Homöopathie
Sonntag, 8. August 2004 um 10:44“Eine Revolution der Physik?
Die Unterstützung der Homöopathie und ähnlicher Therapierichtungen durch die Krankenkassen”
(via Instant Nirvana)
Konsequenterweise müsste ich mich bei meiner Krankenkasse erkundigen, ob sie für homöopathische oder anthroposophische Therapien aufkommt. Und wenn sie es tut, die Kasse wechseln.
(Der Mitbewohner hatte die Vision einer neuen Superheldin
SCIENCE-GIRL!
Tagsüber ist sie die einfache Redaktionssekretärin einer billigen Frauenzeitschrift, doch nach Feierabend zieht sie sich die gelben Superheldinnen-Stiefel über, um einzugreifen, wenn mal wieder eine Schwiegermutter über der Handfläche einer Schwangeren das Geschlecht des Kindes auspendeln will, oder eine Familie ihre gesamte Wohnung wegen “Wasseradern” umstülpt…)
26 Kommentare zu „Homöopathie“
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8. August 2004 um 13:30
aber, SCIENCE-GIRL, achte auf deine schwache stelle: wirst du benetzt mit den tränen einer in ihrer seelensuche unverstandenen studienrätin (gesellschaftskunde und deutsch), dann ist es aus mit deiner kraft!
8. August 2004 um 15:18
Homöopathie, Phytotherapie und Anthroposophische Medizin hat der Gesetzgeber im Sozialgesetzbuch V ausdrücklich als erstättungsfähig durch die Krankenkassen angesehen. Du wirst also keine Krankenkasse finden, die die sogenannten "besonderen Therapierichtungen" nicht finanziert. Finde ich allerdings auch nicht dramatisch, denn selbst "Science-Girl" wird anerkennen, daß es Placebo-Effekte gibt. Und wenn es dem Patienten anschließend besser geht, ist die Art der Therapie doch ganz egal.
8. August 2004 um 15:26
Boahh!
Die Stiefel sind voll krass!
Und Ihre, in ihrer seelensuche unverstandene Studienrätin ist es auch, Herr Typ.o! Ich sage nur esoterisches X-Berg (und verdrehe dabei die Augen himmelwärts!) – dazu später mehr!
Zunächst möchte ich mich aber ganz herzlich bedanken:
Für das stabile Zwischenhoch und für die zahlreichen Blumen (ich liebe Rosen!).
Danke, danke, danke!
Zum Thema (und das wird jetzt ziemlich ausführlich – ENTSCHULDIGUNG!):
Ein guter Artikel:
Die solide wissenschaftliche (Wirksamkeits)-prüfung ist sicher eine nicht zu vernachlässigende, wüschenswerte Größe.
Nur leider: auch in Bezug auf die allopathischen Medikamente steht die klinische, auf statistischem Design beruhende Prüfung, oftmals auf recht tönerner Füßen.
Denn Statistiken sind nicht nur auslegbar, man muss sie auch interpretieren können.
Und so gibt es immer wieder Phasen, in denen allopathische ( zum Teil sehr teure) Medikamente hochgejubelt und entsprechend häufig verschrieben werden, um einige Zeit später der Verteufelung zum Opfer zu fallen.
Als Paradebeispiel hierzu fällt mir immer das Novaminsulfon, ein hochpotentes Mittel, das zur Schmerztherapie und zum Fiebersenken eingesetzt wird.
Da seine Wirkung peripher ansetzt, ist es im Vergleich zu den ebenfalls stark schmerzstillenden, ihre Wirkung aber hauptsächlich direkt im Gehirn entfaltenden Opiaten, mit deutlich weniger (akuten!!!) Nebenwirkungen belastet.
So war es bis in die 80ziger Jahre hinein ein beliebtes, viel verschriebenes Schmerzmittel.
Dann passierte es.
Bei einigen wenigen Patienten kam es zu einer tödlich verlaufenden Nebenwirkung – ihr Immunsystem wurde an einer entscheidenden Stelle nachhaltig zerstört.
Das Risiko dieser Nebenwirkung wurde damals anhand von Studien auf 1:1.500.000 geschätzt.
Das hochpotente Novaminsulfon wurde so gut wie nicht mehr eingesetzt, in manchen Ländern sogar ganz vom Markt genommen.
