Archiv für Januar 2005

Jetzt Fotos schauen

Dienstag, 11. Januar 2005

the frank ist zurück. Hingehen, Fotos schauen. Nicht vergessen, nach hinten zu blättern. (Ich glaube, am liebsten mag ich den Hotelflur. Und die Jugend vorm Greco – Leute schauen Bilder an ist eh ein Lieblingssujet.)

Rübergekommen

Dienstag, 11. Januar 2005

Die ersten Arbeitstage im neuen Jahr. Man wünscht sich gegenseitig ein gutes neues, gerne verbunden mit der Frage: „Und, gut rübergekommen?“

Diese Frage ist doch eigentlich seltsam. Zwar vermute ich, dass das die nächste Ableitungsstufe des falsch verstandenen „Guten Rutsch!“ ist (was eigentlich vom jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashanah kommt und als „Guten Rosh!“ angefangen hat). Doch wonach wird da eigentlich gefragt? Gibt es dann doch die Möglichkeit, nicht ins aktuelle Jahr zu gelangen? Ich stelle mir eine verschwommene Figur vor, die in mittlerer Entfernung hinter einer Art Folie steht, mit beiden Armen winkt und ruft: „Hilfe, ich komme nicht aus 2004 raus!“ Woraufhin jemand beherzt nach der Zeitaxt greift, die Folie durchschlägt und die Person ins neue Jahr zieht.

Dann wiederum fiel mir die Möglichkeit ein, die Frage könnte dazu auffordern, von der jüngsten Silvesterfeier zu berichten. Also habe ich es probiert: Nein, das interessierte den Frager ganz offensichtlich nicht.

Ich sehe mich schon ein weiteres Kapitel der Besserwisserei aufmachen, gleich hinter „Schwarz ist keine Farbe“ und „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“: Indem ich künftig auf „Und, gut rübergekommen?“ mit „Eigentlich nicht, ich saß noch bis 3. Januar im alten Jahr fest“ reagiere. Hahaha.

Tanzbein, geschwungen

Montag, 10. Januar 2005

Warum nicht ein gemeinsamer Tanzkurs? Meine abgebrochene Turniertanz-Laufbahn liegt 20 Jahre zurück, der Mitbewohner hat vor acht Jahren zwei Kurse gemacht – unser Können dürfte sich nivelliert haben. Wir tanzen beide gerne und bei den seltenen Gelegenheiten (ausgerechnet Hochzeiten) gerne miteinander.

Auf der Suche nach einer Tanzschule in der Nähe stellte ich fest, dass wir praktisch mitten in der Münchner Tanzschul-Hochburg leben. Die verstorbene Tante des Mitbewohners (die erste Augsburger Schönheitskönigin nach dem Krieg, später durch ein erfolgreiches Bekleidungsunternehmen in Berlin zu Neureichtum gekommen – andere Geschichte) war eng befreundet mit dem Inhaber der Tanzschule im Deutschen Theater (und reiste immer zum Oktoberfest-Umzug an, den man von den Fenstern dieser Tanzschule aus hervorragend verfolgen kann). Deshalb und weil es gar so schön altmodisch wirkt, wählten wir dieses Etablissement.

Natürlich hatten wir beide vorher unsere Ängste: Der Mitbewohner, er könnte sich nicht mehr an die Grundschritte erinnern; ich, dass ich die dickste Frau im Kurs sein würde. Recht hatte nur ich. Und dann begannen wir 28 Teilnehmer des Kurses „Aufsteiger 1 (Paare)“ auch noch mit Jive (für Laien: ein Tanz, der dem Speck durch Tempo und Bewegungsreichtum viel Gelegenheit zum Schwabbeln gibt). Die zahlreichen bösen Spiegel des Saales machten mir klar, dass ich in engem Shirt und Tüftelimüfteli-Röckerl wie ein Nilpferd aussah. Zumindest wie ein außerordentlich leichtfüßiges und beschwingtes Nilpferd. Allerdings ein bald heftig schwitzendes, leichtfüßiges und beschwingtes Nilpferd.

Die anderen Paare deckten alle Altersstufen von 20 bis 75 ab sowie das gesamte Spektrum an Rhythmusgefühl und Psychomotorik. Großen Respekt forderte mir die Dame mittleren Alters ab, die die 90 Minuten des Kurses in gut eingelaufenen Ugg-Boots bestritt. Ganz offensichtlich liebte sie die Felltreter sehr, denn sie wandte ihren Blick praktisch nie von ihnen ab. Gleich an nächster Stelle der Respektsleiter kam das kräftige Paar Anfang 20, das zum Tanzen moderne Wanderschuhe trug.

Der Tanzlehrer sah aus wie ein BWL-Student aus den 80ern. Da ich in meiner Jugend nur hochkorrekte Tanzlehrer mit weltläufigem Charme kennengelernt hatte, irritierten mich seine flapsige Haltung und die launigen Sprüche ein wenig. „Dann lassen wir die Dame durchdrehen“ brachte er drei Mal; vermutlich hatten wir zu leise gelacht.

