Archiv für Mai 2004

Woher die neuen Wörter kommen

Mittwoch, 5. Mai 2004

Einer der ersten Pressetexte, die ich nach meiner Fahnenflucht vom Journalismus in die PR schrieb (kurz nachdem ich gelernt hatte, nicht mehr „Artikel“ zu sagen, sondern „Text“), ging um das neue Saison-Programm eines Anbieters von Abenteuerreisen. Recherche-Material (das jetzt „Input“ hieß), war in erster Linie der Katalog des Kunden. Darin hatte jede Form von Freizeitvertreib einen schicken, in etwa englischen Namen: Rafting, Paragliding, Mountainbiking, Heliskiing. Deswegen hielt ich verdutzt inne, als ich beim Blättern auf ein deutsches Wort stieß: “Schlittenhundefahren”. Bis dahin hatte ich meinen Schalk zügeln können, hatte also weder lautstark über das Denglisch gelästert (ich kannte die Kolleginnen noch nicht gut genug) noch meine Einschätzung der Zielgruppe solcher Vergnügen geäußert. Das rächte sich, denn nun gingen mir Schalk und Bosheit durch: Ich verenglischte in der Pressemitteilung Schlittenhundefahren kurzerhand in „Dogsledging“.

Das sollte ich bereuen. Nicht nur winkte der Kunde den Text so durch, die Ex-Kollegen Journalisten übernahmen den neuen Begriff umgehend, zudem war im nächsten Katalog des Kunden nicht mehr von Schlittenhundefahren die Rede, sondern von Dogsledging.

Ich bitte inständig um Vergebung.

Spacken

Dienstag, 4. Mai 2004

Ich weiß, Euch ist langweilig. Allen ist langweilig, im Moment. Das liegt an der Jahreszeit. Im Winter schüttet der Körper sehr, sehr viele Müdigkeitshormone aus, weil es so dunkel ist. Wenn die Augen nur Dunkelheit sehen, dann leiten sie die Botschaft an die Hormonhauptdrüse weiter. Wie das genau funktioniert, ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird schon irgendwie klappen.

Die Hormonhauptdrüse schüttet dann Müdigkeitshormone aus. Dabei ist der Begriff “ausschütten” eigentlich total falsch gewählt, denn Ausschütten, das ist, wenn man einen Behälter, er eine Flüssigkeit enthält, rasch leer macht, in dem man ihn umstürzt. Nun wird aber die Hormonhauptdrüse beim Ausschütten nicht irgendwie umgestürzt, sondern der Hormonhauptdrüsenringmuskel zieht sich zusammen und quetscht so die Müdigkeitshormone aus der Drüse heraus. Das limbische Lymphtransportkanalsystem befördert die Müdigkeitshormone dann in das Gehirn, wo sie an die Müdigkeitshormonandockstellen andocken und zu den üblichen Symptomen der Müdigkeit führen: Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schlafen, Gähnen, schwere Augendeckel, et cetera, p.p.

banana erklärt mal wieder die Welt. Dabei ist dieses schräge Langtext-Blog eines der besseren Mittel gegen die beschriebene Langeweile. Zum Reinschmecken vielleicht hier mal nachlesen, warum schön besser als schlau ist.
Dass das Blogs-Buch jemals noch erscheint, glaube ich eh nicht mehr.

Wo ist die Wissenschaftselite?

Montag, 3. Mai 2004

U.S. Is Losing Its Dominance in the Sciences
The United States has started to lose its worldwide dominance in critical areas of science and innovation, according to federal and private experts who point to strong evidence like prizes awarded to Americans and the number of papers in major professional journals.

Schreibt heute die New York Times. Watt?! Wir sind doch hier in Deutschland am Rumgreinen wegen “brain drain” und Eliteflucht! Weil die Besten angeblich alle, alle nach USA gehen. Die scheinen aber nicht angekommen zu sein. Gibt es einen Wissenschaftler-Schieberring? Der sie alle auf eine Pazifik-Insel entführt, wo sie unter der Knute eines irren Genies mit Weltherrschafts-Ambitionen hochleistungsforschen müssen? Bond, übernehmen Sie.