Ich erinnere mich an eine Szene auf der Intensivstation, wo ich einem septisch auf 42Grad fiebernden Patienten, bei dem alle anderen Mittel inklusive physikalische Kühlung versagt hatten, dieses Medikament gegeben hatte und dessen zerstörerisches Temperatur danach endlich, endlich absank.
Mein Kollege bedachte mich daraufhin mit einem: “Was hast du dem gegeben? Willst du den Patienten umbringen?“, denn es kam damals einem Sakrileg gleich, Novaminsulfon zu verabreichen.
Dasselbe Medikament ist uns nun nicht als Ultima ratio für besonders schwere Fälle verblieben, nein, es erlebte in den 90ziger Jahren eine Renaissance und zwar dergestalt, dass es vom gemieden Teufelszeug plötzlich wieder zum Mittel erster Wahl avancierte.
Das Risiko der Agranulozytose (so nennt man diese schwerwiegenden immunogenen Schaden) von 1 : 1.500.000 fand man plötzlich nicht mehr so gravierend und so kam es zu einer geradezu gießkannenartigen Ausschüttung dieses Stoffes über die Patienten.
So gießkannenartig, dass sich mittlerweile die schweren allergischen Reaktionen häufen – was nur logisch ist.
Im Bezug auf die statistischen Feinheiten wäre aber noch zu erwähnen, dass Novaminsulfon in anderen Ländern immer noch verboten ist. In Schweden ist es sogar nach einer kurzen Phase der Wiedereinführung erneut vom Markt genommen worden.
Es gibt nämlich Studien, die gehen von einer Agranulozytosewahrscheinlichkeit von 1:1700, bis hin zu 1:1000(!) aus (das allerdings bei einer Medikation von über 7 Tagen ) und auf diese berufen sich die schwedischen Ministerien.
Wie dem auch sei, ein Restrisiko bleibt in jedem Fall. Trotzdem schätze ich dieses Medikament nach wie vor.
Nun behandeln wir dort draußen ja keine chemischen oder physikalischen Labors, sondern Menschen, die mit einer gewissen Erwartungshaltung, aber auch oftmals mit einem gewissen Widerstand zu uns kommen.
Wenn ich einer Patientin, die die Schulmedizin in Bausch und Bogen ablehnt (und davon gibt es hier im esoterischen Kreuzberg viele) , ein allopathisches Medikament rezeptiere, dann wird sie das vielleicht noch aus der Apotheke holen (es steht ihr schließlich zu!!) – einnehmen wird sie es, wenn überhaupt, nur kurz.
(Es ist ganz unglaublich, wie viele gut gefüllte Medikamentenschränke resp. Schuhschachteln ich bei meinen Hausbesuche immer wieder sehe – da vergammeln Werte in mehrstelliger Millionenhöhe!)
Da ist es schon besser, auf die individuellen Wünsche zunächst einzugehen und den Patienten dort „abzuholen“, wo er steht.
Und manchmal, da zeigen diese Homöopathika eine geradezu verblüffende Wirkung, die nicht nur auf Mobilisation der körpereigenen Heilkräfte beruhen kann.
Deshalb bin ich dazu übergegangen, so oft wie möglich mehrgleisig zu fahren (wobei ich die von mir ausgegebenen Homöopathika aus eigener Tasche bezahle!).Eine Vorgehensweise, die kein waschechter Homöopath jemals durchgehen ließe.
Dabei setze ich auf zwei verschiedenen Wirkweisen.
Zum einen ist da die Placebowirkung: viele Patienten bekommen von mir ein Röhrchen mit den entsprechenden Globuli „geschenkt“. Ich lasse ihnen damit ein Stück persönlich ärztlicher Wirkung am Krankenbett, etwa so, wie man einem Kind einen Teddybären als Ersatzobjekt anbietet.
Die ärztliche Zuwendung wird so, passend zu unserem materialisten Zeitalter, im wahrsten Sinne des Wortes greifbar, „wertvoll“ gemacht.
Und zum anderen:
Ganz sicher vermittelt das homöopathische Diagnosesystem eine andere, ganzheitlichere Perspektive auf den kranken Menschen.