Wir tanzten nach dem Jive noch Cha-cha, Rumba, Foxtrott und hatten beide mordsmäßig Spaß. Mein Herr erwies sich als charmanter Plauderer mit unerschütterlichem Rhythmusgefühl, zudem haben wir nunmal keine Scheu, uns nahe zu kommen (gerade bei Standardtänzen ist das aufgrund der Hebel- und Fliehkräfte ein enormer Vorteil).

Allerdings machen wir uns keine Illusionen: Um einen Ehestreit werden wir im Rahmen des Tanzkurses nicht herumkommen. Der ist so unvermeidlich, dass die Tanzschule ihn in die FAQ-Liste aufgenommen hat.
Dafür habe ich mir bereits eigens Übungssätze bereit gelegt, um die ich mich sonst drücke:
„Immer machst du…“
„Nie willst du…“
„Kannst du vielleicht EINMAL…“
„Immer muss ich…“
„Hör doch endlich auf, ständig…“
Jetzt noch die beleidigte und die eingeschnappte Miene trainieren, dann bin ich gewappnet.

Simple pleasures, simple peeves

Sonntag, 9. Januar 2005

Ich habe da so ein Body-Peeling mit Zucker als Rubbelkörnern. Es ist immer wieder lustig, wie sich beim Einreiben unter der Dusche innerhalb einer Minute die Körnchen einfach auflösen.

Frisch gepeelt und gecremt wollte ich den Christbaum zur entsprechenden Abgabestelle schleifen. Vorsichtshalber sah ich im Internet nach, ob der nächstgelegene Ort derselbe ist wie vergangenes Jahr. Ist er, nur dass es feste Abgabezeiten gibt: vom morgigen Montag bis zum nächsten Donnerstag, jeweils 8 bis 17 Uhr. Also in der Hauptarbeitszeit. Wie stellt sich die Stadt München das wohl vor? Dass berufstätige Christbaumabgeber einen halben Tag Urlaub nehmen?

Jamba – meine Bröcklein Info

Samstag, 8. Januar 2005

Die neunjährige Tochter eines Bekannten sprang vor einiger Zeit auf das aggressiv beworbene Jamba-Angebot auf. Nachdem ich ihn auf die einschlägigen Blog-Informationen zu dieser Firma hingewiesen hatte, schrieb der Bekannte mit Anwaltstitel im Briefkopf an Jamba, dass seine Tochter noch nicht geschäftsfähig sei; der Vertrag zwischen ihr und dem Unternehmen sei damit nicht rechtsgültig.

Interessant ist nun die Antwort des Unternehmens: Aus „Kulanz“ werde der Vertrag als nichtig betrachtet. Allerdings habe der BGH entschieden, dass bei Veträgen über geringe Geldbeträge (ich glaube bis acht Euro Wert) mit nicht geschäftsfähigen alle Klagen wegen Geringfügigkeit abgelehnt würden.

Wäre man ein Schelm, könnte man annehmen, dass Jamba ein ganzes Geschäftsmodell von vorneherein auf diesem BGH-Bescheid gründet. Wäre man ein Schelm

(Keine Garantie für korrekte Verwendung der juristischen Fachbegriffe.)

Friday Five: Kindheitsgeschichten

Samstag, 8. Januar 2005

via Anke

1) What’s one of the funniest things that you ever did as a kid? How old were you? Do you actually remember doing it? Do your parents/relatives still tell stories about it?

Meine Mutter berichtete: Mich konnte sie schon als sehr kleines Kind gut allein lassen. Wenn sie also schnell einkaufen gehen wollte, sagte sie mir das und ging. Vorher schob sie mein Kinderstühlchen ans Küchenfenster der Erdgeschoß-Wohnung und wies mich an, nach ihr Ausschau zu halten. Eines Tages kam sie von diesem Einkauf zurück und entdeckte, dass ich das Stühlchen dazu genutzt hatte, ans Gewürzregal zu klettern. Nacheinander hatte ich alle Gewürzgläser geöffnet und entleert. Sie fand mich auf der Arbeitsfläche sitzend, Currypulver auf der Nase, Zimt im Haar, sehr gut gelaunt. Ich sah so lustig aus, dass sie es nicht fertig brachte zu schimpfen.
Nein, ich erinnere mich nicht daran. Ich erinnere mich ohnehin an kaum etwas aus meiner Kindheit. Aber Spaß habe ich schon immer gerne gemacht. Woran ich mich erinnern kann: Ein Nachbarsmädchen einer Kindergartenfreundin lud mich zu ihrer Geburtstagsfeier ein, obwohl ich mit ihr eigentlich nie etwas zu tun hatte. Ihre Begründung: Du bist immer so lustig.

Kindergeschichten über mich erzählen meine Eltern schon lange nicht mehr. Seit mein Vater Opa geworden ist, fängt er allerdings wieder damit an; erfreulicherweise nicht nur von meiner Bockigkeit und Renitenz wie früher, sondern auch nette Erinnerungen.

2) How would you describe yourself as a child? Extroverted or introverted? Creative? Hyper? Quiet? Compare that with your personality today. Are you still that way, for the most part?

