Archiv für Juni 2004

Brighton 2004

Donnerstag, 10. Juni 2004

Pier_Schild

Meine Anglophilie gründet sich in erster Linie auf Sprache. Die Engländer haben eine so schöne und verwenden sie dann auch noch so angenehm. Zum Beispiel auf diesem Warnschild auf dem Palace Pier in Brighton: Erst weisen sie auf die Gefahr hin, dann auf das Verbot. Auf der Verkaufstheke eines Zeitungsladens in der Innenstadt klebte ein handgeschriebener Zettel „Please do not ask for change for the phone box“.
Vor dem Rückflug bat der Sicherheitsbeamte in London Gatwick um einen gründlichen Blick in meine Schultertasche. Er besah sich den Inhalt genau, räumte die Tasche sorgfältig wieder ein und meinte dann todernst: „You are not allowed to take more than three bags of crisps with you.“ Ich musste so lachen, dass ich zu spät auf den Konter kam, ob ich ihn wohl mit einer Tüte bestechen könnte.

Mehr bebilderte Gründe für meine eben erneuerte Liebe zu Großbritannien hier:
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Urlaub ist…

Donnerstag, 10. Juni 2004

… wenn ich endlich mal der Frau Engelke nachts beim Arbeiten zuschauen kann. Gefällt mir! Aber was haben die mit der ihren Haaren gemacht?!

Wie misst man Niveau?

Donnerstag, 10. Juni 2004

Da flackerte doch grade mal vor zwei Wochen wieder diese Klage auf, das deutsche Fernsehen werde immer schlechter. Aufhänger waren unter anderem zwei Spiegel-Artikel von Reinhard Mohr, der über die „Verblödung“ klagte und schrieb „das Niveau sinkt auf breiter Front“:
„Kanal voll, Kopf leer“ und vorher „Schönes neues Fernsehen“.

Ich frage mich: Kann man das belegen? Feuilletonisten dürfen ja ihre Äußerungen auf persönlichem Eindruck basieren; und solange dieser Eindruck ergibt, dass irgendwas immer schlechter wird, stimmt ihnen die Mehrheit zu. Nebenbei: Schon mal aufgefallen, dass fast alles immer schlechter wird? Das fast alles früher besser war? Der Fußball, der eigene Chor, die Politik, das Theater, das arbeitgebende Unternehmen, die Popmusik?

Meine ganz eigene Art von Skeptizismus mag sich aber nicht damit abfinden, dass manche Leute anscheinend nur zufrieden sind, wenn sie eine Verschlechterung registrieren. Skepsis bedeutet ja nur die kritische Überprüfung von Hypothesen und damit die Suche nach Beweisen. Nehmen wir das Gezeter also mal ernst und fragen uns, wie man sinkendes Niveau im deutschen Fernsehen beweisen könnte.

1. Wir könnten den Anteil an Niveau am gesamten Programm messen. Dann hätten wir also eine Gesamtmenge an Fernsehen und würden alle Sendungen in niveauvoll, neutral oder niveaulos unterteilen. Das machen wir jahrweise und sehen uns dann die Entwicklung an.
2. Oder wir nehmen eine Auswahl an Sendungen, die es bereits seit einigen Jahren gibt, und überprüfen, ob deren Niveau in den vergangenen zehn Jahren gesunken oder gestiegen ist. Das zählen wir dann zusammen.
3. Eine andere Methode wäre die Untersuchung von Minima und Maxima (danke an den Mitbewohner für den Hinweis auf die Meteorologie). Wir sehen uns jedes Jahr an, was das Niveauloseste im deutschen Fernsehen war und was das Höchste an Niveau. Und dann vergleichen wir, ob eine Bewegung zu erkennen ist.

All diese schönen Methoden haben allerdings einen massiven Haken: Wir müssten erst mal festlegen, was eigentlich Niveau ist. Oder, noch wackliger, was zu Kultur zählt und was nicht. Nöhlende Feuilletonisten scheinen davon auszugehen, dass man das kann – vor einer Definition drücken sie sich dann allerdings.