Und hat ein vieldimensionales Bild nicht schon immer einen besseren Abdruck der Realität geliefert, als ein eindimensionales?
Schließen möchte ich mit einem Zitat aus dem hervorragenden Buch, „die verlorene Kunst des Heilens“ von Bernhard Lown, einem der größten Kardiologen unserer Zeit:
„In meiner Praxis bediene ich mich häufig der so genannten alternativen Medizin bei der Behandlung von Problemen, für die ich keine wissenschaftliche Antworten oder keine hilfreichen Anleitungen in der medizinischen Literatur finden kann. Man kann
sich nicht immer nach den Büchern richten.
Die einzigartigen Qualitäten eines jeden Menschen bedeuten, dass das, was bei dem einen Erfolg hat, nicht gleichermaßen bei einem anderen wirksam ist. Mitunter sind ganz unkonventionelle Maßnahmen erfolgreich.“
8. August 2004 um 16:07
na, zum thema agranulozytose fallen mir aber noch ein paar wirkstoffe ein, die seit über 50 jahren auf dem markt sind, zudem auch noch definitv anaphylaktische reaktionen mit "fatal outcome" generieren und immer noch mittel der wahl sind. und wenn ich an unseren verstorbenen ösi-bundespräsidenten denke, der nach einem langen krankenhausaufenthalt wegen einer seltenen lungenentzündung im badezimmer stolperte und sich beide (!) achillessehnen dabei riss, komme ich (eigentlich nicht) ins grübeln. frage mich nur, wer da die maulsperre verhängt hat. sie wissen, was ich meine, frau pepa. aber homöopahtie wäre da wohl auch fehl am platz gewesen.
ich glaube, ein vernünftiger umgang mit sich selbst und der medizin (welcher auch immer) würde viel unheil verhüten.
abstrakt betrachtet, gibt es eigentlich keine wirkung ohne nebenwirkung oder langzeitwirkung, warum sollte es da bei medikamenten anders sein?
in einer region in österreich gab es vor jahren, sozusagen gleichberechtigt nebeneinander, schulmediziner und heilpraktiker. beide waren gut und wusste, wohin sie gehörten: sie schickten sich die patienten gegenseitig, besprachen sich untereinander, beratschlagten und "mischten" ihre therapien. das war eine der erfolgreichsten medizinischen kombinationen die ich kennenlernen durfte. die beiden hatten wirklichen, grossen respekt voreinander, wussten unglaublich viel, und kannten ihre patienten und konnten somit auch immer die psychologische hilfe leisten die in vielen fällen so notwendig ist.
das schlimme an der heutigen homöopathie ist zum einen, dass die meisten patienten gar nicht definieren können, was das überhaupt ist und homöopahtie mit naturheilkunde verwechseln. zum anderen berichten imer wieder schreiberlinge über etwas, von dem sie keine ahnung haben. und zum dritten gibt es zu viele geldverdiener (betrüger will ich ja nicht gleich sagen), die schlichtweg ihre grenzen nicht kennen und ihren grössenwahn an patienten auslassen.
8. August 2004 um 17:26
schönen dank, frau pepa, für ihren differenzierten text!
wirkungsweise
maximal zwei von zehn menschen, die hömopathie benutzen (gerne genau so ausgesprochen, da die wortbedeutung lediglich 0,2 von zehn bekannt ist, alles meine eigene, hochsignifikante privatstatistik :-) wissen, daß diese verdünnung so extrem ist, daß bei den höheren ‘potenzen’ sich im mittel keine inhaltsstoffe mehr nachweisen lassen. in der tat ist es so wie herr kelef schreibt, daß dies auf eine stufe mit medizin auf kräuterbasis gestellt wird.
nun, egal, ich weiß auch nicht, was in aspirin ist, oder wie das wirkt.
immer krank
viele der homöopathie – gläubigen führen, zu mindest im urlaub, "notfall – koffer" mit sich, die in ihrer ernsthaften benennung gleich ernstzunehmende wirksamkeit suggerieren, und die allerlei medikamente enthalten. was mich bei all dem aber am meisten stört, daß die heilpraktiker krankheitsbilder in ihren katalogen haben, und diese auch behandeln, die für mich nicht einmal ein müdes runzeln wert sind: viele der patienten schlucken globuli gegen kalte hände, müdigkeit und so weiter, nichts was sich nicht durch eine runde schwimmen resp. holzhacken beheben ließe.