Maibowle

Montag, 3. Mai 2004

Gestern Angrillen im Garten der Eltern. Da mein Vater gerade zu Fuß auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist (unglaublich, wie abenteuerlustig ihn die Rente macht), kümmerten sich mein Bruder und der Mitbewohner um den Grill. Da meine gesundheitsbewusste Schwägerin samt meinen beiden kleinen Neffen ebenfalls gerade verreist ist, durfte das Grillgut ohne rauchfilternde und damit angeblich vor Krebs schützende Grillschalen aufs Feuer. Die Menüfolge: Garnelen, Lammkoteletts, Schweinebauch, Putenschnitzel mit frischen Salbeiblättern gefüllt, Hühnerteile. Kartoffelsalat dazu? Ach nee, braucht’s nicht. Aber ein wenig gegrilltes Brot ist in Ordnung, das kann man mit Knoblauch einreiben.

Und dann, nach dem Café, haben wir meine Mama beschwippst gemacht, mit selbst gemachter Maibowle, bis sie vor lauter Kichern über die Wortwechsel zwischen meinem Bruder und mir keine Luft mehr bekam (Mama: „Die Kathrin von den Nachbarn treibt sich ja jetzt immer mit diesen düsteren Gestalten rum, wie heißen die noch, die immer so schwarz angezogen sind…“ Ich: „Goths?“ Mein Bruder: „Werber?“).

Ein Herz für Serienmörder

Sonntag, 2. Mai 2004

Chopping Block – nur in Besitz von rabenschwarz galligem Humor klicken.

via Search for Love

Vergleichsweise

Sonntag, 2. Mai 2004

Es ist ja möglich, dass jede Blogroll nach Teenager-Inhalten aussieht, wenn man die ersten Zeilen eines beliebigen Tages herausreißt und aneinander pappt.
Versuchen wir das Experiment 20six doch einfach mal mit meiner eigenen Blogroll:

Der Sargnagel des Genusses
Ein Stück die Straße runter ist ein Gebäude, das aussieht wie eine Tankstelle aus den 50ern, neben das man einen riesigen schwarzen Holzwürfel gesetzt hat. In der Tankstelle saßen lange Zeit Autoverkäufer, die ihre niedlichen bunten Autos auf sehr hohen Regalen rund um den Holzklotz präsentierten.(…)

Der Flur aka „Meine einzige Funktion ist es, eine Wand zu haben, an die man ein Schwert lehnen kann. Ach ja, und ich bin türkis. Nicht weiß und nicht hellblau. Und Anke ist gerade zu faul zum photoshoppen“.(…)

Fotos aus Lëtzebuerg

Leider kam ich erst gerade eben dazu, die Bilder vom letzten Wochenende von der Kamera auf die Festplatte zu transferieren. (…)

Gott ist nicht tot.
Er hat nie existiert, mein Gott.

Achtung – ein Nerd Problem
Das ist ein sehr spezielles Problem, aber vielleicht kennt sich einer damit aus… (…)

la plus belle du quartier.

Vorfreude
an sich ist wirklich schön. Mehrfaches Vorfreuen bringt dieses permanente Kribbeln mit sich, das nervös machen könnte, würde man nicht vertrauen in die Menschen und in die eigene Stärke. (…)

tomorrow
… now we are tall, and Christmas trees are small,
and you don’t ask the time of day.
But you and I, our love will never die,
but guess we’ll cry come first of May … (…)

Teil II: ich erinnere mich
Wie Perlen auf eine Kette versuche ich, die Bruchstücke meiner Erinnerung aneinanderzureihen. (…)

Private Parts | Griff ins Klo
[Vorsicht, im eigenen Saft schmorende Selbstdarstellung]
Ich habe eine neue Klobrille. Von der Firma Sanitop-Wingenroth. (…)

Looks like we got us a fag
Fort zu müssen und nicht fort zu können. Herr Doktor! Das sind Schmerzen.
(bitte hessisch aussprechen). (…)

Weben
Da wir für den neuen Tisch (260×90) ohnehin keine schöne Decke kaufen können – gibt es einfach nicht -, ist es ein Glück, dass wir eine so wunderbare Handweberin in der Familie haben. (…)

