Der dünne Herr Lagerfeld
Montag, 15. November 2004 um 16:42Dass jemand, der Jahrzehnte seine Lebens in leiblichen Genüssen geschwelgt hat, an einen Punkt kommt, an dem er sich sicher ist, dass es nichts mehr gibt, was seinen Sinnen einen neuen Reiz bieten kann. Dass dieser jemand nun das physische Schwelgen darin sucht, sich leiblichen Genüssen völlig zu verweigern – kann ich verstehen.
Dennoch hoffe ich, dass ich niemals an diesen Punkt komme.
die Kaltmamsell11 Kommentare zu „Der dünne Herr Lagerfeld“
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15. November 2004 um 18:45
Das ist wohl nicht ein Punkt im Lebenszyklus, sondern eher eine psychische Auffälligkeit.
Im übrigen: Wer befriedigt ist, dass Leute sich um ein T-Shirt mit dem eigenen Konterfei kloppen, der sollte für niemanden ein Vorbild für die mentale Verfassung sein.
15. November 2004 um 21:40
Heißt das, ich werde auf den Kid37-T-Shirts sitzen bleiben?
15. November 2004 um 22:57
Und zum billigen Jakob wird er jetzt auch noch…
15. November 2004 um 23:06
ich find das okay, wer sein leben lang ausgemergelte Frauen über den laufsteg schickt, soll auch ein bißchen hungern :-)
16. November 2004 um 7:10
Marion, eben nicht nur. Ich kann mich an eine Geschichte vor Jahren in einer Frauenzeitschrift erinnern, in der sie Marianne Sägebrecht zu den damals berühmtesten Couturiers von Paris schickten.Sie sollten Frau Sägebrecht festlich einkleiden.
Alle Modeschöpfer versteckten die dicke Frau in wallenden Stoffmassen – bis auf einen. Karl Lagerfeld schneiderte ihr blutroten Seidentaft auf den Leib, jede Rundung sinnlich betonend, und sagte laut Bildtext: “Zeig, was du hast!” Seither hatte er eigentlich einen Stein bei mir im Brett.
16. November 2004 um 13:59
In Interviews habe ich bislang viele (lebens-)kluge Sätze von ihm gehört. Nicht nur, daß er immer vorher ißt, bevor er auf eine Abendveranstaltung geht (mach’ ich auch), er gibt auch an, mehr Papier zu besitzen als er im Leben noch vollschreiben kann. Gutes Papier besäße man nie genug. Das finde ich auch.
16. November 2004 um 19:12
Ohne persönlich zu werden: Vor Veranstaltungen zu essen ist ein Studententipp, um nicht so viel Geld los zu werden. Die Landjugend bei uns nennt das in flüssiger Form: Vorglühen. Eher banal. Und – Genug gutes Papier im Schrank zu haben, wer darauf steht. Aber mehr Papier zu besitzen, als er im Leben vollschreiben kann, erinnert mich ein wenig an die Wohnung älterer Leute, die dennen vor Sammelleidenschaft die Decke einbricht. Die haben auch Gründe dafür, wenn man sie fragt.
Meine persönliche Meinung: Lagerfeld ist als Modedesigner sicher spitze und kann auf ein grandioses Lebenswerk zurück blicken. Aber als Person ist er fragwürdig. Und das hat nichts mit Genie und Wahn zu tun. Es gibt kreative Genies, die auch sonst Vorbildhaft handeln. Ich finde Lagerfeld auch gut: Seinen Zopf, habe ich auch schon immer und immer noch (mit 42).
16. November 2004 um 20:54
Vor Veranstaltungen zu essen ist ein Studententipp, um nicht so viel Geld los zu werden. Wo verkehren Sie denn? Wenn ich abends irgendwo eingeladen werde, muß ich doch nicht zahlen. Oder wie halten Sie es, wenn Sie Gäste empfangen? Ich glaube, Sie haben da die falsche Assoziation zu “Abendveranstaltung”. ;-)
16. November 2004 um 23:18
Ich denke, wenn Herr Lagerfeld bereits vor einer Veranstaltung etwas isst, dann hat das andere Gründe als Sparsamkeit oder Geiz. Vielleicht möchte er sich nicht ins Gedränge stürzen. Oder er misstraut der Qualität des Essens. Vielleicht genießt er lieber ganz in Ruhe.
16. November 2004 um 23:28
Vielleicht hält es Karl Lagerfeld mit Lord Henry aus Oscar Wildes “The Picture of Dorian Gray”:
“I adore simple pleasures,” said Lord Henry. “They are the last refuge of the complex …”
17. November 2004 um 0:12
Oder er misstraut der Qualität des Essens.
Das war seine Begründung. (“Man weiß doch nie, was es gibt.”) Es waren wohl auch mehr gesundheitliche, denn etwaige “elitäre” Apsekte gemeint. So kam es bei mir jedenfalls an. Beim Thema Papier wollte er sich nicht als Messie, sondern als Aficionado zu erkennen geben. Da ich selber (gutes) Papier liebe, kann ich das verstehen. ;-)