irgendwie scheint mir diese art von medizin ganz besonders diese ätherischen, überspannten, und ohnehin stets leicht in richtung hypochondrie tendierenden gestalten anzusprechen.
anamnese
vor zwanzig jahren hatte ich mal an beiden händen sehnenscheidenentzündung, so daß ich (leider!) mein gerade begonnenes studium an einer provinziellen fachhochschule unterbrechen mußte. das gespräch mit dem heilpraktiker, das eine ganze stunde dauerte, war zu dem zeitpunkt ein labsal, da sich niemand sonst so viel zeit genommen hat, sich mit meiner befindlichkeit auseinanderzusetzen. die globuli haben ganz gut geholfen, schlagartig und total verschwunden ist die seelenscheidenentzündung erstaunlicherweise mit meiner exmatrikulation. (die gesamthochschule kassel war für meinen feinstofflichen ätherleib dann erheblich zuträglicher, denke ich)
der umgang mit den menschen
irgendwann nach meinem zivildienst im krankenhaus habe ich eine woche im anthroposophischen krankenhaus in herdecke hospitiert (vor allem wegen der medizinstudentin astrid g., hach! :-), und habe dort strukturen, verhaltensweisen und einrichtungen gesehen, die einfach gut für die menschen sind, denke ich. ein wenig davon würde sich in so manchem normalen krankenhaus gut machen.
wenn ich allerdings an den ganzen halbseidenen, geraunten hokuspokus denke, der das darunterliegende glaubensgebäude darstellt, dann wird mir ganz blümerant. (oh, und ich kenne die anthroposophen, aber davon ein andermal)
überhaupt, frau pepa:
sie glauben doch nicht, daß sie hier einfach lange, gute texte in frau kaltmamsells weblog veröffentlichen können, ohne auf ihr eigenes blog angesprochen zu werden? habe sie denn schon einen namen dafür gefunden? (ja, sie verstehen das ganz richtig, das soll eine durchaus drängend gemeinte bemerkung sein, diese weblogger sind ein gieriges volk, immerzu wollen sie neue, frische weblogs zum fraß vorgeworfen bekommen!)
8. August 2004 um 18:28
Ja,ja,ja!
Unterschreibe ich alles!
Wir behandeln zu (na ich will mich jetzt nicht festlegen, aber es sind sicher an die) 70-80%: Befindlichkeitsstörungen.
Es gibt Phasen, in denen bin ich davon derart genervt, dass ich ernsthaft erwäge in ein Land zu ziehen, wo man mich als Ärztin und nicht als Wellnessberaterin braucht.
Halbseidener geraunter Hokuspokus – ganz genau:
Eine Zeit lang habe ich mit dem Gedanken gespielt, die Zusatzbezeichung "Homöopathie" (das ist bei uns Ärzten eine dreijährige Weiterbildung) zu erwerben.
Leider konnte ich das Gefühl nicht loswerden, ich müsse zunächst vor einer Art homöopathischen Hausaltar niederknien, bevor ich in die illustre Gesellschaft der Eleven aufgenommen werden. Das hat mich bis heute abgeschreckt – vielleicht war es aber auch nur eine Überreaktion meinerseits – in der Schulmedizin laufen ja auch genügend "Götter in Weiß" herum – mit ein Grund, warum ich aus der Klinik geflohen bin.
Und die Anamnese!
Sie sagen es:
Zuhören, hinschauen, -riechen, -fühlen sind die halbe Miete und zwar zunächst einmal ohne ein vorgefertigtes Diagnosekonzept, dafür aber mit möglichst viel medizinischem Wissen im Hinterkopf – ohne geht’s nicht.
Dann erst mit den Diagnosekonzepten abgleichen, die man früher gehört, gesehen, gelesen und vor allem schon einmal er-lebt hat.
Beispiel:
Einem unter Bluthochdruck leidendem Menschen einfach ein Medikament aufzudrücken, ohne zu berücksichtigen, dass zu seinem krankheitsauslösenden psychosomatischen "Persönlichkeitsprofil" eben jene Verweigerung gegen die Obrigkeit gehört, ist nicht sehr effektiv – so schluckt der die Pillen nie, da könnSe sich uffn Kopp stellen!
