Wirtschaftsfrust
Dienstag, 13. Juli 2004 um 11:25Heute auf der 3 der SZ den Artikel über private Käufer gelesen? „Geizrepublik Deutschland“? Auch so frustriert gewesen? Ich will einfach nicht glauben, dass ich zu einer Minderheit gehöre, wenn ich hier eine direkte Verbindung zum Streben nach längeren Arbeitszeiten sehe.
Die Quintessenz: Der Preis ist bei vertretbarer Qualität das stärkste Verkaufsargument für deutsche Konsumenten. Auch wenn es in dem SZ-Artikel in erster Linie um das Verschwinden von kleinen Geschäften ging – diese Kaufhaltung bedeutet, dass sich nur die billisten Produkte auf dem Markt halten können. Damit sie für den Hersteller Profit abwerfen können, müssen sie billiger produziert als verkauft werden. Bei den meisten Produkten ist der größte Anteil der Herstellungskosten der Preis der Arbeit, bei Dienstleistungen fast ganz. Damit ein deutsches Unternehmen Profit abwerfen kann, müssen die Arbeitskosten runter, also die Löhne. Das wird derzeit durch eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit bei gleicher Bezahlung angestrebt – ergibt nämlich sinkende Stückkosten.
Und bitteschön bei „Unternehmensprofit“ nicht an den großkapitalistischen Fabrikbesitzer denken, mit Stresemann, Melone und Zigarre. Statt dessen an Aktionäre, die eine Gegenleistung für das viele Geld sehen wollen, das sie ins Unternehmen gesteckt haben. Hier bitteschön erst mal den Kleinaktionär einsetzen, für den das selbstverständlich ist; schließlich hat er durch Aktienkauf „Geld angelegt“, er will also mehr zurück, als er gezahlt hat. Das geht nur durch Unternehmensgewinn. Genau so kalkulieren auch Großaktionäre.
Doch warum sollte jemand mehr als den geringst möglichen Preis für ein Produkt zahlen wollen? Wir erinnern uns: „Ich bin doch nicht blöd!“ Für sein Geld will jeder möglichst viel haben. Am deutlichsten sind die Auswirkungen bei Lebensmitteln: Möglichst billiges Fleisch geht nur bei grausamer Massentierhaltung, möglichst billiges Gemüse nur durch Monokultur und durch die Ausbeutung illegaler Einwanderer.
Auch das möglichst beste Handy muss möglichst billig sein. Wie kann sich da jemand über die aktuellen Veränderungen im Siemens-Konzern wundern? Erst vergangenen Sonntag musste ich mir das Lamento eines alten IG-Metallers anhören – der selbst Siemens-Aktien besitzt und selbstverständlich eine jährliche Rendite dafür sehen möchte.
Die faule Stelle ganz unten, auf die all diese Missstände zurückzuführen sind, ist: Für sein Geld will jeder möglichst viel haben. Oder einfach: Jeder will möglichst viel haben. Und mein Frust resultiert aus der Gewissheit, dass das ein unveränderliches Charakertistikum der menschlichen Art ist.
die Kaltmamsell21 Kommentare zu „Wirtschaftsfrust“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
13. Juli 2004 um 12:40
Au Backe. So gesehen, absolut richtig beobachtet. Da ich aber nicht so bewandert bin in diesen Dingen: Könnte es heißen im Umkehrschluss (?), dass, wenn alle statt mehr-für-weniger weniger-aber-besser-für-mehr als "Konsumentenziel" probierten, viele Probleme gelöst wären – wenn nicht gar alle?
Außer, dass dann nur noch das "unveränderliche Charakertistikum der menschlichen Art" dem entgegen stünde?
13. Juli 2004 um 12:42
in den Führungsetagen der deutschen AGs sitzen selten die Groß- oder Kleinaktionäre sondern im Grunde die Banken und Versicherungen, bezahlte Manager, deren Einkünfte offensichtlich nix mit Unternehmenserfolg zu tun haben,
13. Juli 2004 um 12:52
Auch diese Manager wollen möglichst viel haben haben haben. Und diejenigen, die dabei nicht mal ihren Job ordentlich machen, kommen dann in die Schlagzeilen.