Vorlaut, wissbegierig, altklug, siebengescheit, besserwisserisch, definitiv extrovertiert. Ein unerträgliches Kind. Misstrauisch macht mich nur, dass ich dieses Bild von mir als Kind erst seit ein paar Jahren habe.

Ab der Grundschulzeit war ich ein lautes, extrovertiertes Kind mit Hang zum Rückzug ins Lesen. Das hing aber damit zusammen, dass wir von dem Wohnblock voller Kinder wegzogen in einen Wohnblock voll Senioren.

Der Hang zum Rückzug hat mit den Jahren die Extrovertiertheit überlagert. Das merkt allerdings niemand, der auf mich trifft, da ich in Gesellschaft weiterhin vorlaut, wissbegierig, altklug, siebengescheit und besserwisserisch bin. Ich habe lediglich die Gelegenheiten dafür massiv reduziert.

3) What were some of your favorite childhood toys? Do you still have any of them? What do you think of the toys that children are playing with nowadays?

Am liebsten spielte ich mit anderen Kindern, meist draußen: Vater-Mutter-Kind (aus frisch gemähtem Gras formten wir den Grundriss der Wohnung), Schloss und Prinzessin, Schiff (zwei Nachbarsschwestern hatten ein Stockbett, mit dem das hervorragend ging) – irgendwelche Szenarien halt, gerne mit Verkleidung.
Später dasselbe mit Barbie-Puppen.

Heutiges Kinderspielzeug kenne ich nur aus der vorweihnachtlichen Werbung (Plastikkram, den schon meine Eltern mir nicht kauften) und von meinen Kleinstneffen: keine großen Sprünge. Beim Thema Computerspiele / Gameboys funktionieren meine bildungsbürgerlichen Reflexe: Teufelswerk! Verdummung! Kulturuntergang! Nach Zuschalten der Vernunft schätze ich aber, dass das lediglich eine Weiterentwicklung ist, ja mei.

4) Do you feel that you get along well with children? Why/why not? Are you around them quite a bit? Are there any particular age groups that you get along especially well with?

Ich mag Kinder nicht. Noch nie. Sie sind mir fremd auf eine unsympathische Weise, vermutlich weil ich sie in erster Linie als Mitmenschen sehe. Mir fehlt der süüüüß!-Reflex bei Kindern völlig, den zum Beispiel Hunde oder Meerschweinchen sehr wohl auslösen können.
Deshalb meide ich Kinder; meist geht das von allein, nur selten muss ich richtig fliehen (zum Beispiel im Zug, wenn Kleinkinder an mir oder meiner Zeitung herumfingern).

5) Did you like school when you were a kid? Were you involved with any sports, extracurricular activities, etc. as a child? Did you make pretty good grades, and did you like your teachers?

Meine Gefühle für die Schule waren mal so, mal so; nie aber habe ich Schule gehasst. Ich nahm die Schule sehr ernst und fühlte mich oft durch Unterricht bereichert, viele Lehrer prägten mich nachhaltig (nur mit einem geriet ich so richtig aneinander). Vermutlich hätte ich noch viel mehr für mich rausgeholt, wenn meine Eltern nicht solch ein Tamtam um schulische Leistungen gemacht hätten: Der Neigungswinkel des Haussegens hing ausschließlich von meinen Noten ab. Im Nachhinein betrachtet waren meine gymnasialen Zensuren immer leicht überdurchschnittlich, doch da alles außer Bestnoten Repressalien zur Folge hatte (Leseverbot, Stubenarrest, Ausgehverbot, Fernsehverbot), hielt ich mich für eine schlechte Schülerin.

Sport: Mit 11, 12 war ich im Turnverein, ließ mich aber durch meine mangelnde Begabung schnell frustrieren. Mit 15 bis 18 Paartanz.
Musik: Drei Jahre Blockflötenunterricht, neun Jahre Querflöte, mit letzterem spielte ich auch in Orchestern und Holzbläserquintetten. Drei Jahre in einem semiprofessionellen Jugendchor.

Alles über den Ami – nicht

Freitag, 7. Januar 2005

Die Geschichte von der Amerikanerin, die McDonalds verklagte, weil sie sich mit dem dortigen Kaffee verbrannt hatte? Und Hundertausende Dollar Schmerzensgeld bekam? Kennen wir doch, gell, typisch Amis: Zu blöd zum Kaffeetrinken und dann aus den Großunternehmen abzocken, was nur irgendwie geht. Pah!

Bloß – dass das gar nicht so war. Herr Faustus schaut genauer hin und berichtet:

that McDonald’s kept its coffee more than fifty degrees hotter than normal home coffee, that they had received over 700 complaints about their coffee’s burning people in the ten years before the lawsuit, that Ms. Liebeck suffered third-degree burns for which she was in the hospital for eight days and had to get skin grafts, that the car wasn’t moving when she opened the coffee, that she had tried to settle the case for $20,000 but McDonald’s had refused, and that McDonald’s own quality-assurance manager admitted on the stand that their coffee was unsafe to drink as served.

Näheres bei der Association of Trial Lawyers of America.

Neuer Vorsatz: Vor dem Mitblöken nachfragen.