Aber man muss ja nicht zwangläufig jemanden den Rezeptblock unter die Nase wedeln, das geht ja auch anders….. dazu könnte ich jetzt eine Geschichte erzählen… :-)
Ähm ja, was meinen Sie denn, wie es heißen könnte, das Weblogdings, in das ich Ihnen meine Geschichten schreiben darf?
8. August 2004 um 18:54
äh, moment mal (blätter) " endoplasmatisches reticulum"?
8. August 2004 um 19:03
Ich denke, "pepa" ist inzwischen ein Markenname und die Bloganbieter sollten sich darum reißen, Ihnen ein Blog einzurichten :-)
8. August 2004 um 21:51
@ frau pepa,
die bluthochdruckgeschichte erinnert mich an meinen eigenen "bluthochdruck" vor einigen jahren. als langjährige crohn-patientin bin ich eher vorsichtig, wenn es mir komisch geht, und tja, mein normalerweise eher niedriger, wenn auch zu bocksprüngen neigender blutdruck war auf einmal beiderwerts so ca. 20 über den gewohnten werten. der praktische arzt meines absoluten vertrauens mass mehrfach nach, schüttelte den kopf und meinte, "rundes in rosa gibts nicht, das kommt ja von wo!". des rätsels lösung war in mehreren gespräch auch bald gefunden: mein neuer freund kochte gerne und gut, aber leider immer mit einem stückerl butter im reis, öl in den nudeln, etc. da er viel lieber einkaufen ging als ich, und immer eine saubere küche hinterliess, hatte ich keine veranlassung gehabt zu kontrollieren. kaum hatte ich ihm verschiedenes ganz genau erklärt, war innerhalb von zwei wochen mein blutdruck wieder dort, wo er immer gewesen war (meistens im keller, aber sonst o.k.), und mir ging es wieder gut. so geht, denke ich, medizin eigentlich. nur haben viele ärzte einfach zu wenig zeit, vor allem aber zu wenig interesse, sich mit dem warum auseinanderzusetzen.
@herr typ.o
frau kelef, bitte.
und, bitte, drängen sie frau pepa nur weiter. "endoplasmatisches reticulum" wäre nett, ja.
9. August 2004 um 8:31
SCIENCE-GIRL! ist natürlich auch die Beschützerin der Forscher. Immer wenn ein böser Pharma-Marketingschurke einen Wissenschaftler unter Druck setzt, Ergebnisse zu verbiegen, fährt sie dazwischen.
Vielleicht trägt sie allerdings lieber doch die roten Superheldinnen-Stiefel.
9. August 2004 um 12:51
Schön Frau Science-Girl. Im Minenfeld der Pharmaforschung hätten sie viel zu tun. Vielleicht würden wir uns ja dann auch mal kennenlernen.
Aber es würde auch reichen, wenn sie die Beteiligten – Pharmkonzerne als Geldgeber und Ärzte als Geldempfänger – einfach mal auf die bestehenden Gesetze und Kodizes hinweisen würden: Arzneimittelgesetz, Heilmittelwerbegesetz, Hochschulrahmengesetz, Antikorruptionsgesetz, Verhaltensempfehlung zur Zusammenarbeit der pharmazeutischen Industrie mit Ärzten, Gemeinsamer Standpunkt zur strafrechtlchen Bewertung der Zusammenarbeit zwischen Industrie, medizinischen Einrichtungen und deren Mitarbeiter, Kodex Medizinprodukte, …
9. August 2004 um 13:47
[krawallmodus] Ärzte als Geldempfänger?
Au ja, prima – wo muss ich mich da anstellen?
Das Einzige, was ich bisher von den Pharmakonzernen empfangen habe, waren ein paar mickrige Plastikkugelschreiber minderer Qualität.[/krawallmodus]
9. August 2004 um 14:19
Beispielsweise machen niedergelassene Ärzte pharmafreundlichen Anwendungsstudien gegen Bezahlung, die keinen wissenschaftlichen Wert haben. In der Klinik hängt es stark von der Grösse, Abteilung und dem hierarchischen Status ab. Klinische Studien, Vortragstätigkeiten, Repräsention in Experten Boards, …
Der "Verhaltenskodex der "Freiwilligen Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie" http://www.fs-arzneimittelindustrie.de wurde auch ins Leben gerufen, weil die Zahlungen und Aufwendungen Überhand nahmen.
