Archiv für Januar 2005

„Nach einer wahren Geschichte“

Sonntag, 23. Januar 2005

Ich habe gelernt vorsichtig zu werden, wenn ein Film mit „nach einer wahren Geschichte“ angekündigt wird. Mein Problem, vor allem mit Biopics: Keiner gibt sich Mühe, eine gute Geschichte zu erzählen oder plausible Charaktere zu zeichnen. Authentizität, das scheint die Übereinkunft, rechtfertigt alles. Der Handlung fehlt jegliche Spannung? Aber so war es doch wirklich! Eine Nebenfigur wirkt grotesk überzeichnet? Aber so war sie doch wirklich!
(John Irving schreibt, dass er diese Erfahrung als Dozent von Creative Writing machte: Studenten verteidigten die kritisierten Mängel ihrer Kurzgeschichte regelmäßig mit „but that’s how it happened!“.)

Verfilmte Lebensgeschichten haben immer etwas Didaktisches: Wir Zuschauer sollen etwas über die dargestellte Person lernen. Da gab es einen Menschen, der so interessant war, dass ein Schauspieler sein Leben nachspielt. Eine seltsame Prämisse, die bei mir noch nie funktioniert hat. Ich weiß, dass auch eine Dokumentation über diesen Menschen immer ein Konstrukt ist, aber damit fühle ich mich wohler.

Nein, The Aviator fand ich nicht besonders. Sehenswert ist er trotzdem, denn die meisten Schauspieler sind atemberaubend gut. Mein Favorit: Alan Alda, der mit seinem netten, lieben Gesicht durch und durch überzeugend ein korruptes Arschloch spielt.

Moderne Klopädagogik

Freitag, 21. Januar 2005

Auf der Innenseite einer einzigen Damenklotür:

„Bitte vor Verlassen der Toilette bitte spülen!“

„ Die Klobürste ist nicht zur Zierde und nicht nur für die Putzfrau da, sondern bei ‚Notwendigkeit’ zu benutzen!“

„Bitte in den kalten Wintermonaten nach kurzem Lüften und Händewaschen das Fenster wieder schließen! Der Nächste dankt es Ihnen“

Wer bietet mehr?

Das Mahlzeit-Maschinchen

Donnerstag, 20. Januar 2005

Herr kid37 hat die Geschichte eines wundervollen kleinen Automaten gefunden. Ich schätze mich glücklich, eine ähnlich sinnfreie und hinreißende Erfindung persönlich in Händen gehabt zu haben:

Eine Freundin von mir hatte vor vielen Jahren ein „Mahlzeit-Maschinchen“. Ihr Kusin, Techniker in einem Teilchenbeschleuniger (wir sagten immer Schleunchenbeteiliger, hihihi), hatte ihr ein metallenes Kästchen in Größe und Form eines Federmäppchens gebastelt. An einer kurzen Schmalseite waren drei Knöpfe zum Drücken und ein Regler zum Drehen angebracht. Wenn man den ersten Knopf drückte, sagte die Maschine mit einer Männerstimme „Mahlzeit“, beim Druck auf die anderen beiden ertönte herzhaft „Guten Morrrrgen“ oder ein hessisches „Hör ma uff“. Das Drehen des Reglers verstellte die Geschwindigkeit und damit die Tonhöhe. Sonst konnte das Maschinchen nichts.

Auch ihre Freunde spielten bei Besuchen gerne daran herum.

Auf meinem Weg in die Arbeit – 13:
Der Bub, der die Welt nicht sehen wollte

Mittwoch, 19. Januar 2005

Ich hatte ihn schon lange nicht mehr getroffen, auf dem Weg durch die kleine Grünanlage vor der Fabrik: den Buben, der die Welt nicht sehen wollte. Er war mir immer mit langsamen Schritten entgegen gekommen, Schulranzen auf dem Rücken. Bereits in die Höhe geschossen und entsprechend ungelenk, vermutlich um die 13 Jahre alt. Seinen Kopf hatte er ganz tief gesenkt, so dass sein Blick auf den obersten Knopf seiner Jacke fallen musste und er den Weg vor ihm nur am Rand des Sehfeldes wahrnehmen konnte. Zusätzlich hatte er immer beide Hände vor sein Gesicht oder als Schirm über die Stirn gelegt. Hinter der Wand aus Händen war dabei singendes Gemurmel zu hören, im Rhythmus seiner Schritte.

Und so hätte ich ihn heute auch fast nicht erkannt. Er sprach zwar immer noch mit sich oder einem Wesen, das ich nicht sehen konnte. Doch er trug seinen Kopf erhoben, lächelte dabei breit und ließ die Arme beim Gehen locker mitschwingen. Ich hoffe, die Welt ist nett zu ihm.

Filme physikalisch

Dienstag, 18. Januar 2005

Nein, Spielfilme sollen nicht das wirkliche Leben abbilden. Das habe ich bereits außerhalb des Kinos, danke vielmals. Ein wenig suspension of disbelief, dann ist es auch in Ordnung, dass James Bond mit einem Schuss mehrere Bösewichte beseitigt, er selbst aber auch im dichtesten Kugelhagel unversehrt bleibt. Dass schöne Frauen perfekt frisiert aufwachen. Oder dass Explosionen im Weltall genauso Krach machen wie in der Erdatmosphäre. Die Meckerer, denen sauer aufstößt, dass Filmfiguren immer sofort einen Parkplatz finden, sollen bitteschön auf Tierdokumentationen umsteigen.

Dennoch ist es eine Freude, die üblichen Verstöße gegen die Gesetze der Physik in Filmen erklärt zu bekommen: movie physics.

via Heimchen

Learnings aus dem Moshammer-Mord

Montag, 17. Januar 2005

e) wenn stricher behaupten, ihnen wären zweitausend euro versprochen worden, dann stimmt das auch. der schwule straßenstrich ist nämlich bekanntermaßen zwanzig mal so teuer wie der heterosexuelle.

Malorama schreibt auf, „was Sie schon immer über homosexualität wissen wollten“.

Englischer Garten im Januar

Sonntag, 16. Januar 2005

Sie lieben ihren Englischen Garten, die Münchner. Am Chinesischen Turm gibt es auch im Januar Buden mit Speisen und Getränken, auf dem Foto sieht man, dass das Seehaus dicht von Menschen belagert ist.

Doch ich schien die einzige zu sein, der auffiel, dass es einen neuen Herrscher über den Englischen Garten gibt: SUPERMOLE!
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