Äh.
»Ihre Seite wird heute bei RadioMelodie.net in der Sendung „Die bessere Seite“ vorgestellt. Los geht’s um 18.00 Uhr. Anschließend haben die Hörer die Möglichkeit 1 Woche lang für Ihre Seite zu voten. (…)

Redundanz
Note to self: Lost in Translation, Fight Club & Donnie Darko endlich einmal ansehen. (…)

“brainchildren savonarola civilian garden paramount boggle catholicism patio embryo consternate reside salesgirl johnstown nippon fedders several aileron probabilist lynn tepee paulo satiety bismuth cummins” [aus der spambox] (…)

seltsames leben
hätte mir eben nicht eine freundin erzählt, dass feiertag ist, wäre ich gleich umsonst in die stadtmitte zum shoppen gefahren. (…)

Nutzlos
“Unter Psychiatern gibt es doppelt so viele Selbstmorde im Jahr wie unter ihren Patienten.” (…)

“Alleine” ist auch so ein Wort, das immer weniger Sinn macht, je länger man es laut vor sich her sagt. Alleine. All-eine. (…)

Und weiter geht’s
Der Reis lebt. Dabei halte ich, seit dieser Erfahrung, alle Vorräte in Glasbehältern. Das nützt auch nichts, denn die Eier sind im Reis drin. Ein Vorteil, die Viecher können nicht raus.(…)

They tried harder (and made it better)
In Ergänzung zum gestrigen Eintrag: Es gibt natürlich auch Kunden von einem ganz anderen Schlag. Und das bereits vor mehr als 40 (!) Jahren: (…)

Be(r)ichte…
Heute waren wir nach längerer Zeit mal wieder im Computerraum. Hier zeigte uns unser Lehrer ein paar Berichte, die Schüler geschrieben haben, damit sie dann in den Jahresbericht gestellt werden können. (…)

Blogs_WebDev – Nachklapp zu meinem gestrigen Posting in Sachen „MovableType 3“. Heiko Hebig verweist heute auf andere Einträge in Sachen MT3 von Olivier Travers und dort wiederum auf Tim Appnel. (…)

diese nachdrücklichkeit, mit der die warentrennhölzer auf das kassenband gelegt werden,
es sind drei handspannen platz zwischen den einkaufshaufen, aber es muß hastig davor und danach so ein plastikvierkant dazwischengesetzt werden.

The Great Divide
When John Edwards was running for President, he was wont to discuss his idea of two Americas*, which boiled down to the eternal dichotomy of the haves and the have-nots. (…)

In eigener Sache
Im Allee-Center… Am Montag ist die Eröffnung. Es wird gearbeitet, was das Zeug hält. Morgen, am Freitag, kommt die Einrichtung. (…)

gestern im icq
“aber ich geh’ dann mal schlafen ..”
“wie, schon müde?”
“nein, aber ich träum’ doch so gern.”
(…)

Nur die üblichen Katastrophen
Eineinhalb Stunden Stau hinter Leipzig, wo ein PKW bei einer Baustelle liegen geblieben ist, ein Kontakt in Nürnberg, der nicht zustande kam, dann noch ein Stau kurz vor meinem Elternhaus, weil die gesamte Stadt wegen einer Autoshow gesperrt war – (…)

Ich kenne den Mann nur als »Onkel Emil«. Ich weiß sehr wohl seinen Nachnamen, aber der hatte nie eine Bedeutung. (…)

Though I have one of the best active vocabularies of anybody I know, I am nonetheless a terrible Scrabble player. I suspect this is because I am flummoxed by the limitations of the seven letters provided me. (…)

Das wichtigtuerische Herumgeschwirre der Polizei-Helikopter stört mich doch enorm beim gepflegten Nichtstun. Der nächste B-Feiertag ist dann in gut drei Wochen, wenn automobile Irre besoffen durch die Stadt jagen. (…)

It’s a chalk-bright afternoon and I’ve been walking, listening to music all day the last few days. This helps – no one assumes you can hear them, with the headphones on, so no one speaks to you. (…)

Mail-Probleme
…offenbar verhält sich meine Mailadresse etwas seltsam zur Zeit; wurde jetzt von mehreren Seiten darauf hingewiesen, dass ich verschiedene Mails nicht erhalten habe, die ich hätte erhalten sollen. (…)