9. August 2004 um 16:34
Ich weiß, dass es solche "Studien" gibt. Auch so unschöne Dinge wie Abrechungsbetrug und wundersame Scheinvermehrung kommen ja immer wieder vor – mit der Approbation bekommt man nicht auch automatisch einen Heiligenschein verliehen – nur sind dies Einzelfälle.
Ich wollte mich lediglich, wenn Sie so wollen "prophylaktisch", gegen eine, von Ihnen vermutlich gar nicht so gemeinte Pauschalisierung zur Wehr setzen.
10. August 2004 um 7:03
"An apple a day keeps the doctor away" und ich spare mir alle Diskussionen!
11. August 2004 um 7:53
Früher oder später kriegen die dich doch… ;-)
11. August 2004 um 16:09
Mal was zur Sache:
Schon mal aufgefallen, dass es nicht einen Wirksamkeitsnachweis zu homöopatischen Tropfen gibt? Da kann ich mich nur der Frau K. anschliessen. Zahlt die Kasse den Mist dann nix wie raus.
11. August 2004 um 17:03
Das bleibt Ihnen selbstverständlich unbenommen, wir haben schließlich freie Kassenwahl.
Ich bitte Sie auch zu bedenken, dass eine wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit noch lange keine Garantie für eine breite, klinisch signifikante Wirkung ist.
Soweit ich es richtig verfolgt habe, ereilt ein entsprechendes Schicksal gerade das Wundermittel der letzten Zeit, die Statine – aber dazu kann Herr Jörg sicher mehr sagen?
(Das ist nicht so ganz mein Facharztgebiet und ich möchte mich hier nicht in Falschaussagen versteigen.)
Die betreffende Allopathika sind im Zweifel recht kostenintensiv, ihr Einsatz als "Placebo forte" für den wissenschaftsgläubigen Patienten also ausgesprochen unwirtschaftlich.
Und von nicht indizierten teuren (Doppel-)Untersuchungen, möchte ich gar nicht erst anfangen zu sprechen.
Dennoch – einen schönen Artikel, vom wunderbaren Kollegen Böhmeke, zum Thema Finanzierung durch die Solidargemeinsschaft finden Sie hier unter dem Titel :
Medizinisch notwendig
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=42645
12. August 2004 um 23:21
@pepa: Bezüglich der Wirksamkeitsnachweise haben Sie sicher recht, man müsste sich da in jedem Einzelfall die Studien genauer anschauen. Leider verschliesst sich die H. konzeptionell vor wissenschaftlicher Überprüfung oder wie wollen Sie z.B. in einer Doppelblindstudie die "Zuwendung an den Patienten" als Plazebo gestalten.
Bin mal gespannt was der Herr Jörg zu den Statinen zum besten geben kann.
Zum Thema Potenzierung und der Wahrscheinlichkeit noch Wirkstoff im Mittel zu finden haben wir vor einiger Zeit in netter Runde einen wie ich finde recht interessanten und wissenschaftlich zumindest leicht unterfütterten Erklärungsansatz unter Verwendung der Quantentheorie und verschränkter Quanten entwickelt. Selbst Einstein nannte es seinerzeit "die spukhafte Fernwirkung" Mehr dazu z.B. hier: http://www.wissenschaft.de/wissen/news/149288.html
13. August 2004 um 23:56
Ich glaube bis zur, in Doppelblindstudien nicht erfassbaren, Placebowirkung der Homöopathie muss man nicht einmal vordringen (zumal diese ja eigentlich gar nicht zum homöopathischen Therapiekonzept gehört), um sich die Unmöglichkeit wissenschaftlicher Überprüfung einer homöopathischen Wirksamkeit vor Augen zu führen.
Vermutlich ist es eher dieses Therapiekonzept selbst, dass die Erfassbarkeit durch wissenschaftliche, ja doch zumeist statistische Überprüfung außerordentlich schwer, wenn nicht gar unmöglich macht.