13. Juli 2004 um 12:56
Oh, und Huflaikhan, ich weiß nicht, ob das umgekehrte Verhalten helfen würde. Zumindest solange das Wirtschaftsideal Wachstum ist.
13. Juli 2004 um 14:10
Wirtschaftswachstum ist nicht das Ziel, sondern das Mittel zum Zweck. Solange alles, wie Du so schön beschrieben hast, billiger werden muss, müssen wir, wollen wir auch nur annähernd gleich viele Leute mit "Lohnarbeit" beschäftigen, ständig wachsen, weil uns sonst die bezahlte Arbeit ausgeht.
Nur, solange die Staatsquoten frischfröhlich schneller wachsen als die Produktivität, nützt jede Arbeitszeitverlängerung nichts, Tschechien mit 18% Steuern wird immer billiger sein. Aber deshalb setzen sich CSU Politiker jetzt ja auch für eine Mindeststeuer innerhalb der EU ein. Damit die Fleissigen ja nichts von ihrer Arbeit haben. Und damit, in letzter Konsequenz, der Fehler, den wir alle in Europa mit der Landwirtschaft gemacht haben, nochmals wiederholt wird. Wir werden offenbar trotz längerer Freizeit nie klüger, weshalb wir ruhig wiede 50 Stunden pro Woche arbeiten können, etwas gescheites haben wir mit den zusätzlichen 15 h Freizeit ja eh nicht angestellt…
13. Juli 2004 um 14:53
Danke, Thuner, für den Hinweis. Eben hatte ich nämlich weitergedacht, warum eigentlich Wachstum das Ziel ist. Und dann ist mir eingefallen, dass bei all der Rationalisierung nur dann noch genügend Arbeit da ist, wenn wie wild gewachsen wird. So die Theorie.
Aber selbst DAS ist doch Blödsinn! Das Wachstum ist doch schon seit Jahrzehnten künstlich. Die Leute, zumindest hierzulande, haben schon lange alles was sie brauchen. Seither wird ihnen der Bedarf nach weiteren Konsumgütern lediglich eingeredet, damit weiter gewachsen werden kann. Das ist doch nicht unendlich machbar!
13. Juli 2004 um 15:52
Neulich hab ich irgendwo (ich glaube Zeit) einen interessanten Artikel gelesen, in dem man erfahren konnte daß wir seit Kriegsende mehr als 50 Jahre lang ein permanentes wirtschaftliches Wachstum hatten. Gleichzeitig gab es aber zum letzten mal in den 50er so etwas wie eine Vollbeschäftigung. Am Wachstum kann es also nicht liegen.
13. Juli 2004 um 17:22
Doch! Nur war das Wachstum eben zu klein, weil wir in Europa permanent Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Und von wegen Vollbeschäftigung: Wie hoch war die Staatsquote in den 50er Jahren? Was hat Goethe gesagt? Man soll dem Staat geben, was dem Staat gehört, den Zehnten. Heute geben wir ihm aber den "Halbten"…
13. Juli 2004 um 17:41
Thuner, Du schweifst ab. Auch wenn die Leute weniger Steuer zahlen müssten, würden sie nach dem geringst möglichen Preis jagen. Und bei der Wettbewerbsfähigkeit gibt es immer noch einige Ecken der Erde, die noch nicht für’s Outsourcing ausgebeutet wurden.
13. Juli 2004 um 18:28
was aber ist, wenn WACHSTUM schon der fehlgedanke ist? mit endlichen ressourcen kann nicht unendlich wirtschaftliches wachstum stattfinden. wider jedes naturgesetz: nichts in der natur wächst unendlich.
13. Juli 2004 um 19:47
Wer immer nur nach dem niedrigsten Preis jagt, verkennt den eigentlichen Wert und – dochdoch- die Aura der Dinge, die er haben zu müssen glaubt. Ich glaube, es gibt (mich eingeschlossen) viele, für die der preis eines Dinges nicht das wichtigste ist, selbst wenn man nicht viel Geld hat. Wer gegen Massentierhaltung ist, kann nicht jeden Tag vorm Regal mit den Eiern, wo die unten die Hälfte von denen oben kosten, aufs Neue eine Gewissensentscheidung treffen – er muss wissen, wie er dazu steht. Und es gibt die "guten" Eier, also kaufen sie Menschen, und also gibt es Menschen, für die die Moral zuerst kommt – und dann das Fressen. In einem Land, in dem niemand wirllich um das Fressen bang sein muss, muss das möglich sein. Die meisten Menschen, die keine Sekunde zögern, eine unvernünftige Summe für ein Auto auszugeben, meckern, wenn sie etwas für den Erhalt ihrer eigenen Zähne dazu zahlen sollen – dabei sollten ihnen die doch näher sein. Alles eine Frage der Herzensbildung, wenn ich es mal so altmodisch sagen darf.