Kinderträume
Der Mann sich einen erfüllt und eine PS2 gekauft *schlägt sich an der Ecke des Billy-Regales Kerben in den Schädel*. (…)

Return of the Oracle
Since moving, I’ve spent a LOT of time and money at Pintchik Hardware. It’s a good store, and charmingly odd – big painted cow and pig sculptures outside, free popcorn for shoppers, a dancing, talking George Bush figurine at the key copying counter. (…)

hochlade-uebung die siebenundneunzigste
wie ihr seht, habe ich nicht nur eine neue brille, eine neue muetze, einen neuen computer, sondern auch wieder eine kamera. (…)

Experiment Europa oder lebenslängliche Deutschland?
«Schlag Mitternacht ist der alte Kontinent um zehn Staaten “reicher” geworden, um fast 75 Millionen Menschen, die mit den anderen 375 Millionen Menschen den weltweit größten Binnenmarkt bilden und nahezu ein Viertel des gesamten Bruttosozialprodukts erwirtschaften. (…)

Frank Black (nein, nicht DER Frank Black)
Zum ersten Mal einen kilometerlangen Eintrag schreiben und ihn beim Korrekturlesen einfach löschen, weil man gemerkt hat, dass es ein klassischer Tagebucheintrag war, der in dieser Form (und dem horrenden Ausmass) nun wirklich keinen interessiert. (…)

1. Mai
Zum 1. Mai in Berlin nicht wie vor 10 Jahren (sogar extra angereist) nach Kreuzberg fahren um ein wenig Spaß zu haben. Überhaupt gar nicht mehr wissen, wie man da an Spaß haben konnte. (…)

nordpilz
heute hat elvis gesellschaft bekommen, amelia lag vor der tür… (…)

Besetzt.

_artlawyer
interview mit jens o. brelle in der gegenwart. den brelle hab ich auch kürzlich für m-publication interviewt (…)

Aristocat unterm Sensenmann.
Es ist immer noch Feiertag. Beinahe hätte ich vergessen, dass es heute noch viel zu tun gibt, da ist Bild Nr. 6, diesmal auf Zeit gestrichelt, ja, ich habs eilig mit dem Ding, argh, obwohl es mir einen Heiden-Spaß bereitet, Analogien auf die Jurisprudenz zu schreiben. (…)

N-GO
Um die Ecke, Hagelsberger Straße, parkt ein Fiat-Wohnmobil, Kennzeichen N-GO. Darin nehmen, hinten, im Aufenthaltsraum, der sehr klein, sehr unbequem aussieht, zwei junge Männer, einer im roten Trainingsanzug, einen Imbiss. (…)

Echte Zeugnisse
Völlig inoffizielles Jahreszeugnis (…)

The Trattoria
Hi Guys,
Filming all day today and I am really tired, but I just wanted to show you some great pictures that my mate Chris Terry took of the new Trattoria – beautiful!!! (…)

Change-X: An der Ehre Am Sack gepackt
Nachdem zuerst Dotcomtod und Rebellen ohne Markt und daraufhin heise.de den Fall der getürkten Inspire-Award-Abstimmung hochgebracht haben, kommt jetzt die Zeit der Heuchler. (…)

Was ich jetzt gleich sagen werde, tut mir ein wenig leid. Ist nicht stubenrein, nicht geschmacksneutral, nicht fein. Dennoch. Da hat eine junge Dame sich ins Valley locken lassen, von dicken Geldbündeln, Versprechen und Gliedern, hat sich letztgenannte in den Mastdarm schieben lassen, vielleicht ob des Effektes wegen auch gleich zwei, zugleich und ungeschützt, von Herren, die das mit den Berufskrankheiten nicht so genau nahmen. (…)

Estée Lauder zugeeignet

Samstag, 1. Mai 2004

Wenn ich mir alle heiligen Zeiten mal die Zehennägel lackiere, sieht das Ergebnis so aus:

Kleckerei

Bestenfalls. Herrgott nochmal! Bin ich die einzige, die beim VHS-Kurs „Miniaturmalerei“ geschwänzt hat? Oder bessert Ihr wohlgelackten da draußen alle mit deziliterweise Nagellackentferner nach?
So wird das nie was mit betörender Femininität.