Ich bin nun weder Statistiker, noch Biomathematiker und wenn ich hier an dieser Stelle Mist erzähle, dann möge man mich bitte korrigieren:
Die Homöopathie, und hier besonders die Konstitutionsbehandlung, beruht auf einer ganzheitlichen, individuellen Diagnostik und Therapie, die sich nicht am einzelnen Symptom, sondern an der gesamten Persönlichkeit und Eigenart des Patienten orientiert (deshalb dauern die Anamnesen auch so lange!).
In homöopathischen Lehrbüchern finden sich eine Ansammlung von, teilweise sehr alten,
Kasuistiken, die mit den Wirkprofilen der einzelnen Stoffe beim Gesunden (hier finden sich nun wieder vom Mineral bis zum Schlangegift die unterschiedlichsten organischen und anorganischen Elemente bzw.Verbindungen) quasi abgeglichen werden:
Similia similibus curentur
(doofes Beispiel: Küchenzwiebel.
Sie ruft beim Gesunden ein Tränen der Augen und ein Laufen der Nase hervor – wird folglich, in potenzierter Form, als Schnupfenmittel eingesetzt – aber so einfach ist es nun mal nicht immer.)
Diese Form der Therapie muss sich schon allein deshalb einer statistischen Prüfung entziehen, weil bei jedem einzelnen Patienten viele Merkmale berücksichtigt werden und diese Merkmale eine große interindividuelle Kombinationsmöglichkeit aufweisen.
Das ist in etwa so, als wolle man den Fingerabdruck eines Menschen anhand des statistischen Mittels aller Fingerabdrücke der Einwohner seiner Heimatstadt ermitteln.
Sie werden mir zustimmen, dass man da ganz schnell ein Problem bekommt –
das geht schlicht und einfach nicht.
Dass der Grund der pharmazeutischen Wirkung homöopathischer Hochpotenzen
am ehesten in der Quantenphysik zu suchen ist, das drängt sich als Gedanke geradezu auf, da habe Sie Recht.
Zu welchem Ergebnis sind Sie denn bezüglich der pharmakologischen Wirksamkeit gekommen?
(Das interessiert mich wirklich! Ich finde solche Spekulationen im Freundeskreis ja immer außerordentlich anregend – besonders, wenn die Spekulanten aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten stammen.)
Und (Hallo Herr Jörg??) gibt es vielleicht den einen oder anderen Artikel zum Thema?
14. August 2004 um 1:13
pepa, die mangelnde Wissenschaftlichkeit, gegen den der ursprünglich verlinkte Artikel sich wendet, ist eine Basis-Idee der Homöopathie: dass ein Wirkstoff an Wirksamkeit gewinnt, je mehr er verdünnt wird. Dass er eine "Erinnerung" an den Wirkstoff an Wassermoleküle abgeben kann, indem er "rhythmisch geschüttelt" wird. Dass widerspricht vielfach nachgewiesenen Gesetzen der Chemie und der Physik.
Ein rein logischer Haken steckt dann auch in der Individualität von Krankheitsbildern (Du vergleichst sie mit Fingerabdrücken) und der Behandlung durch standardisierte Flüssigkeiten, die es in der Apotheke zu kaufen gibt. Logisch konsequent müsste für jeden Patienten eine eigene Medizin erstellt werden.
Andererseits: Wer sagt denn, dass Ärzte Wissenschaftler sind? Meine Kosmetikerin behauptet ja auch, dass ihre Cremes "ganz tief in die Haut eindringen" können, obwohl das naturwissenschaftlich widerlegt ist.
14. August 2004 um 10:04
Naja, naja, naja, mit den Gesetzen der Physik ist das so eine Sache.
Die Dualität von Teilchen und Welle war zunächst auch eine Ungeheuerlichkeit – und, obwohl ich nicht an ihrer Gültigkeit zweifel, wirklich vorstellen kann ich sie mir noch immer nicht.(Vielleicht bin ich dazu ja auch nur ein wenig zu dämlich.)
Was ich damit sagen will: Die „Gesetze“ der Physik sind Modelle, die eine annähernde Beschreibung der Wirklichkeit liefern, aber niemals eine vollständige.