13. Juli 2004 um 20:47
Da will ich Semmel beispringen, zumindest auf meine Weise. Komisch, in Abwesenheit des Rechners habe ich genau an Ähnliches gedacht. "Wir" Künstler haben ein anderes Verhältnis zum Begriff der Entwicklung und des Wachstums wie zu dem des Fortschritts. "Wir" wissen, dass nicht alles besser sondern nur anders wird. Und "wir" können damit sehr gut leben.
Aber selbst wenn man die Kunst mal zur Seite schiebt, scheint mir doch der Fetisch "Wachstum" einer ganz banalen Erfahrung geschuldet: Wer so tief in der Verschuldung sitzt (wie offenbar die deutsche Volkswirtschaft), der kann nicht anders als diese Schulden durch Wachstum zu kompensieren, die nur möglich scheint durch neue Schuldaufnahme – sei sie monetär, sei sie menschlich, sei sie kulturell.
Dabei ists ja noch ziemlich golden hier. Gegenden wie Lateinamerika und das Subsaharaische Afrika saufen seit 1960 kontinuierlich ab (vgl. Globalisierung und Armut , in: Blätter für Deutsche und Internationale Politik, 7/2004, S.884 ff.)
Ossips Hinweis auf die Herzensbildung ist schon ganz richtig. Manch einem wird das naiv klingen. Aber nein, was gegenwärtig an Herzen vernichtet wird, das lässt sich eben nur nicht so einfach in hübsche Zahlen packen. Überhaupt gelten Herz und Kultur in wirtschaftlichen Kenngrößen nur als lästiges Beiwerk, welches man schlimmstenfalls noch als Quersubventionierung für die Substanz der Wirtschaft gelten lassen kann. Das ist ein Grundfehler, doch seine endgültige Durchsetzung scheinen "wir", wenn ich mich nicht täusche, längst hinter uns zu haben.
"Geiz ist geil" oder gar "heil" und "Kaufen, Marsch, Marsch!" können nicht fürs Herz gelten. Im Gegenteil, gerade mit dem Kaufbefehl, scheints mir, ersetzt man prima die Lust auf einen in Deutschland lange wenig geübten Chauvinismus.
13. Juli 2004 um 22:26
Endliche Ressourcen? Seit es die Menschheit gibt, lebte sie am Rande des Untergangs. Im Mittelalter die Pest, später die absolut schrecklichen Zustände in den Städten in Sachen Hygiene, heute Öl & Aids. Sorry, wir sind zäher, als wir alle glauben! Wenn es nach dem Club of Rome gegangen wäre, würden wir heute alle im Dunkeln sitzen! Aber sie hatten einfach nicht recht, auch wenn wir sie noch heute zitieren!
13. Juli 2004 um 22:42
ich habe das aufgegeben: kollegen bei der brotzeit ereifern sich erst zehn minuten lang über diese verbrecher, die "vergiftetes fleisch" verkaufen würden für profit, um dann direkt darauf, wirklich, meinen, daß 1kilo gehacktes doch nie im leben mehr kosten dürfe als 2-3 euro, alles darüber wäre doch abzocke …
die kriegen es nicht zusammen. manchmal denke ich: einfach doof, wenn man doof ist.
13. Juli 2004 um 22:42
Endliche Ressourcen! Aber wenn sein soll, lasse ich mich natürlich in 10 cl Rohöl umwandeln. Der Club of Rome hat nicht die Zukunft hergestellt sondern sie prognostiziert. Mag sein, dass wir zäher sind als wir glauben. Vor allem aber glauben wir, dass wir zäher sind als wir sind – wenn schon, denn schon.
