Archiv für Mai 2004

Dosenfraß

Donnerstag, 13. Mai 2004

Dos

Du kannst nicht mal LÖSCHEN, du Drecks-Betriebssystem?!

Wie Grimmepreise gemacht werden

Donnerstag, 13. Mai 2004

Das haben wir uns ja schon immer gefragt: Was passiert, damit hinten ein Preisträger rauskommt? Auf die Enthüllungen der Jury in Cannes werden wir noch warten müssen, aber Herr Sixtus schildert – wie soll ich sagen? – eindringlich, nein, eher anschaulich, den Weg zu einem Grimmepreis aus Juryperspektive. Meine Augen sind jetzt noch ganz faltig vom Schmunzeln.

Sound of Music

Mittwoch, 12. Mai 2004

Seit mich Anke Gröner daran erinnert hat, gehen mir die Melodien von Sound of Music (im Moment flötet mir durchs cerebrale Akkustikzentrum „Something good“) und die Erinnerungen, die ich damit verbinde, nicht mehr aus dem Kopf.

Mit dem Film hat es nämlich eine besondere Bewandtnis.
Hingeführt zu diesem Meilenstein der angelsächsischen Kulturgeschichte hat mich die Engländerin Kim.
Ich besuchte sie gerade mal wieder in London, als sie mich auf Sound of Music ansprach. Ich gab zu, von dem Film noch nie gehört zu haben. Kim fiel erst aus allen Wolken, verschwand dann umgehend in die Videothek und setzte mich vor den Fernseher. Die nächsten knapp drei Stunden, die der Film dauerte, waren unvergesslich. Ich wusste nicht, was mich mehr faszinierte: Der quietschbunte, kitschige, sensationell geschmacklose Film oder die sonst so supercoole und schicke Kim, die alle, alle Lieder mitsang.

Da der Film in und um Salzburg spielt, hat sich Komponist Richard Rogers in manchen Liedern bei alpenländischen Motiven bedient. Kim war erschüttert, als ich sie darüber aufklärte, dass keines davon ein Volkslied ist, und deutsche Kinder keineswegs in der Grundschule „Edelweiß“ singen. Mir wurde klar, dass Sound of Music das Pendant zu Dinner for one ist: für uns in Deutschland der Inbegriff des Englischen, in Großbritannien völlig unbekannt. Sound of Music ist von 1965 und hat das Deutschland-Bild der englischsprachigen Welt geprägt. Dass es sich eigentlich um Österreich handelt, ist offensichtlich Nebensache.

Das Eigenartige war, dass ich den Film nach meiner anfänglichen Entgeisterung innig liebte. Noch während des besagten London-Besuchs kaufte ich mir das Video. Mein eigenes Initial-Erlebnis stellte sich im Weiteren als typisch heraus. Zurück in Deutschland trieb ich meine Freunde zu einem Sound of Music-Abend zusammen. Das Resultat: hilfloses Lachen, Entgeisterung, zweifelnde oder schräge Blicke zu mir (die ich mittlerweile über die Hälfte der Lieder mitsingen konnte), wortkarger Abschied. Doch schon bei der nächsten Begegnung an der Uni baten mich zwei der Gäste um das Video.

Eine der großen Liebesgeschichten der Münchener Werbeagenturgeschichte hätte wegen dieses Films beinahe kein Happy End gehabt. Jahre später setzte eine meiner Freundinnen, die sich den Film inzwischen selbst gekauft hatte, nämlich ihren frisch erliebten Kollegen vor Sound of Music. Dieser verabschiedete sich nach der Vorführung recht bald und erzählte später, er habe ernsthafte Zweifel an der Zukunft der Beziehung bekommen.

Love it or leave it: Selbst hartgesottene englische Filmjournalisten, die sich sonst auf usbekisch-französische Autorenfilme mit Untertitel konzentrieren, geben den Film als einen ihrer Lieblinge an.
Zu den bemerkenswerten Details von Sound of Music gehören:
– Die damals 30-jährige Julie Andrews spielt ein junges Mädchen.
– Christopher Plummer ist als jugendlicher Liebhaber besetzt.
– Christopher Plummer singt und tanzt.

Hach, das waren noch die Zeiten ehrlicher Künstlichkeit. Mich verbindet eine tiefe Zuneigung zu den Musikfilmen der 30er bis 60er, von Fred Astaire bis Elvis Presley und Peter Alexander. Gerade wenn ich in die schrottigen deutschen Fernsehfilme der Gegenwart reinschaue, gerate ich immer wieder an Szenen, bei denen es mir durch den Kopf schießt: Und JETZT müssten sie anfangen zu singen.