In der Schulmedizin bewegen wir uns mittlerweile auf teilweise sehr differenzierter zellulärer Ebene. Und ich bin mir fast sicher, dass es über kurz oder lang auch einen Therapieansatz auf Basis der Ereignisse in Quantenebene geben wird. Und wer weiß, vielleicht erlebt die Homöopathie dann einen unerwarteten Aufschwung?
Es ist nämlich tatsächlich so, dass Ärzte oftmals schon seit Jahren intuitiv, also erfahrungsbasiert, ein wissenschaftlich nicht bewiesenes Therapiekonzept anwendeten, das dann später aufgrund neuerer Forschungen labortechnisch untermauert wurde.
Beispiel:
In der Anaesthesie ist es schon lange bekannt, dass Patienten bestimmter regionaler Abstammung, eine besonders niedrige, nicht nur anhand ihrer Lebensführung erklärbare Narkosemitteldosierung benötigen. Der erfahreren Anaesthesist berücksichtigt das automatisch, weil er sich neben dem pharmakologisch untermauerten Dosierungsschema der Narkotika, auch an den Besonderheiten des Patienten orientiert. Nun hat man vor einiger Zeit herausgefunden, dass genau diese Patienten genetisch bedingt eine Variante ihrer Leberenzymverteilung aufweisen.
Die Richtigkeit des intuitiven Verfahrens ist somit im Nachhinein wissenschaftlich bewiesen worden.
Für jeden Patienten eine eigene Medizin – das ist in der Tat der Idealzustand, dem wir uns in der Realität nur asymptotisch ;-) annähern können.
Eine Forderung übrigens, die in der Psychotherapie von vielen großen Vordenkern gestellt wurde (ich glaube z.B. C.G.Jung sagt so etwas, von Milton Erickson weiß ich es ganz sicher).
Und ob wir Ärzte Wissenschaftler sind?
In der Klinik gab es immer eine klare Trennung zwischen denen, die die Patienten versorgten und denen, die wissenschaftlich arbeiteten – eine Veröffentlichung nach der anderen rausjagten und Titel und Auszeichnungen häuften (und nebenbei bemerkt: Auch deutlich mehr verdienten!)
Von Letzteren würde ich mir zum großen Teil nicht einmal die Nägel schneiden lassen!
Nee, Ärzte sollte sich an der Wissenschaft orientieren, ganz klarer Fall!
Daneben sollte sie aber auch gute Handwerker und Seelsorger sein.
(((Und manchmal, da ist es sogar von Vorteil auch den Magier oder einen Clown abgeben zu können….
…du weißt ja, wenn es dem Patienten hilft, dann setze ich mir auch schon mal die rote Nase auf…)))
14. August 2004 um 10:31
@pepa: Die pharmakologische Wirksamkeit und der Wirkmechnismus von (hoch)potenzierten "Quantentropfen" wurde nicht mehr beleuchtet. Es ist halt immer noch so, dass der der heilt Recht hat und auch ein Therapeut ohne Furtune seinen Beruf verfehlt hat.
11. Juni 2005 um 10:34
Die Homöopathie wird mit Recht kontrovers diskutiert. Leider findet die Diskussion nicht immer ausschließlich auf der Ebene von sachlichen Argumenten statt. So zumindest mein persönlicher Eindruck:
Die GWUP und Homöopathie – Zwischen Wissenschaft und Agitation:
http://www.psychophysik.com/html/ak03-gwup03.html
Prof. Dr. Harald Walach zur “Leipzig-Diskussion”:
http://www.psychophysik.com/html/ak03-gwup04.html
Viele Grüße…
Claus Fritzsche
11. Juni 2005 um 21:53
Wissenschaftliche Methoden gelten für alle Fachgebiete. Ich muss keine Medizinerin sein, um die Beweisführung der Homöopathie-Gläubigen als unwissenschaftlich zu erkennen. Siehe auch aktuell:
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=11163&CategoryID=73
9. Juli 2007 um 7:30
Habe gestern eine TV-Sendung über das “Erinnerungsvermögen” von Wasser gesehen. Im Kontext sagte ein Schweizer Arzt: Der wissenschaftliche Beweis interessiert mich eigentlich nicht so lange ich täglich sehe, dass ich Wirkung erziele!!