14. Juli 2004 um 6:26
Nun sollte man die Werbung von Media-Markt und Saturn nicht so ernst nehmen. Sie ist schrill, plump, unverschämt […] und sicher nicht unbedingt an den Leserkreis dieses Blogs gerichtet :-)
Aber bleiben wir doch bei den Mobiltelefonen, die Siemens nun doch noch zwei Jahre in Deutschland produzieren wird:
Um die Geräte der Kunden in immer kürzeren Abständen erneuern zu können, müssen sich die Telekommunikationsfirmen natürlich Kredite besorgen. Die Kunden verlangen ein neues Handy und wollen möglichst nichts dafür bezahlen. Also bekommen sie in der Hoffnung auf gute Umsätze ein Handy mit einem entsprechenden Vertrag. Viele dieser Mobilfunkverträge werden aber bei den Kunden entweder direkt in die Verschuldung oder zur Nutzungsverweigerung führen. Irgendwann bleiben also die Hersteller der Hardware oder die Anbieter der Leistungen auf der Strecke. Ich möchte fast wetten, dass wir bald wieder eine Blase platzen sehen …
14. Juli 2004 um 7:36
Mich machen beide Szenarien misstrauisch: das vom baldigen Weltuntergang wegen ausgehender Ressourcen (denn möglicherweise reichen immer weniger für immer mehr), das von der Unausrottbarkeit der Menschheit (weil sie eine der jüngsten Spezies auf dem Planeten ist).
Bislang waren Wachstum und Fortschritt der Menschheit als Art inhärent. Dummheit ebenso.
14. Juli 2004 um 10:16
ich verzweifel auch mehr wie oft an der dummheit der massen-verbraucher. manchmal fühle ich mich dermassen angeekelt, wenn ich im supermarkt leute vor mir habe, die ihren ganzen wagen voll mit billigfleisch, abgepackter billig-schnittwurst und würstchen im glas haben, angelehnt an billigschnaps und einer stange kippen.
dann scannt mein geschultes auge den gesamtzustand des einkäufers, gibt ihm unter umständen keine 20 jahre mehr, wovon 10 jahre post-infarkt sind, und ach …
im ernst : ich spare auch gewungenermassen gern, aber eher so, dass ich viel zeug auf dem trödelmarkt kaufe, viel eigenes zeug verschenke ( kreislauf und so ), esse aus ethischen gründen kein fleisch ( aber wenn die familie meines freundes selbstgemachte salami auf den tisch stellt, dann probiere ich sie natürlich ), gebe lieber mein geld für gute lebensmittel aus ( und bücher und pucca-taschen, aber das sag ich jetzt nicht ) und versuche einigermassen pc durchs leben zu kommen. an der menschlichen tragödie allerdings, verzweifel ich mehr wie oft, und das geht über den oben beschriebenen bereich über zig andere.
ein virus wird es sicherlich irgendwann machen, ebola war erst der anfang. der mensch kann es ja nicht lassen, das ding mit dem regenwald und alle ressorcen nutzen … da wartet noch die ein oder andere überraschung auf und (und stephen king hat es schon vor langer zeit gewußt. hehe.)
14. Juli 2004 um 19:37
Und als wäre das alles nicht schon kompliziert und verwirrend genug, möchte ich nun auch noch das Stichwort ‘Qualität’ in die Diskussion werfen. Meiner Ansicht nach könnte man die Wirtschaft vom Kopf auf die Füße zurückstellen, wenn man das allgemeine Verhalten an diesem Begriff aufhinge. Qualität ergibt sich beim konzentrierten engagierten Umgang mit dem Produktionsmittel mit dem Ziel ein gutes Produkt herzustellen. Kein billiges, ein gutes Produkt! In dem Augenblick, in dem man von dieser Werthaltung abweicht, ergibt sich das, was wir heute sehen.
Der Verzicht auf Qualität im Zuge der Gewinnmaximierung über die schiere Masse führt vor allem anderen zu einem ungeheuren Absatzdruck. Schneller, mehr, Marktanteile, Hauptsache Marktanteile.
Qualitätsunterschiede verschleifen sich immer stärker, und am Ende ist es vollkommen gleichgültig bei welchem Unternehmen man sein Produkt kauft, der Preis wird zum einzigen gültigen Kriterium. Im Zuge dieses Rattenrennens züchten sich die Unternehmen einen Verbraucher heran, der kein Qualitätsbewußtsein mehr besitzt. Und da haben wir sie dann, die Abwärtsspirale.