Pulp

Dienstag, 11. Mai 2004

Romance

Auf dem Theresienwiesen-Flohmarkt hat mein Mitbewohner dieses wunderbare alte Pulp-Magazin gekauft (vom Verkäufer überreicht mit der Warnung: “Des is fei ausländisch!”). Das billige, säurehaltige Paper (“Pulp” eben) löst sich bereits an den Rändern auf, doch der Inhalt ist noch gut lesbar. Zum Beispiel:

Purple Heart

Wäre das nicht die perfekte Hymne aller Sex and the City-Fans?

Liberal, white-collar guilt.

Montag, 10. Mai 2004

Das Manhattaner Nilpferd hat mich mal wieder liebevoll an eine meiner Verklemmtheiten erinnert (und mich veranlasst, meinen Computer-Bildschirm mit mundwarmem Rooibush-Tee zu duschen, als ich las: „makes my heart palpitate like a mariachi band“): Dienstboten. Ja, ich weiß, das heißt heute nicht mehr so. Aber mein oberbayerisch geprägtes Hirn formuliert einfach „Deansbo’n“, bevor ich es mit „Dienstleister“ überfiltern kann. Was für mich beruflicher Alltag ist, bereitet mir als Privatperson Unbehagen.

Auch ich habe den letzten Umzug vor fünf Jahren von einem darauf spezialisierten Unternehmen machen lassen. Die Herren waren pünktlich, emsig, freundlich, durch und durch professionell. Zur vereinbarten Zeit klingelte es an Wohnungstür, draußen standen Männer in Arbeitskleidung mit Pappe in den Händen. Sie grüßten und legten Pappe vor sich auf den Teppich, betraten die Pappe, legten die nächste Pappe aus etc., etc., bis sie an den gepackten Umzugskisten angekommen waren. Mit dieser aufmerksamen und simplen Methode der Fleckenvermeidung hatten sie mich bereits überzeugt. Dann fingen sie an zu schleppen.

Während dessen saß ich mit dem Mann, der auch damals schon mein Mitbewohner war, in der Küche, komplett eingeschüchtert. Wir sind beide nicht mit Dienstboten groß geworden und fühlten uns hilflos. Wir wagten nicht, in ein Café zu fliehen, schließlich gab es immer wieder Detailfragen (und das Kompliment, wir seien die ersten Bücherliebhaber, die die Kisten klug gepackt hätten: nämlich nicht jede randvoll Bücher, sondern immer nur ein Drittel voll Bücher, dann mit leichteren Dingen aufgefüllt. Danke, aber schließlich waren wir schon mal damit umgezogen.). Wir saßen also in einem nicht einsehbaren Eck der Küche und lasen. Ob wir wohl für Brotzeit sorgen sollten? Zumindest für Getränke? Nein, wohl nicht, als ich kurz das Haus verließ, sah ich die Männer bei eigener Brotzeit im Umzugslaster Pause machen.

In der neuen Wohnung dann ließen sich die Herren geduldig mit den Möbeln herumdirigieren, bevor sie sich mit der sehr ernst gestellten Frage „Waren Sie zufrieden?“ verabschiedeten. Ich ziehe nie wieder selbst um.

Lokales

Sonntag, 9. Mai 2004

Neun Monate meines Zeitungsvolontariats verbrachte ich Mitte der 80er in der kleinen Lokalredaktion eines waschechten Kaffs in Oberbayern. Die Artikel, Themen, Bilder, die in solchen Lokalausgaben erscheinen, sind ja gerne Ziel verächtlicher Kritik. Was der Leser, meist Abonnent, gar nicht erst mitbekommt, ist das Material, das es nicht einmal auf die fünfte Lokalseite schafft. Zwar wäre ohne Freie Mitarbeiter keine Lokalzeitung möglich, aber die meisten dieser Mitarbeiter, die für die Berichte aus Vereinen, Pfarreien, abgelegenen Dörfern sorgen, sind keine Journalisten, und viele bleiben resistent gegen jeden journalistischen Tipp. Was diese Herren damals ablieferten (das Schreiben für die Zeitung brachte Prestige und Ehre, deshalb war es fest in männlicher Hand), war oft schönste Realsatire.

Es ärgert mich heute sehr, dass ich fast nichts von diesem Material aufbewahrt habe. Ich war mir damals einfach sicher gewesen, dass ich die Manuskripte und Bilder bald nicht mehr lustig finden würde. Dabei wären sie schon physisch aufhebenswert gewesen, die Artikel, die noch mit Schreibmaschine auf rot liniertem Manuskriptpapier geschrieben waren, oft mit Anweisungen an die Redaktion verbunden („So ungekürzt und mit allen Bildern veröffentlichen, weil ich eigens zu dem Termin hingefahren bin!!!“)

Jetzt habe ich in einer meiner Kisten ein rares Exemplar gefunden: Ein lang gedienter Mitarbeiter hatte eine Sensation entdeckt und fand, dass die Welt davon unterrichtet werden sollte. In Bild und Text.

Lokal

Lokaltext

Schöner Lesen

Freitag, 7. Mai 2004

Sowas hätte ich dann bitte gerne von Elke Heidenreich.