Mir fallen durchaus Ansätze ein, allerdings würde ich die Begriffe „Niveau“ und „Kultur“ meiden. Wir könnten die Neurologie bemühen und betrachten, ob und welche kognitiven Gehirnbereiche beim Betrachten welcher Sendungen aktiv sind (ich entschuldige mich für die wenig sachgemäße Verwendung von fremdem Fachvokabular). Wir könnten betrachten, wie weit in einer Sendung allgemein anerkannte Perspektiven (Volksmeinung) lediglich wiedergegeben werden oder reflektiert und hinterfragt. Oder wir messen den Informationsgehalt einer Sendung (huch! nächster Treibsand: was ist schon keine Information?).

Alles ziemlich komplex. Aber ich habe die Nase voll von öffentlichen Nöhlern, die nicht mal ansatzweise diese Komplexität berücksichtigen.

Innocent

Mittwoch, 9. Juni 2004

In England gibt es ohnehin massig leckeres Essen und Trinken. Eine unglaubliche Vielfalt an Sandwiches, Keksen und Schokoriegeln, dazu schmeckt das Obst und Gemüse aus dem Supermarkt erheblich besser als das, was ich aus bayerischen Supermärkten kenne. Ich erkläre mir das damit, dass England einfach eine lange Erfahrung im Importieren von Obst und Gemüse hat.

Besonders lecker sind auch die „Smoothies“, die es seit einigen Jahren in englischen Kühltheken gibt: frische Obsäfte, die mit Bananenpüree angedickt richtige trinkbare Mahlzeiten sind. Manchmal ist auch ein wenig Joghurt dabei. Warum es die in Deutschland nicht gibt, verstehe ich nicht so recht.

Meine absolute Lieblingsmarke im Smoothie-Segment ist innocent. Das hat zum einen mit dem Packungsdesign zu tun.

Innocent

Für dieses Schlichte, Ehrliche bin ich sehr zu haben (siehe Bodyshop). Ebenso schlicht, ehrlich und ungezuckert schmecken die Smoothies (Mango/Passionsfrucht, mmmh) und Thickies (z.B. Joghurt/Mango/Cocos…).
Beim Trinken der ersten Flasche stellte ich außerdem fest, dass die Leute bei innocent ein Herz für Zwangsleser wie mich haben: Die Packungsaufkleber sind hinreißend getextet. Hier einige Beispiele (manchmal steckt die Textbelohnung auch in der Zutatenliste):

Inno_2

Inno_1

Inno_3

Dazu kommt die ungemein sympathische Firmengeschichte von innocent (von mir aus auch exzellent erfunden):
In the summer of 1998 when we had developed our first smoothie recipes but were still nervous about giving up our proper jobs, we bought £500 worth of fruit, turned it into smoothies and sold them from a stall at a little music festival in London. We put up a big sign saying ‘Do you think we should give up our jobs to make these smoothies?’ and put out a bin saying ‘YES’ and a bin saying ‘NO’ and asked people to put the empty bottle in the right bin. At the end of the weekend the ‘YES’ bin was full so we went in the next day and resigned.
DAS ist mal ein Start-Up nach meinem Geschmack!

(Ist übrigens kein Einzelfall: In Brighton gibt es den ersten von einigen Schokoladenläden namens Montezuma. In diesem Fall waren es zwei Londoner Anwälte, die vor ein paar Jahren ihren Job an den Nagel hängten, um in Sussex handgemachte Schokolade herzustellen und zu verkaufen. Ich empfehle besonders den Schokoriegel „Space Hopper“: Milchschokolade mit Orangenöl und Orangeschale.)

Cerrado por vacaciones

Freitag, 4. Juni 2004

Bin bis Mittwoch, 9. Juni hier.

Genug Lektüre bis dahin unter Köche.

Obst

Donnerstag, 3. Juni 2004

Nicht immer nur lästern, wenn Zelebritäten (ha!) ihren Kindern eigenartige Namen geben. Hier bekommt Frau Paltrows Tocher Apple ein paar Tipps:

Named for a Fruit? Make Juice
by STRAWBERRY SAROYAN

Years ago when I met an ex-boyfriend of the writer Plum Sykes and he took a liking to me, I couldn’t resist telling him, “You just like girls with fruit names.”
(…)
Of course, there are awkward moments too. “Nice to eat you” is one greeting I remember, though I wish I didn’t have to.

So, there

Donnerstag, 3. Juni 2004

English wine is better than champagne, experts declare after taste test

The Independent