal-left“ sind. Dennoch sind einige der zitierten Einschätzungen interessant:
“Although previous presidents have led the nation into ill-advised wars, no predecessor managed to turn America into an unprovoked aggressor. No predecessor so thoroughly managed to confirm the impressions of those who already hated America. No predecessor so effectively convinced such a wide range of world opinion that America is an imperialist threat to world peace. I don ‘t think that you can do much worse than that.”
Hier die ganze Veröffentlichung.
via Uffish