Pet Hates – Sprache

Freitag, 15. Oktober 2004 um 8:43

Wer Sprache liebt und in einer Lokalredaktion arbeitet, legt sehr bald – im Geist oder real – Hasslisten bestimmter, unausweichlich wiederkehrender Formulierungen an. Ich habe diese Liste auch nach meiner Zeit in Lokalredaktionen kontinuierlich erweitert. Heute zum Beispiel um:

– etwas „nicht vorenthalten wollen“, wie in
„Es gibt Neuigkeiten, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.“ (Anschreiben zu einem Newsletter)

– „sich nicht nehmen lassen“, wie in
„Auch der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, zu den Klängen der Blue Sky Band das Tanzbein zu schwingen.“ (Lokalbericht Feuerwehrfest)

Geschwungene Tanzbeine gehören zu den Gründungsmitgliedern dieser Hassliste, die übrigens nur konkrete Wörter und Formulierungen enthält, keine Regeln oder Gruppen. Denn jedes Klischee kann in den Händen eines Meisters (!) Funktion und Leben erhalten.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Pet Hates – Sprache“

  1. Anke meint:

    Mein liebster Lokalzeitungsstandard, den ich mir brav verkniffen habe: “Für das leibliche Wohl war gesorgt.” Immer gern genommen.

  2. Lore meint:

    Doppelwhopper:
    “Zu einem Unfall kam es im Bereich der Kreuzung..”

  3. Lila meint:

    Mindestens dreimal taeglich in unserer Lokalzeitung: “Ein besonderer Leckerbissen erwartete…” “Praesentiert wurde dieser Leckerbissen…” “Mit einem Leckerbissen konnte XYZ aufwarten…”

    Auch beliebt: “tief in die Tasche greifen”. Oder eben “nicht sehr tief in die Tasche greifen”.

    Doch meine (Hass)liebe gilt den besonders (un)orignellen Klammern… das sollte verboten werden.

  4. die Kaltmamsell meint:

    “Buchstäblich ins Wasser gefallen ist”

  5. elle meint:

    Unsere Lokalzeitung die sich auch lange Jahre “Volkszeitung” nannte (wie eklig) war der Grund weshalb ich mir geschworen habe nie, aber auch wirklich nie Journalistin zu werden.

  6. OWeh meint:

    Was ist mit mehr privaten Hasslisten:

    – »Die Seele baumeln lassen«
    – »Mal wieder so richtig schlemmen«
    – »Cocktails schlürfen«

  7. Sebas meint:

    Meine Liste wird angeführt von “… öffnet Ihre (wahlweise seine) Pforten. Sowie jegliche Entmenschlichung von Entscheidungen (Die Polizei verbietet, die Kommune eröffnet, die Messe verkündet – als ob Institutionen etwas tun könnten).

  8. Lila meint:

    Unsere Lokalzeitung hiess auch Volkszeitung, aber in Fraktur. Ich habe jahrelang immer “Dolkszeitung” gelesen.

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