Der Popst (oder Pipst) hat also seine Einstellung zu Frauen klar gemacht.
Der Chef der Männer mit den lustigen Hüten kann ja auch gar nicht anders. Schließlich bezieht der klerikale Planet seine Weltsicht aus der Bibel, in der als größter Unterschied zwischen den Menschen das angeborene Geschlecht aufgeführt wird: Gott erschafft den Menschen als Mann und Frau (1 Moses 2, 21 ff). Und so heißt es auch in diesem Schreiben an die katholischen Bischöfe*: „Diese Überlegungen sind inspiriert von den Lehraussagen der biblischen Anthropologie.“
Damit ist der Popst (oder Pipst) lediglich konsequent. Ich empfehle die Lektüre des Original-Schreibens, der Text ist innerhalb des katholischen Systems sauber argumentiert.
Erstaunlich finde ich allerdings, wie viele Nichtgläubige sich dieser alttestamentarischen Sicht anschließen. Deshalb verfolge ich den erstarkenden Biologismus der letzten 15 Jahre mit Sorge. Die Erforschung biologischer Faktoren und Prozesse finde ich ja höchst interessant; Sorgen bereiten mir die Schlüsse, die daraus gezogen werden.
Wird Rassismusgegnern vorgeworfen, sie leugneten die Unterschiede zwischen Menschen? Bestreiten sie, dass es hellhäutige und dunkelhäutige Menschen gibt? Nein, denn sie fordern lediglich, dass aus diesen Unterschieden keine Gebote, Verbote oder eine Hierarchie der angeborenen Eigenschaften abgeleitet werden. Der radikale Feminismus argumentiert genauso.
Es ist rassistisch, aus dunkler Hautfarbe zu folgern, sie prädestiniere für physische Arbeit unter freiem Himmel. Es ist meiner Meinung nach geschlechterrassistisch, aus dem Vorhandensein einer Gebärmutter zu folgern, sie verpflichte zur alleinigen Versorgung von Nachkommen. Der neue Biologismus arbeitet sogar subtiler: Er leitet aus Stoffwechsel-Vorgängen geschlechtsspezifische Verhaltensmuster ab. Abweichungen von diesem Muster sind dann unweiblich oder unmännlich. Bestseller wie Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus stellen den Menschen als völlig biologisch determiniert dar. Ich wundere mich, dass es die menschliche Art unter diesen Voraussetzungen überhaupt jemals aus den Höhlen rausgeschafft hat.
Der Haken: Eine streng wissenschaftliche Untersuchung der Verteilung von angeborenen Eigenschaften und gesellschaftlicher Prägung ist indiskutabel und unmöglich. Selbst unmenschliche Kaspar-Hauser-Experimente fänden nicht in gesellschaftsfreiem Raum statt.
Die Basis für die Argumentation zum Geschlechterverhältnis wird also weiterhin vor allem Ideologie sein.
*Nebenbei: Die ohnehin schwer zu vermittelnde Unfehlbarkeit des Papstes gilt nur für Dogmen, nicht für diese Art vom Publikationen.