Es wäre an der Zeit sich klarzumachen, daß Qualität auch etwas mit Zeit und Ruhe zu tun hat, unter Druck gedeiht sie schlecht. Mehr Zeit, mehr Geduld heißt aber auch mehr Geld, daß bezahlt werden will.
Mich persönlich hat diese Gedankenkette völlig umgepolt. Ich esse ein- bis zweimal in der Woche Fleisch, greife dann nach Qualität zu, nicht nach Preis. Neuanschaffungen brauchen viel Zeit – ich beobachte, vergleiche, lese Testberichte. Und gebe dann für ein qualitativ hochwertiges Produkt gerne(!) ein paar Euro mehr aus – es hat einen Wert, ist nicht nach wenigen Wochen kaputt, und rechnet sich gerade deshalb. Diese Verhaltensweise ist möglich. Nicht nur für Gutverdienende! Alles, was es dazu braucht, ist die Konzentration aufs Wesentliche. Und würde der schlichte Verbraucher sich auf den Rückweg machen und wieder ein mündiger Verbraucher werden – ich bin sicher, die Wirtschaft würde sich bald erholen.
Conclusio: Was not tut ist ein – räusper, Entschuldigung – Wertewandel. Weg vom ‘Hauptsache billig’ hin zum ‘Hauptsache gut.’
19. Juli 2004 um 22:12
Zum Vergleich: Die Turnschuhe eines Sportartikelherstellers aus Herzogenaurach sind "Made in Vietnam". Lohnkosten, na sagen wir mal 1 Euro (lassen wir es fünf Euro sein). Regulär sollen die 90 Euro hierzulande Kosten.
Mir will der Zusammenhang zwischen Lohnkosten und Unternehmensgewinn nicht einleuchten, wenn man sich in solchen Dimensionen bewegt.
Wir werden hier doch nie "konkurrenzfähige" Löhne von 20 cts. haben. Diese Debatte steht in meinen Augen nur auf scheinbar logischen Füßen.
Trigema läßt (oder ließ zumindestens) lange Zeit in Deutschland schneidern, während die Trikot-Konkurrenz bereits in Marokko, Tunesien und Asien billig produzieren ließ. Dennoch kostete ein Trigema-Trikot nicht mehr als das von der Konkurrenz. Offensichtlich gibt es noch andere Zusammenhänge… (Shareholder-Value wurde ja schon genannt.)
Die Frage ist doch nicht nur, wo sind die Produktionsmärkte, sondern auch, wo sind die Absatzmärkte. Die Turnschuhe sollen ja hierzulande für 90 Euro verkauft werden, soll die Rendite stimmen. Und nicht in Vietnam. Die haben ja dort die Kaufkraft nicht. Wenn Unternehmen aber ihre eigenen Absatzmärkte dadurch zerstören, daß sie alle in die Arbeitslosigkeit entlassen und so die Kaufkraft schmälern, dann ist wirklich Schluß mit "Wachstum".
(Und Wachstum ist sowieso die falsche Prämisse.)Daß Manager mit ihren Dreijahresverträgen zum kurzfristigen Denken verdammt sind, ist doch auch klar.
Ja, ich weiß, es ist komplexer als das. Mich nervt nur diese beknackte Lohn- und Arbeitszeitdebatte. Weil sie ein Scheingefecht ist. Das ist das kleine Olaf-Henkel-1×1.
Am Ende gewinnen übrigens die Ameisen. Auch damit sollte der Mensch sich abfinden.
28. August 2007 um 23:41
Kid37 hat völlig recht. Und nicht nur in der Textilbranche verkauft Trigema Poloshirts Made in Germany nicht teurer als Puma oder Adidas (beide Made somewhere in cheap Asia). Bei Ikea ist alles etwas günstiger als Silit z.B., aber die Herstellungskosten in China, Vietnam und Rumänien dürften sich auf einen Bruchteil belaufen. Abgesehen von der schlechteren Qualität verdient IKEA an unserem Auf-den-ersten-Blick-billig-Wahn sehr gut mit.